Folge 2.10 – Englische Braumethoden und Brautraditionen mit Christoph Riedel – Brautag
Kurzbeschreibung der Folge
In dieser Folge des Brautag Podcasts tauchen wir tief in die britische Biergeschichte ein und widmen uns zwei der faszinierendsten und gleichzeitig am wenigsten verstandenen Braumethoden: dem Burton Union System und dem Party-Gyle-Verfahren. Gemeinsam mit unserem Gast Christoph Riedel, bekannt für seine fundierte Auseinandersetzung mit englischen Bierstilen und historischen Brautechniken, beleuchten wir Ursprung, Funktionsweise und sensorische Auswirkungen dieser Verfahren.
Wir starten mit einem historischen Überblick zur Industrialisierung des Brauwesens im viktorianischen England und erklären, warum Burton-upon-Trent über Jahrzehnte als Epizentrum moderner Bierproduktion galt. Das Burton Union System betrachten wir dabei nicht nur als technische Kuriosität, sondern als frühe Form von Prozessoptimierung: bessere Hygiene, kontrollierte Hefevermehrung, reproduzierbare Ergebnisse und ein prägender Einfluss auf Aromatik, Bittere und Mundgefühl klassischer IPAs.
Anhand konkreter Beispiele – darunter ein heute noch im Burton Union vergorenes IPA der Thornbridge Brewery – verknüpfen wir Theorie mit Praxis. Wir diskutieren, wie Hefeernte, Sauerstoffeintrag und das gezielte Entfernen von Hopfenharzen das Bierprofil beeinflussen und warum diese Systeme zwar sensorisch spannend, wirtschaftlich jedoch kaum noch tragfähig sind.
Im zweiten großen Themenblock widmen wir uns dem Party-Gyle-Brauen, einer jahrhundertealten Methode zur effizienten Nutzung von Malz. Wir erklären, wie aus einer einzigen Maische mehrere Würzen mit unterschiedlicher Stammwürze entstehen und daraus Biere verschiedener Stärke gebraut oder verschitten werden. Christoph gibt dabei detaillierte Einblicke in seine eigenen Party-Gyle-Sude, beschreibt Setups, Rastführungen, Läutertechniken und zeigt, wie sich mit wenigen Brautagen eine enorme Bier-Vielfalt erzeugen lässt.
Begleitet wird die Folge von einer ausführlichen Bierverkostung, unter anderem eines Session New England IPAs, eines Union-IPAs und weiterer Party-Gyle-Biere. Sensorische Eindrücke werden dabei immer wieder mit Braumethode, Wasserprofil, Hopfenauswahl und Hefeverhalten verknüpft.
Key-Takeaways
- Wir erklären Funktionsweise und Vorteile des Burton Union Systems
- Historische Brautechnik beeinflusst Aromatik und Bitterprofil deutlich
- Party-Gyle ermöglicht mehrere Biere aus einem einzigen Brautag
- Hefevermehrung ist ein zentraler Aromatreiber
- Sauerstoff spielt bei britischen Hefen eine entscheidende Rolle
- Moderne IPAs unterscheiden sich stark von historischen Vorbildern
- Effizienz war ein Hauptgrund für britische Brauinnovationen
- Party-Gyle eignet sich auch für kleine Hobbybrau-Setups
- Biergeschichte erklärt viele heutige Stilmerkmale
- Alte Methoden sind auch heute sensorisch hochrelevant
Quellen
[1] Zitat, Artikel „Eine Lobrede auf das letzte Burton Union System“
https://www.beervanablog.com/beervana/2024/1/31/eulogy-for-the-last-union-set
[2] Ale vs. Beer
The long battle between ale and beer
https://zythophile.co.uk/2009/12/14/the-long-battle-between-ale-and-beer/
Shakespeare on Beer vs Ale
https://zythophile.co.uk/2014/02/12/why-shakespeare-liked-ale-but-didnt-like-beer/
[3] Bitter vs. IPA
– https://beerandbrewing.com/flavor-fever-the-misunderstood-glory-of-bitter/
[4] Parti Gyle
Riedel, Christoph (2023), The British Pint → Praktische Demonstration des Parti-Gyle-Verfahrens im Heimbraukontext.
https://www.youtube.com/watch?v=rH9_FMUY9_E
Pattinson, Ron – Parti Gyle
Debunking the Myths, Zymurgy 2014
[5] Detaillierter Artikel über Burton Unions
https://breweryhistory.com/journal/archive/129/Burton%20unions.pdf
[6] Yorkshire Square in Action
https://www.youtube.com/watch?v=e7NjFhxG5wM&pp=ygUXYmxhY2sgc2hlZXAgYmVzdCBiaXR0ZXI%3D
Brautag - Podcast 
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