Aufgrund seiner Beliebtheit wissen die meisten Craftbeertrinker, wie IPA entstanden ist oder glauben es zu wissen. Um eine Version der populären Geschichte des Stils zu zitieren, in den späten 1700er und frühen 1800er Jahren hatte England eine große koloniale Präsenz in Indien. Britische Soldaten, Seeleute und Zivilisten hatten einen großen Appetit auf Bier. Das Problem war, dass die Reise nach Indien lang war und die traditionellen Biere auf dem Schiff verdorben waren. Und selbst wenn das nicht der Fall war, waren die damals beliebten Dunklen Porters im heißen Klima Indiens nicht das Richtige. George Hodgson von der Bow Brewery in London war der Erste, der eine Antwort auf dieses Problem fand. Er begann einen leichteren Bierstil mit mehr Bitterkeit zu brauen, das sogenannte Pale Ale. Hodgson erkannte, dass ein hoher Alkohol- und Hopfengehalt den Verderb verzögern würde.
Das war ein Auszug aus dem Artikel The Complete Truth About the Origins of IPA von Martyn Cornell für den Bier-Connoisseur aus dem Jahre 2010.
- Begrüßung (00:00:37)
- Rubrik: Braudoc (07:21)
- Maischen: Stärken, Enzyme (24:10)
- Maischen – Allgemeiner Ablauf (38:28)
- Bierpause (48:35)
- Grundsätzliche Einteilung der Maischverfahren (50:39)
- Geschichte Maischverfahren (01:01:23)
- Spezielle Maischverfahren (01:21:04)
- Rückblick Staffel I (01:29:00)
- Bier des Monats (01:34:40)
- Quellen
Begrüßung und Small-Talk
Paul Und damit herzlich willkommen zu Brautag, eurem Podcast über Bier- und Braukunst. Und es ist endlich soweit. Wir starten in unsere zweite Staffel. Und wenn ihr es bisher noch nicht wusstet, dann wisst ihr es auf jeden Fall seit dem Eingangszitat. Unser neuer Staffel-Bierstil ist IPA. Und ich freue mich mega drauf. Ich mag nämlich einfach auch hopfenbetonte Biere.
Ich liebe IPAs. Und ich bin gespannt, wie sich diese Staffel einfach auch entwickeln wird. Wir haben auf jeden Fall viel geplant. Aber bevor ich jetzt hier zu viel erzähle, zu viel Quatsche, begrüße ich in Staffel zwei, wie immer an meiner Seite und mir virtuell zugeschaltet, den Fermentationsabenteurer Florian Erdel. Flo, wie sieht es aus? Bist du bereit? Und vor allen Dingen, was hast du im Glas?
Flo Servus, Paul. Servus da draußen. Ich habe auch, wie du, riesen Bock auf diese Staffel.
Ich bin auch den hopfenbetonten Bieren, Bierstilen sehr zugetan, wie man weiß, neben der ganzen sauren Geschichte. Und von daher, ja, das wird mega. Wir werden genau da weitermachen, wo wir in der ersten Staffel aufgehört haben. Im Glas habe ich leider gerade noch gar nichts. Von daher ist es diesbezüglich jetzt nicht der optimale Start in die zweite Staffel. Ich habe aktuell nichts im Glas. Ich habe nur eine offene Wasserflasche auf dem Tisch stehen. Bier wird irgendwann später in ein Glas noch wandern während der Folge. Wir wollen ja mit kühlem Kopf in die neue Staffel starten. Von daher habe ich mich dafür entschieden. Wie sieht es bei dir aus?
Paul Ich wollte gerade sagen, voll konzentriert. Bei mir nicht viel besser, Flo, muss ich zugeben. Wir können ja ganz transparent sagen, ich bin aktuell immer noch auf Dienstreise.
Ich bin beruflich in Potsdam und nehme hier gerade aus dem Hotelzimmer aus auf und muss auch morgen wieder früh ran. Und wir sind auch, ich sage mal, kurz vor knapp mit der Folge heiß. Da muss auch noch ein bisschen was geschnitten werden, damit die auch pünktlich erscheint. Heißt, ich brauche auch einen kühlen Kopf. Darf ich das überhaupt laut sagen? Ich habe hier einen Null-Nuller Bitburger im Glas.
Flo Lecker. Ich trinke auch ab und zu gerne einen alkoholfreies, auch schon Podcast öfters getrunken. Wobei die Null-Nuller sind tatsächlich sehr, sehr selten dabei, weil ich kenne da wenig. Da ziehe ich eher das Wasser vor, muss ich ehrlich zugeben. Ich bin dann eher den Null-Fünfern unterwegs normalerweise.
Paul Auch verständlich, aber tatsächlich ziehe ich dann doch so was lieber vor und trinke mir so was zwischendurch. Bevor ich die ganze Zeit immer nur Wasser trinke. Ich dachte mir, wenigstens fürs Feeling, irgendwas ins Glas geschüttet. Normalerweise trinke ich die meistens auch, muss ich zugeben, aus der Flasche. Aber Flo, bevor wir so lange über alkoholfreies Bier quatschen, vielleicht kurz noch, bevor wir so langsam eintauchen in die Folge. Wie ist so deine Erwartungshaltung? Ich meine, wir haben natürlich schon viel gequatscht. Wir haben schon viel überlegt, wie das Ganze laufen soll. Aber bleibt alles so, wie es ist? Haben wir so ein paar Learnings gehabt? Was denkst du?
Flo Also im Großen und Ganzen, ich glaube, für den normalen Zuhörer wird vermutlich alles bleiben, wie es ist. Um da mal alle zu beruhigen, die jetzt irgendwie vermuten, wir krempeln alles um, schon in Staffel zwei. Nein, das wird so nicht sein. Ich denke, im Großen und Ganzen das Gesamtpaket, die Struktur mit Rubriken etc., das wird alles ähnlich sein wie in Staffel eins. Und auch in Staffel zwei werden wir es so gestalten, dass in manchen Folgen, so wie heute, der Staffel-Bier-Stil eine absolute Hauptrolle spielt. Und in anderen Folgen wird es sicherlich wieder so sein wie in der Pilsner-Staffel, dass wir uns ein Thema rauspicken, auf das wir gerade Bock haben. Vielleicht auch uns einen coolen Gast dazu einladen und eben den Staffel-Bier-Stil dann in so einer Folge nur tangieren. Von daher, ja, Erwartungshaltung und auch aufgrund die vielen Diskussionen, die wir schon hatten in der ganzen Vorbereitung und Planung, die du gerade erwähnt hast, glaube ich, dass das Gesamtkonstrukt sich bewährt hat mittlerweile und dass wir dabei bleiben. Never change a running system.
Paul Da hast du wohl recht, ja.
Flo Paul, dann legen wir jetzt gleich richtig los, weil mich würde interessieren, wie das bei dir so war. Was war dein erstes IPA-Pay-Lail? Kommt jetzt gleich der Klassiker? Ich habe irgendwann mal vor vielen Jahren in Sierra Nevada Pale-Ale getrunken und dann war es um mich geschehen. Oder hast du was anderes auf Lager?
Paul Ich habe tatsächlich was anderes auf Lager. Also beim Pay-Lail musste ich tatsächlich überlegen und da bin ich mir auch nicht ganz sicher. Aber was ich absolut noch parat habe, als wäre es gestern gewesen, das erste IPA, was ich getrunken habe oder was ich so richtig bewusst getrunken habe und was mir richtig gut geschmeckt hat. Ich habe mal so überlegt, wann das war. Ich schätze, dass es so 2012, 2013 war. Da habe ich nämlich das Hopfenstopfer Komet IPA getrunken, der meinen oder anderen sicherlich noch bekannt.
Das sind diese Biere mit den, ich sage mal, sehr wirren Etiketten, wie ich finde. Aber ganz, ganz tolle Biere und das hat mich damals so richtig umgehauen. Ich war da gerade so ins Hobbybrauen reingekommen, auch in diese Craft-Beer-Szene, habe mich da so ein bisschen umgeschauert, habe da natürlich ganz viel Neues entdeckt. Aber das Ding, das hat mich so richtig umgehauen. So ein Bier aus Deutschland, von einer kleinen Brauerei und dieses Blaubeer-Aroma, was da drin war, damals von dem Komet-Hopfen, das hat mich so begeistert, dass ich es auch versucht habe nachzubrauen, weiß ich noch. Ich weiß auch noch, dass ich da nicht dran gekommen bin. Es ging vielleicht in die richtige Richtung, aber mehr auch nicht. Heißt, ich bin da natürlich dran geblieben und habe es weiter versucht, aber das war so mein erstes Ding. Beim Pale Ale kann ich es dir gar nicht sagen, aber das war so dieser Einstieg in diese hopfenbetonten Biere für mich und dann war es auch um mich geschehen.
Flo Hopfenstopfer finde ich auch mega cool. Sicherlich irgendwo ein Pionier in Deutschland, was das angeht. Komet, an das Komet kann ich mich noch gut erinnern, aber auch an das Citra-Ale waren sicherlich auch in meiner ganz frühen Zeit, wo ich mit den Sachen in Kontakt gekommen bin, die Biere, die ich als erstes getrunken habe. Bei mir auch, also Bad Rappenau, das ist nicht wirklich weit weg von hier. Von daher ist es eigentlich ein Armutszeugnis, dass ich da noch nie vor Ort war. Muss man vielleicht, müssen wir vielleicht irgendwann mal nachholen. Schauen wir mal.
Paul Genau, das würde sich ja jetzt quasi anbieten.
Flo Ja, würde sich anbieten, müssen wir uns noch mal ein paar Gedanken dazu machen. Schauen wir mal, weil gerade auch bei den ganzen Pale Ales und IPAs, wir dürfen natürlich nicht das vergessen, was wir vor der direkten Haustür haben, weil auch da, ja genau, du hast es beschrieben, werden gute Biere gebraut. Und bei mir war auch der Einstieg, wenn ich das richtig rekonstruiert habe, ein Pale Ale aus Deutschland, in dem Fall von Köstritzer. Die hatten, ich habe im Internet ein bisschen geguckt, von daher vermute ich, dass es in die Zeit fällt. Die hatten so 2013, bei mir war es aber, glaube ich, eher 2014, hatten die in den Supermärkten solche Bierpakete mit einem Verkostungsglas. Das war ein Witbier und das war ein Pale Ale. Und ich glaube, dass das mein erstes Pale Ale war. Und ich habe das vor einem Jahr bei dem Lieblingsbierwettbewerb als Judge noch mal gehabt und habe dann festgestellt, nach all den Jahren, dass ich da einen guten Einstieg gewählt habe, weil ich das nach wie vor ein richtig gutes, charaktervolles Pale Ale finde.
Paul Krass, ich hätte es jetzt, ich kenne es nicht, ich hätte jetzt genau gedacht anders. Aber wie es ja ganz so oft ist, dass man am Anfang so geflasht war und dann Jahre später nicht mehr so. Aber krass, okay, cool.
Flo Also klar, so geflasht wie am Anfang, das war damals für mich völlig neu. Ich kann mich auch noch erinnern, die ersten Schlücke, da war mir das zu bitter, weil es ist tatsächlich ein relativ bitteres Pale Ale von der Sensorik. Aber auch die gepaart mit der Fruchtigkeit und so weiter und dass Bier sowas kann, wie es alle auch immer beschreiben. Das hat man halt überhaupt nicht auf dem Schirm, wenn man nur Pils und Weizen und solche Dinge bis zu dem Zeitpunkt getrunken hat, war das halt ein kompletter Augenöffner. Und auch das Witbier, was da mit im Paket war, das fand ich auch richtig gut, muss ich sagen. Und habe bei mir auch gleichzeitig dann vermutlich auch gleich am Anfang die Weichen gestellt mit, dass ich mir die Belgier so gut angeguckt habe, weil ich mich dann halt über den Witbier-Stil dann dahin verirrt habe.
Paul Krass, dann waren die das vielleicht, wenn die das wüssten, was die da losgetreten haben.
Flo Ja, genau. Das sage ich meiner Frau besser nicht. Und um das noch abzuschließen, die ersten beiden Nightpars, die dann nochmal so einen Aha-Effekt von dieser ganzen Hopfenfruchtigkeit bei mir gebracht haben, das war einmal bei Kamba auf dem Hobbybrauer Festival gewesen sein, 2015 oder 2016. Da war ich nur als Gast dort. Ich glaube, Paul, du hast es damals dort ausgeschenkt.
Paul Das haben wir schon mal gesagt, Flo, dass wir uns da wahrscheinlich gesehen haben, aber nicht kannten.
Flo Ja, so ist es. Zu Dunkel erinnere ich mich da noch dran, beim Durchgehen. Das war so die erste Hobbybrauer-Veranstaltung, die ich live besucht habe. Und auf jeden Fall gab es da von Frau Gruber am Hahn Thirsty Demons. Das fand ich auch, das habe ich heute noch auf der Zunge, muss ich echt sagen. Das war so der zweite IPA-Erweckungsmoment. Von daher, okay, bei uns beiden nicht der Klassiker, aber ist ja auch gar nicht schlimm. Und auch, ich finde es cool, dass es bei beiden dann wirklich deutsche Pale Ales oder IPAs waren, die das alles losgetreten haben. Richtig cool. Gut, dann steigen wir in das erste wirkliche Thema für heute ein. Und zwar, beim IPA bietet sich das einfach auch super an, weil es da eben so viele Geschichten gibt, die auf Flaschen draufstehen, die die Marketingabteilung sich ausdecken und auf die Websites knallen. Da passt es einfach, dass wir hier gleich zu Beginn der Staffel ein paar Mythen droppen, auch um gleich die Brücke zu schlagen zu dem Anfangszitat, das wir gewählt haben, um die gleich so ein bisschen zu basten, damit alle gleich merken, welche Richtung unsere Staffel gehen wird. Und ich habe sechs Mythen rausgepickt. Da gibt es sicherlich noch viele, viele mehr. Die ganzen Quellen, wo wir die haben, packen wir natürlich, wie gewohnt, wie ihr das aus Staffel 1 kennt, auch bei Staffel 2, alles in die Shownotes. Die werden auch weiterhin immer schön gefüllt sein. Von daher nutzt es auch, schaut es euch an. Da steckt nämlich auch Arbeit drin, das immer für euch vorzubereiten. Aber das machen wir natürlich sehr gerne. Aber genug gequatscht.
IPA Mythen
Flo: Mythos 1.
Porter und Stout waren für das heiße indische Klima ungeeignet. Das war ja auch bei dir im Anfangszitat enthalten. Das ist definitiv nicht richtig. Beziehungsweise Fakt ist, dass tatsächlich über den ganzen Zeitraum, wo wirklich Pale Ales nach Indien geschifft wurden im 18. Jahrhundert und danach wurde eigentlich immer mehr Porter als IPA nach Indien exportiert. Da werden wir auch im weiteren Verlauf der Folge sicherlich in der Geschichte hier und da noch mal kurz drauf eingehen. Das heißt, auch das, wenn man es immer wieder hört und immer wieder liest, ist das nicht wirklich richtig.
Dann Mythos 2. Die ursprünglichen IPAs hatten einen Alkoholgehalt von 8 bis 9 Prozent.
Hört man auch immer wieder, dass die sehr, sehr stark waren, eben auch um diesen Seeweg zu überstehen. Aber das ist auch eher Mythos und nicht Realität. Die früheren IPAs weist man aufgrund von Aufzeichnungen. Da findet man gerade bei Ron Pattinson sehr viel auf dem Blog, sehr viele Zahlen auch in seinen Büchern. Die meisten IPAs über den Großteil der Zeit, wo sie auch verschifft wurden nach Indien, hatten einen Alkoholgehalt von 6 bis 6,5 Prozent. Später, wo die ganzen Abstinenzbewegungen losgingen, wurden die auch noch mal deutlich schwächer sogar.
Mythos 3. Das ist einer meiner Lieblinge, um ehrlich zu sein, weil dann habe ich noch nie geglaubt, auch wo ich überhaupt noch keine Ahnung hatte. IPA wurde für die Truppen verdünnt, während Offiziere das Bier in voller Stärke genossen. Und da ist auch Fakt, dass es da halt keinerlei historische Beweise dafür gibt, dass irgendjemand mal auf die Idee gekommen ist, IPA zu verdünnen für das gemeine Volk in Indien, sage ich jetzt mal. Und der Gegenbeweis ist auch ein Stück weit, dass die normalen Soldaten, die normale Armee, die hat eigentlich, wie schon gesagt, eher Porter genossen. Deswegen wurde auch mehr Porter exportiert. Und IPA war eigentlich eher für die bessergestellten, für die Offiziere der englischen Armee und für die East India Company da.
Mythos 4. East India Pale Ale wurde im 19. Jahrhundert für die Kolonien östlich von Indien wie Neuseeland und Australien gebraut. Stimmt natürlich auch nicht wirklich. East India kann man natürlich verleitet sein zu denken, dass damit irgendwas gemeint ist, östlich von Indien. Aber der Begriff East India kommt einfach daher, weil man unterscheiden musste zwischen Westindien und Ostindien. Kann man letztendlich sich bei Christoph Kolumbus, wenn man der gängigen Historie glauben mag, bedanken, der eben auf seinem Seeweg ja nach Indien ausversehen Amerika entdeckt hat und deswegen auch noch die sogenannten westindischen Inseln, wo zum Beispiel auch Jamaika dazu gehört zu dem Archipel, auch noch heute diesen Namen tragen. Und um einfach diese Unterscheidung zu machen, gibt es eben Westindien und Ostindien und damit ist keineswegs Neuseeland oder Australien gemeint.
Mythos 5. IPA wurde von einem Brauer, Paul hat ihn schon erwähnt, namens George Hodgson aus der Boat Brewery aus London erfunden. Das ist auch, kann man hier gleich mal droppen, nicht richtig. Es war ein wichtiger, bedeutender Exporteur, aber er hat das IPA nicht erfunden und genau genommen ist der Begriff IPA auch erst aufgekommen am Ende von Hodgsons Höhenflug bezüglich Export von Pale Ales nach Indien. Aber da werden wir auch heute auch nochmal drauf eingehen.
Kommen wir zum letzten Mythos. Britische Brauer entdeckten, dass Bier durch hohe Mengen an Hopfen und Alkohol die Reise nach Indien überlebte. Das ist aus mehreren Gründen nicht richtig. Punkt 1. IPA war nicht außergewöhnlich stark für seine Zeit und die zusätzliche Hopfung, auch das Dry Hopping, war damals gerade für länger gealterte Biere absoluter Standard, auch für Porters und auch nicht nur welche, die exportiert wurden. Das war auch für die Biere, die am heimischen Markt konsumiert wurden, war das Teil der Braupraxis.
Paul
Jetzt hast du erstmal aufgeräumt. Jetzt hast du erstmal feucht durchgewischt. Jetzt können wir anfangen. Aber das war uns auch ganz wichtig. Also das gibt ja da so viel. Du hast ja auch gerade schon gesagt, da gibt es auch noch mehr Storys und so weiter. Wichtig, dass wir da schon mal aufgeräumt haben, auf jeden Fall so ein bisschen.
Bierpause
Flo Und bevor wir dann direkt in den Geschichtsteil eintauchen, Paul, jetzt habe ich doch langsam Durst. Von daher würde ich mir dann jetzt doch was einschenken. Aber ich muss kurz in den Kühlschrank. Uno Momento.
Paul Flo, nimm dir die Zeit, such dir ein schönes Bierchen aus. Ich gönne es dir. Ich gehe jetzt gleich zum Wasser über und bleibe heute alkoholfrei.
Flo So, dem Gespräch kann ich auch gleich anfangen.
Paul Das war auf jeden Fall meine Flasche keine Dose, Flo, oder?
Flo Das war eine Flasche, richtig, ja. Und weil du nichts Spannendes über dein Getränk, glaube ich, zu erzählen hast, kann ich es direkt weitermachen, oder?
Paul Ja, ja, genau. Also ich habe hier ein stilles Wasser.
Flo Ja, sehr schön. Ich habe da definitiv was Besseres, behaupte ich. Hoffe ich. Ne, habe ich auf jeden Fall. Weil ich habe von einem lieben Zuhörer von uns ein Bier aufgemacht. Und zwar war das Bier Teil eines größeren Pakets, was du bekommen hast, was ich bekommen habe. Und zwar ist es von einem Zuhörer aus der schönen Schweiz. Und zwar von Benni Böglibräu. Schöne Grüße.
Paul Oh, liebe Grüße. Jawohl.
Flo Der hat uns ja da ein paar schöne Bierchen geschickt. Und ich habe, einfach weil es nicht zum Staffelbierstil passt und man natürlich jetzt nicht nur hundertprozentig heute über IPA reden wollen, habe ich mir sein berühmt-berüchtigtes Mexican Salt & Lime eingeschenkt. Aber dieses Mal in der Ale-Variante. Und dieses Mal auch ein Kollapsud mit einer kleinen Brauerei bei ihm um die Ecke, wo sie das eben im 500-Liter-Maßstab eingebraut haben. Er hat uns auch einen Brief dazugelegt und hat gemeint, er ist jetzt ja Profi im Limettenreiben und Pressen, weil für 500 Liter, ich denke, das kann man sich gut vorstellen. Da braucht man einiges. Und er hat auch gemeint, dass ihm die Ale-Variante mittlerweile besser gefällt und dass er die sogar öfters braut als die Variante, die wir letztes Mal hatten. Ja, sehr schön. Ja, so orangene Farbe, feinporiger Schaum, der jetzt nicht sehr üppig ist, aber das braucht man bei diesen sommerlichen Durstlöscher auch nicht unbedingt. Leichte Trübung. Ich rieche mal rein, ob es an das rankommen kann, was wir letztes Mal im Podcast…
Paul Was uns schon mal so umgehauen hat, ja.
Flo Was wir gefeiert haben, was wir von der HB-Con von ihm in die Hand gedrückt bekommen haben. Man muss vielleicht noch dazu sagen, das wurde am 10.07. gebraut. Heute haben wir den 27.08. Das heißt, ist ein paar Wochen alt, aber ich würde sagen, bestes Bieralter. Erinnert mich doch schon sehr stark an die letzte Variante. Wäre jetzt natürlich spannend, side-by-side, schon alleine wegen Ale vs. Lager, wie sich das so bemerkbar macht insgesamt. Ich nehm mal einen Schluck. Oh, schön hochkarbonisiert. Ist ein bisschen voller als die letzte Variante, die wir hatten. Man hat mehr im Mund, ist voluminöser, aber gefällt mir. Also von der Limetten-Charakteristik, von dieser, was uns letztes Mal auch so umgehauen hat, diese wirklich sehr schöne, klare, feine Limetten-Aromatik, die hat man hier auch. Und das gefällt mir auch in dem Bier unglaublich gut. Das werde ich jetzt genießen. Viel mehr gibt es da, glaube ich, gar nicht dazu zu sagen. Und ja, zumindest heute im Süden von Deutschland, wir hatten heute auch wieder so um die 30 Grad, ist das perfekte Bier dafür. Von daher, Benni, vielen Dank nochmal. Macht Spaß.
Paul Also, Flo, da hast du mir jetzt wirklich den Mund wässrig gerätet. Das klingt echt gut. Wartet noch zu Hause auf mich, steht im Kühlschrank. Von mir auch, Benni, lieben, lieben Dank. Danke für das Bierpaket. Da freue ich mich schon mega drauf, weil die nächsten Tage, auch wenn es jetzt wieder Richtung Heimat geht bei mir, werden ja jetzt auch nicht wirklich kühl, wenn ich das richtig gesehen habe. Da könnte das Ding schon richtig gut passen. Also freue ich mich drauf.
Flo Und nur laut gedacht, Paul, ich könnte mir so ein Bier auch echt durchaus vorstellen. So Tequila, Oak Aged oder so. Also wenn der Benni oder der Timo zuhören und die Idee gut finden. Wir sehen uns bestimmt mal wieder. Könnte ich mir sehr gut vorstellen.
Paul Genau, wir sehen uns wieder und vielleicht können wir die Idee auch noch weiter ausbauen. Bald geht es ja nach Stralsund. Ich freue mich darauf, jedenfalls schon die Kreativbiere zu trinken. Vielleicht kriegt man da ja auch noch mal eine Anregung, dass man die Idee noch weiterspenden kann. Aber ja, klingt gut. Hört sich wirklich gut an. Dann würde ich sagen, starten wir so langsam rein weiter. Flo hat jetzt ein bisschen ein Begleitbier, die Stimme geölt. Und da es ja jetzt auch wirklich um den Stil, den Staffelbierstil an sich jetzt erstmal geht, müssen wir natürlich auch einen dicken, fetten Geschichtspart mit einbauen.
Flo, da bist du natürlich prädestiniert für. Das heißt, ich darf mich heute in der ersten Folge auch noch so ein bisschen eingrooven, noch ein bisschen zurücklehnen und dir lauschen und würde sagen, du darfst.
Flo Ein Traum. Genau, aber wir müssen ja mit der ersten Folge das richtige Fundament für die weitere Staffel packen. Und genauso wie es mit unserem Staffelbierstil ist, habe ich dann heute eher eine Hauptrolle, weil es halt heute geschichtslastiger ist und in anderen Folgen, wo es dann chemischer wird und andere Dinge, da ist der Paul wieder mehr zu hören als ich.
Genau, das bekommen wir schon hin. Da mache ich mir überhaupt gar keine Sorgen. Aber wir haben doch keine Zeit.
Geschichte Teil 1
Flo Von daher starten wir durch. Genau, den Geschichtspart starten wir heute, Prinzip mit Malz und Vermelzungsthemen, ein kleiner Rückblick. Aber ich möchte euch da draußen auch gar nicht langweilen, weil da sind wir in der Staffel 1 wirklich schon ausführlich drauf eingegangen. Aber um es allen einfach nochmal in Erinnerung zu rufen, Pale Ale ist viel älter, als man in viel Literatur lesen tut oder was da geschrieben steht. Denn streng genommen, wie ich es in der ersten Staffel schon mal gesagt habe, Pale Ales wurden schon lange, da hat noch niemand an der Rauchdarre gedacht, wer produziert, wenn man es streng genommen sieht, weil man eben mit Luftmalz, das heißt hellem, rauchfreien Malz, Biere hergestellt hat. Aber keine Angst, wir fangen nicht wie in der ersten Staffel 10.000 Jahre in der Vergangenheit an. Wir starten dieses Mal wesentlich später. Unsere Geschichte startet dieses Mal nämlich im 17. Jahrhundert, weil dieser Zeitraum, den könnte man auch als die Pale Ale Revolution in England bezeichnen, der die Stadt fand aufgrund oder mit, kann man sehen wie man möchte, mit der ersten Welle der Industriellen Revolution. Und das Malz, das eben in diesem Zeitraum verwendet wurde, da sind wir auch ausreichend schon in Staffel 1 drauf eingegangen, das wurde in England über Stroh, Torf oder Holz getrocknet, beziehungsweise, um es korrekt zu formulieren, gedarrt und hatte dies danach begründet eben gewöhnlicherweise in der Bernsteinfarbe bis dunkelbraun. Und der Nebeneffekt, das ist ganz wichtig, war, dass eben diese Biere eine Rauchnote hatten und die Rauchnote war stärker oder weniger ausgeprägt in Abhängigkeit welcher Brennstoff eben verwendet wurde in der Darre. Was man hier gleich einführen muss, weil das wichtig ist für den weiteren Verlauf der Geschichte und für den weiteren Verlauf der Staffel und was, denke ich, vielleicht gar nicht jeder so auf dem Schirm hat, gerade die Pale Ales und auch andere Bierstile wurden in der Zeit in England als sogenannte Stock Ales beziehungsweise Keeping Ales ausgebaut. Das heißt, dass diese Biere, bevor man die konsumiert hat, zwischen ein und zwei Jahren in Holzfässern oder großen Fudern oder Vats bei den Portern gelagert und gereift wurden, bis die jemals jemand an die Zunge bekommen hat, sozusagen, wenn er nicht gerade in der Brauerei gearbeitet hat. Und da ist halt ein wichtiger Aspekt und gleichzeitig eine Brücke zu unserem Teaser für die Staffel, das kleine Orwall-Tasting, was wir durchgeführt haben. In der Zeit hatte natürlich das Bier auf der einen Seite Zeit, seinen Geschmack voll auszubilden, sich zu ändern. Brett und Co. haben sicherlich ihre Magie entfaltet, aber vermutlich hat in der Zeit von ein bis zwei Jahren auch der Rauchgeschmack, der je nach verwendetem Brennmaterial weniger oder stärker war, Zeit, auch sich ins Bier einzubinden und definitiv etwas subtiler zu werden. Ich nehme mich einen Schluck nach dem ganzen Gerede. Seid ihr gekönnt. Und wenn man die Literatur so ein bisschen wälzt, vor allem die englischsprachige, dann sind sich da viele einig, dass eine der wichtigsten Erfindungen im weiteren Verlauf war, dass die Brau- und die Malzindustrie Koks als Brennmaterial für die Rauchdarren eingeführt hat. Nochmal zur Erinnerung, das hatten wir auch in Staffel 1 schon erwähnt, Koks wird durch Erhitzung unter Luftausschluss aus Steinkohle hergestellt und wurde in England erstmalig weltweit eingeführt, und zwar Ende vom 17. Jahrhundert, um genau zu sein 1680. Und die große Errungenschaft durch die Verwendung von Koks in den Rauchdarren war eben, dass man die Temperaturführung der Rauchdarren wesentlich kontrollierter durchführen konnte. Und als zusätzlichen Effekt hatte man quasi keine Rauchgase, weil eben Koks sehr sauber verbrennt im Vergleich zu den anderen verwendeten Brennmitteln bis dato. Das heißt, weil die Temperaturregelung besser war, konnte man mit diesen Koksrauchdarren auch Pale Ale Malz erstmalig herstellen, und zwar mit niedrigeren Darrtemperaturen, weil man das alles besser steuern konnte. Und diese Biere hatten dann eben auch folglich, wenn sie mit so einem Malz gebraut wurden, eine hellerere Farbe als bisher. Jetzt war das sicherlich nicht so hell wie ein Pilsner Malz, sicherlich nicht so hell wie das heutige Pale Ale Malz, aber es war vermutlich irgendeine Bernsteinfarbe, was dieses Malz dann hatte. Und, ganz wichtig, es hatte eben, wie schon erwähnt, sehr wenig Beigeschmack, wenn es eben über diese Koksrauchdarren hergestellt wurde. Das Problem bei der ganzen Geschichte war, dass der Herstellungsprozess mit diesen Koksrauchdarren teurer war als vorher, wo eben Braunmalz hergestellt wurde, und deswegen hat es noch ein bisschen gedauert, bis das Ganze seinen endgültigen Durchbruch in der englischen Brauindustrie feiern durfte. Aber, was ganz sicher ist, es hat nicht lange gedauert, bis es, nachdem dieses Pale Ale Malz verfügbar war, hergestellt werden konnte, auf diese Art und Weise, dass dann neue Bierstile am Horizont erschienen sind. Und da kann man zwei gesichert nennen. Das ist auf der einen Seite das sogenannte Oktoberbier und auf der anderen Seite unser Staffelbierstil, wenn man so möchte, das Pale Ale, das dann eben da auch das Licht der Welt erblickt hat in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Vielleicht noch ein paar Sätze zu dem Oktoberbier, weil häufig man lesen kann, dass das der Vorfahre vom Pale Ale und vom IPA war. Streng genommen ist es wahrscheinlich korrekter, wenn man sich die Brauparameter anguckt, von diesem Bierstil, dass es eher der Vorfahre von dem Barley Wine war, wie man ihn heute kennt. Aber zurück zum Oktoberbier. Der Name kommt mich von ungefähr, nämlich das wurde im Oktober gebraut. Und warum war das so? Weil in England war es nicht anders wie in Deutschland. Zu Beginn der industriellen Revolution hatte man noch keine Kältemaschinen und so weiter. Deswegen war die Brausaison in der Regel von Oktober bis März, weil da einfach die Umgebungstemperaturen für das Brauen der damaligen Zeit am besten waren. Und Oktober wurde gewählt und nicht März für diese Biere, weil im Oktober eben die Hopfenente frisch vorhanden war und das Oktoberbier eben auch ein sehr hopfenbetonter Bierstil war. Und wenn man da Umrechnungen glauben mag, reden wir hier von zweistelligen Gramm pro Liter Hopfengaben. Also ich habe das von den englischen Einheiten umgerechnet und bin da auf 10 bis 14 Gramm pro Liter gekommen, was ordentlich ist. Und die Stammwürze war genauso ordentlich, die war nämlich zwischen 19 und 25 Grad Plato und dann ist dann eben rausgekommen bei 8 bis 12 Prozent. Und diese Biere wurden auch als Stock-Ales ausgebaut. Das heißt, die wurden mehrere Jahre reifen lassen. Diese sogar noch länger als die Pale-Ales, bis sie dann konsumiert wurden. Und was da auch noch wichtig ist zu erwähnen, was so ein bisschen betont, was für ein teures Bier das gewesen sein muss. Es wurde als sogenanntes Entire Geil produziert. Das heißt, es wurde nur, so muss man das ja in der englischen Brauindustrie sehen, es wurde nur ein Bier aus einer Maische hergestellt und nicht im Partygeil eben mehrere Biere aus einer Malzschüttung. Und das unterstreicht noch so ein bisschen die Wertigkeit. Und das Pale-Ale hat ein paar Gemeinsamkeiten eben mit diesem Bierstil. Deswegen wird vermutlich auch häufig das irgendwie in einen Topf geworfen, nämlich die Pale-Ales, die Premium-Varianten. Da kann man auch in alten Zeitungsartikeln lesen, da werden die auch Oktober-Ales genannt. Das ist aber eher so zu verstehen, wenn man Historikern glauben mag, denen ich Glauben schenke. Die hochwertigsten Pale-Ales, die wurden logischerweise auch im Oktober gebraut, weil man da den frischesten und besten Hopfen hatte und eben die besten Umgebungstemperaturen, um eine kontrollierte Gärung durchzuführen. Das heißt, deswegen kann man da eben lesen, dass es Premium-Pale-Ales gab, die als Oktober-Ale gebraut wurden. Das ist da der kleine oder feine Unterschied. Hopfenraten waren aber wesentlich geringer als das, was wir gerade über das Oktoberbier hatten. Da redet man nur zwischen 2 und 2,5 Gramm pro Liter. Und sie wurden auch ebenfalls als Stock-Ale ausgebaut und wurden auch ein bis zwei Jahre in sogenannten Hogsheads, also übersetzt Schweineköpfen, Fässer, mit einem Fassungsvermögen von 225 bis 250 Liter gereift. Aber zurück zur Geschichtsstoryline und dann springen wir ins 18. Jahrhundert, weil hier ging so richtig dann die Post ab sozusagen im britischen Empire, weil dann die Industrielle Revolution so richtig in Gang kam, weil technische Errungenschaften in der Brauerei genutzt werden konnten, wie die Dampfturbine, der Thermometer, Sarorometer, hatten wir alles auch schon genannt. Aber das war eben nicht nur in Kontinentaleuropa für die Lagerrevolution wichtig, sondern das war vorher im 18. Jahrhundert für die britische Brauindustrie genauso wichtig. Hat der dann Antrieb gegeben und hat dafür gesorgt, dass ab dem Zeitpunkt die nächsten 200 Jahre die britische Brauindustrie quasi eine weltweite Dominanz erreicht hatte bezüglich Brauereigrößen von einzelnen Brauereien und auch Gesamtabsatzvolumen, Exportweltmeister und so weiter und so fort. Die waren einfach ihrer Zeit voraus. Kommen wir zurück zu unserem Koks, ganz wichtig in der weiteren Storyline. Das hat nämlich dann Mitte des 18. Jahrhunderts so richtig Fahrt bekommen, dass das als Brennstoff eingesetzt wird und das Ganze immer verbreiteter wurde, weil die Brauer und Melzer eben erkannten, dass neben den Geschmacksvorteilen, die wir erwähnt hatten, neben dass wir Malze mit einer helleren Farbe herstellen können, dass auch eben die Extraktausbeute im Vergleich zur Verwendung von Brown Malt höher ist.
Und das war letztendlich der Key, der Schlüssel, dass das seinen Durchbruch gefeiert hat, weil eben unterschiedliche Aspekte dazu kamen. Die wiederhole ich jetzt nicht nochmal alle, weil auch das hatten wir alle alles schon Anfang der ersten Staffel auch bezüglich der Pilsner-Geschichte erklärt und aufgezeigt. Aber wir lernen ja auch dazu, ich lerne auch dazu und ich habe auch in der Recherche und der Vorbereitung für die Staffel nochmal einige Sachen gelesen, herausgefunden, also für mich herausgefunden, die ich vorher noch nicht wusste und die ich echt spannend finde. Und genau deswegen ist es, glaube ich, wichtig, den ein oder anderen aufmerksamen Podcast-Zuhörer, der jetzt vielleicht gerade in dem Moment ein bisschen verwirrt ist, weil das, was ich jetzt mit dem Koks erzählt habe, nicht hundertprozentig zu dem passt, was ich in der ersten Staffel erzählt habe. Ich glaube, deswegen muss man an der Stelle nochmal kurz auf das Thema Rauchdarre versus indirekte Darre eingehen und was das für die englische Brauindustrie bedeutet hat. Nämlich in der ersten Staffel, da haben wir das ja in ein, zwei Folgen erklärt, was man unter dieser englischen Darre versteht, dass damit eben die Luftdarren gemeint sind, die mittels indirekter Methode Luft mit dem verwendeten Brennmaterial erhitzen konnten und sodass Grünmalz auf den Dachhorten schonend und komplett rauchfrei darren konnten. Und wie wir es in der ersten Staffel ausgeführt hatten, das soll so in München bei Sedlmayr, in Pilzen bei Groll und auch in Schwechert bei Dreher im 19. Jahrhundert so geschehen sein. Und wie wir es in der ersten Staffel mehr als ausführlich behandelt hatten, hat das eben die unterschiedlichen Lagerbierstile mitgeprägt und war vermutlich auch entscheidend am Erfolg beteiligt. Und der Funfact an der Stelle ist, wenn man in die englische Literatur reinschaut, da findet man den Begriff englische Darre nicht so wirklich. Also ich habe ihn nicht gefunden. Das findet man eher in der deutschsprachigen Literatur dieser Zeit. Und das kann dadurch begründet sein, dass zwar in England 1635 die englische Darre patentiert wurde und vermutlich da auch zum ersten Mal eingesetzt wurde, aber bis zum Ersten Weltkrieg war der Einsatz der englischen Darre, der indirekten Darre eher eine Ausnahme in der englischen Brauindustrie. Die haben eher auf die altbewährte Rauchdarre und zwar mit Koks befeuert vertraut. Und das ist ein spannender Aspekt. Und wenn man da noch einen kleinen Schritt weiterdenkt, könnte man die Frage stellen oder beziehungsweise die Frage ist noch offen, könnte ein Geschmackselement der London und Burton Stock Pale Ales ein gewisser, subtiler Koksrauchgeschmack gewesen sein? Auf so eine Frage bin ich irgendwann gestoßen. Und da gibt es mehrere Artikel und auch gute Blogartikel. Die werden wir auch euch alle in die Show Notes packen, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben, die auch viele Artikel von der englischen Malzindustrie im 19. Jahrhundert dazu gewälzt haben. Und da kann man zum Beispiel lesen, dass den Mälzern dieser Koksbeigeschmack zumindest teilweise bekannt war und man eher aus Angst vor möglichen Geschmacksänderungen im Bier seinem Prozess treu blieb. Denn, da einen Satz habe ich mir rausgepickt und ins Deutsche übersetzt, die Koksfeuerdarre produzierte den besten Geschmack. Es war der Geschmack, den der britische Trinker kannte. Und um das aufzugreifen, was ich vorhin gesagt habe, wir haben es hier in dem Zeitraum, wenn man an Pale Ales denkt, eigentlich ausnahmslos mit Stock Pale Ales zu tun. Das heißt, die haben ein, zwei Jahre hinter sich, um das nochmal in Erinnerung zu rufen, wie sie die Konsumenten getrunken haben. Egal, ob sie in England waren oder irgendwo anders auf der Welt. Und die Frage ist natürlich, falls da ein subtiler Koksbeigeschmack da war in einer frischen Variante, ob der eben noch nach ein, zwei Jahren, wenn das Ganze trinkreif war, noch spürbar war, oder ob dann aufkommende Brettaromen und andere Lagerungsaromen das eh nicht überdeckt haben. Also mein Interesse ist geweckt, was das Thema angeht, da noch ein bisschen tiefer zu bohren. Und von daher, glaube ich, verspreche ich nicht so viel, wenn ich sage, dass ihr euch da sicher sein könnt, dass wir das Thema Rauchdarre versus englische Darre, wie das in England gelebt wurde, wie das in Kontinentaleuropa gelebt wurde und da eben mitverantwortlich war für den Durchbruch von den Lagerbierstilen, dass wir das nochmal gesondert aufgreifen werden, um noch ein paar mehr Hintergründe hiermit aufzuführen, weil es aus meiner Sicht ein sehr wichtiges Element ist in der Braugeschichte und wie sich Bierstile ausgeprägt haben. Ich bislang, in all den Jahren, wo ich mich auch schon mit Hobbybrauen und mit Bierliteratur beschäftige und der Konsequenz darüber noch nicht gestolpert war bislang. Aber zurück zum britischen Bierexportweltmeister. Ende vom 17. Jahrhundert und im 18. Jahrhundert wurde das meiste Bier und zwar mit relativ großem Abstand in die Kolonie nach Nordamerika verschifft. Ganz wichtig. Im gleichen Zeitraum begannen die Londoner Brauer ihre Biere nach Indien zu verschiffen und die Burton Brauer ihr Burton Ale. Das war ein dunkelbraunes, süßes, auch relativ starkes Bier, ähnlich wie das Oktoberbier. Das wurde nach Russland von denen verschifft. Und wie heute schon mehrmals erwähnt, bezüglich Indienexport, der indische Topseller war der sogenannte East India Porter und nicht unser Pale Ale. Und was dabei auch noch spannend ist, der Begriff East India Porter, der wurde auch wesentlich früher offenbar benutzt als für die Pale Ales eben ein ähnlicher Begriff wie East India Pale Ale. Bei diesen ganzen Bierexporten von der damaligen Zeit finde ich auch immer ganz wichtig, dass man sich ein bisschen so vor Augen führt, wie weit oder wie groß die Welt damals noch war. So könnte man es ja formulieren. Und das bedeutet übersetzt für den Bierexport nach Indien, dass im 18. Jahrhundert der Sehweg oder der Transport von Bier eben sechs Monate gedauert hat und dabei wurde zweimal der Äquator passiert. Das heißt, da gab es auch ein paar Thermoschocks sozusagen, was die Biere alle überstehen mussten. Und Paul in der Vorbereitung musste sich da so schmunzeln, als wir da im Austausch waren, wo du gemeint hast, du hast heute am heißesten Tag des Jahres dein Bier nach Stralsund geschickt. Da musste ich so schmunzeln, wenn man sich sowas vor Augen führt.
Paul Ja, das war wirklich bitter. Ich habe wieder bis zuletzt gewartet. Also nicht absichtlich, sondern weil ich das irgendwie immer aufschiebe mit diesem Bier verschicken. Das ist irgendwie nicht so meins. Und dann bringe ich das zur Post und im Auto höre ich, dass heute der wärmste Tag des Jahres werden soll. Da habe ich auch gedacht, okay, das ist jetzt nicht optimal. Aber gut.
Flo Wird alles heile angekommen sein. Wir werden es bald erfahren. Ja, genau. Was hierbei auch noch wichtig zu erwähnen ist, diese sechs Monate Sehweg, das liest man ja auch in dem ganzen Kontext relativ häufig. Was aber wichtig ist, dass in dem ganzen Zeitraum, wo IPA aufkam, dann richtig und groß wurde und auch die Burton-Brauer ins Spiel kamen, Anfang oder in der ersten Hälfte vom 19. Jahrhundert, da wurden auch schon Dampfkraft bei der Schifffahrt eingesetzt. Das heißt, wir reden da nicht mehr über sechs Monate Sehweg, dann waren es nur noch drei Monate. Und 1868, das war sozusagen dann der Höhepunkt der Burton-IPA-Brauer, da wurde dann auch schon der Suezkanal eröffnet und der Sehweg dauerte dann nur noch drei Wochen. Das ist auch ein bisschen wichtig in der IPA-Geschichte zu verstehen, dass auch parallel, wo das Pale Ale und das IPA groß wurde, dass halt parallel auch sich an der Stelle viel getan hat und dass das Bier dann relativ schnell dann auch nicht mehr sechs Monate gebraucht hat, bis es am Zielort war. Genau, aber nun ist es soweit, kommen wir endlich zur eigentlichen Pale Ale-Geschichte. Das war jetzt ja nur Vorgeplänkel. Und um die zu verstehen, müssen wir uns mit der East India Company und der Bow Brewery beschäftigen. Die East India Company, die wurde bereits im Jahr 1600 in London gegründet und war eben im 18. Jahrhundert die zentrale Kraft im Handel zwischen Indien und England. Und ihr Geschäftsmodell basierte darauf, dass man exotische indische Waren nach England bringt und im Gegenzug englische Konsumgüter nach Indien. Und der Clou bei der ganzen Geschichte war, dass den Offizieren der East India Company erlaubt war, Waren in den Frachträumen der Schiffe zu transportieren, um die eben auf dem indischen Markt gewinnbringend weiter zu verkaufen. Und wenn man sich so ein bisschen die Zeit zurückversetzt, kann man sich es, denke ich, vorstellen, die ganzen Engländer, die eben in Indien waren, die haben halt großen Wert darauf gelegt, dass sie auch an Konsumgüter, mit denen sie vertraut waren, aus England drangekommen sind. Und genau das war eben der Business Case, dass man nicht nur Bier, sondern auch Wein, Rum, Käse und andere Kolonialwaren da gewinnbringend nach Indien bringt. Und die Offiziere konnten da sage und schreibe pro Offizier bis zu 50 Tonnen Ware ohne Frachtkosten nach Indien transportieren. Also schon relativ große Mengen. Und dann fehlt aber noch ein Puzzlestück, und zwar, das ist die Bow Brewery. Die wurde als Porter Brauerei 1752 von einem George Hodgson gegründet, am Fluss Lee, circa zwei Meilen entfernt von der East India Company. Und der Hodgson, das muss ein cleveres Kerlchen gewesen sein, definitiv, ein sehr geschäftstüchtiges. Und es hat dann gar nicht lange gedauert, dass er eben mit der East India Company diesen Clou versucht hatte zu nutzen, oder das Privileg, was die Offiziere hatten, was ich gerade erwähnt habe. Und dementsprechend hat er eben denen sein Bier zur Verfügung gestellt, und die haben es dann für ihn nach Indien exportiert und an einen Mann gebracht. Und der clevere Schachzug von ihm war an der Stelle, dass er ihnen eben das Bier auf Kredit gegeben hat, mit einer Zahlungsfrist von 12 bis 18 Monaten. Das heißt, das Bier ging vom Hodgson zu den Offizieren. Die haben sechs Monate gebraucht, bis sie dann in Indien waren, zumindest im 18. Jahrhundert, als Hodgson und die ganze Zusammenarbeit angefangen hat, haben das dort verkauft, sind zurückgetuckert sechs Monate. Das heißt, sie waren auf jeden Fall zwölf Monate unterwegs und mussten dann erst den Hodgson bezahlen. Das heißt, das war für die natürlich auch ein super Geschäftsmodell. Und das war vermutlich mit der Grund, dass die Bow Brewery mit diesem Geschäftsmodell dann eine Monopolstellung für 50 Jahre bezüglich diesem Bierexport nach Indien aufrechterhalten konnte. Was aber ganz wichtig ist an der Stelle, auch wenn es heute schon oft erwähnt wurde, die Bow Brewery war in erster Linie eine Porterbrauerei. Dementsprechend wurde da auch mehr Porter als Pale Ale gebraut und auch verkauft. Um das besser einordnen zu können. Einmal, es wurde lediglich zehn Prozent des Produktionsvolumens der Brauerei überhaupt nach Indien exportiert. Und in der kompletten Zeit von Anfang 1760 bis 1840, wo die Bow Brewery bezüglich diesem Export so richtig aktiv war, wurde durchgehend Porter exportiert. Und wie ich schon erwähnt hatte, war das der bevorzugte beziehungsweise der favorisierte Drink der englischen Armee. Anscheinend bis Ende des 19. Jahrhunderts. Und IPA war eben limitiert auf Offiziere von der englischen Armee und der East India Company. In dem Zusammenhang kann man dann auch gleich erwähnen beziehungsweise die Frage klären, ab wann hat das Kind namens Pale Ale dann irgendwann IPA geheißen. Da findet man auch unterschiedliche Erklärungen und Erläuterungen in der Literatur. Man findet Begriffe wie India Ale. Man findet Pale Ale for the Indian Market. Und man findet natürlich den Begriff India Pale Ale. Die ersten Erwähnungen in diese Richtung, die waren eher India Ale und Pale Ale for the Indian Market. Und die stammen aus den 1820er Jahren. Also so ziemlich genau 50 Jahre nachdem die Bow Brewery mit diesem ganzen Geschäftsmodell angefangen hat. Und die erste Erwähnung in der englischen Zeitung mit dem Begriff India Pale Ale, die stammt aus dem Jahre 1835. Spannenderweise gab es sechs Jahre früher in einer australischen Zeitung, weil auch dahin wurde das IPA oder das Pale Ale, das Stock Pale Ale exportiert. Da gibt es aus 1829 aus einer Zeitung aus Sydney einen Artikel, wo der Begriff East India Pale Ale fällt. Also streng genommen war das dann nach aktuellem Stand die erste bekannte Erwähnung. Dieses Begriff für diesen Bierstil, wie wir es heute kennen. Das heißt, um auch nochmal auf die ganzen Mythen aufzusetzen und was man immer wieder liest, die Bow Brewery und der gute Hodgson, der hat das IPA ganz sicher nicht erfunden. Es wurden auch schon Pale Ales vor ihm gebraut. Er war sowieso eigentlich hauptsächlich ein Porterbrauer. Aber was man festhalten kann, er hatte eben 50 Jahre zu Beginn, wo es mit dem Pale Ale Export nach Indien so richtig losging. So eine Art Monopolstellung. Und hat wegen seiner geschickten Geschäftspraxis da lange Zeit das Zepter in der Hand gehabt. London, Pale Ale, Ende.
ZDF
Paul Okay, Rundumschlag, so wie wir das kennen, oder? Es geht natürlich noch weiter. Bevor wir jetzt mit dem Burton IPA weitermachen, haben wir uns überlegt, bauen wir natürlich auch wieder mal ein paar Zahlen, Daten, Fakten ein. Ja, was soll ich sagen? So umfangreich wie die Geschichte und die Ausprägung dieses Bierstils sind und ist, so schwierig war das natürlich auch da wieder, so ganz konkrete Zahlen zu Märkten zu finden. Aber, oder was man noch dazu sagen muss, das Problem ist halt immer bei solchen Bierstilen, wenn man das versucht rauszukriegen, wird grundsätzlich ja schon immer ein Einzelhandel und Gastronomie aufgeteilt. Deswegen ist es schon mal nicht ganz so einfach zu sagen. Und dann muss man natürlich auch darauf vertrauen, dass die Quellen auch wissen, was ein IPA und was ein Pale Ale ist und so weiter. Aber ich habe es natürlich trotzdem versucht und ich habe verschiedene Quellen gewälzt und habe auch ein paar Zahlen gefunden. Zum Teil Schätzung, aber trotzdem ganz interessant. Schauen wir also uns erst mal den US-Markt an. Und der US-Markt, dem Hauptmarkt für Craft Biere immer noch, da machen IPAs, sage und schreibe, circa 40 bis 50 Prozent des gesamten Craft Beer Verkaufsvolumens aus. Und ich habe da eine Zahl aus 2020 gefunden. Allein in diesem Jahr, also 2020, wurden Schätzungen zufolge in den USA rund acht Millionen Hektoliter IPA produziert. Und zwischen 2015 und 2020 wuchs der Markt für IPAs in den USA jährlich um etwa 15 bis 20 Prozent. Wenn ich das jetzt mal so umgerechnet habe und mich da nicht verschätzt habe, dann sind das umgerechnet circa zwei Millionen Hektoliter im Jahr, die dieser Markt gewachsen ist. Auch weltweit habe ich ein paar Sachen gefunden. 2018 betrug der Markt für IPA einen Wert von 32,9 Milliarden US-Dollar. Das sind schon ganz schön krasse Zahlen, finde ich. Und bis 2025 soll dieser noch ansteigen, sich eventuell sogar verdoppeln seit 2018. Man geht also weltweit… Ja, ist krass, ne? Aktuell geht man also weltweit von dem jährlichen Wachstumsrate des IPA-Marktes von circa 11 Prozent aus. Also es geht immer noch voran, es geht immer noch weiter. Auch wenn man vielleicht zum Teil das Gefühl hat, dass es stagniert. Vor allen Dingen vielleicht in den USA. Aber weltweit wird es weiter ausgebaut. Und wenn wir uns jetzt noch mal nach Großbritannien umsehen, da habe ich Zahlen gefunden, die sind ganz interessant. Ich weiß nicht genau, wie verlässlich die sind, aber ich wollte es hier wenigstens erwähnt haben, als Entstehungsland dieses Bier-Steals quasi. Da machen IPAs circa 60 bis 70 Prozent des Craft-Beer-Marktes aus. Craft-Beer-Markt, ne? Aber trotzdem schon eine ganz schöne Hausnummer. Und dann habe ich noch einen ganz interessanten Fakt gefunden. Ich glaube, Flo, du hast es angerissen, dass die Biere nicht ganz günstig waren. Ich hoffe, ich greife dir da jetzt nicht zu vor, aber 1837 kostete ein Hodgson IPA circa 43 Euro umgerechnet. Also nicht ein IPA, sondern ein Dutzend Pintflaschen. Dutzend, 12. Also 12 Flaschen haben 43 Euro gekostet. Also 3,50 Euro pro Pint rund oder 6,30 Euro pro Liter IPA. War damals dann übrigens genauso teuer wie das Guinness Double Stout. Und wenn man in Deutschland so über die Bierpreise manchmal meckert oder andere meckern hört, dann ist das schon eine ganz schöne Ansage gewesen. Das habe ich übrigens bei Wikipedia gefunden. Und das war auch noch mal mit einer Quelle hinterlegt. Das schon zu Zahlen, Daten, Fakten, kurz und knapp dazu, um den Geschichtsteil zu trennen, kurz aufzulockern. Aber Flo, ich würde sagen, jetzt geht es ans Eingemachte.
Geschichte Teil II – Burton
Flo So ist es. Und es geht nahtlos weiter. Und wir springen zur nächsten wichtigen historischen IPA-Stadt in England. Du hast es schon geteasert. Ich auch, glaube ich, in irgendeinem Satz. Nämlich Burton-upon-Trent. Im Zentralengland gelegen. Eigentlich ein kleines, ich würde schon fast sagen, unbedeutendes Städtchen am Fluss Trent, wenn man so möchte. Aber mit Bier schon ganz lange verwurzelt. Und eine gesicherte, dokumentierte Brauerei-Vergangenheit bis ins 14. Jahrhundert. Und die Burton-Biere, die waren, also kann man daraus schließen, schon lange Zeit beliebt. Und deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass schon Anfang vom 17. Jahrhundert Burton-Biere nach London exportiert wurden. Und auch in andere Teile Englands. Und dass die relativ schnell beliebt wurden. Und warum war das so? Treue Zuhörer erinnern sich sicherlich jetzt an die Brauwasser-Folge. Wo wir da drauf eingegangen sind, dass eben dieses Burton-Wasser, die Burtonisierung des Brauwassers, dann auch später, wo andere Städte versucht haben, dieses Brauwasser zu imitieren, um genauso gute Biere wie im Burton zu brauen. Was eben geprägt ist durch seinen hohen Kalzium- und Sulfatanteil. Oder in anderen Worten, da ist eben Superman und Batman im Spiel, wenn man die Verbindung nochmal herstellen möchte. Das Brauwasser war halt ausschlaggebend und hat relativ schnell für die Burton-Biere mit dazu beigetragen, dass die eben sehr gerne exportiert wurden von diesem kleinen Städtchen. Erstmal nur in England. Und irgendwann, Ende vom 17. Jahrhundert, gab es dann das sogenannte Trent-Kanal-Gesetz. Und das ermöglichte, den wasserbasierten Handel vom River Trent zur Hafenstadt Hull in Ostengland. Und damit letztendlich die Öffnung des Bierexports in die Welt für Burton. Und im gleichen Zeitraum wurden die englischen Biere beispielsweise in Russland, damals unter Kaiser Peter des Großen, sehr beliebt. Die beliebtesten Bierstile waren, hat der eine oder andere sicherlich schon gehört, Russian Imperial Stout und daneben eben das Burton Ale, was ich heute schon mal erwähnt habe. Dieses starke, süße, dunkle Bernsteinbier aus Burton. Da ist nicht ohne Grund der Stadtname im Bierstil Name. Das war natürlich 100% Lieferung aus Burton nach Russland. Und Russland war auch weiterhin eine lange Zeit, fast ein ganzes Jahrhundert, ein sehr wichtiger Absatzmarkt für die Burton-Brauer. Nämlich 1766 unterzeichnete Katharina die Große, die liest man auch sehr häufig im Zusammenhang mit dem Imperial Stout. Das war nämlich Peters Frau, die nach seinem Tod die Herrschaft übernahm. Die hat mit England einen formellen Handelsvertrag geschlossen. Und das hat nochmal dazu geführt, dass die Bierexporte nach Russland florierten. Und vermutlich viele Geschäftsleute haben das beobachtet. Und die haben sich gedacht, Mensch, das ist doch eine coole Idee. Da geht was. Ich kann gut Bier exportieren. Ich kann Kohle verdienen. Ich kaufe eine Brauerei oder ich gründe eine Brauerei in Burton, braue Burton Ale und exportiere das in die Welt. Das heißt, genau in dem Zeitraum, 2. Hälfte 18. Jahrhunderts, sind viele der späteren großen Burton-Brauereien auch entstanden. Da ist zu nennen Bass, was später dann mal die größte Brauerei der Welt werden sollte. Und Alsop, auch eine sehr bekannte Brauerei bezüglich der IPA-Geschichte. Die heute sicherlich dem einen oder anderen Biertrinker nicht mehr so viel sagen, leider. Das ist aber eine komplexere Geschichte, die jetzt den zeitlichen Rahmen sprengen würde. Um das mit Burton nochmal zu verdeutlichen, wie klein Burton war und auch damit zu verdeutlichen, dass diese Brauereien wirklich nur gegründet wurden, um Bier zu exportieren. Burton hatte Ende des 18. Jahrhunderts gerade mal 5.000 Einwohner und Mitte des 19. Jahrhunderts, also Hochzeiten der Burton-Biere, 10.000 Einwohner. Das heißt, damit ist es ja glasklar, dass quasi die Brauereien, wie gerade gesagt, nur gegründet wurden mit dem Ziel, Bier zu exportieren. Bezüglich Russland, leider Gottes, wie so oft im Leben, kommen nicht alle Dinge so, wie man es geplant hat. Das heißt, da haben viele dann Brauereien gegründet. Aber der Bierabsatz nach Russland, Ende des 18. Jahrhunderts, hat es begonnen und ging ja bis Anfang des 19. Jahrhunderts, wurde der zunehmend schlechter. Und zwar aufgrund unterschiedlicher Faktoren. Russland hat höhere Steuern für englische Biere verhängt. Vermutlich, um den eigenen russischen Brauereien was Gutes zu tun. Und irgendwann kamen noch die Napoleonischen Kriege, es gab Seeblockaden und die konnten dann auch gar kein Bier mehr nach Russland exportieren. Und nach Ende der Napoleonischen Kriege, bezüglich Burton Ale, hat es nie wieder funktioniert, dass die Burton Brauer ihr Burton Ale in Russland an den Mann bringen konnten. Spannenderweise, nur um es zu erwähnen, das Imperial Stout, da ging die Story weiter, nur beim Burton Ale ist die geendet. Aber man kann sagen und man erkennt daraus, und deswegen habe ich das auch alles erwähnt, die Brauereien aus Burton haben damit ein Stück weit ein Problem, ein Absatzproblem bezüglich ihres Bierexports, weil eben der Russlandmarkt zu dem Zeitpunkt weggebrochen ist. Aber, wie so oft im Leben, habe ich gerade, glaube ich, schon mal gesagt, aber trifft ja auch wieder zu, Glück im Unglück für die Burton Brauer, die unethischen Geschäftspraktiken, wie sie vielfach in der Literatur genannt wurden, von Herr Hodgson, von der Bob Brauerei, die sind der East India Company zunehmend sauer aufgestoßen, weil er eben seine Preise gemacht hat, wie er Lust und Laune hatte, und auch den erwähnten Kredit, wie lange es den gab, das war auch anscheinend so, wie er gerade, mit welchem Fuß er morgens aufgestanden ist, und diese ganzen Turbulenzen haben halt dazu geführt, dass quasi der Hodgson selbst die East India Company quasi in die Hände der Burton Brauer getrieben hat. Und dann soll sich das Ganze so zugetragen haben, dass 1821 der Direktor der East India Company, ein Herr Marshbanks, den zu dieser Zeit berühmtesten Brauer aus Burton aufgesucht hat, und zwar den Samuel Alsop, und der wollte eben über den indischen Markt diskutieren, ob da nicht die Burton Brauer nicht auch einsteigen können, ob die nicht auch zum Beispiel Pale Ales brauen können, für den indischen Markt, weil er offenbar nicht mehr so die große Lust hatte, mit der Bob Brauerei da weiterzuarbeiten. Das hatte dann eben Alsop dazu veranlasst in den folgenden Jahren sein Burton Pale Ale zu kreieren. Er hat die ersten Varianten dann schon nach Indien verschippt über die East India Company, hat da fleißig Kritiken gesammelt, hat es noch mal angepasst. In dem Zuge soll auch ein sogenanntes Burton Pale Ale Malts entwickelt worden sein von den Melzern und Brauern vom Alsop und zwar sogenanntes White Malt, also wie der Name schon sagt ein sehr helles Pale Ale Malts für die damalige Zeit und das soll als 100% Schüttung in den späteren Burton Pale Ales gedient haben. Wichtig, auch hier sollen hauptsächlich eben diese schon erwähnten Koksfeuer Rauchdarren verwendet worden sein um das Malts zu darren, genauso wie vorhin schon erwähnt bei den London Pale Ales. Genauso wie der Alsop sich da Gedanken gemacht hat und hat da sein eigenes Burton Pale Ale Rezept entwickelt, genauso haben auch die anderen Player aus Burton der damaligen Zeit, wie eben schon der gerade erwähnte Bass und auch Salt angefangen Biere zu entwickeln, speziell für den indischen Markt und zu brauen und das hat dazu geführt, dass die darauf folgenden zehn Jahre so ein bisschen ein Kampf von vier Brauereien ausgebrochen ist, also namentlich die Bow Brewery weiterhin und dann eben die drei Burton Brauereien Alsop, Salt und Bass und die haben sich darum gestritten, wer die Vorherrschaft bezüglich indischem Markt erlangen kann. Auch da hat es offenbar die Bow Brewery den Burton Jungs relativ einfach gemacht, weil neben den unethischen Geschäftspraktiken hat auch die Qualität offenbar ziemlich geschwankt von von Hodgson’s Pale Ales. Da wird über krasse Bitterkeit berichtet und auch gelegentlich von sehr trübem Aussehen, was vermutlich dem London Wasser im Vergleich zum Burton Wasser auch geschuldet ist ein Stück weit und wie gesagt, das hat es den Burton Jungs leicht gemacht und das hat dazu geführt, dass dann so 1830 rum die Bow Brewery mehr und mehr bezüglich ihrem Pale Ale Bier für den indischen Markt auf dem absteigenden Ast war und man kann da auch lesen, dass er sich dann in den 1830er Jahren dann auch verstärkt auf andere Länder konzentriert hat, auf afrikanischen Markt und nordamerikanischen Markt. Wie schon erwähnt, in der gleichen Phase hat einer der drei Burton Brauereien offenbar noch mehr richtig gemacht als die anderen und das war nämlich Bass, weil die sind dann, das hat so 1830 richtig fad aufgenommen. Das heißt, die haben dann nicht nur, weil sie die Bow Brewery für den indischen Markt verdrängt haben, auch in anderen Märkten und allgemeinen Bierabsatz hat Bass durchschlagende Erfolge gefeiert und das hat sie dann, wie ich es vorhin schon mal kurz anklingen lassen habe, 1877 zur größten Brauerei der Welt aufsteigen lassen mit über 160 Millionen Liter Bierausschlag pro Jahr. Ich glaube, das haben wir in der ersten Staffel auch schon mal erwähnt, aber kann man nicht oft genug erwähnen.
Ist auch sehr beeindruckend, wenn man nach der Brauerei mal im Internet sucht und sich die Holzfasspyramiden anguckt, die bei der Brauerei Mitte des 19. bis Ende vom 19. Jahrhunderts auf dem Brauereigelände gestanden sind, wo eben das Bass Pale Ale, das Stock Pale Ale gereift ist. Diese Pyramiden, das ist der Wahnsinn. Hätte ich gerne live gesehen. Aber bei diesem ganzen Boost, was ich gerade erwähnt habe, der vermeintlich größte Boost war, dass das britische Eisenbahnnetz in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollendet wurde. Randnotiz, das britische Schienennetz ist auch das älteste der Welt. Das heißt, auch hier schlägt man wieder an die Kerbe, dass England an der Stelle seiner Zeit voraus war und dieses nationale Schienennetz hatte auch 1839 dann Burton erreicht.
Das heißt, Burton war Teil dieses Schienennetzes und hat auch nochmal die Brauer dazu befähigt, ihre Biere und auch ihre Pale Ales besser an den Markt zu bringen. Und ich denke, das kann man sich denken, das hat dazu geführt, dass die Burton Pale Ales oder die Gesamtproduktion der Burton Pale Ales insgesamt mega angestiegen ist. Um das in Relation zu setzen, innerhalb eines Jahres reden wir da über einen Anstieg von 50 Prozent und nicht wegen dem Export und auch schon gar nicht wegen dem Export nach Indien, sondern weil eben aufgrund des Schienennetzes auch der Inlandabsatz so angezogen hatte. Deswegen bezeichnet man auch das Pale Ale oder das Burton IPA als Englands Bier des Eisenbahnzeitalters, weil eben die Eisenbahn so krass dazu geführt hat, dass dieses Bier Verbreitung fande. Im Prinzip auch Parallelen, wie wir es beim Pilsner erzählt haben, dass da auch bezüglich Transport in der Zeit im 19. Jahrhundert eben viel passiert ist und dass das eben sehr stark dann auch in die Skalierung der Brauereien reingeschlagen hat, weil dann viele Brauereien dann eben nicht mehr Local for Local produziert haben, sondern in das Exportgeschäft überhaupt erst einsteigen konnten. Und ja, wie soll es sein, auch durch dieses ganze Eisenbahnthema und weil dann die Burton Biere immer verbreiteter wurden, auch in England, bekam es eben Mr. Hodgson immer, immer schwieriger und er konnte auch letztendlich rückblickend im Inlandmarkt nie so sehr überzeugen und nie so eine Stellung einnehmen, wie ihm das 50 Jahre bezüglich indischem Bierexport gelungen ist. Und das hat dann alles zusammen im Prinzip dazu geführt, dass er ja in den 1840er Jahren dem Wettbewerb dieser Übermacht, dieser steigenden und steigenden Bierübermacht aus Burton nicht mehr standhalten konnte und am Ende des Tages musste er seine Brauerei verkaufen. Die hieß dann Abbott’s Bow Brewery, die wurde auch umbenannt eben und die Reise ging aber nicht lange weiter und 1862 hat die dann letztendlich Konkurs angemeldet und hat dann diesbezüglich keine Rolle mehr gespielt. Und ja, Bow war dann raus, das heißt der IPA-Markt gehörte dann komplett den Burton-Jungs. Der IPA-Markt florierte in den 1840er Jahren so richtig, um das in Zahlen zu fassen, in den 1840er Jahren ist man da von 70.000 Fässern pro Jahr auf mehr als 300.000 Fässer angestiegen und in den darauffolgenden 30 Jahren, also 1850 bis 1880, stieg die Gesamtproduktion der Burton-Biere von 300.000 Fässer auf drei Millionen Fässer und dementsprechend hatte dann Burton nicht nur die größte Brauerei mit Bass der Welt, sondern insgesamt Burton hat sich als bedeutendes globales Brauzentrum in diesem Zeitraum damit etablieren können. Um diese Biermenge, die ich gerade gesagt habe, auch noch ein bisschen einzuordnen gegenüber den Exporten. 1869 ist da das Bezugsjahr, gleichermaßen auch Höhepunkt von Burton. Da hat die britische Krone eine halbe Million Fässer exportiert an Bier weltweit. Das größte Exportziel, muss man an der Stelle sagen, war da tatsächlich Indien. Also da gibt es eine schöne Tabelle, verlinken wir euch, ist ein Artikel von Ron Pendleton auf dem Blog. Aber wenn man auf jeden Fall diese Gesamtmenge an Exportbier, wo Indien den größten Anteil ausmacht, umrechnet auf die gesamtproduzierte Biermenge in UK, da sind wir da gerade mal bei zwei Prozent. Das heißt, da kann man auch vielleicht ein Stück weit ableiten, wie groß der Einfluss des Pale Ale Porter-Exports auf einzelne Brauereien in einzelne Länder wie Indien überhaupt sein konnte, wenn man über richtig große Brauereien redet. Also ich glaube, das ist heute über die Historie, über den schönen Namen, den jeder, so gut wie jeder Biertrinker mittlerweile kennt, hängen geblieben, ist absolut präsent. Aber ich glaube, in der damaligen Zeit hatte das natürlich lange, lange nicht die Bedeutung und nicht den Stellenwert, wie es dann irgendwann im Zuge der Geschichte das erlangt hat. Neben dem Boost durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes gab es natürlich noch weitere Einflussfaktoren, die dafür gesorgt haben, dass das Pale Ale, das IPA im heimischen englischen Markt im neunzehnten Jahrhundert so einen krassen Aufstieg feiern konnte. Einer der Fakten, die man am häufigsten liest, aber die sicherlich nicht den größten Einfluss haben, ist, dass aus Indien nach gewisser Zeit auch viele Kolonisten in ihre Heimat zurückgekehrt sind und die waren ja in der Regel gut betucht. Das heißt, die wollten natürlich dann auch in der Heimat das bis dato noch nicht so gängige und bekannte helle hopfige Bier, was sie in Indien serviert bekommen haben, trinken. Das liest man sehr häufig, geht auch ein Stück weit in die Mythen-Ecke, wird aber auch immer gerne aufgeführt, dass das zusätzlich dazu beigetragen hat, dass auch im heimischen Markt das IPA immer, immer bekannter wurde. Viele englische Mediziner haben in der Zeit das IPA, weil es sehr trocken war, also wir reden hier über Vergärungsgrade im Mittel von 90 Prozent. Auch da gibt es viele Brautabellen bei Barclay Perkins auf dem Blog, wo man das schön nachlesen kann, wo man dann natürlich auch schön sieht, dass da definitiv eine Zweitgärung durch Brett stattgefunden hat, was diesen Bieren eben diese hohe Vergärungsgrade beschert hat. Und das hat eben englische Mediziner auch dazu bewogen, sogar solche Biere, weil sie eben sehr trocken waren, für Diabetiker anzupreisen, was auch sehr spannend ist. Das heißt Volksmedizin, wenn man so möchte. Und allgemein kann man sagen, dass sich auch in dem Zeitraum ausgehendes 19. Jahrhundert die allgemeinen Lebensstandards in England verbessert haben. Und das hat sich auch letztendlich im Bierkonsum pro Kopf erheblich niedergeschlagen. In den 1820er-Jahren haben wir noch über 28,4 Gallonen pro Kopf Verbrauch geredet und im Jahr 1870 hatte sich das Ganze fast verdoppelt. Also ordentliche Zunahme. Ein weiterer Einflussfaktor ist auch, dass das IPA im heimischen Markt zu so einer Art Statussymbol wurde für die Mittel- und Oberschicht. Und das lässt sich dadurch begründen, dass im ausgehenden 19. Jahrhundert zunehmend das Mild den Porter als Getränk für die Arbeiterklasse verdrängt hat und das IPA eben aufgrund seiner längeren Reifezeit und den damit verbundenen höheren Kosten für dieses Bier eben zum Getränk der Wahl der oberen Mittelschicht wurde und letztendlich dann sogar zum Statussymbol. Und ähnlich wie wir es beim Pilsner beschrieben hatten, das IPA war eben für die moderne Zeit halt einfach anders als die dunklen Biere. Es war blass, es war klar, es wurde auch dann zunehmend, weil es dann auch aufkam, oft gekühlt und im Glas serviert. Und es gab sogar Vergleiche mit den besten französischen Champagnern an der Stelle, was eben auch diesen Bier, wie gesagt, so einen Statussymbolcharakter verliehen hatte und es dann dadurch einfach beliebter gemacht hat. Aber wie so oft, nach so einem rasanten Aufstieg, Hochmut kommt vor dem Fall, gab es dann unterschiedliche Faktoren, die dann vor dem Ersten Weltkrieg das IPA wieder ein Stück weit von der Bildfläche verschwinden lassen haben. Und auch da wird wieder unser Pilsner ins Spiel kommen. Aber fangen wir erstmal an mit der Besteuerungsgrundlage nach OG, die wir in mehreren Folgen auch schon erwähnt hatten, nämlich der sogenannte Free Mash tun Act 1880. Da gab es eben die Änderung, dass nicht mehr nach Rohstoffeinsatz versteuert wurde, sondern eben nach OG, also nach Stammwürze, das heißt auch die IPAs, die im Vergleich zu beispielsweise Lagerbieren zu dieser Zeit dann schon, aber es ging des 19. Jahrhunderts, dann eben auch höhere Steuern hatten und dementsprechend dann für den Endverbraucher teurer waren. Und das hat sicherlich in die Kerbe geschlagen, dass dann der langsame Abstieg der Pale Ales und IPAs kam. On top kam eine Wirtschaftskrise in England zwischen 1888 und 1900, was dann letztendlich in einer starken Reduktion des Pro-Kopf-Bier-Konsums endete. Da reden wir von 33 Prozent Rückgang der Burton-Brauereien in diesem Zeitraum. Und allgemein haben sich die Geschmacksvorlieben der Konsumenten geändert. Diese Stock Ales, egal ob jetzt Stock Pale Ales oder auch bei den Importers, die kamen ein Stück weit außer Mode, weil eben diese komplexen Brettaromen, ich denke das kennt jeder Biertrinker von heute, ist auch heute nicht jedermanns Sache. Und damals, als dann verstärkt eben Lagerbiere und andere Frischbiere, wie auch das Mild, populärer wurden, haben die Konsumenten dann halt auch andere Dinge zur Verfügung gehabt und haben dann vermutlich eher zu einem anderen Glas gegriffen, immer, immer mehr. Und, auch ganz wichtig, und ich glaube in so einer Phase leben wir heute tatsächlich auch wieder, sind ja Ende des 19. Jahrhunderts weltweit diese Temperenzbewegungen, also diese Abstinenzbewegungen, aufgekommen. In Indien beispielsweise wurde Tee zum Getränk der Wahl. Öffentliches Trinken war ja komplett nicht mehr akzeptiert. Es gab immer mehr öffentliche Reaktionen in Zeitungen und so weiter. Eigentlich ausgelöst bezüglich England wegen dem sehr hohen Gin-Konsum, aber hat sich natürlich auch aufs Bier niedergeschlagen und letztendlich hatte das in den ganzen Abstinenzbewegungen gemündet, was ja dann beispielsweise, siehe Prohibitionen in den USA, wurde der Bierhahn dann komplett abgedreht und es hat sich dann auch auf eher stärkere Biere vermutlich stärker ausgeübt. Und auch heute, deswegen hatte ich es angesprochen, greifen wir ja auch immer, immer häufiger zu einem alkoholfreien Bier, was aus meiner Sicht eine gute Sache ist, aber das ist ja auch jetzt erst wieder so seit zehn Jahren überhaupt in den Köpfen drin, dass man auch leichtere Biere, alkoholarme Biere trinken kann und in so einer ähnlichen Zeit lebten die Leute anscheinend damals auch. Das heißt zusammengefasst muss man sich das so vorstellen, im einheimischen Markt hat es das IPA Ende des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg immer schwerer bekommen und wurde zunehmend verdrängt eben durch die aufkommenden Lagerbiere, wie zum Beispiel Lagerbiere Pilsner Art und auch den sogenannten Running Beers in England, das heißt frisch konsumierte Biere, die man sozusagen als Vorläufer von den Cask Bieren, von den Real Ales bezeichnen könnte. Und nicht zu vergessen, es gab auch so eine Art Low Gravity IPA Bewegung, das heißt die Brauer haben sich eben so zu Werk gesetzt, dass sie auch leichtere IPAs gebraut haben, die dann vermutlich so im 3-4% Range waren oder eben bis zu ähnlichen Stärken wie die Lagerbieren, um da sozusagen die IPA Antwort auf die Lagerrevolution liefern zu können. Und im Exportgeschäft hatten es die Burton Brauer auch schwierig, weil die hatten sich eben aufgrund dieses krassen Wachstums ab den 1840er Jahren im heimischen Markt zunehmend halt eher auf den heimischen Markt konzentriert und haben so ein bisschen ihr Exportgeschäft ein Stück weit vernachlässigt. Und es hat letztendlich den Lagerbieren in den Zeiträumen wahrscheinlich auch einfach gemacht, gerade in Zonen mit heißem Klima ihr Lagerbier an den Mann zu bringen. Und da gibt es ja auch viele Storys dazu, dass da auch viele Lagerbierbrauereien Ende vom 19. Jahrhundert auch sogenannte Satellitenbrauereien, Satelliten-Lagerbierbrauereien in Indien, in Australien und sonst wo eröffnet haben, um einfach noch frischeres Bier wieder nach dem eher Local für Local Ansatz an den Start zu bringen. Und das hat es natürlich den Burton Brauern auch mit ihrem IPA sehr, sehr schwer gemacht. Und ja, das alles zusammen hat dann Ende vom 19. Jahrhundert, Anfang vom 20. Jahrhundert auch so letztendlich den Abstieg dieser angesprochenen Dominanz, dieser Größe von Burton als globales Brauzentrum Stufe für Stufe nach unten gesetzt, bis es dann irgendwann nicht mehr diese Bedeutung hatte wie im 19. Jahrhundert. Im Prinzip Paul, war es das so als Einstieg bezüglich Geschichte, heute London und Burton, Pale Ales, IPAs für unsere neue Staffel so als kleines Fundamentchen?
English IPA Bierstil
Paul Das ist ein bisschen untertrieben, Flo, glaube ich. Ich glaube, das ist ein solides Fundament geschaffen. Und was uns jetzt natürlich noch fehlt, so zum Abschluss und wenn man das so als Basisfolge sehen will für den Rest, dann müssen wir uns natürlich auch noch mal den Bierstil an sich schnappen. Aber du hast es ja jetzt während der Geschichte ausführlich beleuchtet und auch heutzutage ist es so, IPAs sind natürlich super vielseitig. Das war früher so, das ist heute so, es gibt super viele Ausprägungen. Was wir aber versuchen wollen im Laufe der Staffel, dass wir euch da draußen immer mal eine neue Variante dieses Bierstils näher bringen. Was soll ich sagen, was passt besser in der ersten Staffel, als wenn man sich das eigentliche, wenn man so möchte, historische englische IPA mal vornimmt. Und genau das hat Flo ja anklingen lassen. Das ist leichter gesagt als getan. Es gibt diesen Bierstil auch in den BJCP-Guidelines. Trotzdem ist die Einordnung nicht messerscharf. Das merkt man auch an den Ranges, vor allen Dingen auch beim BJCP-Guidelines, die da angegeben werden. Ich möchte jetzt auch nicht ganz stumpf nur die Guidelines vorlesen, sondern ich habe mal versucht, die Guidelines mit anderen Quellen, die Flo zum Teil schon genannt hat, die wir euch in die Show Notes packen. Und habe versucht, das ein bisschen zu kombinieren und ein eher korrekteres Bild von so einem englischen IPA zu beschreiben. Und was ich noch vorwegnehmen möchte, ich würde jetzt eher auf ein Burton IPA eingehen als auf einen London IPA. Und vielleicht können wir da auch nochmal irgendwie was ergänzen, Flo. Vielleicht auch, da möchte ich auch nochmal erwähnen, wir haben auch einen Blog. Ihr kriegt die ganzen Folgen als Blogpost, als Transkript. Und vielleicht können wir da auch nochmal was einbauen, Flo. Das wäre vielleicht nochmal eine Idee. So am Rande, die mir gerade einfällt. Genau. Aber fangen wir mal vorne an. Grundsätzlich unterscheiden sich diese englischen historischen IPAs natürlich deutlich von den modernen, weil die einfach oft fruchtiger und hopfenintensiver sind mittlerweile. Was man auch dazu sagen muss, wenn man sich so ein bisschen in die Quellen rein liest, auch die Briten heutzutage oder die britischen Brauer geben nicht so richtig genau vor, wie so ein englisches IPA aussehen soll oder es mal ausgesehen hat. Da kann man auch sagen, dass die modernen Interpretationen vor allen Dingen auch an die aktuellen Geschmacksvorlieben so ein bisschen mehr angepasst sind. Und wenn man es jetzt müsste, dann nehmen wir uns mal dieses Burton IPA vor. Das waren im Prinzip keine komplizierten Biere, das muss man mal sagen. Die Basis, das war überwiegend helles Malz. Hier könnte man zum Beispiel Marisotta einsetzen und damit schafft man auch gleichzeitig eine helle Basis, aber auch ein bisschen Vollmundigkeit, ein bisschen nussig-brotiges Aroma, also gibt ein bisschen Charakter in den Körper des Bieres.
Dann gibt es schon die erste kleine Diskrepanz. Da scheiden sich schon die Geister bezüglich der Farbe. Wenn man ein paar Quellen wälzt oder wenn ihr mal gegoogelt habt nach englischen IPAs, die meisten haben dann so ein Bild vor Augen von so einem doch schon bernsteinfarbenen, etwas dunkleren Bier. Aber grundsätzlich waren die heller. Und auch wenn man sich die BJCB-Guidelines anguckt, die wurden 2015 hinsichtlich englisches IPA nochmal überarbeitet. Und seitdem steht auch drin, dass die meisten eigentlich eher pale, also eher hell sein sollten. Wenn ihr mich fragt, dann würde ich vielleicht mit ein, maximal zwei, aber eher hellen Karamellmalzen in der Schüttung arbeiten und die Farbe und auch die Malzbasis nicht zu kräftig werden lassen. Es gibt Analysen von Bieren aus dieser Zeit, die von einer Stammwürze zwischen 16 Grad Plato und 17 Grad Plato ausgehen und einem Restextrakt von zwei bis drei Prozent. Es gibt natürlich, je nachdem, welche Brauerei, welche Biere und welche Zeit, also welcher historische Abschnitt, gibt es natürlich unterschiedlicher. Das trifft es aber ganz gut, wenn man sich die Burton IPAs anguckt, jedenfalls von einigen Brauereien. Was ich hier ganz interessant finde, rein rechnerisch ergibt ein Alkoholwert zwischen sieben bis siebeneinhalb Prozent. Das sind Endverkehrgrade zum Teil über 80 Prozent. Das ist schon einiges. Das heißt, dass die Biere typischerweise auch schon eher trocken im Abgang waren und auch einen relativ schlanken Körper aufgewiesen haben. Auch in den BGCP-Guidelines wird darauf verwiesen, dass die Karbonisierung durchaus einen Ticken höher sein darf, um dieses schlanke, spritzige Mundgefühl tatsächlich noch zu unterstützen. Laut BGJP ist sogar die Zugabe von Zucker erlaubt, um das noch ein bisschen weiter hoch zu petern. Bezüglich der Hopfengaben, wir wissen, dass es recht hohe Hopfengaben waren. Ich habe jetzt Angaben gefunden, so umgerechnet circa zehn, neun bis zehn Gramm pro Liter. Welche Hopfensorten es in dem Fall waren, ist nicht so richtig abschließend geklärt. Vermutungen lassen natürlich klassische Hopfensorten wie Goldings zu, aber von der Brauerei Bess wissen wir zum Beispiel, dass auch US-Hopfen eingesetzt wurde. Was auch ein ganz interessanter Fakt ist, der Hopfen damals wurde eher ohne Kühlung gelagert. Er hatte vermutlich eher niedrigen Alphasäuregehalt dadurch. Es gibt trotzdem starke Vermutungen, dass wir mit sehr hohen IBU-Zahlen es zu tun hatten damals. Die meisten Quellen sind eigentlich eher moderat, auch wenn man jetzt Richtung BGJP guckt. Die gehen so von 40 bis 60 IBU aus. Ich habe aber auch 70 bis 100 gefunden. Da kann man sich auch vorstellen, wenn ich einen niedrigen Alphasäuregehalt in dem Hopfen habe, weil ich ihn auch, ich sage mal, unpfleglich gelagert habe, dann muss ich da schon einiges von hinzugeben. Dass die Biere dann in der Regel im Fass gestopft wurden, das ist Usus, da sind wir dann drauf eingegangen. Wenn man jetzt nicht dieses Börtenwasser mal zur Gemüte führt mit seinem hohen Calcium-Gehalt und fast schon obskur hohen Sulfat-Gehalt, dann muss man sagen, wer dieses Wasserprofil nachstellen möchte, wird in Zusammenhang mit dem schlanken Körper, den ich genannt habe, und der Menge an Hopfen natürlich auch eine ausgeprägte Bittere erhalten, die auch im Nachgang weiter anhalten wird. Durch das Wasserprofil ist es natürlich auch klar, dass es zu einem doch schon ausgeprägten mineralischen und vielleicht auch ein bisschen schwefligen Aroma kommen kann und das ist auch durchaus erwünscht, auch wenn man in die Guidelines reinguckt.
Flo Burten-Snatch wird es auch bezeichnet.
Paul Burten-Snatch, genau, das liest man in dem Zusammenhang sehr oft. Hört sich auch schon wieder viel cooler an als schwefliger Geschmack. Das ist immer wieder so. Die überwiegenden Biere der britischen Brauer, die sich heute englisches IPA nennen, die haben damit eher wenig zu tun. Das habt ihr sicherlich auch schon festgestellt. Die Brauerei White Shield sollte man in diesem Zusammenhang vielleicht aber nennen oder die sollte genannt werden. Wenn ich das richtig sehe, gibt es da noch ein erhältliches IPA, was wahrscheinlich auf die längste Abstammung bis zu diesen Burton-IPAs zurückgeht. Das wurde nämlich im Jahr 1829 das erste Mal gebraut. Das ist vielleicht ganz interessant. Bevor ich es natürlich vergesse, die Hefe. Ich habe es erwähnt, wir haben relativ hohe Verkehrgrade gehabt zu dieser Zeit. Man kann jetzt natürlich eine klassische englische Hefe, S04 fällt mir da ein, einsetzen. Aber es gibt zum Beispiel auch vom White Labs die Burton-Ale Yeast. Das wäre dann wahrscheinlich noch ein bisschen besser geeignet, ein bisschen korrekter in diesem Zusammenhang. Aber ich würde auf jeden Fall versuchen, dass der Prozess und die Hefe zu einem relativ hohen Verkehrgrad führt, wenn man das so nachbrauen möchte. Was ich jetzt noch mit in die Waagschale legen möchte, einfach um es genannt zu haben, der Flo hat es natürlich angerissen, ob das jetzt historisch richtig ist oder auch nicht. Interessant ist es auf jeden Fall, drei Sachen. Einmal ein dezenter Rauchgeschmack, also so eine subtile Rauchnote kann ich mir sehr gut in diesem Zusammenhang vorstellen. Auch wenn in den BGCP-Guidelines steht, Eichenholz ist für diesen Stil ungeeignet, dann könnte ich mir trotzdem vorstellen, dass so eine leichte, holzige Note, wie ich das zuletzt mal versucht habe in einem Italian-Style Pilsner, da habe ich auch so eine ganz, ganz subtile Holznote reingebracht, fand ich ganz toll. Könnte ich mir hier auch gut vorstellen, könnte sogar noch ein Ticken stärker sein, damit es auch zur Geltung kommt wahrscheinlich. Und natürlich, Flo, Brett dürfen wir vielleicht nicht ganz unerwähnt lassen, ist natürlich auch noch mal eine Idee, geht dann natürlich in eine andere Richtung. Aber in diesem Zusammenhang wollte ich es auf jeden Fall erwähnt haben. Das ganz kurz zu meiner Übersicht und verschiedensten Quellen mit den BGCP-Guidelines verwoben, dass man sich vielleicht mal ein kleines Bild davon machen kann, wie so ein IPA ausgesehen haben kann, wie man es nachbrauen kann heutzutage.
Flo Sehr cool. Vielleicht zwei, drei Ergänzungen, die dazu passen zu dem, was du gesagt hast, wo ich noch drüber gestolpert bin. Du hattest Zucker erwähnt als Zugabe. Das soll auch dem geschuldet sein, die Burton-Brauer. Also man hat ja schon in der Entwicklung von diesem sogenannten White Malt gesehen, was am Anfang ganz sicher zu 100 Prozent verwendet wurde. Aber dann im 19. Jahrhundert wurde ja mehr und mehr bezüglich Gesetz in Britten ist möglich, auch Zucker zu verwenden. Und 1880 war ja dann auch unvermälzte Bestandteile wieder möglich. Und das hat auch für Burton keinen Halt gemacht. Und deswegen haben die neben Zucker auch Mais und Reis, aber erst relativ spät im ausgehenden 19. Jahrhundert, Anfang 20. Jahrhundert eingesetzt, mit dem Ziel, ein möglichst helles Bier am Ende zu bekommen. Und das haben die spannenderweise auch bei ihren Braukesseln so umgesetzt. Da liest man, dass die Braukessel in Burton eher überdimensioniert waren. Und im Gegensatz zu London hatten die in Burton offene Kochkessel. Und das war alles mit dem Ziel, weniger Maillardreaktion zu bekommen und weniger Zufärbung beim Kochen. Also die haben da wirklich aktiv bei der Vermelzung, beim Kochprozess und später, wo es dann auch möglich war, über die Malzschüttung alles, alle Schrauben versucht, in die Richtung zu stellen, um ein mögliches Pale-Bier auch wirklich hinzubekommen. Und bezüglich dem Verkehrsgrad, nur das, was wir mal gedroppt haben, da gehen wir sicherlich auch irgendwann in der Staffel nochmal drauf ein, da gibt es ja das Burton Union System, was so ab ca. 1840 von allen Burton Brauern genutzt wurde und dementsprechend auch für alle Burton IPAs genutzt wurde. Das war aber allgemein dann in der zweiten Hälfte vom 19. Jahrhundert in England verbreitet. Und das ist ja übersetzt ein sogenanntes Hefeabscheidungssystem. Das heißt, während der aktiven Gärung wird da ja aus den offenen Gärbehältern, wird dann quasi das Bier in die Burton Junions geschlaucht und dann über diese Schwanenhälze wird ja dann quasi der Trub aufgefangen. Also sehr vitale Hefe und andere Proteinreste, was auf der einen Seite dazu führt, dass die Biere sehr klar werden und dass du halt im Gegensatz zu anderen Braunationen dann auch, wenn man das über Sud-Generationen vergleicht, die Hefe, die die über die Junions auffangen und dann wieder einsetzen, die ist halt in der Regel sehr vital und die haben sich da wahrscheinlich dann auch sehr vitale Stämme domestiziert für die damalige Zeit und hatten deswegen vermutlich auch schon mit der Hauptgärung ohne Brett im Vergleich zu den London IPAs diese hohen Verkehrgrade, die du angesprochen hast. Und die Frage, die ich mir da gestellt hatte, auch in der Interaktion mit Brett, waren ja alles Stock Pale Ales, die aus Burton, die aus London. Und wenn von der Hauptgärung, weil die Burton Jungs da halt diese crazy Technik mit den Junions hatten, dadurch in der Hauptgärung eine höhere Vergärung hatten als in London. Da hat ja Brett weniger zu tun. Das heißt, ich könnte mir auch vorstellen, aber das ist eine reine Hypothese, die mir in dem Zusammenhang durch den Kopf ging, dass vielleicht auch die Burton Pale Ales eine dezentere Brettnote dadurch hatten als die London Pale Ales. Aber das habe ich nirgends gelesen, ist einfach aufgrund dessen, was ich gerade beschrieben habe, eine Hypothese, die da auch in diese ganzen Vergleich auch, warum die Burton Pale Ales neben dem Wasser, neben den anderen Themen dann irgendwann da die Herrschaft übernommen haben. Und das Sinnbild, der Begriff Burton war gleich Pale Ale wurde.
Paul Ja, gute Überlegung. Also das mag durchaus sein, dass es dann auch die breite Masse mehr oder der breiten Masse mehr entsprochen hat, der Geschmack dann dadurch auch vielleicht begründet. Ja, warum nicht? So Flo, die erste Folge der zweiten Staffel ist fast im Kasten.
Flo Fast.
Bier des Monats
Paul Also was wir natürlich jetzt noch machen, Leute, nachdem wir jetzt Flo als Fundamentchen genannt, ich würde sagen wirklich ausgeprägtes, festes, starkes Fundament für Staffel zwei geschaffen haben, machen wir natürlich noch das Bier des Monats. Das Bier des Monats. Flo, möchtest du anfangen?
Flo Ich kann sehr gerne anfangen, aber schon mal ein kleiner Teaser. Ich habe natürlich ein gutes Bier, aber jetzt nichts, was irgendjemanden wahrscheinlich aus den Zocken haut. Ich komme ja quasi frisch aus dem Urlaub. Ich sage jetzt gar nicht, wo ich war, aber ich war auf jeden Fall in Deutschland und in der Region habe ich mich so ein bisschen durch die lokalen Biere durchprobiert. Neben, sage ich mal, dem Einheitsbrei aus den Supermärkten und leider hat mich da nichts wirklich abgeholt. Aber was mich in dem Urlaub, war auch schönes Wetter, immer wieder abgeholt hat, war im Restaurant meines Vertrauens gab es, die hatten Schneider und die hatten auch unterschiedliche Tabs immer da. Und zum Mittagessen war das in dem Fall eine helle Weiße, das ist Tab 1, war da so mein Go-To-Bier, was ich die letzten Wochen dementsprechend relativ häufig getrunken habe. Was soll man sagen, also ein Hefeweizen, wie man es sich vorstellt, prickelnd frisch, perfekt um in den Nachmittag zu starten, wobei manchmal wird man auch ein bisschen müde dadurch, kennt man ja. Aber das war so mein Go-To-Bier und deswegen mein Bier des Monats.
Paul Stark, ja dann mache ich mal weiter. Also uns hören ja doch, der ein oder andere hört uns ja zu und ich will jetzt die Möglichkeit gleich mal nutzen. Ich bin, wie ich eingangs gesagt habe, aktuell in Potsdam und ich möchte die Möglichkeit nutzen. Hier ist wirklich Craft-Bier-Eppe, muss man sagen. Also wenn man eine halbe Stunde weiter nach Berlin fährt, da wird man erschlagen mit Craft-Bier und irgendwelchen Bars und Brauereien. Hier ist es tatsächlich nicht so. Aber was es hier gibt und ich habe die Jungs auch vor ein paar Tagen kennengelernt, ist die kleine aber feine Brauerei Kessel & Kelle. Wer mal in Potsdam ist, schaut mal gerne vorbei. Das ist echt ein cooles Ding. Die haben einmal im Monat eine Art Brauerei verkauft. Da könnt ihr vorbeigehen, da was kaufen und hin und wieder sind die natürlich auch auf irgendwelchen Festivals oder Festen, die hier stattfinden. Und sie sind auch in einigen Bars vertreten, zum Teil auch in Berlin. Also unbedingt mal die Augen offen halten nach Kessel & Kelle. Ich habe ein, wie sollte es anders sein, ein Cream Ale von den beiden getrunken, was ich sehr gut fand, was sehr gut rein lief, was einfach wirklich lecker war. Also was soll ich dazu sagen? Das war einfach ein klasse Bierchen. Bin gespannt auf weitere Biere von den beiden. Haben jetzt glaube ich einen Mango Sour abgefüllt. Also die probieren auch ganz ganz viel rum, Richtung IPA auch auf jeden Fall. Jetzt Sours und so weiter. Also guckt mal auf die Internetseite. Die Anlage, die ich da so gesehen habe, die kommt mir auch relativ bekannt vor. Das ist eine kleine 100 Liter Anlage und auf der Internetseite steht auch noch 2022 gegründet. Und sie sind glaube ich mit einem Ausstoß von ca. 1000 Flaschen pro Monat gestartet. Also das war mal noch ein Side-Project. Mittlerweile sind sie ein bisschen größer geworden. Das läuft ganz gut und wollen jetzt auch den ein oder anderen oder das ein oder andere Bier als Gypsy woanders brauen, brauen lassen, um da eben auch mal mehr anbieten zu können. Also die Nachfrage scheint da zu sein. Finde ich absolut cool. Kessel und Kelle, das Cream Ale von denen, mein Bier des Monats.
Flo Hammer, Paul da passt alles. Der Name Kessel und Kelle feiere ich. Sehr cool. Die Geschichte ist cool. Also so junge, aufstrebende Brauereien, die da so klein anfangen und dann vorwärts kommen, finde ich mega. Und mich freut es natürlich, dass endlich, ich sage es einfach mal mal wieder, ich habe es nicht genau im Kopf, ein Cream Ale, dein Bier des Monats.
Paul Ja, es kommt mir halt dafür, dass es so selten ist, kriege ich es dann doch immer mal wieder eingeschenkt irgendwie. Also ich bin happy.
Flo Ja, dann glaube ich, Paul, können wir jetzt auch bei der ersten Folge, Staffel 2, ersten Hauptfolge, den Sack zumachen.
Paul Absolut.
Flo Oder hast du noch was auf dem Zettel?
Paul Ich bin für heute wirklich fertig. Ich durfte ja viel lauschen, durfte viel lernen, durfte viel erfahren. So geht es denen da draußen bestimmt auch. Und ich denke, für heute langt es und wir machen Sack zu. Das ist ein gutes Stichwort, ja.
Flo Dann an da draußen, wie immer, folgt uns, schickt uns Speakpipes, schreibt uns Kommentare, nützt auch noch die Chance jetzt gerade am Anfang der zweiten Staffel, wenn ihr irgendein Thema über IPA habt, irgendwie etwas, was ihr schon immer wissen wolltet, was wir vielleicht behandeln sollen und vielleicht noch nicht auf dem Schirm haben. Jetzt ist die Zeit, schickt uns das, dann können wir uns vielleicht noch irgendwie in die Staffel einbauen. Und wir haben Bock drauf, haben wir ja schon gezeigt, wenn wir Fragen aus der Community bekommen, wir nehmen uns auch denen an und versuchen, die umfassend zu bearbeiten und zu beantworten.
Paul Da geht keine unter, auf jeden Fall. Flo, mir fällt doch noch was ein und wer so lange zugehört hat, der hört sich das jetzt auch noch an, weil es jetzt auch zeitlich passt. Wir beide sind ja in Stralsund und wer vielleicht auch da ist und es noch nicht gesehen hat, wir machen ein Rezeptentwicklungsseminar zum Thema New England IPA und zwar am Samstag vor dem Kreativbierausschank. Also wer am Samstag schon früh morgens gut drauf ist und Lust hat, der darf natürlich gern schon vorbeikommen und da zuhören und natürlich auch mitmachen. Es gibt so ein paar coole Sachen zu erleben und zu verkosten, nicht nur zum Anhören. Ich sage das jetzt einfach, ob das jetzt schon spruchreif ist oder nicht, aber wer jetzt fast zwei Stunden mir zugehört hat, ich habe mit dem Jens Reinicke schon telefoniert und das Wetter sieht wieder sehr gut aus. Das heißt, die Dachterrasse wird wahrscheinlich wieder die Ausschanklocation für den Kreativbierwettbewerb sein. Heißt dieser große Saal, Kühlschiff heißt das Ding, Flo, oder wie heißt das Ding? Weiß ich gar nicht. Auf jeden Fall der große Saal, wo es sonst ausgeschenkt wird, der steht für Vorträge zur Verfügung. Das heißt, da werden wir dann einquartiert und das bedeutet wiederum, dass da sehr, sehr viel Platz ist für viele Teilnehmer. Deswegen kommt gerne zahlreich vorbei und dann sehen wir uns gerne in Stralsund. Damit bin ich jetzt auch wirklich fertig.
Flo Und weil mich wirklich schon ein paar angeschrieben haben, ja, wir starten wirklich so früh.
Paul Das ist natürlich hart, wenn man am Freitagabend in der Hafenkneipe versackt ist, aber es hilft nichts. Uns geht es ja auch nicht anders.
Flo So ist es, ja. Müssen wir durch und wir haben Bock drauf. Hoffentlich sehen wir viele von euch. Von daher, Paul, ich glaube, jetzt sind wir endgültig raus. Macht’s gut. Macht’s gut und tschüss.
Quellen
[1] https://beerconnoisseur.com/articles/complete-truth-about-origins-india-pale-ale-ipa
[2] https://zythophile.co.uk/2011/08/04/four-ipa-myths-that-need-to-be-stamped-out-for-ipaday/
[4] https://zythophile.co.uk/2012/08/02/more-ipa-myths-that-must-die-on-ipaday/
[5] https://zythophile.co.uk/2010/03/29/the-first-ever-reference-to-ipa/
[6] St Edmundsbury Local History – The malting process (stedmundsburychronicle.co.uk)
[7] Mitch Steele, IPA
https://www.amazon.de/IPA-Brewing-Techniques-Recipes-Evolution/dp/1938469003
[8] TheLittle History of Scottish Brewing, John Alexander
[9] Shut up about Barclay Perkins: October Beer
[10] Burton: NOT the first place in the world to brew pale beers – Zythophile
[11] https://dafteejit.com/2022/07/what-were-english-kilns/
[12] https://www.beeretseq.com/where-theres-smoke-theres-pale-ale/
[13] April 2018 – Beer Et Seq
[14] Shut up about Barclay Perkins: Malt circa 1900
[15] https://www.beeradvocate.com/articles/6212/east-india-porter/
[16] The earliest use of the term India pale ale was … in Australia? – Zythophile
[17] https://zythophile.co.uk/2011/06/26/imperial-stout-russian-or-irish/
[18] Giganten der Biergeschichte: Michael Thomas Bass (brauwelt.com)
[19] Bass Brewery – Wikipedia
[20] Shut up about Barclay Perkins: UK beer exports in 1869
[21] Best IPA Beer, Hazy IPA’s | Real History from the Actual Original Brewers! (youtube.com)
[22] TAP1 Helle Weisse – Schneider Weisse (schneider-weisse.de)
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