Folge 1.KB08 – Lagerbier/Tille Experiment

   

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Paul Willkommen zu einer neuen Folge Kurz & Bierig. Ich bin Paul  

Flo Und ich bin Flo. Heute haben wir ein super spannendes Experiment für euch vorbereitet. Unser treuer Zuhörer, der Christian Tille, hat uns auf der Home Brew in Bayreuth jeweils sechs Flaschen seines Wiener Lagers in die Hand gedrückt. 

Paul Genau und das Besondere hierbei ist, dass sie alle unterschiedlich gelagert wurden. Wir haben zwei Weißglasflaschen, zwei Grünglasflaschen und zwei Braunglasflaschen. 

Flo Eine der Braunglasflaschen ist Christians normale Abfüllung, die im Kühlschrank stehend zur Reifung gelagert wurde. Die anderen Flaschen wurden bewusst verschiedenen Bedingungen ausgesetzt. 

Paul Richtig, die weißen und Grünglasflaschen haben jeweils eine Variante, die UV-Licht ausgesetzt wurde und eine Variante, die dann auch noch liegend gelagert wurde, um die Oxidation zu beschleunigen. 

Flo In unserer Folge über Bierfehler haben wir bereits die chemischen Hintergründe zum Lichtgeschmack erklärt. Hört da auf jeden Fall mal rein, wenn ihr mehr darüber wissen wollt. 

Paul Heute wollen wir uns auf den Vergleich der Biere konzentrieren und schauen, wie sich die Lagerung auf den Geschmack auswirkt. 

Flo Würde ich sagen, fangen wir direkt an und zwar mit der ersten Weißglasflasche und zwar die, die UV-Licht ausgesetzt wurde. 

Paul Okay, ja Flo, was soll ich sagen? Also ich habe gedacht, es ist krasser, muss ich ganz ehrlich und offen zugeben. Ich habe jetzt hier die Weißglas, die Licht ausgesetzt wurde. Ja, vielleicht schon. Es ist ein dezenter Lichtgeschmack da, eine dezente Muffigkeit. Ich würde aber sagen, ich habe das viel stärker erwartet. Die Sache ist natürlich jetzt, hat er es eventuell in zum Beispiel Corona-Flaschen abgefüllt? Das weiß ich jetzt hier nicht. Es könnte natürlich auch so eine Fritz-Cola oder einfach so sein. Aber mir geht es darum, wenn die Flaschen natürlich beschichtet sind, so ein UV-Coating haben, dann könnte es sein, dass man das eben nicht hat, diesen klassischen Lichtgeschmack oder nicht so intensiv. Aber ja, ich habe es ein bisschen krasser erwartet. 

Flo Geht mir ähnlich, weil wir sind ja im Podcast schon darauf eingegangen und haben das mit grün Glasflaschen gemacht. Und da war das auf jeden Fall spürbar. Ich habe das hier auch deutlicher gemerkt. Ich habe eigentlich erwartet, dass mich das Ganze anspringt, schon 20 Zentimeter vom Glas entfernt. Aber ich glaube, vielleicht, wenn wir jetzt die nächsten Biere trinken und dann auch die Möglichkeit haben, AB-Vergleiche zu machen, können wir das vielleicht auch noch ein bisschen besser herausarbeiten, indem wir dann zum Beispiel sein Original dagegen verkosten können. 

Paul Dann schnappen wir uns jetzt das Nächste. Das Weißglas liegend gelagert. 

Flo Da haben wir jetzt das erste Mal die Möglichkeit, hier schon diesen AB-Vergleich zu machen mit der anderen Weißglasflasche, die wir jetzt als erstes verkostet haben, die UV-Licht ausgesetzt war. Und da muss ich sagen, ich rieche einen Unterschied. Und die  liegende, ohne jetzt auf Fachthermenie einzugehen, finde ich, riecht unangenehmer als die, die UV ausgesetzt war, um ehrlich zu sein. Also UV-stehend versus liegend Kühlschrank würde ich UV-stehend bei diesem Weißglasflaschen-Vergleich bevorzugen. 

Paul Ja, definitiv. Man hat da so eine Art Alterungsaromen, so Honigaromen oder so was drin. 

Flo Aber auch leicht muffig. Honig ist der schöne Teil, muffig ist der negativ behaftetere  

Paul Ja, auf jeden Fall interessant. Krass.  

Flo Ja, und im Geschmack auch sehr deutlich. Diese Honigaromen, die dir auch so ein bisschen mehr Vollmundigkeit sogar tatsächlich vorgaukeln bei der liegenden im Vergleich zur UV-Lichtflasche. 

Paul Super spannend. 

Flo Also macht auch was mit dem Mundgefühl. Es ist nicht nur der Geruch und der Geschmack, sondern auch von dem restlichen sensorischen Eindruck. 

Paul Tatsächlich. Und jetzt, wo du das sagst, auch wenn man auf die Hopfencharakteristik ein bisschen versucht, sich zu konzentrieren, ist die bei UV-stehend lagert ein bisschen prägnanter, ein bisschen kräutriger, ein bisschen, ja, also einfach ein bisschen mehr vorhanden überhaupt. 

Flo Ja, bei der liegenden Lagerung hast du von dieser eigentlichen Hopfenaroma-Charakteristik ist da eigentlich gar nicht mehr viel da.  

Paul Dann schnappen wir uns jetzt die Grünglasflaschen, oder Flo?  

Flo So ist es, ja. 

Paul Und machen wir es wieder so rum. 

Flo Wir haben so keine Zeit. 

Paul Es ist doch kurz und bierig. Ja, genau. Dann jetzt wieder UV-Licht ausgesetzt, aber stehend gelagert, grün. 

Flo Und dann hier auch gleich mal UV gegen UV, also UV-grün gegen UV-weißglas. Die sind ähnlicher wie die liegende Lagerung, die wir gerade hatten, finde ich. Also zueinander. 

Paul Ja, es sind relativ viele Kreuzvergleiche, aber ja, vor allem geschmacklich sind die wirklich sehr, sehr nah beieinander, finde ich. 

Flo Ja, also die beiden sind, also UV-grün, UV-weiß, sehr ähnlich. Dann nehmen wir gleich noch die liegende Grün dazu.  

Paul Oh, also die finde ich wirklich, sorry, aber die… 

Flo Krass. Aber das Spannende ist, finde ich, da hat man auf jeden Fall auch Lichtgeschmack, neben der ganzen Oxidationscharakteristik. 

Paul Ja, das ist so ein richtig muffiger Keller. Also ich assoziiere das immer mit so einem nassen Keller mit Staub, nasser Pappe, also ganz extrem. 

Flo Und spannenderweise extremer wie bei der Weißglasflasche. Da hätten wir jetzt vielleicht auch Spannung. Was da auch natürlich einen Einfluss hat bei der liegenden Lagerung, wie gut die Flaschen befüllt waren. Natürlich fällt mir das jetzt erst ein, da hätten wir vielleicht vorher ein Bild machen können. Weil natürlich, wenn die Flasche weniger befüllt ist, wird der Effekt deutlicher sein. Und das können natürlich hier dann die Glasfarbe Schach Matt setzen, sozusagen, vom Einfluss. Aber halten wir fest, liegend Grün ist prägnanter bezüglich Oxidation, muffiger Keller, muffiger, nasser Keller, wie du es umschrieben hast, als die liegende Weißglasflasche. Und insgesamt, Stand jetzt, würde ich sagen, scheint es so zu sein, dass die liegende Lagerung einen größeren Effekt hat als die stehende. Nee, nee, als natürlich der UV-Einfluss, wollte ich sagen. 

Paul Ach so, ach so, ja, ja, klar. Okay, dann jetzt die letzten beiden. Wobei ich gestehen muss, ich habe seinen Original auch schon mal kurz zwischenverkostet, um mich einfach wieder ein bisschen einzunorden. Aber jetzt haben wir quasi noch einmal seins im Original in der braunen Flasche stehend gelagert. Und dann haben wir noch mal seins in der braunen Flasche liegend gelagert. 

Flo Jetzt greife ich mir als allererstes mal das Liegende, ist bei der grünen. Das ist spannend, wenn man liegend gegen liegend, der braune zu grünen testet, ist die grüne liegend bisher die in Anführungszeichen schlimmste Probe oder wo die Fehlaromen am meisten ausgeprägt sind. Und durch den Quervergleich, wenn man die braune dazu nimmt, merkt man eben, dass bei der grünen liegend auch Lichtgeschmack eine Rolle spielt, neben dem ganzen muffigen Keller, was vorher ein bisschen unter gegangen ist, durch das andere Fehlaroma, finde ich. 

Paul Definitiv, ich finde da bei der braunen liegend ist es gar nicht so krass prägnant, genauso wie bei der weiß liegend. Ja, es ist da, anders ausgeformt würde ich es jetzt mal bezeichnen, aber bei der braunen am wenigsten prägnant vorhanden. 

Flo Definitiv, ja. 

Paul Und sein Wiener Lager gefällt mir sehr gut. Das werde ich definitiv noch austrinken. 

Flo Die restlichen nicht, Christian, tut uns leid, aber die werden wir vermutlich zum Großteil wegschütten. Aber dein Original, das werden wir austrinken bis zum letzten Tropfen. Das ist auf jeden Fall sehr gut. Und im Vergleich sieht man dann auch nochmal schön, wie die Fehlaromen bei den anderen ausgestaltet sind. Und Paul, ich glaube, ist ein super spannendes Experiment für jeden Hobbybrauer, der hier zuhört, das einfach mal selbst zu machen. Und das Thema liegende Lagerungen, in so einem Direktvergleich habe ich noch nie verkostet und ist für mich gerade so ein Augenöffner, ehrlich gesagt. Wir haben es ja in der Folge gehabt, dass es beim Saison durchaus positive Aspekte zu haben scheint. Bei einem Bierstil wie hier, bei einem Wiener Lager, ist das definitiv nicht so. 

Paul Ja, also ich kann mich auch noch gut an unser Experiment aus der Folge erinnern, wo wir beide dann einheitlich auch gesagt haben, dass die liegende Lagerung nochmal richtig dem Bier gut tut, dem Saison gut tut. Hier ist es wirklich so, gerade bei der Grünglasflasche finde ich es ganz, ganz unangenehm, sodass ich es wirklich gar nicht trinken oder gar nicht riechen mag. Aber es ist wirklich ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig auch die richtige Lagerung ist. Und wie du gesagt hast, Flo, ich habe sowas auch noch nicht im Quervergleich gehabt. Super spannend. Ja, bleibt uns vielleicht noch ein kurzes Fazit zu sehen. 

Flo Unser Experiment hat deutlich gezeigt, dass die Flaschenfarbe und die Lagerbedingungen einen großen Einfluss auf den Biergeschmack haben. 

Paul Braunglas bietet den besten Schutz gegen UV-Strahlung, während Weiß- und Grünglas das Bier deutlich anfälliger für Lichtgeschmack machen. 

Flo Die Lagerposition spielt eine größere Rolle, als wir beide vor dem Experiment angenommen haben. Liegende Lagerung beschleunigt die Oxidation, was zu einem honigartigen, muffigen Kellergeruch und Geschmack führen kann. 

Paul Vielen Dank auf jeden Fall nochmal an Christian für die Bereitstellung der Biere und die Möglichkeit, dieses interessante Experiment durchzuführen. 

Flo Wenn ihr mehr über Bierfehler und ihre Ursachen wissen wollt, hört euch unbedingt unsere entsprechende Hauptfolge zum Thema an und freut euch selbstverständlich auf weitere Bierfehler-Hauptfolgen in der nächsten Staffel. 

Paul Das war’s für heute. Bleibt auf jeden Fall neugierig und bis zum nächsten Mal bei Kurz und Bierig.  

Flo Cheers. 

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