2.KB06 – „Tree House Brewing: Vom Heimbrauen zum Kultstatus“ 

   

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Paul Leidenschaft, Wissen, Bier. Willkommen bei Brautag, dem Podcast über Bier und Braukunst. Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge Kurz und Bierig. Heute nehmen wir euch mit auf die Reise durch die faszinierende Geschichte der Tree House Brewing Company. 

Flo Und als besonderes Highlight verkosten wir zwei ihrer bekanntesten Biere und auch gleichzeitig ihrer Core-Range, nämlich den Julius und den King Julius. Und hier, wie schon mal in der Folge, geht ein besonderes Dankeschön raus an meinen Bier-Dealers des Vertrauens, den Phil, der uns die schönen, hübschen Dosen herangeschafft hat. 

Paul Alles begann 2008 in Ware, Massachusetts, als sich Nate Lainer, Damien Goudreau und Dean Rowan am Wochenende trafen, um Bier zu brauen und irgendwie auch Musik zu machen. 

Flo Klingt ja geil, würde ich sagen. 2011 zog dann die Gruppe in eine Scheune auf Damiens neuem Grundstück in Brimfield, ursprünglich als Werkstatt für Motorräder gedacht, was dann relativ schnell zu einer Braustätte wurde. 

Paul Die Brauerei wuchs schnell. Sie produzierte anfangs für Freunde, aber die Qualität ihrer Biere sprach sich rum. Und ja, Flo, du sagst es ja immer so, wenn man Bier braut, hat man viele Freunde. Und es kamen immer mehr Leute vorbei, um die Biere zu probieren. 

Flo Und besonders ihr Julius IPA, das wurde schnell ein Hit und zog am Wochenende Bierliebhaber aus der ganzen Region quasi förmlich an. 

Paul Tree House expandierte 2013 nach Munson und schließlich 2017 nach Charlton, wo sie eine hochmoderne Brauerei eröffneten. Und der Erfolg zwang sie, Limits für den Bierverkauf festzulegen, um allen Kunden auch wirklich gerecht werden zu können. 

Flo Mit ihrem Fokus auf frisches, vor Ort verkauftes Bier, gepaart mit innovativen Rezepten, wurde Tree House zu einer der gefragtesten Brauereien in den USA. 

Paul Die Julius-Familie besteht aus mehreren Variationen. Julius, das ist das Flagship-IPA. JJJJuliusss ist ein extra gehopftes Bier. Keine Angst, das spricht man tatsächlich so aus. Und dann gibt es noch den King Julius, also ein Double IPA und den King JJJuliusss, ein extra gehopftes Double IPA. 

Flo Geiler Name, würde ich sagen. Interessant ist, dass Tree House ihre Biere wie den Julius und den King Julius und die anderen, die ich euch nochmal erspare, der Paul gesagt hat, nicht als New England IPAs bezeichnet, sondern für Tree House sind es Tree House IPAs. Und jeder, der so ein Bier mal getrunken hat, der wird es nachvollziehen können, denn die haben irgendwie eine eigene Charakteristik, die sich von allen anderen New England IPAs unterscheidet. Und dafür liebe ich sie. Und ja, irgendwo zahlt sich das auch aus, weil auf Untappd oder laut Untappd ist insbesondere der King JJJuliusss, das darf ich auch nochmal, das bestbewerteste IPA über alle IPA-Stärkeklassen der Welt mit einem Rating von 4,68 von 5 bei fast 40.000 Bewertungen. Also das ist eine Hausnummer, das will was sagen. 

Und die anderen Julius-Variationen und andere Tree House-Biere, alle hopfenbetonte Biere von denen, die reihen sich da sozusagen irgendwo ein. Und schauen wir mal, ob das so ist. Schenken wir uns die Dinger ein. 

Paul Ja, wir schnappen uns als erstes das Julius, also eigentlich das Flagship-Bier, das auch was wirklich Bekanntes ist, also was man auf jeden Fall mal irgendwie gehört hat. Ist schon wieder geil, das. Wenn ich auch sehe, ich bin ja Füll-Romantiker, wenn ich sehe, wie voll diese Dosen sind, da bin ich ja einfach nur, die haben mir den Prozess im Griff, alles schön.  

Das läuft auch schon saftig rein, das läuft saftig rein, schau dir das an. 

Flo Ja, und bei mir erstrahlt sogar das Ganze in einem Tree House-Glas ein Traum. 

Paul Prost! Aber gucken wir es uns erst mal an. Hier haben wir wirklich eine richtig intensive Trübe, also so eine Blickdicht quasi. 

Flo Das ist opak, absolut, feinporiger Schaum, auch ultra stabil. 

Paul Ja, und wirklich auch, also genau, wieder diese Fruchtigkeit, das ist halt so intensiv, so krass. 

Flo Aber ich durfte schon viele Tree House-Biere trinken und wenn man da rein riecht, du erkennst, dass es ein Tree House ist. Die haben so eine Signature da drin, fällt mir auch schwierig, die zu beschreiben. Ich finde es irgendwie so orangenlastig.  

Paul Extrem. Nicht zitrisch, sondern wirklich explizit orange.  

Flo Explizit orange, aber auch irgendwie so Candy-orangenmäßig verpackt. 

Paul Ja, okay. Ja, gehe ich mit. Also als wenn du so ein Punica-Orange trinkst. 

Flo Ja, Punica-Orange, das trifft es eigentlich auf den Punkt. Und das halt in einem New England IPA, Tree House-IPA-Gewand, was beim Trinken einfach Lust macht, das Ding zu trinken. 

Paul Boah, okay. Bisschen anders noch als erwartet. Du durftest ja schon. Ich bin jetzt gerade wieder das erste Mal live dabei, oder ihr seid live dabei. Ich finde, es hat nicht diese erwartete Mastigkeit, mastige Süße, dieses Vollmundige und so auf die Zunge legende, sondern es ist nicht schlank, aber nicht so krass. Und diese Fruchtigkeit, die wir gerade errochen haben, also dieses Orangige, dieses Zitrische, dieses fruchtig-leichte, frische. Das hast du voll im Geschmack wieder. Also es ist voll da. 

Flo Brutal, mega intensiv. Und für mich ist es auch, ich würde es nicht nur auf den Hopfen schieben, sagen wir mal so, diese ganze Aromatik. Es wirkt so, wie da die Hefe einen ganz entscheidenden Punkt mitspielt bei der Gesamtaromatik. 

Paul Weil die Fruchtigkeit auch eine ganz andere ist als bei vielen New England und IPAs, die wir so kennen.  

Flo Ja, richtig. Es ist anders. Du hast keinerlei Hopburn, du hast keinerlei Störgeräusche. Trotzdem hast du aber eine prominente Bittere, die das Ganze ausbalanciert und ausgleicht. 

Und ist einfach in sich super schön. Also rund, mega rund, süffig. Das ist auch ein Bier, wenn du es verkostest, wie er gerade merkt, ein paar Minuten darüber erzählen könntest. 

Paul Aber du kannst es auch nebenbei trinken und über irgendetwas anderes erzählen. Ja, richtig. Das ist absolut cool. Vielleicht nochmal der Vollständigkeit halber, 6,8 Umdrehungen, über die wir hier sprechen, also das darf man auch immer nicht vergessen. Also ist natürlich wichtig, Alkohol, irgendwie ein Geschmackstransporteur ist wichtig in solchen Bieren. Aber gleichzeitig auch wunderbar eingebunden. 

Flo Ja, so? 

Paul Bier Flo. 

Flo Und weil der Julius so schön war, dann schauen wir uns natürlich noch den King Julius an. Legen wir da jetzt eine Schippe drauf? Ah, hoffentlich. Du hast es ja schon erklärt. 

Paul Ich weiß nicht, wie das gehen soll, aber auch wunderbar gefüllt. 

Flo Ja, ein Traum. Oh ja, okay. 

Paul Das sieht aber nochmal ganz anders aus. 

Flo Ja, hat der King mehr zu bieten, aber es ist ja auch ein Double. 

Paul Boah, ich habe gerade schon gesagt, dass es blickdicht ist. Was ist das denn hier? Also, das ist wirklich… Ja, also das ist Saft. 

Flo Ja, das trifft es am ehesten. Also richtig saftig, juicy. Das sieht aus wie O-Saft mit ein bisschen Spritzer Maracujasaft oder so. 

Paul Ja. 

Flo Aber riecht es auch so? 

Paul Es riecht tatsächlich tropisch-fruchtig, aber ich habe auch wieder so eine Orangigkeit. Vorhin haben wir nochmal ganz kurz gehört, als wir hier mal kurz eine Pause gemacht haben. So transparent dürfen wir sein. Mandarine finde ich auch in dem Zusammenhang gut. 

Flo Finde ich fast passender als Orange. Und es hat auch am Ende so eine leichte Würzigkeit, die kommt, finde ich. 

Paul Dürfen wir jetzt einen Schluck trinken? Schon, oder? 

Flo Sei erlaubt. 

Paul Es ist soweit. 

Flo Cheers. 

Paul Also, was mir als erstes auffällt, mal ganz kurz den Geschmack ausprobieren. Es läuft ein bisschen anders über die Zunge. 

Flo Dickflüssiger. 

Paul Dickflüssiger, macht sich viel mehr breit. Das hast du schon mal auf jeden Fall gesagt. 

Flo Aber krass, schon alleine die Textur von den Bieren. Beim ersten habe ich schon gedacht und hier kommt es noch viel mehr zur Geltung.  

Paul Wir haben eine Schippe draufgenäht. 

Flo Ist der Wahnsinn. Krass. Also, ich muss ehrlich gestehen, ich habe selten ein Bier getrunken, was so dickflüssig daherkommt. Aber in einem positiven Sinne, weil es irgendwie zu diesem Bier passt, zu diesem New England IPA. Es ist ein bisschen, gefühlt, niedriger karbonisiert als der Julius. Das wir da auch nochmal mit in die Karten spielen. Natürlich höhere Malzschüttung, weil stärker eingebraut und vielleicht durch die Parameter wirkt es so. Aber auch mega rund, smooth, keinerlei Bittere. 

Paul Also, ja, ich bin auch gerade ein bisschen baff. Genau das, was du sagst, Flo, ist einfach ein bisschen wahrscheinlich weniger karbonisiert. Läuft noch krasser über die Zunge. Was ich bei dem anderen aber gar nicht störend fand. Das hat auch gut gepasst. Hier jetzt ein anderes Bier im Glas. Auch wenn der Name sich quasi so ein bisschen geteilt wird. Ganz toll. Bittere. Das Zeug kannst du trinken. Das ist Wahnsinn. Da bleibt überhaupt nichts hängen. Du hast nur diese Fruchtigkeit, nur diese Aromen im Mund. Die legen sich auf die Zunge, die legen sich so leicht an einen Gaumen oben an. Aber ansonsten. 

Flo Aber beide Biere zeigen für mich, auch wenn die Bittere natürlich eine Nebenrolle spielt, wie es beim New England IPA richtig ist, es ist Bittere da, die dem Ganzen entgegensteht. Und das vermisse ich häufig. 

Paul Das ist, glaube ich, häufig das Problem, vor allen Dingen bei den Bieren, die wir hier so in unserem Breitengraten kaufen können. Ich glaube auch jetzt auch nach den Bieren wieder eine gewisse Bittere, die darf nicht zu ausgeprägt sein bei dem Stil, aber eine gewisse Bittere sollte vielleicht da sein, um einfach eine gewisse Balance zu schaffen. Das kann ich mir gut vorstellen. 

Flo So ist es, ja. Dann. Lecker war’s. 

Paul Und wir haben es ja jetzt ein paar Mal angesprochen, das Aroma ist irgendwie besonders. Und Analysen haben gezeigt, dass die verwendete Hefe von Tree House einzigartig ist und sich von anderen gängigen New England IPA Hefen unterscheidet. 

Flo Es gibt viele Vermutungen da draußen. Manche sagen, dass Tree House vermutlich eine Mischung aus unterschiedlichen Hefestämmen verwendet, um genau dieses charakteristische Aroma- und Geschmacksprofil erzeugen zu können, von dem wir die letzten Minuten geschwärmt haben. Und manche sind so weit gegangen, die haben sich Hefe gestriped von den Dosen, haben es untersucht und bringen das in Verbindung, dass vielleicht Tree House gewisse Mengen von WB06, also einer Weißbierhefe, und T58 in kleinen Dosiermengen, so Salt Bae mäßig, vermutlich vielleicht sogar nach der Hauptgärung erst ins Spiel bringen, um dieses gewisse Signature-Profil, was Tree House in ihren Hopfen betonten Bieren hat, zu beeinflussen und zu bestimmen. 

Paul Und das Coole ist, das finde ich ja an der Bier-Szene oder an der Hobbybrauer-Szene so cool, einer unserer Patreons hat, schöne Grüße gehen raus an Janis, der hat gerade sich so eine Dose Tree House zukommen lassen, bestellt, gekauft, wie auch immer man da rankommt und möchte diese Hefe strippen und das funktioniert eben auch. Und Janis, wenn du soweit bist, wenn du ein Bier gebraut hast, sag uns Bescheid, schick uns gerne was zu, wir freuen uns drauf. Und für alle Hobbybrauer unter euch, wie wir das immer machen, in den Shownotes findet ihr alles dazu, vor allen Dingen auch was zu dem relativ neuen YouTube-Kanal. Da gibt es ganz, ganz viele Details zu den Rezepten, die hauen da richtig viel raus, anders als bei manchen anderen Brauereien. 

Flo Und ihr habt es gehört, die letzten Minuten, Tree House hat eine beeindruckende Reise dahin gelegt, da werde ich auch mal wieder ein bisschen neidisch. Und man weiß ja, bei mir ist die Flamme nur nicht erloschen, wie der Paul immer sagt. Da kann man sich eine Scheibe abschneiden, geile Biere, geile Reise. Mal sehen, was noch kommt. 

Paul Mal sehen, was noch kommt, wie lange mir der Flo noch erhalten bleibt. Nein, aber was uns jetzt noch zu sagen bleibt, danke, dass ihr wieder dabei wart, eine Folge Kurz und Bierig. Was uns interessieren würde, teilt ihr diesen Hype? Also habt ihr die Biere vielleicht schon getrunken? Schreibt es gerne in die Kommentare, schreibt uns gerne eine Mail oder eine Speakpipe. Lasst uns eine Sprachnachricht da, wir sind gespannt. Also wir sind wirklich begeistert von den Bieren, aber die überzeugt uns auch gerne vom Gegenteil.  

Literaturverzeichnis 

[1] Wikipedia: Tree House Brewing Company 

[2]  BeerAdvocate: Nate Lanier und Damien Goudreau von Tree House Brewing 

[3]  Tree House Brewing Website 

[4]  Untappd Bewertungen zu Tree House Brewing 

[5]  Hazy and Hoppy: Nate Lanier’s Tree House Style IPA 

[6]  Homebrewers Association: Tree House Brewing Company Julius Clone 

[7]  Tree House Brewing Youtube Kanal 

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