Bierbrauen ist sowohl eine Kunst als auch eine Wissenschaft. Manche Leute mögen sich von der technischen Seite abschrecken lassen, aber das ist eine Wissenschaft, die man schmecken kann. Diese Wissenschaft ist es, die es jedem ermöglicht, zum Künstler zu werden.
Das hat gesagt der von uns schon vielfach zitierte John Palmer [1].
- Begrüßung und Vorstellung heutiger Gast
- Bierpause #1 – Verkostung Siegerbier Weizen-IPA
- Vorbereitung Weizen-IPA Home Brew 2024
- Bierpause #2
- Norwegen Kveik-Reise
- Lieblingsbier, Lieblingsbrauerei
- Quellen:
Begrüßung und Vorstellung heutiger Gast
Flo Und damit hallo und herzlich willkommen zur mittlerweile neunten Ausgabe Bier Experten im Rampenlicht. Und heute steht auch erneut das Thema Home Brew Bayreuth von Maisel & Friends bei uns im Fokus. Wir hatten euch ja bereits in diesem Format zusammen mit Micha König auf die Homebrew 2024 vorbereitet und viele Einblicke in diese tolle Veranstaltung geben können. On top haben wir auf unserem YouTube-Kanal ein schönes Video rausgehauen über unsere Thiol-Bombe, die wir dann auch auf der Homebrew ausgeschenkt haben. Gepaart oder abgerundet mit unserem Vortrag, den wir dort gehalten haben mit dem Titel Geheimnisse der Gärung. Was zur Hölle ist Biotransformation? Das Ganze ist mittlerweile auf dem YouTube-Kanal von Maisel online. Verlinken wir euch in den Shownotes [2]. Könnt ihr auch mal reinschauen. Aber damit nicht genug zur Homebrew. Das krönen wir heute. Das Ganze würde ich sagen, indem wir den Mann interviewen dürfen, der dieses Jahr mit seinem Weizen-IPA die hochkarätige Jury bei Maisel überzeugen konnte und den Preis einheimsen konnte. Aber bevor wir auf diesen Mann eingehen, darf ich wie immer meinen Lieblings-Podcast-Buddy, den Paul, begrüßen. Paul, wie sieht es heute bei dir aus? Wie geht es? Und vielleicht die wichtigste Frage am Anfang. Was für ein Bier hast du im Glas?
Paul Das sind so viele Fragen, Flo. Mir geht es gut. Ich freue mich drauf. Du hast es ja gerade schon gesagt, wer heute unser Gast ist. Das wird, glaube ich, cool. Den werden wir ausquetschen, so gut es geht. In allen Bereichen, was das Hobbybrauen angeht. Ich habe im Glas aktuell vom Schmaits-Nerd-Brewing ein Honey Ale. Das hatte er uns mitgeschickt mit dem Triple. Der Martin Schmidt ist das, glaube ich. Korrigiere mich, Flo. Du bist mit Namen immer besser. Es ist bei mir immer ein bisschen Schall und Rauch. Seht es mir nach. Genau, das habe ich gerade im Glas. Ich habe gerade einen kleinen Schluck genommen, während du die tolle Einleitung gemacht hast. Und es schmeckt mir. Schmeckt mir echt gut. Ich bin immer so von diesen Honigbieren. Ich weiß auch nicht, es ist immer nicht so richtig meins. Aber dann sind doch immer mal so ein paar Exemplare dabei. Mein Kopf sagt immer, das ist Honig und süß. Ich mag das nicht ganz so. Aber hier hat man wirklich diesen Honigcharakter, diesen Honiggeschmack drin. Und es ist gar nicht so süß. Deswegen kann man das jetzt hier ganz entspannt mittrinken. Und ich würde sagen, damit genug zu mir, zu meinem Bier. Doch, Flo, komm. Was hast du im Glas, bevor wir das machen?
Flo Ich wollte schon sagen.
Paul Man kann ja dazu sagen, der Flo ist heute nur aufgrund seiner rennfahrerischen Fähigkeiten noch pünktlich gekommen.
Flo Genau. Ich habe alles gegeben und die Autobahn hat es mir nicht leicht gemacht, aber es ist geglückt. Und dementsprechend, mittlerweile sind wir ja schon ein bisschen weiter fortgeschritten im Jahr. Wir sind aktuell mit gutem Wetter gesegnet, heute auch wieder. Zumindest hier im Süden Deutschlands mit fast 30 Grad. Und dementsprechend habe ich mir auch ein sommerliches Bier aufgemacht. Und passend zum Thema, ein Bier, was uns übergeben wurde, Paul, auf der Home Brew Bayreuth vom Ingo, auch bekannt als Kaltergebräu [3], der auch mittlerweile Patreon bei uns ist. Da Probs raus. Und dementsprechend hat uns ein Sauerbier in die Hand gedrückt. Die eine Flasche, die haben wir zusammen auf der Homebrew getrunken, schon zu späterer Stunde. Es ist ein Pfirsich Melba Sour, eine Fruited Gose. Sein erstes Sauerbier habe ich noch so im Kopf. Und ja, ist schön schlank, mit viel Frucht natürlich durch den Salz das Ganze aromatisch unterstützt. Richtig schönes Sommerbierchen. Und wie gerade erläutert, einfach passend für die heutige Folge. Deswegen habe ich es nur aufgemacht. Deswegen habe ich es gerade im Glas. Und deswegen genieße ich es jetzt.
Paul Astrein. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass wir es getrunken haben. Ich kann mich aber nicht mehr daran erinnern, wie es geschmeckt hat. Aber Flo, dann genieße es. Lass es dir schmecken. Und ich würde sagen, wir kommen zum heutigen Gast, um den sich jetzt auch alles drehen wird. Wir haben den Sieger der Home Brew Bayreuth 2024 bei Maisel & Friends. Mit seinem Weizen-IPA hier heute in unserem virtuellen Podcaststudio. Wir begrüßen recht herzlich Pascal Wolke aus Auenwald-Hohenweiler im wunderschönen Baden-Württemberg. Und Pascal hat uns sein Siegerbier zugeschickt. Da freue ich mich auf jeden Fall schon den ganzen Tag drauf, das zu trinken. Das steht schön kalt oder stand schön kalt. Ich habe es mir jetzt schon mal rausgestellt. Und Pascal, schön, dass du hier bist. Freut uns wirklich sehr, dass es geklappt hat. Stell dich doch mal ganz kurz vor.
Pascal Guten Abend zusammen. Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich riesig, dass ich hier sein darf. Dass ich da mal mit dabei sein darf und ein bisschen was sprechen darf. Ich bin Pascal Wolke. Ich bin 32 Jahre alt, wenn mich nicht alles täuscht. Ich komme aus dem Raum Stuttgart, vom Lande.
Paul Seit wann bist du Hobbybrauer? Vielleicht das gleich noch vorweg. Können wir da so ein bisschen drauf aufbauen?
Pascal Klar. Ich bin seit Ende 2021 Hobbybrauer.
Paul Oh, okay. Also noch recht frisch dabei. So ein Corona-Ding gewesen oder eher anders?
Pascal Also es war während Corona, vielleicht kam es auch durch Corona. Mir war es jedenfalls nicht langweilig zu der Zeit. Es hat sich einfach alles so gefügt und dann ist das aus dem Nichts heraus irgendwie entstanden.
Paul Perfekt. Dann können wir ja direkt einsteigen. Aber eins noch vorweg. Dein Hobbybrauer-Name oder der Name der Hobbybrauerei, der ist natürlich ziemlich cool. Da kannst du vielleicht auch noch mal kurz was sagen.
Pascal Cloudworks nenne ich mich. Zumindest auf meinem Etikett. Und in dem Hobbybrauer-Forum. Wolke ist mein Nachname. Auf Englisch nennt sich Wolke Cloud. Und so mein erstes richtiges Craft-Bier, das mich irgendwie überzeugt hat, das war in Vancouver. Das Flagship IPA von Steamworks. Und als dann das erste Bier kurz vorm Abfüllen in die Flasche war, kam so die Überlegung, was macht man denn jetzt aufs Etikett drauf? Irgendwas muss da ja stehen, sonst wirkt das ja nicht so richtig echt. Genau. Ich glaube, meine Frau kam drauf. Wir bringen meinen Namen und dieses Steamworks zusammen. Und dann kam Cloudworks dabei raus. Da bin ich jetzt erstmal geblieben.
Paul Ziemlich cool, wie ich finde. Sehr, sehr eingängig auch. Man findet dich auch bei Instagram und so, ne?
Pascal Genau. Unter meinem normalen Namen Pascal Wolke [3]. Einfach so eingeben.
Paul Da kann man vielleicht dir auch noch mal über die Schulter gucken, wie man so ein Siegerbier macht. Deswegen könnt ihr mal reingucken. Dann starten wir direkt rein, oder? In unserem ersten Part. Und jetzt wollen wir natürlich so ein bisschen, du hast es ja gerade anklingen lassen, auf die Geschichte oder auf deine Hobbybrauer-Geschichte, wie ging das alles los? Kannst du ja mal ganz kurz sagen, wie viel Souda hast du mittlerweile auf dem Kasten? Wie hast du angefangen? Was war das erste Bier? So in der Richtung. Und natürlich auch immer interessant für uns, welches Equipment nutzt du denn so? Oh ja, das Spiel auf einmal.
Pascal Also ich habe ungefähr 30 bis 35 Sude hinter mir, jetzt seit 21. Ja, wie habe ich angefangen? Da muss ich ein bisschen ausholen, wenn ich darf.
Paul Ja, wir haben Zeit.
Pascal Ich habe mit Freunden hier in meiner Gegend, ich glaube 2019, haben wir uns eine Streuobstwiese gekauft. Das ist so ein kleines Wiesengrundstück mit Obstbäumen drauf, hauptsächlich Apfelbäumen. Und dann waren da plötzlich im Herbst ganz viele Äpfel, die irgendwo verarbeitet werden mussten. Und dann kam die Idee auf, da könnte man noch Most draus machen oder Apfelwein, Äppler, gibt es ja ganz viele Begriffe dafür, bei uns sagt man Most dazu. Genau, das war dann so die Idee, das mal zu probieren. Und das haben wir mehrmals gemacht in dem Jahr, also in dem Herbst. Und da sind dann irgendwie zum Schluss komischerweise 60 Liter Most dabei rausgekommen, oder vielleicht waren es so 80, ich bin mir nicht mehr sicher. Jedenfalls viel zu viel. Es war zwar interessant und auch irgendwie lecker, aber halt in der Menge doch ein bisschen zu viel, weil jetzt Most einfach nicht so das hippe Getränk ist. Kann man schon mal probieren, aber jetzt den ganzen Abend das Zeug trinken, das mag eigentlich, mögen die wenigsten hier, auch zumindest aus meinem Bekanntenkreis. Und dann musste das irgendwie, musste das ein bisschen aufpeppen. Dann ist mir eingefallen, dass ich so in Kanada, in meiner Zeit in Kanada, bin ich neben den IPAs auch auf Cider gestoßen, die es da recht viel gibt, in verschiedensten Geschmacksrichtungen. Und habe mich da so ein bisschen informiert, wie man das hinbekommen kann. Also einfach durch Nachgärung in der Flasche, zack, hat man ein prickelndes Getränk. Und habe es dann ausprobiert, bin auf einen Shop gestoßen in Brouwland, glaube ich, aus Belgien oder Niederlande, und habe da echt mal gesehen, was es da an Equipment alles gibt. Und war ganz überrascht und so freudig darauf gestürzt, Flaschen gekauft, Equipment zum Abfüllen. Und dann hatte ich den Cider in der Flasche, das war schon mal ganz cool, aber dem hat noch so ein bisschen der Kick gefehlt. Und dann bin ich darauf gekommen, dass man das auch hopfenstopfen könnte. Den Begriff kann ich so ein bisschen von den Craft-Bieren, die mir bis dahin runtergekommen sind. Habe da dann halt gegoogelt und recherchiert und auf YouTube geschaut zum Thema Hopfenstopfen. Und dann gab es halt irgendwie zwei Videos zum Thema Cider und 2000 Videos zum Thema Bier. Und dann bin ich darauf gestoßen, dass Leute daheim weltweit ihr eigenes Bier brauen. Und dachte erst, was für Rednecks als ob, Hauptsache eigenen Alkohol produzieren. Und dann sah das aber zum Schluss immer so einfach lecker aus, was die im Glas hatten. Und auch das Equipment hatte ich so, was die gezeigt haben in den Videos, das hatte ich so im Groben schon daheim. Und dann war irgendwann klar, okay, das müsste ich jetzt einmal ausprobieren. Und dann war der Schalter umgelegt. Und dann habe ich mir das Buch gekauft von Ferdinand Laudage, Craft-Bier selber brauen [4]. Und das ist ja so eine easy Anleitung als Einstieg. Und habe da dann mein erstes Pale Ale gebraut. Und das hat alles weitestgehend funktioniert. Das Bier war also erstaunlich lecker, hat uns richtig gut geschmeckt und war auch ziemlich schnell weg. Und zwei Wochen später war der nächste Brautag und es ging weiter. Und dann war klar, da gibt es so viel zu lernen, so viel zu tun, das höre ich jetzt nochmal auf.
Paul Sehr cool. Aber ist ja auch immer nicht schlecht. Wir hatten jetzt schon ein paar, wo der erste Sud, also bei mir war es ja auch so, nicht so toll war. Aber das klingt natürlich richtig gut. Also ein Pale Ale als erstes. Hast du das dann auch schon gestopft oder ist das erstmal ein ganz klassisches gewesen?
Pascal Ich glaube, das wurde auch gestopft.
Paul Okay, also gleich Vollgas. Und mit welcher Anlage hast du angefangen und hast du da schon Erweiterungen vorgenommen?
Pascal Ja, also initial, ich hatte den Einkauf schon da, so vom Einkochen von Gemüse und Obst und so Kram. Und habe damit dann angefangen, auch mit dem Ziel, dass ich in das Hobby jetzt nicht so übermäßig investieren muss, dass ich das einfach tun kann, ohne jetzt großen Invest. War dann auch ein paar Suden lang okay und dann musste ich es doch irgendwann alles umkrempeln. Der Einkocher existiert zwar noch, aber nur noch für die Nachgüsse. Mittlerweile habe ich jetzt zumindest den Einkäufer eingetauscht gegen einen Edelstahltopf. Den habe ich ausgestattet mit zwei Tri-Clamp-Anschlüssen für Thermometer und dann Hahn. Und koche auf einer Yato Induktionskochplatte. Also das war ein ganz schönes Update, einfach mal wirklich schnell zum Kochen zu kommen, richtig kochen und einfach auch mehr Platz im Kessel zu haben. Also das war eine schöne Investition. Vergären tue ich noch in Kunststoffgefäßen, also in Speidel, Gärfässern oder auch in diesem Standard-Plastikeimer. Kühlmöglichkeit habe ich im Kühlschrank, aber der ist tendenziell eher zur Lagerung und zum Zapfen aus dem Fass. Zum Thema NC-Kegs bin ich auch relativ bald eingestiegen, weil mir das Flaschenabfüllen einfach und vor allem das Flaschenwaschen zu aufwendig war. Und macht ja auch Spaß, dieses ganze NC-Kack-Thema, das Kegging-Thema. Es ist auch besser für die Frischhaltung, habe ich das Gefühl, gerade für IPAs und so. Also da habe ich relativ schnell investiert. Es gibt noch vieles zum Erweitern, aber im Moment bin ich gerade ganz zufrieden. Ich kann irgendwie Dekoktion machen, ganz normale Kombirast, BIAB geht auch. Außer mit dem Setup ist eigentlich vieles möglich und das finde ich ganz cool so.
Paul Sehr flexibel.
Flo Sehr cool. Da eine ergänzende Frage. Hast du dann einen Kegerator, weil du gemeint hast, dass du aus dem Kühlschrank zapfst oder zapfst du direkt aus den NC-Kegs? Genau, direkt aus den Kegs.
Pascal Also Kühlschranktür auf, Glas rein, zapfen, Tür dazu. Ist nicht so superschön, aber es funktioniert und die Hähne sind immer schön kalt.
Flo Du, um ganz ehrlich zu sein, ich habe einen Kegerator, aber meistens bin ich so ungeduldig, wenn ich ein frisches Bier im Kack habe, dass bis das mal ein Kegerator kommt, ist das Kack halb leer. Und das heißt, das meiste konsumiere ich vermutlich sogar auch, indem ich direkt aus dem Keg zwickel. Von daher geht ja easy.
Paul Du hast jetzt Hopfenstoffen angesprochen und auch IPA habe ich gerade schon gehört. Hast du so ein paar Bierstile, wo du sagst, das ist so dein Ding? Hast du dich da auf was spezialisiert oder gibt es was, was du am liebsten brauchst?
Pascal Ja, genau. Es sind schon hauptsächlich die IPAs oder diese hopfenlastigen Biere. Die haben mich eben initial zum Thema Craft Beer irgendwie bewegt oder diese Begeisterung so ein bisschen hervorgerufen. Deshalb habe ich die einfach auch gerne daheim. Ich habe immer gerne irgendein Pale Ale oder IPA. Das habe ich jetzt bisher auch am meisten gebraut, von den Stilen her. Und jetzt versuche ich so langsam, die ganzen klassischen Bierstile, die es in Deutschland und weltweit gibt, irgendwie so nach und nach mir zu erarbeiten. Bisher hauptsächlich obergärig, weil ich eben keine richtige Gärkühlung habe. Also hauptsächlich obergärig, tendenziell eher hopfenlastig. Das habe ich immer gerne da. Das sind so die Standardbiere. Und dann braue ich drum herum, was gerade irgendwie saisonal, worauf ich Lust haben könnte in den nächsten vier bis acht Wochen. Also mal ein Wit im Frühjahr, ein Brown Ale und ein Stout für den Winter. Münchner Dunkel habe ich jetzt im Herbst gebraut, eben auch für die kältere Jahreszeit. Also immer das, was dann irgendwie als nächstes gerade Sinn macht, so saisonal, wird dann gebraut.
Paul Noch eine Frage, bevor der Flo, der greift schon glaube ich, der greift schon glaube ich nach der Flasche. Der Flo hat Durst heute. Aber ich habe noch eine Frage, bevor wir uns jetzt gleich wirklich deinem Siegerbierchen widmen. Wir haben ja bekanntermaßen ein Faible für Brauanlagen, für, ich sage mal, Equipment an sich. Flo ist ja auch fleißig, wenn es die Zeit zulässt, baut Hopfen an. Hast du da jetzt auch schon so in dieser, ich sage mal, relativ kurzen Zeit, aber hast du schon was für dich gefunden, was so das Hobby im Hobby sein könnte? Also vielleicht eine Zutat, die dir da besonders zusagt, wo du dich so ein bisschen mehr reinarbeitest oder Etiketten oder sowas in der Richtung?
Pascal Also ich würde sagen, so ganz speziell habe ich mir noch nichts ausgeguckt. Es ist im Moment noch so vieles in allen Richtungen, was es zu lernen und zu verstehen gibt. Und ich bin schon immer auf der Suche nach Projekten, irgendwas zum Selbstmachen. Kürzlich habe ich jetzt eine Halterung gebaut, um endlich meine Hähne im Kühlschrank zu fixieren, dass die nicht rumhängen, also für die CO2-Zuleitung. Das sind alle so rumbaumelt im Kühlschrank. Ich suche immer nach Projekten so richtig. Also mein Werkstoff, mit dem ich den Beruf geklärt habe, das ist das Thema Holz. Das ist jetzt immer ein bisschen schwierig einbinden im Lebensmittelbereich. Aber ja, immer wenn es was gibt, versuche ich das selber zu machen. Auch jetzt gerade diesen Braukessel, die Löcher habe ich da selbst reingestanzt. Das war einfach auch eine schöne Sache und es macht einfach Spaß, damit zu arbeiten, weil es selbst gemacht ist. Thema Hopfen. Da habe ich auch ein paar Pflanzen am Start, sieben Stück. Also sechs davon stehen auf unserer Streuobstwiese. Das ist irgendwie schwierig jedes Jahr. Jedes Jahr gibt es eine andere Plage, die mir die Ernte versaut. Im ersten Jahr hatte ich die Hopfenpflänzchen gepflanzt, die ganz neuen. Die wollten eine Woche später wieder hin, um nach dem Rechten zu schauen. Und gerade in dem Moment hat der Schäfer seine Schafe da drüber gejagt. Die haben sich natürlich gefreut über frisches Grün und haben ja schön munter die Köpfe weggerissen. Das war natürlich schwierig mit der Ernte in dem Jahr. Aber da merke ich schon jetzt dieses Jahr wieder, dass es mit jedem Jahr besser wird. Die Pflanzen werden kräftiger. Da bin ich gespannt, ob es sich dieses Jahr lohnt, einen grünen Hopfenbier zu machen.
Flo Konntest du da schon mal einen grünen Hopfenbier machen? Oder wird es dieses Jahr das erste Mal?
Pascal Nein, ich habe letztes Jahr versucht. Da hatte ich Saphir in einer kleinen Menge. Das habe ich in den Weizen reingeschmissen. Da hat natürlich die Hefe ziemlich dominiert. Da kam vom Hopfen jetzt nicht so viel raus. War mal so ein Versuch, war ganz nett. Aber da muss ich nächstes Jahr oder dieses Jahr dann ein bisschen mehr Gedanken machen. Und ich hoffe auch, dass ein bisschen mehr Ernte dabei auskommt. Ich glaube, es waren so 200-300 Gramm nasser Hopfen.
Paul Thema Holz und Bier. Vielleicht wäre die Holzfassreifung. Der Floh guckt gerade so neben sich. Da stehen die Schätzchen. Vielleicht wäre das ja was für dich.
Pascal Ja, das finde ich auf jeden Fall spannend. Gerade wenn man euch so zuhört oder dir im Speziellen, Flo. Das macht schon Lust, sich auszuprobieren. Da fehlt mir im Moment der Platz dafür. Und auch die Kapazität, so ein großes Fass zu füllen. Und auch den Sauerbieren. Die finde ich super spannend. Aber ich habe meinen Gaumen noch nicht so trainiert, dass ich die so richtig verstehen kann. Also das ist sicher was, was noch kommt. Aber das braucht glaube ich ein bisschen Zeit.
Flo Richtig. Ich sage dir ja immer gerne, da muss man sich ran trinken. Aber um dir da nochmal vielleicht einen kleinen Anstoß zu geben. Ich war jetzt vor ein paar Wochen auf der Tour de Geuze in Belgien im Brüsseler Raum. Und eine Blenderei, die hatte da auch zum Beispiel Wild Cider und auch Sauerbier Cider Hybride. Weil du ja das mit der Streuobstwiese und mit dem Most erwähnt hast. Also ich habe da schon mehrmals richtig coole Hybride in die Richtung trinken können. Da kannst du auch mal auf jeden Fall, wenn du Lust hast, dich probieren. Und sowas dann auch auf Holz. Das kann magisch werden.
Pascal Oh ja, spannend. Das muss ich mir mal genauer anschauen.
Bierpause #1 – Verkostung Siegerbier Weizen-IPA
Paul So dürfen wir jetzt oder wie sieht es aus Flo?
Flo Also ich würde sagen ja, bevor mein Bier hier mal warm wird.
Pascal Dann muss ich ganz schnell zur Küche rennen und hol mir auch noch was.
Flo Ja ja, alles gut, alles gut. Kannst auch langsam, wir sind versorgt.
Paul Wir sind hier, wir gehen nicht weg.
Flo Der Pascal hat mir nun Paul sogar quasi ein kleines Video geschickt, wie er das für uns nochmal abgefüllt hat aus dem Keg. Ich glaube mit der Fillstation kann er gleich noch was dazu sagen. Ich meine, es war so. Das riecht echt bisher her, krass. Da bin ich gespannt, was er zum Rezept erzählt. Er hat auch das Rezept bei Maische Malz und Mehr eingestellt [5]. Das werden wir euch selbstverständlich in den Shownotes verlinken. Aber Paul, was sagst du? Die Nase ist schon mal richtig geil. Mega fruchtig.
Paul Ohne dass ich jetzt die Nase explizit ins Glas halten musste. Schon beim Einschenken hatte ich es hier wirklich. Sehr, sehr krasser Fruchtkorb.
Flo Ja, mega. Also richtig intensiv. Aber trotzdem, die Weizencharakteristik ist auch auf jeden Fall sehr prominent vorhanden. Die Banane, ein bisschen Nelke.
Paul Ja, Nelke auf jeden Fall habe ich jetzt. Aber das ist ja auch so, habe ich auch schon öfter. Kann ja Pascal auch gleich was dazu sagen, was so der Plan war. Aber habe ich jetzt auch, gerade bei dem Weizen-IPA und natürlich auch bei anderen Weizen, stelle ich es immer mal wieder fest. Es gibt so Kurven, wo mal die Banane ein bisschen mehr dominiert, die Nelke ein bisschen mehr dominiert, meiner Meinung nach. Aber man riecht, nur schon vom Riechen hat man beides, also das Beste aus beiden Welten. Man hat so ein schönes Hefeprofil von einem Hefeweizen und man hat einen zitrisch, ich weiß gar nicht, Südfrüchte-Fruchtkorb irgendwie in der Nase.
Flo Also gelbe, süßliche Früchte, finde ich, dominieren.
Paul Ja, sehr, sehr cool.
Flo Und optisch ist es auch eine Wucht. Ich habe da einen dreifingerbreiten Schaum, sehr feinporig. Sieht super stabil aus. Sehr schön, sehr schöne, helle Farbe. Nur so eine dezente, leichte Trübung. Also richtig auch was fürs Auge. Und was ich dieses Mal richtig nice finde und auch cool finde, dass uns der Pascal das geschickt hat, weil meistens kommst du ja nur an den Genuss von den, sag ich mal, professionell eingebrauten Bieren und hast selten die Möglichkeit, beide zu probieren. Von daher bin ich gespannt, wie das jetzt gleich schmecken wird und wie dann vor allem auch die Version dann schmecken wird in der Zukunft, wenn es bei Maisel eingebraut ist.
Paul Unbedingt speichern müssen wir das jetzt, Flo.
Flo Ja, ja. Dann zum Wohl. Ja, zum Wohl.
Paul Ich habe schon genippt, ich gebe zu.
Flo Schön hochkarbonisiert, aber so muss es ja auch für einen Weizen sein. Im Geschmack, finde ich, dominiert etwas mehr die Weizenbier-Charakteristik im Gegensatz zur Hopfen-Charakteristik. Im Geruch wirkt das Ganze sehr ausbalanciert, wie du es gesagt hast, Paul. Perfekter Schnitt oder das Beste von beiden Welten. Im Geschmack, finde ich, dominiert ein bisschen, ein Ticken mehr das Weizenbier, aber insgesamt sorgt es bei mir dann auch für den Eindruck, dass es für mich auch eindeutig ein Weizen-IPA ist und kein IPA.
Paul Genau, ja.
Flo Finde ich sehr schön. Super süffig, richtig cool.
Paul Das Coole ist, bevor Pascal auch gleich oder wir sich noch ein bisschen was zum Rezept fragen oder zur Rezeptentwicklung, das Coole, finde ich, im Geschmack, dass du nicht die krasse Vollmundigkeit vom Weizen hast.
Flo Richtig.
Paul Sondern du hast eher ein Mundgefühl von einem IPA auf der Zunge. Und gleichzeitig bleibt aber so ein wirklich schöner, krasser Geschmack von dieser Hefearomatik da. Also ganz, ganz abgefahren, finde ich es. Wirklich ein schöner Schnitt, auch im Geschmack, aber in eine andere Richtung. Weil die Süße, die zum Beispiel in meinem Bier war und die auch den einen oder anderen Judge zu viel war, die Restsüße in Richtung Weizen mehr, die ist hier eher zurückhaltender, sondern man hat ein bisschen, ich würde sagen, hochvergorener, ein bisschen schlankeres Mundgefühl. Und dann eben so richtig krachig die Weizenaromatik mit rein. Und wenn man es dann runtergeschluckt hat, dann bleibt auch so ein richtig schöner, recht herber Abgang, der aber jetzt nicht so nachhängend ist, sondern man hat es so schön mit dabei. Es ist herrlich trinkbar dadurch. Man hat so nochmal richtig Lust, weiterzutrinken. Passt perfekt im Sommer, glaube ich. Also schade, dass das ja wahrscheinlich wieder im November oder zum November gebraut wird, weil das könnte ich mir auch richtig gut so auf der Terrasse bei 30 Grad vorstellen. Ganz, ganz tolles Ding. Also Chapeau.
Flo Ja, also super beschrieben, Paul. Genau die Punkte, auf die du eingegangen bist, die machen das Bier besonders, finde ich auch absolut. Und ich habe gerade nochmal auf den Kronkorken geguckt, weil der Pascal da Alkoholstärke und Ibis drauf geschrieben hat. Das hat zwar einen harten Abgang, aber insgesamt super smooth und auf 55 IBU wäre ich da blind nicht gekommen. Also diesen richtig schönen, verpackt, eingebunden, richtig tolles Bier. Und falls der Micha oder sogar der Jeff zuhört, ihr habt alles richtig gemacht. Richtig starkes Bier und gefällt mir besser, als ich das Weizen IPA, das ursprüngliche von Maisel, in Erinnerung habe, muss ich an der Stelle sagen. Also da freue ich mich wirklich, wenn das auf den Markt kommt. Schönes, ja, aber für mich auch eher, gehört eher in den Sommer. Tolles Bier.
Pascal Ja, cool, freut mich.
Paul Bist du, hast du auch noch zufrieden?
Pascal Ja, es hat sich schon echt verändert, seit knapp einem Monat her, wenn es mich nicht täuscht. Also da war es meiner Meinung nach noch wesentlich bananiger. Ich finde, jetzt merkt man die Bittere tatsächlich mehr. Es wirkt, finde ich, auch noch schlanker und alkoholischer, als noch vor vier Wochen. Aber ich finde es trotzdem, mir gefällt es immer noch ganz gut.
Vorbereitung Weizen-IPA Home Brew 2024
Flo Ja, perfekt. Aber dann würde ich sagen, dann können wir ja jetzt das als Fundament nutzen für die nächsten Minuten und ein bisschen auf das Rezept noch eingehen und wie du überhaupt an das Ganze rangegangen bist. Also ich meine, alle Hobbybrauer, die zuhören, die kennen das Prozedere. Egal, ob jetzt bei Maisel oder auch, wie es jetzt bald wieder, oder wie es jetzt gerade bei Störtebeker schon wieder losgeht, bekommt man ja als Hobbybrauer so ein bisschen Vorgaben, wie das Bier aromatisch sein soll, welche Parameter es erfüllen soll. Wo die Bittere liegen soll. Manchmal wird auf BJCP verwiesen. Manchmal ist das Ganze ein bisschen freier gestaltet. Wie war das jetzt in deinem Fall, als Maisel veröffentlicht hat, dieses Mal ist das beste Weizen-IPA gesucht. Wie bist du an das Thema rangegangen? Und hattest du kommerzielle Vergleichsbiere, die du herangezogen hast und gesagt hast, ja, so in die Richtung möchte ich das treiben?
Pascal Nicht direkt. Also ich habe das Weizen-IPA von Maisel schon mal getrunken vor zwei, drei Jahren. Aber ich kann mich noch mal daran erinnern, dementsprechend war das keine große Hilfe. Ich habe mir dann noch mal kurz die Beschreibung durchgelesen, im Netz dazu. Habe das aber schnell wieder weggeklickt und habe dann einfach versucht, mir das selber vorzustellen, dass ich mich da jetzt nicht von irgendwas verleiten lasse in irgendeine Richtung. Weil für mich das eigentlich relativ schnell klar war aus der Beschreibung von Maisel und einfach von den beiden Stilen, die zusammengeführt werden sollten. Und da war für mich einfach recht schnell klar, wie das irgendwie so im Groben aussehen sollte, wie ich mir das vorstelle. Und das habe ich dann einfach mal niedergeschrieben, was ich denn erreichen will, so vom Aroma her, vom Mundgefühl. Und mir dann überlegt, kriege ich das hin mit dem, was ich kann und weiß, was ja doch auch ein bisschen beschränkt ist nach zweieinhalb Jahren Brauen. Allerdings sind ja eben auch die Stile Weizen und IPA, die gehören zu denen, die ich bisher am meisten gebraut habe. Deshalb konnte ich mit den Erfahrungen von den vorherigen Suden das so ein bisschen zusammenführen. Dann habe ich mich drangesetzt und mir Dinge überlegt, wie ich zu dem Ziel am besten komme.
Flo Okay, und hast du mehrere Sude gebraut oder war das quasi ein One-Hit-Wonder?
Pascal Ich hätte gerne mehrere Sude gebraut. Die Entscheidung, da mitzumachen bei dem Wettbewerb, kam mir auf die Rückfahrt von der HBCon. Also am 10. oder 11. März. Das war relativ knapp. Das war wirklich nur Zeit für diesen einen Sud. Okay, krass. Dementsprechend war das Bier eben auch super frisch, was vielleicht auch nochmal für mich mir geholfen hat. Es war eben nur die Zeit für den einen Sud. Ich habe an dem Sonntag noch abends das Rezept weitestgehend fertig gemacht und am Montag, glaube ich, und am Montagabend bestellt und das Wochenende drauf gebraut. Dann war das wirklich Schlag für Schlag. Bis zur Abgabe hat alles relativ zeitnah passieren müssen und das hat auch funktioniert.
Flo Krass. Okay, super spannend. Das heißt, die HBCon hat nicht nur bei uns, sondern auch bei dir offensichtlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ja, sehr cool. Aber lass uns das mal kurz durchrechnen. Das heißt, wie alt war das Bier dann, als es bei der Maisel-Jury sozusagen auf dem Tisch stand? Das waren ja dann keine vier Wochen, richtig?
Pascal Nee, auf keinen Fall. 15. März Brautag, 17. März Hopfenstopfen, 20. März Abkühlung auf Kellertemperatur, nochmal Hopfenstopfen, 22. März Cold Crash, 24. März Abfüllung ins Keg und in Flaschen.
Paul Krass, also du hast auch während der aktiven Gärung gestopft.
Pascal Genau, so ein bisschen habe ich aufgepasst in eurem Podcast und solche Dinge gemerkt.
Flo Sehr cool, das freut uns. Da haben wir auch einen gewissen Beitrag geleistet.
Pascal Auf jeden Fall, nicht nur in dem Fall.
Flo Okay, erzähl mal noch so ein bisschen, welche Hopfen du ins Spiel gebracht hast.
Pascal Genau, das waren hauptsächlich Mosaic. Den hatte ich bei meinen letzten IPAs immer in Verwendung. Den gefällt mir einfach sehr gut. Der hat so dieses tropisch-fruchtige. Ich habe dann die letzten Studien noch Sabro dazu gepackt, weil ich irgendwann mal gelesen habe, der macht sowas rundes, sahniges, karamelliges dazu oder Kokos, Ananas so in die Richtung und die Kombination kannte ich, deshalb habe ich die einfach verwendet und eben beim Kochen einige kleinere Zugaben und ich glaube eine Flame-Out Gabe und dann eben Hopfenstopfen während der Gärung und nach der Gärung nochmal.
Paul Jetzt hast du den Sabro erwähnt und klack ist der Schalter bei mir um, jetzt habe ich den in der Nase und auf der Zunge. Das ist abgefahren. Ich wäre wahrscheinlich, hättest du nichts gesagt, wäre ich vielleicht nicht drauf gekommen oder sehr wahrscheinlich nicht, aber jetzt in dem Fall ist er wieder da.
Flo Also richtig cool und also erst noch eine Frage zu den Hopfen. Auf welchem Niveau hast du da gestopft, weil doch, sage ich mal, von der Nase und insgesamt die Hopfenaromatik doch sehr prominent ist?
Pascal Ich habe auf 20 Liter jeweils 20 Gramm zur Gärung dazugegeben, also 20 Gramm Sabro, 20 Gramm Mosaik und dann nochmal 40 Gramm jeweils nach der Gärung.
Flo Also dann so drei Gramm pro Liter, wenn ich das richtig verstanden habe.
Pascal Im Kopfrechnen bin ich nicht so gut. Theoretisch steht es ja irgendwo.
Flo Du hast gesagt, 20 Liter hast du gebraut und 60 Gramm total je Hopfensorte, also 60 Gramm Mosaik, 60 Gramm Sabro. Genau, also sind wir bei sechs Gramm pro Liter insgesamt. Drei Gramm pro Hopfensorte ist nicht wenig, aber wenn man es jetzt mit einem NEIPA natürlich vergleicht oder auch mit der Hopfenintensität, die da im Glas ist, denke ich, hätte man mehr geschätzt. Von daher cool eingebunden. Sind ja auch coole Hopfen, verwende ich auch ultra gerne. In der Kombination habe ich sie, glaube ich, noch nicht eingesetzt, aber passt auch wirklich zu dieser Hefearomatik, was so eine Weizenhefe mitbekommt, also mitbringt, sehr, sehr gut. Und da sind wir beim Stichwort. Ich glaube, das ist das zweite Element, gerade bei dem Bierstil, wo es, denke ich, wichtig ist, was man einsetzt und welche Gärführung man auch wählt. Welche Hefe hast du da verwendet und bei welchen Temperaturen hast du die vergoren?
Pascal Die WLP 300 von White Labs, ich glaube, diese Pure Pitch. Und die habe ich bei 22 Grad vergoren, also am oberen Limit. Und siehe ich mir, auch tatsächlich ein bisschen abgehauen in Richtung 23 Grad am Peak. Also war schon sehr warm vergoren. Das war aber eben die Erfahrung, die ich bei den Weizenbieren davor gemacht habe. Da habe ich immer auf diese Banane abgezielt und habe es einmal eben relativ kühl vergoren bei 18 bis 20 Grad. Da war es mir nicht bananig genug. Dann habe ich es mal bei 22 Grad vergoren. Da war es dann eben schon viel präsenter. In dem Fall wollte ich einfach das volle Bananenbrett. Das war so mein Leitaroma eigentlich. Und da war ich jetzt auch nicht so schockiert, dass es über die 22 Grad Temperatur herausgegangen ist.
Flo Und um da noch die anderen beiden Rohstoffe abzuhaken. Wasser. Machst du Wasseraufbereitung oder nimmst du es, wie es bei dir aus dem Hahn kommt?
Pascal Ein bekannter Brauer von mir aus der Gemeinde, der meinte mal, das Wasser ist nicht verbraubar. Geht schon, für Weizen wird es schon gehen wahrscheinlich. Aber in dem Fall, weil es so viel Hopfen noch dazukommt, habe ich es voll entsalzt und ein Stück weit aufbereitet. Gelernt von Paul aus deinen Videos. Also da ist nochmal ein Stückchen von euch eingeflossen.
Flo Das heißt, du hast ja auch so ein Mischbettvollentsalzer, wie es der Paul im Video gezeigt hat [6], quasi gebaut. Sehr cool. Aber dann bist du ja für die kurze Zeit, wo du dabei bist, schon relativ, sage ich mal, weit mit den Sachen, die du anwendest. Finde ich auf jeden Fall nice. Sehr cool.
Pascal Ja, mein drittes Bier war direkt ein NEIPA. Wollte es damals mal versuchen. Und das war so, das hat so gekratzt im Hals. Das war richtig unangenehm. Das war ansonsten okay, aber es hat richtig gekratzt. Und da hat sich dann schnell ergeben, dass das wahrscheinlich am Wasser lag. Und dann musste ich das an der Schraube direkt drehen. Und das war auch, denke ich, ganz gut.
Paul Es ist ja auch gar nicht so wild, wie man denkt. Wenn man das Ding einmal gebaut hat, einmal das verstanden hat, wie es funktioniert, dann ist es eigentlich gar nicht so schlimm. Und dann kann man sich schön sein Wasserprofil gestalten, wie man möchte und fertig.
Pascal Genau. Und die Apps spucken letztendlich die Werte aus, die Zugaben. Und dann denke ich mal, immer auf einem guten Weg.
Flo Das ist schon eine schöne Sache. Dann bleibt uns nur noch die Schüttung. Für was hast du dich da entschieden? Ich denke Weizenmalz ist in großer Menge auf jeden Fall drin. Aber was hast du sonst noch so verwendet?
Pascal Pilsner, ein bisschen Wiener für die Farbe. Dann habe ich mich entschieden, Hafermalz noch reinzutun. Einen kleinen Anteil. Das hatte ich noch nie verwendet. Aber ich wollte einfach so ein bisschen Mundgefühl, Vollmundigkeit erzeugen. Vielleicht auch Schaumstabilität damit. Ja, wollte ich einfach mal ausprobieren, ob das irgendeine positive Auswirkung hat. Könnte mir vorstellen, dass es funktioniert hat, dass es seinen Beitrag geleistet hat. Und noch ein Stückchen Karahell. Einfach, um das Ganze ein bisschen Vollmundiger zu machen. Um der Bittere einfach was entgegenzusetzen. Ich habe eben auch den Alkoholgehalt vom Weizen ein Stück weit angehoben. Einfach, dass die IBUs da nicht so einem leichten Bier entgegenstehen.
Flo Cool.
Paul Durchdachtes Ding.
Flo Tolles Bier. Nochmal Glückwunsch an der Stelle. Richtig cool. War das dein erster Hobbybrauer-Wettbewerb, wo du mitgemacht hast? Oder hast du dich schon öfters bei unterschiedlichen Bierstilen und Wettbewerben versucht?
Pascal Nee, war tatsächlich der erste.
Paul Alter, Alter.
Flo Nicht schlecht.
Pascal Ja, völlig verrückte Sache.
Flo Und bis Details. Also hast du noch weitere Wettbewerbe, wo du mitmachen möchtest, in naher Zukunft schon eingeplant?
Pascal Ja, so wie vor dem Wettbewerb von Maisel hatte ich mir das schon mal überlegt. Das will ich mal machen. Jetzt ist es zufällig, hat es direkt geklappt. Ich habe jetzt trotzdem Lust, da noch ein paar mitzumachen. Man weiß ja nie. Störtebeker wird jetzt aber dieses Jahr nichts. Wir kommen da, bevor diese Veranstaltung ist, die Woche davor aus dem Urlaub heim. Das wird mir dann alles ein bisschen zu viel im Sommer. Die Braumarkt-Challenge habe ich mir noch rausgesucht. Einfach so als kleiner, feiner Wettbewerb. Auch mal ein bisschen was untergäriges brauen, um da mal ein bisschen voranzukommen. Und ja, dann mal schauen, was sich noch so ergibt in den nächsten Monaten für Wettbewerbe.
Flo Ja, richtig cool.
Pascal Einfach die Herausforderung, ein Rezept zu entwickeln auf irgendeine Vorgabe hin, finde ich schon spannend. Das war jetzt eben auch ein super spannender Prozess, das mal so zu machen. War auch mein erstes richtiges eigenes Rezept. Sonst braue ich eigentlich in der Regel eher nach und passe es nur minimal an.
Paul Cool, aber wie ich es gerade gesagt habe, das hört sich alles sehr, sehr stimmig an, sehr schlüssig, was du da gemacht hast. Alles irgendwie hat seinen Sinn dahinter. Du kannst alles begründen, finde ich echt cool. Also warum nicht? Also schreib doch deine eigenen für andere Sorte. Hört sich echt gut an.
Flo Ja, schon spannend. Dein erster Wettbewerb, wo du mitgemacht hast, das erste Rezept, was du wirklich so komplett selbst niedergeschrieben hast. Und dann noch das Thema Zeit. Also mega cool. Da hat offenbar wirklich alles gepasst. Und wenn man dann gerade bei Maisel, wo ja ein bisschen mehr Aufmerksamkeit dann auf einen gerichtet ist, in der tollen Location, wenn man dann auf der Bühne steht und den Preis in Empfang nimmt, haben sich dann die Rädchen im Kopf gleich weitergedreht und schmiedest du jetzt schon große Pläne für die Hobbybrauer-Zukunft oder bist du da eher noch zurückhaltender?
Pascal Also ich wäre ja grundsätzlich eher zurückhaltend. Meine Frau ist jetzt Feuer und Flamme. Sie hat mich direkt bei den örtlichen Zeitungen verpetzt, dass es da eine Geschichte gibt und jetzt weiß der ganze Kreis, dass ich Hobbybrauer bin. Also das war auch schon mal ganz spannend, dass die Zeitungen da quasi ankommen. Ja, und so kommen es natürlich schon viele Anfragen. Hey, wo kann man dein Bier denn kaufen? Wo kann man das Bier kaufen? Aber auch, wo kann man dein Bier allgemein kaufen und wann? Und Biertastings hier, Gypsy-Brewing da. Also es gibt schon viele Türchen, die sich gerade so ein bisschen geöffnet haben. Da muss ich jetzt mal die nächsten Monate mal dahinter gucken, so ganz in Ruhe und mal schauen. Also reizen wird es mich schon. Das kennt ihr wahrscheinlich auch, die Gedankengänge. Aber man kennt ja auch die Geschichten, wie schwierig es dann doch ist, wenn man da mehr damit machen will.
Flo Deshalb ganz step-by-step. Du musst ja nicht in der Geschwindigkeit weitermachen. Ja, richtig cool. Brauer und Hobbybrauer, die gutes Bier machen, haben immer viele Freunde. Das ist einfach so. Ja, mega cool. Und mit Micha oder Maisel oder der Braubeviale, hat der Austausch auch schon begonnen oder ist da noch ruhig an der Front?
Pascal Nee, der Micha schreibt schon immer mal wieder. Also der Brautag steht schon, Ende September. Freue mich riesig drauf. Jetzt geht es gerade an die Terminfindung für das Flaschendesign, für das Etikett. Da bin ich auch sehr gespannt, weil das ist das Einzige, wo ich mir wirklich schwer tue, bei dem Bier Namen zu finden tatsächlich und auch irgendwie eine Gestaltung drumherum, weil für mich da einfach nur die Banane im Vordergrund steht und die ist einfach schwierig, in den Namen zu verpacken.
Paul Aber kann ich dir sagen, das ist ein cooler Termin. Zwei waren es bei mir für dieses Flaschendesign. Das macht wirklich Spaß und Maisel hat da wirklich auch fähige Leute, die auch nur kleinste Ideen von dir, wie es heißt oder wie es aussehen soll, direkt umsetzen zu einem coolen Etikett. Also da wirst du dich auf jeden Fall drauf freuen können. Das ist echt schön.
Flo Ja, das ist gut zu hören. Vielleicht könnte er ja auch irgendwie diese Geschichte, weil ich finde es schon besonders mit den Randbedingungen, wie das Bier entstanden ist. Vielleicht kann da auch was draus werden. Da musst du einfach drauf los erzählen und vielleicht wird da ja was Schönes draus. Aber genug gequatscht zu diesem Bier. Wie anfangs erwähnt, hast du uns ja noch weitere zukommen lassen. Von daher würde ich sagen, Zeit für die nächste Bierpause oder seid ihr noch nicht so weit?
Bierpause #2
Paul Doch, wir geben heute mal ein bisschen Gas, Flo. Ich bin ja immer ein bisschen zurückhaltend, aber irgendwie habe ich Lust. Ich mache mir jetzt das nächste auf von Pascal. Aber hier hast du dich schon ganz schön um Etikett und so weiter gekümmert. Das sieht ja schon sehr professionell aus. Ich habe jetzt hier das Gold Rush von dir, ein Imperial Stout mit 8,3 Prozent. Das hast du abgefüllt am 26.12. Also auch Feiertage sind nicht sicher vorm Pascal. Da wird in der Hobbybrauerei gearbeitet, was das Zeug hält. Richtig cool. Das mache ich mir jetzt mal auf. Achso, der 26.12.22 sollte ich vielleicht noch dazu sagen.
Pascal Hat auch schon ein bisschen was erlebt, das Bier.
Flo Ich schenke parallel auch mal ein, bevor ich an Paul wieder übergebe. Ich habe ein Norwegian Farmhouse Ale mit 10,4 Prozent. Ich freue mich. 27 IBU. Aber da haben wir später auch noch eine Geschichte dazu. Aber ich schenke es mir trotzdem schon mal ein und kann ja schon mal dann berichten, wie es so ist. Aber ich lasse gerne dem Paul den Vortritt.
Paul Also ich habe das hier eingeschenkt und habe so einen richtig sahnigen, Cappuccino-farbenen Schaum hier oben drauf. Ganz toll ist das schon mal. Direkt in der Nase. Schokolade war mein erster Eindruck. Zartbitter. Dann so ein bisschen Rosine, Pflaume in die Richtung. Könnten natürlich auch schon leichte Alterungsaromen sein, jetzt durch die lange Lagerung mittlerweile. Jetzt trinke ich mal einen kleinen Schluck. Das ist gefährlich. 8,3 Umdrehungen, sage ich da noch mal. Habe ich hier auf dem Etikett gelesen. Sehr schön eingebunden, leicht wärmend, wenn man es dann so runter geschluckt hat. Merkt man es ja. Aber wirklich ganz dezent und wunderbar harmonisch. Also du hast hier Malzaromen im Sinne von Schokolade, Karamell. Wie gesagt, so ein leichter Rumtopf, Rum-Pot-Aroma habe ich hier so drin. Und super samtig auf der Zunge. Ganz toll. Dezente Röstbittere. Könnte ich mir vorstellen, dass die am Anfang ein bisschen krasser war, als das Bier vielleicht frischer war. Die ist jetzt noch so ganz, ganz dezent, aber fügt sich wunderbar ein. Ja, was soll ich sagen? Also lecker. Jetzt muss ich den Rest des Podcasts noch schaffen. Aber wem sage ich das, Flo? Du hast noch eine Schippe draufgelegt, was Alkoholgehalt angeht.
Flo Genau. Ich habe gerade die Zeit, wo du was gesagt hast, genutzt und habe das Etikett begutachtet, weil auch bei dem Kveikbier, bei dem norwegischen Farmhouse Ale ist ein sehr schönes Etikett gestaltet von Pascal, wo man so einen historischen norwegischen Trinkbecher sieht. Das gute Stück heißt Vossaol, denke ich mal.
Pascal Vossaöl, glaube ich.
Flo Oder Vossaöl, ja, richtig. Und von den Zutaten 100% Pilznermalz, Saatzer als Hopfen und Wacholderzweige und als Kveik die Kjetil Dale. Und da gibt es auch noch eine längliche Geschichte auf dem Rezept und die möchten wir ja niemanden vorenthalten, die lese ich jetzt einfach kurz vor. Das Vossaöl wird seit Urzeiten von norwegischen Brauern selbst gebraut. Alles an diesem Bier hat Geschichte. Der Trinkbecher auf dem Etikett ist aus dem 16. Jahrhundert und wird immer noch benutzt. Das Rezept wird seit Generationen weitergegeben. So säugen die im Hopfen auch Wacholderzweige für Aroma und Bittere. Das Besondere ist jedoch die Kveik-Hefe, die von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Dieses Bier wurde mit einer originalen Hefe von Kjetildale aus Voss gebraut. Das ist Geschichte zum Genießen. Das Bier schmeckt wahrscheinlich anders als alles, was du bisher mit Bier in Verbindung gebracht hast. Also lehn dich zurück. Lass dich darauf ein und erlebe den Geschmack des ursprünglichen Norwegens. Zum Wohl. Vorsicht, Alkoholbombe.
Norwegen Kveik-Reise
Paul Ja Flo, dann lehn dich mal zurück und genieße. Und ich würde sagen, mit dieser kleinen Geschichte starten wir dann in den letzten Teil des Abends, des Podcasts. Denn wir haben natürlich auch ein bisschen Recherche betrieben. Also wir gehen jetzt hier nicht ganz unvorbereitet rein, Pascal. Im Hobbybrauerforum haben wir gelesen, dass es euch zur Hochzeitsreise im Sommer 23 nach Norwegen verschlagen hat. Und du hast jetzt nicht von deiner Hochzeitsreise ausführlich erzählt, sondern es hat sehr spannend geklungen, denn ihr habt eben einen Stopp in Voss gemacht. Und vielleicht kannst du da mal ganz kurz berichten, was ist da passiert?
Pascal Ja, vielleicht noch ganz kurz zu dem Stout, das du trinkst, Paul. Das habe ich gebraut für die Hochzeit als Dessertbier. Genau, so viel dazu. Und dann ging es eben im Sommer auf die Hochzeitsreise nach Norwegen.
Paul Ja, da passt das ja alles zusammen. Das ist ja Wahnsinn.
Pascal Genau, ein Zeitstrahl. Genau, und dann war mir klar, wir kommen durch Voss. Da will ich eigentlich schon irgendwie an so ein Farmhaus Ale ran. Ich habe schon mit Kveik ein bisschen was gemacht mit den kommerziell käuflichen Voss, mit der Voss-Hefe. Allerdings nicht so wahnsinnig erfolgreich. Aber trotzdem, ich musste unbedingt so ein Bier dort probieren. Es hat mich super schwer getan, da im Voraus irgendwas herauszufinden, wie man denn da rankommt. Und ich habe das eigentlich schon abgeschrieben. Und dann saßen wir in, ich glaube in Voss, im Auto. Es hat geregnet auf dem Roadtrip. Wir konnten eigentlich nicht wirklich raus. Es gab nichts zu tun. Und dann hat meine Frau, wie so oft, die Lösung gefunden und ist auf diesen Kjetil Dale gestoßen. Und den haben wir dann kurz angeschrieben, ob man da mal vorbeischauen kann. Weil der bietet eben auf seiner Website Brautage an und auch so kurze Treffen, wo er dann Bier verkostet und so ein Wacholdersud macht zusammen und traditionelles Fleisch isst. Einfach so ein bisschen reinschnuppern in das Bierthema. War alles ein bisschen kurzfristig. Und er hat dann aber trotzdem gesagt, klar, kommt vorbei. Wir setzen uns kurz zusammen. Und dann haben wir das gemacht. Und der hat eben, ich glaube, den Hof seiner Eltern übernommen oder geerbt. Das ist ein Wohnhaus mit einer Ferienwohnung, die angebaut ist. Und die haben eben so ein Smokehouse heißt es, glaube ich. Eldhuset auf Norwegisch. Das war so das Haus, wo die größeren Kochaktionen stattgefunden haben. Also die haben eine große Feuerstelle in der Mitte und Rauch kann nach oben abziehen. Und da wurde eben früher auch gebraut. Und da braut er jetzt auch. Hat das wohl von seinem Onkel gelernt, der das quasi schon immer gemacht hat. Und von dem hat er das jetzt wieder weitergegeben bekommen. Und der braut da auf Equipment von deren Urgroßvätern. Also in einem Kupferkessel. Und dann haben die da diesen angesprochenen Trinkbecher. Der ist aus dem 16. Jahrhundert. Das muss man sich mal vorstellen, wie alt dieses Teil ist. Und es ist trotzdem noch in Gebrauch. Er hatte nicht mehr viel Bier da, aber hat uns dann so ein bisschen was aus dem NV Keg rausgedrückt. Und das war halt ein Bier, nur mit Pilsner Malz gebraut, aber eben richtig dunkel, klar und dunkel. Und hat einfach intensiv, vollmundig, so ein bisschen weihnachtlich geschmeckt. Also einfach ein super spannendes Bier. Und hat halt da einfach erzählt, wie er so braut, was er da so macht. Auch von der Hefe und auch von den ganzen Traditionen um das Brauen drumherum. Ja, also das war einfach super spannend. Und am Ende hat er mir eben in eine kleine Colaflasche irgendwie, glaube ich, ein Rest aus seinem Gärfass oder sowas reingeschlaucht, wo dann halt drei Millimeter dick Hefe drin war, als Hefegabe. Und damit bin ich dann glücklich wieder weitergefahren.
Paul Sehr, sehr cool. Und hast du jetzt damit schon wieder was gemacht oder öfter gemacht? Oder bist du jetzt so überhaupt auf diese Geschichte Farmhouse, Brewing, Kveiks und so weiter ein bisschen aufgesprungen oder wieder abgekommen von?
Pascal Also ich bin dadurch erstmal aufgesprungen letzten Herbst und habe dann eben diesen einen Zut gemacht, auch mit Wacholderzweigen. Aber das Bier ist so stark geworden. Ich bin es kaum losgeworden. Und es hat sich auch ein bisschen speziell entwickelt. Deshalb habe ich danach wieder so ein bisschen Abstand davon genommen. Aber es wäre jetzt mal wieder Zeit, die Hefe wieder ein bisschen aufzupäppeln und das nochmal anzugehen, denke ich, dass ich die mir erhalten kann.
Paul Flo, was sagst du denn?
Flo Ja, genau. Also ich finde erst einmal die ganze Geschichte natürlich spannend.
Mega. Deswegen bin ich auch froh, dass ich noch nichts zum Bier gesagt habe, weil da kann man jetzt auch schön drauf aufsetzen. Das Bier ist vom Geruch sehr interessant und ich habe eine Weile gebraucht, ehrlich gesagt. Aber wenn man sich das Rezept anguckt, glaube ich schon, dass durch die Wacholderzweige da viel Anteil an der Aromatik ist, die man wahrnimmt, wenn man da so rein riecht. Und ich würde es am ehesten als eine Umami-artige Charakteristik umschreiben, die den Geruch dominiert für mich. Also sowas Herzhaftes, was das einfach mitbringen kann. Und daneben hat man noch so fruchtige Aromen, wie man es von Kveik häufig kennt. Auch die klassische Voss, die man von unterschiedlichen Hefeherstellern mittlerweile vereinzelt beziehen kann. Viele haben ja so eine Orangenfrucht-Aromatik. Das habe ich hier auch. Dazu hat man noch so ein bisschen Honig-Aromatik. Also Honig, Umami, Orange dominiert für mich den Geruch. Und am Hintergrund mit zweistelliger Alkoholzahl, auch nicht verwunderlich, hat man natürlich auch, ja, also man riecht auch die Alkoholstärke ein bisschen. Und wenn man trinkt, da war ich etwas überrascht. Aber ich nehme nochmal kurz einen Schluck. Ich bin echt gespannt, was du dazu sagst. Ich weiß nicht, ob es das schon immer hatte, aber das hat jetzt, es ist kein Sauerbier, aber es hat eine Säure. Und zwar nicht nur die klassische Kveik-Säure, sondern schon ein bisschen mehr. Da würde mich jetzt interessieren, ob sich die erst entwickelt hat. Aber nicht unangenehm. Und es ist auch eine Säure, für mein Empfinden, ohne Störgeräusche. Also es ist eine Milchsäure-ähnliche Säure. Nicht auf Sauerbier-Niveau, aber schon deutlich wahrnehmbar. Und ich finde, ehrlich gesagt, dass das zu diesem Bier relativ gut passt, weil dadurch das gar nicht so wahrnehmbar ist, wie stark das Bier ist. Also das trinkt sich nicht wie ein 10-prozentiges Bier, will ich damit sagen. Weil, wo ich gerochen habe und gedacht habe, das ist jetzt ein 10-prozentiges Bier, habe ich eher so etwas Bock-ähnliches erwartet. Einen hellen Bock. Also das Bier hat einen hellen Bernstein, hellen Bernsteinfarbe mit einer ganz leichten Trübung. Und ich habe da, ja, was Bock-süßes so ein bisschen erwartet. Aber es ist relativ hoch vergoren und hat so eine Säure, was das Bier dann insgesamt halt schlanker wirken lässt und dafür halt relativ leicht trinkbar macht. Aber insgesamt, wie es auch auf dem Etikett steht, ist es sicherlich kein Bier für jedermann. Es ist auch nicht ein Bier für jeden Tag. Es ist was Spezielles. Also hat eine super spannende Charakteristik. Ist eher so was für so ein Kaminbier. Und hat sich die Säure so entwickelt? Genau. Oder war die von Anfang an da?
Pascal Nee, gar nicht. Also das Bier von Kjetil, das war tatsächlich, so wie du es beschrieben hast, also eher so eine Bock-artige, süßliche Angelegenheit. Also richtig lecker. War, glaube ich, ähnlich stark. Und so hatte ich es mir eigentlich auch erhofft. Und direkt nach dem Brauen oder nach der Gärung war es, also extrem, ich weiß nicht, ob es extrem alkoholisch geschmeckt hat oder extrem nach diesem Wacholder. Eins und beides. Ich konnte es nicht so direkt trennen. Das hat sich dann in den nächsten Wochen, ein, zwei Monaten nach der Gärung, hat sich das irgendwie entspannt und ist viel runder geworden. War dann tatsächlich so, so tendenziell eher vollmundig süßlich. Und dann jetzt nach drei, vier Monaten tatsächlich hat es dann diese Säure entwickelt. Und ich dachte wirklich, dass es irgendein Fehler war irgendwie, dass ich was falsch gemacht habe. Das will ich auch nicht ausschließen. Aber tendenziell ist eigentlich kein Bier mehr, das ich jetzt verschicken würde oder Freunden anbieten würde, weil ich weiß, denen wird es auf keinen Fall schmecken. Aber da das jetzt heute zum Thema gepasst hat, dachte ich, ich schicke es euch mal.
Flo Ja, danke dafür. Also bei uns ist das an der richtigen Adresse. Superspannend. Also ist ja klar, du hast ja beschrieben, wie du diese Kveik-Kultur erhalten hast von ihm. Und es ist ja dann alles andere als auszuschließen, dass da nicht sich noch irgendwelche Milchsäurebakterien mit eingeschlichen haben. Also du wirst da einfach ein Mischmasch bekommen haben. Und vermutlich, das Bier, was du dort getrunken hast, war einfach frisch genug, dass es das noch nicht entwickeln konnte. Und solche Biere werden ja häufig auch relativ frisch konsumiert. Und dass sich dann im Alter sowas entwickelt, ist jetzt nicht komplett ungewöhnlich. Scheint ja aber auch auf jeden Fall eine hopfentolerante Spezies zu sein, die die Säure produziert, weil mit 27 IBU, das ist ja auch nicht wenig. Wie gesagt, wie ich es beschrieben habe, das Spannende ist, es ist wirklich eine reintönige Säure. Also eine schöne Säure. Also keine Säure, die ich jetzt in einem Bier trinken würde. Es war unerwartet, ja, nachdem man dran riecht. Aber es ist keine Säure, die ich als Fehler bezeichnen würde, sondern wirkt wie eine Milchsäure.
Pascal Ja, was meint ihr? Lohnt es sich, die Hefe weiterzuführen, aufzufrischen?
Paul Ja, also ich sehe das eigentlich immer so, dass man es auf jeden Fall noch mal probieren sollte. Du musst halt ein bisschen aufpassen, wenn es wirklich so eine Mischkultur ist, was du damit brauchst. Und ich glaube auch, dass die Leute manchmal eine falsche Herangehensweise an Kveik haben, beziehungsweise auch an echte Kveik-Mischkulturen, die dann vielleicht sogar wirklich aus Norwegen kommen. Ich habe davon auch noch ein paar im Kühlschrank liegen, als ich mich mit damaligen Hobbybrauern ausgetauscht habe. Das wären halt sehr spezielle Biere. Und Kveik hat ein spezielles Aromaprofil einfach. Es ist jetzt nicht so, dass du sagst, ich mache jetzt ein geiles, hopfiges Pale Ale und habe das in einer Woche trinkfertig mit einer Kveik. Sondern es gibt immer diesen speziellen Kveik -Geschmack. Also ich finde es immer so ein bisschen, auch die Vos, die ja so orangig, zitronig ist. Trotzdem finde ich immer, man schmeckt raus, dass das eben eine Voss ist, weil die einfach so einen speziellen, hefigen Geschmack hat. Und ja, ich meine, du hast jetzt eine originale Kultur. Das ist ja schon was Cooles. Und ich würde jetzt einfach mal gucken, vielleicht nochmal einen Starter machen, vielleicht nochmal einen kleinen Experimentalsud damit machen. Vielleicht etwas, was nicht zu ausgefallen ist, damit brauen. Ich würde es auf jeden Fall noch nicht abschreiben, aber damit leben. Das wird halt ein spezielles Bier. Das wird ein spezielles Ding. Aber geil. Also ich freue mich jetzt. Also mir geht es eher so, dass ich mich jetzt noch mehr darauf freue. Bei mir steht es ja noch im Kühlschrank.
Flo Ja, also was mir da in den Sinn kommt, was du mal mit Brauen könntest, versuchen könntest und vielleicht auch als Eintrittstor in die Sauerbierwelt, könnte mir das sehr gut in der Gose vorstellen, die Mischkultur. Also von der Rezeptur, da kannst du dich ja austoben, was die Gewürze angeht, muss man jetzt ja nicht, ich meine, wenn du es mit einer Kveik machst, keine Gose mehr, so oder so, auch aromatisch nicht, sondern nur ähnlich, kannst du dich da austoben. Aber da könnte ich mir auf der Basis, was das in diesem Bier gemacht hat, etwas Schönes vorstellen. Also auf jeden Fall weiterführen und gerne berichten und kannst auch uns gerne den nächsten Versuch schicken.
Pascal Alles klar.
Paul Die Adressen hast du ja.
Pascal Da habt ihr jetzt wieder was entfacht.
Paul Ja, weil das ist, ich finde das schön und wenn man vorher schon mal ein bisschen darüber nachdenkt, Flo, das war jetzt natürlich schon sehr detailliert, was kann ich damit brauen? Aber wenn ich damit klarkomme, dass das halt ein spezielles Bier, eine spezielle Aromatik hat einfach am Ende, dann ist alles gut. Also dann, und ich meine, die Freunde kriegen dann halt wieder die anderen Gewinnerbiere und uns schickst du halt einfach die Kveik-Versuche. Ist auch nicht schlimm.
Lieblingsbier, Lieblingsbrauerei
Flo Dann würde ich sagen, die Zeit ist mal wieder, aber das ist ja auch kein Wunder bei uns, schon wieder ziemlich fortgeschritten, kommen wir schon zum letzten Punkt von der heutigen Folge. Und auch du, Pascal, bekommst die Frage von uns ein bisschen erweitert mittlerweile, dass sich die Gäste ein bisschen leichter damit tun. Hast du einen Lieblingsbier, einen Lieblingsbierstil oder eine Lieblingsbrauerei, für die du dich ja immer mal wieder begeistert und die aus einem regnerischen Tag einen Sonnigen für dich machen? Ja, die zehn Prozent, ihr wisst, wie es ist.
Paul Die sprechen langsam aus, Flo, ja, ja.
Pascal Ja, also ich habe mich wie alle anderen auch echt schwer getan. Ich wusste, dass die Frage wahrscheinlich kommen wird. Ich finde es super schwierig, sich auf einen Stil oder tatsächlich auf einen Stil schon mal zu einigen. Mir ist es nicht gelungen. Also ich finde, Bier, das muss zur Situation passen, zur Jahreszeit, zu dem Moment. Und da gibt es einfach so viele gute Möglichkeiten. Aber wenn ihr jetzt mir die Option schon mal gegeben habt, mich auf eine Brauerei zu fixieren, dann würde ich jetzt einfach mal die Brauerei Riegele [8] nennen aus Augsburg. Sehr gut. Einfach so schöne Bier. Das Simcoe IPA ist super. Auch deren Imperial Stout, das war so ein bisschen mein Sternchen im Himmel, was die Imperial Stouts angeht. Also die haben einfach super schöne, runde Biere. Die trinke ich alle echt gern und die nehme ich mit auf die einsame Insel. Da ist immer was dabei, was passt.
Paul Die ganze Brauerei einfach.
Pascal Ich hätte mich jetzt mal auf so ein Päckchen geeinigt, so ein Sixpack oder so.
Flo Das ist aber ein gemischter Sixpack von den alten 0,66er Flaschen, die sie hatten. Das waren noch Zeiten, diese Riegele-Pakete, die habe ich auch immer genossen. Ich glaube ja. Das gibt es nicht mehr in der Form, wie es das mal gab, leider. Aber ja, mega coole Brauerei, kann man nur unterstreichen.
Pascal Ja, Mister muss mir was Neues überlegen. Also die letzten zehn Jahre war das so zwischen meinem Bruder und mir. Wir haben uns das immer zu Weihnachten und Geburtstag hin und her geschenkt. Das hat immer funktioniert. Jetzt müssen wir mal schauen, wie wir das weiter machen.
Flo Ich hoffe, ich habe jetzt nichts Falsches gesagt. Aber ich glaube, diese Flaschengröße in dieser Selektion gibt es nicht mehr. Wir gucken es nach, wenn nicht schneiden wir es aus.
Paul Dann komme ich wieder ins Spiel, genau.
Flo So machen wir es.
Paul Ja, sind wir am Ende. Schön war es. Schöne Folge. Ich muss sagen, ich merke jetzt auch das Imperial Resort, ich merke auch das Weizen IPA und dieses leckere Honig-Ale vom Anfang. Die Zeit ging rum wie nichts. Pascal, schön, dass du da warst, schön, dass du die Rezeptentwicklung, Infos aus deinem Hobbybrauerleben mit uns geteilt hast und diese coole Kveik-Geschichte natürlich. Das freut uns auch immer sehr. Und ja, bleibt uns jetzt noch zu sagen, wir freuen uns mega auf die kommerzielle Version deines Bieres. Wir durften sie jetzt schon aus dem Hobbybrauer-Maßstab das Originalrezept probieren, verkosten und waren sehr begeistert und freuen uns da auf jeden Fall drauf. Du und ich weiß es auf jeden Fall, Maisel wird uns auf den Laufenden halten, über die einzelnen Schritte und ja, schön, dass du da warst auf jeden Fall.
Pascal Ja, vielen Dank, dass ich da sein durfte, hat mich gefreut und danke auch zurück für euren ganzen Content. Das ist immer wieder inspirierend und gibt viel zu lernen von euch. Ja, das macht Spaß. Weiter so.
Paul Danke schön.
Flo Machen wir.
Paul Das geht runter wie Öl. Also Leute, macht’s gut, bis zum nächsten Mal.
Flo Ciao.
Quellen:
[1] https://blog.homebrewing.org/is-homebrewing-art-or-science/
[2] https://www.youtube.com/watch?v=zfC1vgRHB38&t=397s
[3] https://www.instagram.com/pascalwolke/
[4] https://www.amazon.de/Craft-Bier-einfach-selber-brauen-yourself/dp/3818600058
[6] https://www.youtube.com/watch?v=Hag_8lsIKxg&t=80s
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