Folge 2.0 – TEaser/Orval Tasting

   

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Flo Hallo und herzlich willkommen, Leute. Es ist soweit, die zweite Staffel unseres Brautag-Podcasts mit unserem neuen, bereits bekannten Staffelbierstil IPA startet bald. Um euch da draußen die Wartezeit zu verkürzen. Auf jeden Fall haben wir überlegt, wir machen heute dieses Video und wollen euch so ein bisschen zeigen, dass sich hinter unserem zukünftigen Staffelbierstil IPA viel, viel mehr verbirgt, als ihr da draußen vielleicht aktuell glauben mag. Von daher bleibt mir nur noch zu fragen, Paul, bist du bereit dafür? 

Paul Ich weiß auch nicht, wir haben jetzt hier so einen Haufen Flaschen stehen, aber hallo Flo, hallo Zuhörer, ich bin irgendwie schon ready. Ich habe auf jeden Fall Bock auf Staffel 2 und daher haben wir uns was Besonderes überlegt, denn wir haben ja so ein bisschen Feedback bekommen zum IPA. Wir wollen euch zeigen, da geht noch mehr und deswegen haben wir uns einfach mal unterschiedliche Orvaljahrgänge rausgesucht. Der jüngste ist von diesem oder vom letzten Jahr, Flo? 

Flo Ist ein 2024er, aktuelle Charge. 

Paul Und der älteste ist quasi 14 Jahre alt. Also wir wollen jetzt einfach mal gucken, was oder wie unterscheiden sich die Biere und die haben wir uns nicht einfach so ausgesucht. Wir wollen einfach mal gucken, was können diese einzigartigen Biere so leisten. 

Flo Ganz genau und während wir die verschiedenen Jahrgänge vom Orval jetzt verkosten werden, werden wir euch natürlich ein bisschen auch das Belgian Pale Ale, was ein Orval eigentlich ist, näher bringen. Also bleibt dran, es bleibt spannend und ich würde sagen, Paul, starten wir mit dem neuesten Orvaljahrgang, nämlich 2024. Ich mache ihn auf, Schenke ihn ein. 

Paul Wir haben doch keine Zeit, Flo. 

Flo Und dann schauen wir weiter. 

Paul Wir haben ja beide schon relativ viele Orval getrunken und wir wissen ja, was einen da erwartet. Dieser opulente Schaum ist natürlich schon mal ein Kriterium, das man auf jeden Fall hat. Wenn man es so ganz jung ins Glas kriegt, finde ich halt diese Hopfenaromatik. Also sie ist nicht wirklich dezent, sie ist nicht subtil, sie ist wirklich da, sie ist voll da. Man hat so eine schöne, kräuterige Hopfenaromatik da, aber gleichzeitig auch so eine wunderbar fruchtige. Und das für so ein relativ komplexes, schwieriges Bier, was den Prozess angeht, finde ich ganz, ganz toll. Und du hast auch eine ganz, ganz dezent, aber ich finde im neuesten Jahrgang noch gar nicht so krass wahrnehmend, Brettaromatik da. Also du hast so einen, ja, vielleicht so einen ganz leichten Anklang von einem Kirschkuchen oder sowas. 

Flo Ja, genau. 

Paul So Streuselkirsche oder sowas in der Richtung. Wenn man es nicht wüsste, würde man es nicht da drauf schieben. Also eine ganz tolle, fruchtige Aromatik. Kirschen, Citrus, kräuterig. So würde ich es mal beschreiben. 

Flo Ja, bei der Kirsche als dominierendes Element von der ganzen Brettgeschichte bin ich absolut dabei. Wir haben uns das Ganze parallel für die Pratreons noch in einem Original-Orval-Glas natürlich eingeschränkt. Das wollen wir jetzt in der weiteren Verkostung als Referenzbier sozusagen nutzen, damit wir besser begleiten können, wie sich die Jahrgänge entwickeln im Vergleich zu der 2024er-Version. 

Paul Und wie dieser Schaum steht, ne? 

Flo Ja, ist ein Traum. 

Paul Also auch in dem Glas, was ja wirklich sehr, sehr weit ausläuft, also Fingerbreit und so steht er. Den kannst du löffeln, den Schaum. Wunderbar. 

Flo Und ich muss sagen, ich als alter Brett-Liebhaber, wie das quasi, wie du es beschrieben hast, in diesem jungen Orval schon zur Geltung kommt, spürbar, aber eher auf der fruchtigen Seite einfach super schön. Aber ich würde sagen, wir schauen einfach, wie sich das weiterentwickelt. Insbesondere die Brett-Charakteristik, die Alterungsaromen dazukommen etc. Schauen wir mal zusammen, was wir herausfinden werden. 

Paul Flo, du schenkst ein. Ich würde noch ganz kurz was zum Mundgefühl grundsätzlich sagen, weil das wird uns auf jeden Fall jetzt begleiten über die Jahrgänge. Es ist ja spritzig schon vom ersten Jahrgang aus. Also natürlich hat man eine gewisse Nachgärung oder die Brett arbeitet vielleicht auch noch weiter. Aber man hat jetzt schon beim jüngsten Jahrgang eine extrem hohe Spritzigkeit drin. Das Bier wirkt nicht schwer, das wirkt wirklich leicht. Sind wir mal gespannt, wie sich das vielleicht so ein bisschen entwickelt über die Jahrgänge. So, jetzt haben wir als nächstes, was haben wir im Glas? 

Flo Jetzt machen wir einen Zwei-Jahres-Sprung, wenn man so möchte. Also wir haben uns auch die Staffelung über die 14 Jahre gut überlegt. Das heißt, wir machen am Anfang lieber eher eine nähere Staffelung, weil in den ersten Jahren vermeintlich mehr passiert. Und dann gehen wir auf größere Zeitsprünge über, um dann irgendwann in das Jahr 2011 zu kommen. Aber das werdet ihr dann sehen, was wir dazu sagen werden. Jetzt haben wir auf jeden Fall die 2022 im Glas. Und wenn man das schon alleine optisch vergleicht, würde ich schon sagen, bei dem Licht, das wir hier haben, dass wir ein leicht dunkleres Bier im Glas haben. Ansonsten sieht es optisch relativ ähnlich aus, ähnliche Schaumvolumina, hält sich ähnlich lang. Zumindest in dem Zeitraum, wo wir es jetzt im Glas haben. Und wenn wir dran riechen, ich darf beginnen. 

Paul Ja, mach den Vergleich. 

Flo Ich habe aktuell das ältere. Da passiert einiges, würde ich mal sagen. Und vor allem, wenn man dann das jüngere rein riecht, habe ich was Interessantes gerade entdeckt. 

Paul Ja, du bist in der Cherry-Rumpot-Arena ein bisschen krasser. Also nicht nur dezent, sondern tatsächlich viel, viel mehr unterwegs. Also würdest du es auch so assoziieren? Oder ist ja so ein Geruch, mit dem man vielleicht ein bisschen anders auch… 

Flo Ja, ne, also voll… 

Paul Alkoholischer Cherry-Rumpot-Pflaumen, so in die Richtung. 

Flo Ja, also Kirsche, Pflaumen, Trockenpflaumen. Also irgendwie rot, fruchtig und alkoholischer. Und vor allem diese Fruchtigkeit. 

Paul Aber so richtig reif, so richtig. 

Flo Mich erinnert es ehrlich gesagt, wenn ich so reinrieche, ein Stück weit ein bisschen, durch die Früchte, durch die roten Früchte auch, so reichte Anklänge von Rotwein im Geruch. 

Paul Tannin, so ganz dezent, ja, absolut. 

Flo Ja, und wenn man dann im Vergleich das Junge reinriecht, da wirkt es relativ clean. Also wenn man das in der Orval-Charakteristik sagen kann, im Vergleich. Das fehlt dir halt komplett. Also da ist einiges passiert in den zwei Jahren. Superspannend. Merkst du im Mundgefühl einen großartigen Unterschied? 

Paul Das ist ja das, worauf ich gerade nochmal eingespielt habe. Und ich muss sagen, noch habe ich nicht einen großen Unterschied. Es ist ein bisschen zurückhaltender, karbonisiert gefühlt. 

Flo Aber besser eingebunden irgendwie, so.  

Paul Ja, es verhält sich auf der Zunge anders. Ich finde es aber immer noch relativ spritzig, so wie es vielleicht der relativ neue Jahrgang rüberbringt. Aber, ja, also nicht groß anders, dezent, finde ich es noch. 

Flo Und was ich auch spannend finde, das Neueste, also das 2024er, da merkst du viel mehr diese belgische Phenol-Charakteristik von der Hefe. Und die wird in dem 2022er durch die Brettaromen, die wir gerade beschrieben haben, komplett überlagert. Überlagert, ja. Die ist kaum noch vorhanden. 

Paul Die haben wir noch gar nicht so angesprochen, das stimmt. Also du hast noch dieses, genau, pfeffrig-phenolische drin, in der neuen Variante oder in der jüngsten Variante sorum gesagt und das hast du hier tatsächlich gerade nicht mehr. 

Flo Gehen wir weiter. Wieder zwei Jahre weiter auf 2020. So, wie sehen wir optisch aus?  

Vergleichen wir jetzt nur noch 2022 und 2020. Ich würde sagen, wieder einen kleinen Ticken dunkler. Schaumvolumina, wirkt jetzt das Letzte nochmal ein bisschen voluminöser, aber ich glaube, alles in allem sind wir da ähnlich unterwegs. 

Paul Man sieht es so ein bisschen, also grundsätzlich hat man einfach bei allen, überall liegt noch der Schaum drauf. Wir haben jetzt schon bei dem ersten, da ist schon ein bisschen Zeit ins Land gegangen, beim zweiten auch, beim dritten sind wir beim Einschenken ein bisschen voluminöser. Interessant, ist das wirklich mit der Farbe, weil man das mal so wirklich vertikal verkostet. Immer noch einen Ticken. Immer auf. Ich bin gespannt, was noch kommt. 

Flo Da sieht man auch, dass diese Oxidationsprozesse, trotz dass Brett im Spiel ist, weil Brett liebt ja Oxidation und kann so ein bisschen verstoffwechseln, im Gegensatz zu Saccharomyces. Trotzdem passiert da was, aber halt langsam, sehr langsam. 

Paul Jetzt habe ich mal angefangen. Ich finde, dass wir im Vergleich zum, wie machen wir es jetzt, zum 2022 quasi, finde ich es in dem Bier viel besser eingebunden und zwar, was finde ich besser eingebunden? Die Brettaromen. Also die sind nicht ganz so herausstechend und strömen dir nicht ganz so entgegen, finde ich, sondern sie sind harmonischer, aber das, was wir im ersten Bier hatten, im jüngsten Jahrgang, das ist da auch gar nicht vorhanden, also dieses wirklich fruchtig-frische, gedryhoppte, wie man es so ein bisschen kennt. Hier sticht es ein bisschen raus, hier finde ich es harmonisch eingebunden. Finde ich jetzt zum Beispiel zwischen den beiden am harmonischsten, am rundesten. 

Flo Bin ich bei dir. Also rein vom Geruch gefällt mir jetzt auch das 2020er, da habe ich dich richtig verstanden, am besten. 

Paul Super, ja. 

Flo Und was ich ganz spannend finde, wenn man jetzt das 2020er und das 2022er gegeneinander vergleicht, das 2022er hat dann im Vergleich sehr starke Lederaromen, was ja auch eine Brettaromatik ist und die ist im 2020er, also in dem älteren, wieder zurückhaltender und ich glaube, das ist damit verantwortlich, dass man das insgesamt geruchstechnisch zugänglicher wahrnimmt im ersten Schritt. 

Paul Okay, also sehe ich es ähnlich, ich kann es nicht als Leder bezeichnen, was ich wahrnehme, wenn du das jetzt sagst und ich nochmal reinschmecke, reinrieche, ist, dass ich in dem hier, 2022, ein bisschen mehr, ich hätte es als bittere bezeichnet, die sich so ein bisschen auf die Zunge legt, die habe ich in dem 2020er nicht und deswegen wahrscheinlich, ich habe das Leder, kann ich nicht ganz bezeichnen, aber da fehlt mir vielleicht auch einfach die Praxis, aber was ich sagen kann ist, wenn ich jetzt nochmal reinschmecke, ich habe hier ein bisschen aggressivere Bittere als in dem 2020er, finde ich super rund. 

Flo Das bittere Thema, gebe ich dir auch recht, hast du recht, das ist auch so ein Auf und Ab zwischen den Jahrgängen, wo wir noch gar nicht drauf eingegangen sind, ist auf das Thema Säure, weil Brett kann ja auch in geringen Mengen Essigsäure produzieren und der Sauerstoffatmosphäre, aber alle drei Biere haben jetzt eben, trotz steigender Brettcharakteristik oder veränderter Brettcharakteristik von Jahrgang zu Jahrgang bezüglich Säure, jetzt nichts was über den klassischen Orvalcharakter hinausgeht, was so leicht tart ist. 

Paul Deswegen haben wir es auch noch nicht erwähnt, also ich warte auch noch drauf, dass es sich vielleicht verändert. 

Flo Jetzt haben wir eine Flasche aus 2017, die Flasche sieht optisch noch sehr gut aus, das heißt, das lässt auch gleichzeitig darauf rückschließen, dass die gut gelagert wurde, das ist mir natürlich auch wichtig, auch wichtig bei solchen Experimenten, weil das natürlich auch reinspielt in so eine Vertikale Verkostung, wie man das überhaupt gegeneinander vergleichen kann.  

Paul Ich bin jetzt halt wirklich gespannt, ist das ein Tick dunkler? Tatsache! 

Flo Das ist einfach noch mal ein Tick dunkler und noch mal weniger trübe, wobei das natürlich auch miteinander einhergeht, schöner, feinporiger, also der Schaum ist krass, der Schaum ist mega krass, der ist wirklich wie so eine Wolke. 

Paul Ja und selbst sieben Jahre nach Abfüllung quasi, haben wir hier immer noch einen wunderbaren Schaum drauf, man sieht richtig, wie die Kohlensäurebläschen aufsteigen. Ich finde es immer noch bemerkenswert, dass wir hier tatsächlich noch einen Ticken dunkler werden, weil ich finde an sich schon, das relativ junge Orval hat so eine dunklere Bernsteinfarbe. Ja, dass wir da noch dunkler kommen können, ohne dass man quasi ins Bräunliche geht, wieder geschafft. 

Flo Ja, aber das sind letztendlich alles Oxidationsprozesse, die da irgendwie sich überlagern und… 

Paul Toll! Ich geh mal reinführen. Also ich mag es total, also das erst mal so als… 

Flo Also im Geruch habe ich da jetzt eine gewisse Säure, muss ich sagen, Säurekomponente. 

Paul Genau, jetzt kommt die Säure dazu, die hast du auch, du hast jetzt gerade das verglichen, das muss ich auch gleich noch machen. 

Flo Also das, das 2020er gegen das 2017er, drei Jahre noch mal. 

Paul Ja, da hast du nochmal drei Jahre dazwischen, jetzt hast du eine gewisse Säure drin, die ist aber ganz… Also ich finde die noch recht subtil. 

Flo Ja, die ist subtil, ja. 

Paul Ganz, ganz zurückhaltend, aber sie rundet das 2020er Profil, finde ich, also das, was wir vorher hatten, wo die Brett schön eingebunden ist, wo die Karbonisierung passt, finde ich gerade ganz, ganz charmant, muss ich sagen. 

Flo Aber auch ganz spannend, wenn man das dann quer vergleicht, in dem Fall jetzt 2017 gegen die Neueste, die wir auf dem Tisch haben von 2024, diese Säure, die da hinzukommt, die macht auch brutal was mit dem Mundgefühl. Das 2017er ist wesentlich schlanker durch die Säurekomponente, die hinzukommt, im Gegensatz zu der neueren. Genauso merkt man, wenn man das Neuere rein riecht, dieses frische, hopfige, phenolische, also phenolisch frische Hefearomen, das hat man in dem Alten alles nicht mehr, da merkt man echt so ein bisschen die Geschichte über die Jahrgänge, die wir hier quer verkosten, also super spannend. 

Paul Absolut spannend. Ich liebe wirklich Orval, aber das habe ich noch nicht gemacht, also ich hatte schon unterschiedliche Jahrgänge im Glas, aber dieser quervergleich, dieses vertikale Verkosten, wer das machen kann, macht das mal, das ist wirklich interessant und wir sind noch lange nicht am Ende, genau das, was du sagst, Flo, das Mundgefühl wird immer spritziger, immer, wie soll man sagen, es wird immer schlanker, ohne irgendwie leer zu sein, das ist ja auch das Schöne, was ich so an Sauerbieren mag, du sicherlich auch, du bist ja absoluter Fan davon, ich bin gespannt, was kommt als nächstes? 

Flo Also, wobei, ein Sauerbier ist es ja noch nicht, das hat ja nur eine gewisse Tartness, was ich nicht als Sauerbier bezeichnen würde. 

Paul Du noch lange nicht, ich bin jetzt schon in einem Bereich, dass ich die Säure wirklich wahrnehme, jetzt gehen wir auf 2014 zu, also jetzt nähern wir uns in 10 Jahren. 

Flo Jetzt wird es richtig alt, da waren wir auch noch jung und frisch, wir beide, damals, kannst du dich noch erinnern? 

Paul Ja, ich weiß nicht, da kannten wir uns noch nicht, Flo. 

Flo Nee, da kannten wir uns noch nicht, da habe ich auch noch nicht gebraut, also ich zumindest nicht. Und der Schaum. Das ist wahrscheinlich die Konstante in der ganzen Thematik. 

Paul Guck dir das an, ey. 

Flo Und wieder. 

Paul Also nicht nur ein Ticken, sondern wirklich, aber so, dass du immer denkst, es geht doch eigentlich gar nicht viel dunkler, ohne dass du ins Bräunliche gehst, das habe ich gerade schon gedacht. 

Flo Es sind immer so Nuancen. 

Paul Bernstein, immer ein Ticken dunkler. 

Flo Ich muss nochmal gucken, die 2014er Variante, erster Eindruck, Geruch, gefällt mir richtig gut. Säure ist da, die wir in der 2017 schon hatten, die ist ja auch noch da, aber irgendwie in der Gesamtmelange passt das irgendwie besser. Die 2014er, ohne jetzt einen Direktvergleich gemacht zu haben, mache ich gleich noch, finde ich richtig, richtig rund und geil. Und zwar aus allen Komponenten, die wir bisher beschrieben haben, vereint in einem Jahrgang. 

Paul Ja, ich habe hier leichte Essigaromen drin, so ganz dezent, aber süßlicher Essig. 

Flo Aber ich mag das.  

Paul Balsamico.  

Flo Ja, ja, richtig, ja. Aber in Anklägen hatten wir das in der 2017 schon und hier ist es… 

Paul Krass, da habe ich es noch nicht wahrgenommen. Für mich wirklich nicht. 

Flo Ein Ticken mehr. 

Paul Ja, so muss ich sagen. Hier ist es jetzt so, dass ich es wirklich benennen kann und noch muss. Aber okay, ich trinke mal einen Schluck. Und keine Ahnung, ob es das ist, aber es sorgt dafür, dass das Mundgefühl jetzt auf einmal… 

Flo Wieder da ist. 

Paul Wieder da ist. Ist lang nicht so schlank wie die Variante davor. 2014 ist quasi vollmundiger oder präsenter im Mund, auf der Zunge, als die 2017er Variante. 

Ich meine, das sind drei Jahre dazwischen, da kann was passieren. Aber man hätte jetzt eher gedacht vielleicht, dass es weiter abbaut, aber nein. Ich finde, es ist charakteristischer, es vereint jetzt viele Aromen miteinander, bringt so einen leichten Balsamico-Aroma mit rein und hat ein tolles Mundgefühl. 

Flo Und jetzt… Das grande Finale, genau. 2011, letzter Jahrgang. Schauen wir mal, ob sich das in irgendeiner Art und Weise so fortsetzt. Das könnte man ja mutmaßen, nochmal ein bisschen mehr Säure beispielsweise. 

Paul Ja, absolut. 

Flo Könnte man, aber schauen wir mal. 

Paul Ich bin gerade schon begeistert von der 2014er Variante. 

Flo Aber das Wichtige ist ja immer, das hängt ja auch von den individuellen Lagerbedingungen der Flasche ab. 

Paul Guck dir das an. Wieder haben wir, also in dem Fall jetzt sehr dezent, aber es ist wieder ein Ticken dunkler. Das müssen wir vielleicht nochmal versuchen einzufangen in dem Foto.  

Ich weiß nicht, ob wir das hinkriegen, Flo. Du hast immer ein Ticken dunkleres Bier. 

Flo Das müssen wir echt versuchen, weil das ist ein wirklich sehr schönes Bild, was wir da gerade auf dem Tisch haben. 

Paul Aber wir haben jetzt hier ein Bier im Glas. Das erinnert mich so ein bisschen ans Rodenbach oder so. Also eher so an diese Geschichte. 

Flo Auch der Schaum hat endlich mal nachgelassen. 

Paul Auch der Schaum nimmt jetzt nach zehn Jahren tatsächlich mal ein bisschen ab. Wir haben hier noch Schaum, der ist so ein bisschen grobporiger. Der haftet eher am Glasrand an. Wir haben jetzt ein sehr klares Bier. Das muss man auch mal sagen. Ein sehr, sehr, sehr klares Bier im Glas. Und haben halt von der Farbe nochmal einen Ticken zugelegt. Ich würde es jetzt noch nicht dunklem Bernstein nehmen, aber einen sehr, sehr markanten, schönen Bernstein. 

Flo Vielleicht hat die Brett nach über zehn Jahren jetzt vielleicht endlich gedacht, jawohl, der Job ist gemacht. Ich lege mich zur Ruhe. 

Paul Ich trinke jetzt noch nicht. Ich lasse nicht reinriechen. Ich habe hier ein Aroma, was für mich persönlich alles übertönt. 

Flo Okay. Also das kann man schon mal festhalten. Das ist kein Orval mehr. Also das ist… Aber ich will mich da nicht festlegen. Kann auch an den Lagerbedingungen natürlich liegen. 

Paul Du, wie das jetzt…  

Flo Aber das riecht jetzt halt eher wie ein… Ich habe da nussige Aromen, süßliche Aromen. 

Paul Nuss und Honig. 

Flo Der Brett ist weg. 

Paul Brett ist weg, ich habe nur Walnuss und Honig. 

Flo Ja, Walnuss und Honig und zwar sehr prominent. 

Paul Also Alterungsaromen, Oxidationsaromen. 

Flo Also ein Oxidationsbonbon, wenn man so möchte. Aber wir probieren natürlich auch für euch. Natürlich. Aber es ist trotzdem super spannend, weil ihr habt jetzt die ganze Evolution mitbekommen, wie sich die Brettaromen entwickeln, was das vom Aroma ausmacht. Es ist halt wahrscheinlich, dass der Kronkorken irgendwie undicht war, das wäre jetzt meine Hypothese, aber es hat ja irgendwie Kohlensäure auf der anderen Seite. Es ist sogar recht spritzig, finde ich. 

Paul Es ist gerade das, was ich jetzt gedacht habe, aber es hat trotzdem diese… Also ich finde, es riecht viel, viel voluminöser, mastiger, als es eigentlich schmeckt. 

Flo Es könnte auch ein gealterter Bock sein. Ein gealterter, dunkler Bock, zehn Jahre, wenn man den jetzt vorgesetzt hätte, blind. 

Paul Diese Walnuss halt, dieser Walnuss-Honig-Charakter hat aber nichts… Also ich finde halt den Sprung… Hat nichts mehr mit anderen Bieren zu tun. Von 14 auf 11… 

Flo Mich macht der fast ein bisschen traurig, weil ich liebe ja Brettaromatik und irgendwie ist sie weg und wo ist sie hin? 

Paul Wo ist sie hin? Also gefühlt, nur vom Geschmack, hätte sie hier noch richtig viel zu tun, aber es ist halt tatsächlich dann anscheinend nicht mehr so. 

Flo Die Frage bleibt, ich meine, das haben wir da wirklich unterschiedlichste Aromen detektieren können und wie sich das alles entwickelt hat. Kannst du dich jetzt, das ist ja so ein bisschen wie unsere Abschlussfrage, auf das Orval-Tasting übertragen. Könntest du dich jetzt festlegen, welcher Jager dir am besten geschmeckt hat? 

Paul Ich habe es ja gerade schon anklingen lassen. Also ich würde sagen, ich finde den 11er wirklich interessant, aber ich würde den ausschließen. Jetzt im vertikalen Vergleichen, das finde ich spannend, würde ich auch den ersten, den 24er… 

Flo Auch ausschließen, ne? Bin ich auch dabei. Also da halten wir fest, 11, der jüngste und der älteste, also 24 und 11. 

Paul Also der eine ist mir zu wenig charakteristisch, der andere ist mir zu weit entfernt vom Orwald-Geschmack, den ich so mag. Der ist mir noch zu unrund, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, der 20er. Und dann bleibt noch 17 und 14, doch 17 und 14 übrig. 

Und wenn ich jetzt nochmal ganz kurz reinrieche, dann muss ich sagen… 

Flo Die 14, ne? 

Paul Dass mir die 14 am besten gefällt, weil da so ganz leichter Balsamico drin ist. Und den finde ich, der rundet die ganze Geschichte ab. 

Flo Das ist so die Kakaobohne auf der Sahnehaube. Herrlich. Ich bin da absolut dabei. Also ich finde auch rückblickend, weil es einfach nochmal ein Komplexitätsgewinn ist. Und bei mir nicht überraschend, wegen der ausgeprägteren Säure. Also ich bin auch absolut dabei und nehme nochmal einen Schluck. Aber die 2014 wäre auch mein Favorit. 

Paul Ja, ich finde das auch. Das ist natürlich charakteristischer, das ist komplexer, aber gleichzeitig auch gut trinkbar. 

Flo Ja. 

Paul Und das ist ja auch immer so eine Sache, die mir wichtig ist. Ich finde es super. Also ganz, ganz klasse. Zehn Jahre altes Orval. Herrlich. 

Flo Ja. 

Paul Kannst du ganz easy trinken. Und du kannst natürlich auch drüber sprechen, so wie wir es gemacht haben. 

Flo So, jetzt haben wir die ganze Vertikale Verkostung gemacht und noch gar nicht so viel über das Orval erzählt. Vor allem haben wir noch gar nicht so richtig durchblicken lassen, warum wir hier überhaupt ein Orval verkosten. Von daher, wir spulen ein bisschen zurück, fangen an mit, was ist mit der ganzen Geschichte vom Orval. Der Paul bringt uns jetzt näher als aller Geschichtslehrer. 

Paul Ja, ja. 

Flo In der Situation. 

Paul Habe ich eigentlich von dir gelernt. Aber Orwal ist natürlich ein wirklich ikonisches Trappistenbier. Er unterscheidet sich ja auch ein bisschen von den anderen Trappistenbieren aus Belgien. Erstmals 1931 eingebraut und ist natürlich bekannt für seine komplexen Aromen und die Verwendung von einzelnen, oder von einem einzelnen Brettanomyces-Stamm. Und das vor allen Dingen in der Nachgärung. Und das verleiht dem Bier eben diese charakteristische Aromatik. Wir haben eine leichte Säure dabei. Je nach Jahrgang, haben wir gerade festgestellt. Und ja, das ist halt einfach schön. Und deswegen haben wir uns das herausgepickt. Das Orval ist im Prinzip ein Belgien Pale Ale, unterscheidet sich aber durch seine einzigartige Brauweise und dem Reifungsprozess von anderen Bieren dieses Stils. 

Flo Aber haben wir jetzt schon geklärt, bei der ganzen interessanten Geschichte, wie der ganze Zusammenhang zum IPA ist? 

Paul Immer noch nicht. Man muss hier an erster Stelle moderne IPAs, wie wir sie heute kennen, ein bisschen ausblenden. Also die Verbindung zwischen Orval und einem englischen IPA, die ist schon eher ersichtlich. Im Orval kommen englische Hopfensorten zum Einsatz, wie Goldings, vor allen Dingen während des Kochens. Wir haben eine Dry Hopping-Gabe, genau wie es eben im 18., 19. Jahrhundert usw. auch in englischen Pale Ales praktiziert wurde. Ein weiterer Punkt ist die Verwendung von Brettanomyces, kurz schon angerissen, was wir im Orval, im historischen und auch in englischen historischen Pale Ales eben haben und vor allen Dingen dort auch eine wichtige Rolle spielt. 

Flo Das ist ein sehr guter Punkt, Paul. Bierhistoriker wie Ron Pattinson und Martyn Cornell, über die aber schon sehr häufig geredet, vor allem ich, die haben schon lange gesagt, dass Brettanomyces in historischen englischen Pale Ales eine wichtige Rolle gespielt haben. Genau, und diese Bretthefen, die haben eben maßgeblich zur Entwicklung, wie wir gerade selbst in den Gläsern gesehen haben, zum Geschmacksprofil beigetragen und haben dadurch, dass sie halt komplexere Zucker vergären können, hohe Vergärunsgrade den Bieren beschert und haben sie auch für den Transport, für den Seeweg nach Indien u.a. und auch andere Länder dieser Welt, der britischen Krone, ideal gemacht. 

Paul Ja, und das ist ja genau das, was wir jetzt versucht haben darzustellen. Macht das gerne nach, wenn ihr das könnt. Also diese verschiedenen Jahrgänge durch die Brettanomyces, die sich eben da so ein bisschen durchisst, durchfrisst, macht sich einfach bemerkbar und man kriegt halt diese Aromen immer mehr. Ja, die werden immer präsenter. 

Flo Ja, letztendlich hat die Brett gezeigt, wie wunderbar durch diese ganze Brett, durch den Brett-Input, wenn man so möchte, die Biere an Komplexität gewinnen, sich verändern, unterschiedliche Komponenten hinzukommen. Die Biere werden immer, immer spannender, unterschiedlicher. Das ist eine Vertikalverkostung und ich glaube, das konnten wir heute zeigen durch Brett. Eine geile Sache. 

Paul Und Brett schnappen wir uns natürlich auch nochmal für den Staffel-Bier-Steal in der Staffel 2 für IPA. Genau aus diesem Grund. Und mehr Themen werden wir jetzt nicht verraten, aber wir werden es nochmal aufgreifen. 

Flo Genau. Wir haben ein großes Vor. Der Koffer ist gefüllt mit super geilen Themen für die Staffel 2. Wir haben alles schon durchgeplant. Seid euch sicher, dass wird mega. Coole Gäste, coole Biere, auch viel Hobbybrauer-Content. Es wird mega. Wir genießen jetzt noch die restlichen Orvals hier. Wir trinken sie aus, genießen den Abend. Macht’s so ähnlich. Ciao, ciao. 

Paul Macht’s gut, ciao. 

Quellen 

[1] ⁠Orval⁠ 

[2] Exploring Pale Ale & IPA’s Origin and Future Flavors of Craft Beer 

⁠https://www.youtube.com/live/IwHxEaWDaZI?si=MnY3pNYVLkovH8dI⁠ 

[3] The true history of the IPA | The Craft Beer Channel⁠ https://youtu.be/4N03L8kPYQE?si=aEDvz-RUBPYiIlwP 

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