Folge 1.05 – Lichtgeschmack

   

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„Meine Vorliebe für grüne Flaschen rührt vor allem vom Charakter all meiner Lieblingsbiere her. Cuvee de Jonquilles, Blaugies, Thiriez, Fantôme, Cantillon, Dupont. Sie alle verwenden grüne Flaschen. Ich habe einige dieser Biere in braunen Flaschen getrunken und ich habe sie auch vom Fass getrunken. Und es fehlt diesen Versionen ein Element, das die grünen Flaschen haben. So viele Brauereien haben versucht, das klassische Saison-Dupont-Hefeprofil zu imitieren. Und ich habe das Gefühl, dass das, was am häufigsten fehlt, der Lichtfehlercharakter ist, der ein wesentlicher Bestandteil ist.“

Das war ein Zitat aus einer Ankündigung vom ehemaligen Chefbrauer von Chester King, Garrett Crowell, aus dem Jahr 2015. Die Brauerei hatte zu dieser Zeit beschlossen, auf grüne Flaschen umzusteigen. Und zwar nicht wegen der Gefahr, die sie für das Bier darstellt, sondern gerade deswegen.[1]
  1. Begrüßung
  2. Rubrik: Brau-Doc  
  3. Zahlen, Daten, Fakten
  4. Geschichte
  5. Entstehung Lichtgeschmack
  6. Welche Biermarken / Welche Stile gibt es in grünen Flaschen? 
  7. Verkostung Pils und Saison (grüne vs. braune Flasche)
  8. Zukunft Biergebinde
  9. Bier des Monats 
  10. Quellen

Begrüßung

Paul Perfekte Einleitung und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge. In einer weiteren Folge Brautag, eurem Podcast über Bier und Braukunst. Wir haben für euch ein richtig interessanteres Thema vorbereitet. Heute nehmen wir uns mal einen Bierfehler vor, der im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde ist. Lichtgeschmack. Und das ist ein Fehler, der häufig vorkommt, schnell entstehen kann und gleichzeitig für viele zum typischen Biergeschmack dazugehört. Und zum Teil auch essentiell ist für manche Bierstile. Ein super spannendes Thema. Welches direkt weitere Themenfelder öffnet, wie zum Beispiel auch die Gebindeart. Aber ich will noch nicht so viel vorwegnehmen. Wir widmen uns dem Lichtgeschmack gleich ausführlich. Zunächst möchte ich meinen Podcast-Kollegen und Mixed-Fermentation-Guru Flo begrüßen. Flo, wie geht’s dir?

Flo Ja, wenn ich Mixed-Fermentation-Guru höre, geht’s mir natürlich sehr gut. Ja, so hat mich noch niemand genannt. Klingt gut. Ja, was soll ich sagen? Das ist schon, wie du dieses Thema angeteasert hast. Ich glaube, ich kann der eine oder andere gar nicht erahnen, was sich dahinter alles verbirgen wird in der heutigen Folge. Und wie man uns bisher kennengelernt hat, haben wir da für unsere Community wieder was Schönes vorbereitet. Und ich bin mir sicher, dass da die eine oder andere Info dabei ist, die noch nicht jeder kennt und noch nicht jeder gehört hat. Und ja, ich selbst freue mich auf die nächsten, schauen wir mal, Stunde, eineinhalb Stunden. Mal schauen, wo wir rauskommen.

Paul Je nachdem. Es kommt ja auch ein bisschen darauf an, wie der Geschichtsteil läuft, Flo. Haben wir gelernt, ne?

Flo Ja, ja, ja. Das ist definitiv ein Rabbit Hole mal wieder gewesen, ja. Aber bevor wir so richtig ins Thema einsteigen, Paul, würde mich vorab interessieren, in welcher Ecke du dich so befindest bei dem ganzen Gebinde-Thema. Ob du eher so der hundertprozentige Can-Fanboy bist oder doch sagst, für den einen oder anderen Bierstil. Das muss in die Flasche. Und vielleicht sogar nochmal einen Schritt weiter. Muss was bei dir in die grüne Flasche?

Paul Ja, ich bin grundsätzlich, ist ja ein Riesenthema, ne? Also das ist ja so einfach gar nicht zu beantworten. Aber grundsätzlich bin ich eher skeptisch gegenüber den grünen Flaschen und auch den, vor allen Dingen den natürlich Klarglasflaschen. Es kommt, wie du schon sagst, auf dem Bierstil an.

Also ich mag die Dose sehr, das muss ich sagen. Das liegt aber auch daran, dass ich hopfenbetonte Biere mag. Und da werden wir natürlich dann später auch nochmal im Laufe. In der Folge dazu kommen, dass das schon ein sehr, sehr gutes Gebinde für solche Biere ist. Aber gerade Biere, die, ja, ich sag mal, die man so ein bisschen zelebrieren möchte vielleicht. Die lange reifen durften, lagern durften, ohne jetzt die gewissen Bierstile zu nennen. Aber da fülle ich meine Biere gern in Flaschen ab und finde es auch immer seltsam, wenn die in der Dose landen. Also das hat dann immer so ein bisschen was, weiß ich auch nicht, kann ich nicht ganz beschreiben. Das ist dann, man kann es nicht so richtig zelebrieren. Die Dose, die reißt da auf. Aber so eine Flasche, die kann man schön hinstellen, bisschen sich angucken, aufmachen, hat was. Irgendwie hat das was.

Aber ich muss sagen, wenn wir jetzt zum Beispiel auf unseren Staffelbierstil gucken, Pils, dann bin ich echt kein Fan von grünen Flaschen. Also das, ein Pils gehört für mich in eine braune Flasche und auch nicht in die Dose. Das ist so, ja, weiß ich auch nicht. Das hat sich irgendwie so gefestigt bei mir. Ich kann es auch gar nicht richtig begründen. Ist einfach so drin. Also am besten. Ein Pils in eine braune 0,5er Longneck-Flasche. Das ist so mein Ding.

Flo Okay, okay, okay. Ja, bei mir ist es letztendlich ähnlich. Für mich gehört es zum Gesamtpaket von einem guten Bier. Und bei gewissen Bierstilen liebe ich die Dose. Und bei anderen Bierstilen, ja, da muss es eine Flasche sein und vielleicht sogar eine mit einem Naturkorken und so weiter und so fort. Ja, ist bei mir absolut auch so. Und bei dem einen oder anderen kann man es gar nicht. Aber ich würde es auch technisch unbedingt begründen. Da ist es einfach, ja, Gewohnheit, Vorliebe oder sonst irgendwie ein Thema. Ja.

Paul Richtig, richtig. So ein bisschen, so ein bisschen fast anerzogen oder wie man so groß geworden ist. Also das spielt da, glaube ich, auch so ein bisschen mit rein. Wie es halt immer einfach war und dann so eine gewisse Gewohnheit entsteht. Aber wir haben uns jetzt da so ein bisschen um die, um das Fehlaroma-Lichtgeschmack quasi drumrum geschenkelt mit diesen verschiedenen Gebinden. Wie stehst du grundsätzlich zu? Hast du einen gewissen Fehlaromen im, sagen wir mal, im geringen Maß oder vielleicht auch in einem größeren Maß? Hast du da so ein Fable für ein gewisses Fehlerchen im Bier? Gefällt dir da was? Und vielleicht auch der Lichtgeschmack?

Flo Also Fable würde ich nicht sagen. Aber bei dem einen oder anderen Bierstil gehört es in geringem Maße dazu. Gerade wenn wir jetzt in die böhmische Pilsner-Ecke schauen, finde ich, passt das Diacetyl in geringem Maße. Und dazu, um den Malzcharakter nochmal zu betonen, da stört mich das nicht.

Wenn ich jetzt ein Pale Ale habe und da ist aus anderen Gründen ein bisschen Diacetyl drin. Also da stört mich das in geringen Mengen schon ziemlich, muss ich sagen. Weil das da einfach im Konflikt steht zu den normalerweise eher fruchtigen Hopfenaromen. Also am Ende kommt es auch wieder nicht nur auf den Bierfehler-Typ an, sondern auch in welchem Bierstil. Der gerade verpackt ist, ob es Absicht oder keine Absicht war. Und wenn ich in die Lagerecke schaue, ein bisschen mit leicht metallischen Noten, ein bisschen Schwefel, finde ich hier und da auch passend. Also finde ich, steigert da teilweise sogar meine Trinkfreude. Und spezielles Thema Skunkiness, um dann eine Frage zu beantworten. Ja, ist ein schwieriges Thema. Ja, früher bin ich damit klargekommen. Das sage ich später, glaube ich, noch was dazu, wenn ich lustig drauf bin. Heute, nachdem ich weiß, was das ist, geht das eigentlich bei mir gar nicht mehr.

Paul Ja, also geht mir ähnlich. Ist für mich wirklich auch ein No-Go. Also ich bin da raus, hatte mich aber auch früher schon, als ich noch nicht wusste, was es ist. Zwar Bier getrunken habe, aber ich verbinde das immer mit einem muffigen alten Bier. Und ich kann das nicht abstellen und das stört mich total. Also ich kriege das nicht raus. Aber was mich total kriegt, ist so eine leicht metallische Note. Und die kann auch, glaube ich, schon ein bisschen stärker sein. Ich mag das total. Gerade so ein schönes Lager, fränkisches Lager wegen mir auch, wenn das so ein bisschen Schwefel und metallisch ist. Ja, also wie du sagst, das wird halt dadurch süffiger. In meinen Augen auf jeden Fall. Ich finde das gar nicht schlecht. Problem bei mir ist Diacetyl. Also ich habe damit kein Problem. Das liegt aber vor allen Dingen auch daran, dass meine Wahrnehmungsschwelle relativ hoch ist. Also ich habe selber manchmal Bierchen, die ein gewisses Diacetyl haben oder hatten und habe es selber nicht so richtig identifizieren können. Das war oder ist immer wieder ein Thema, wo dann andere schon sagen, puh, ganz schönes, ganz schöne Butterbombe so ungefähr. Da sage ich ja für mich dezent. Also es ist wirklich krass, wie unterschiedlich und wie subjektiv sowas sein kann.

Flo Ja, die Geschmacks- und Geruchsschwellen, die sind echt, krass unterschiedlich. In der Regel sind ja vor allem da die Frauen ziemlich stark. Also wenn ich mir bei was nicht sicher bin, vor allem bei einem Selbstgebrauten, dann bringe ich es letztendlich, dann verlasse ich mal meinen Braukeller freiwillig und bringe es meiner Frau. Weil die kann mir zwar nicht sagen, was das ist, aber die kann mir sagen, ob es da ist oder nicht.

Paul Ja, das stimmt. Die sind da ein bisschen feiner unterwegs, ganz oft.

Flo Die haben da definitiv irgendwie einen Vorteil mitgegeben bekommen. Das ist unfair manchmal.

Paul Ja, Flo, unser erster Bierfehler. Was haben wir vor?

Flo Oder wie wollen wir das quasi in unsere Staffeln einbauen? Also, wie du schon gesagt hast, behandeln wir heute Lichtgeschmack. Und wir haben uns bewusst dafür entschieden, jetzt nicht irgendwie mit euch das ganze Klavier an Fehlaromen durchzuspielen heute, sondern uns auf einen Fehlaroma zu fokussieren, dass wir da auch wirklich tief genug drauf eingehen können.

Und man kann auch daraus ableiten, dass wir ja noch vorhaben, eine Weile den Podcast zu machen. Denn wir wollen das auch als Standardfolge in den Podcast integrieren. Das heißt, pro Staffel picken wir uns in der Regel in irgendeiner Art und Weise passend zum Staffelbierstil einen Fehlaroma raus, was wir dann über eine ganze Folge behandeln. Irgendwann in ein paar Jahren werden wir dann alle Fehlaromen im Detail kennen. Und das ist das grobe Ziel.

Und für diese Staffel haben wir uns natürlich das Thema Lichtgeschmack, jetzt nicht irgendwie willkürlich oder ohne irgendeinen Hintergrund rausgepickt. Denn der ein oder andere wird es schon erahnen, da gibt es ja durchaus prominente Beispiele hierfür. Der Paul hat es vorhin schon so ein bisschen in einem Nebensatz erwähnt, dass es eben auch Pilsner gibt, die in grünen Flaschen verkauft werden. Auch die großen, da gehen wir in dieser Folge noch näher drauf ein. Oder ich glaube, ein berühmt-berüchtigtes Mexican-Lager aus einer Weißglasflasche, was ja mittlerweile vielleicht ein bisschen einen verbrannten Namen hat. Das kann man da auch einsortieren. Oder ja, in so ziemlich jedes Restaurant auf der Welt, wo jetzt nicht gerade Bierfokus angesagt ist, gibt es ja in der Regel International Pale Lagers von unterschiedlichsten Fabrikaten. Und die werden ja in der Regel auch in grünen Flaschen serviert. Und das war Grund genug, eben das rauszupicken.

Aber die Frage ist ja, wie schmeckt das? Wie schmeckt das Ganze oder wie riecht das Ganze? Oder wie merkt man überhaupt, dass jetzt ein Bier Lichtgeschmack hat oder nicht?

Für mich, ich umschreibe es immer wie so einen, ja, so einen moschusartigen Geruch. Es gibt ja auch durchaus Leute, die auf diese Deos und Parfüms stehen. Und dementsprechend gibt es eben auch Leute, die sich dieser Bier-Aromatik hingezogen fühlen. Und ich habe da, ja, habe ich vorhin schon ein bisschen anklicken lassen, früher auch dazu gehört. Ich muss da, ja, die Hüllen fallen lassen. Ich habe früher echt gerne Becks getrunken. Das ist zugegebenermaßen schon einige Jahre her. Aber ich habe das unter anderem gemocht aus der Flasche, weil es das eben überall gibt in ganz Deutschland. Überall bekommst du das an jeder Tanke. Und wenn ich das geöffnet habe, habe mich das immer irgendwie an Cannabis erinnert. Und diesen süßlich-würzigen Geruch, was das für mich eben ausstrahlt oder Erinnerungen weckt, das hat mir eben sehr gut gefallen.

Paul Und das hast du jetzt schön umschrieben, herrlich.

Flo Also heute geht das nicht, heute rieche ich eher das Stinktier raus. Aber damals habe ich das eher mit Cannabis assoziiert und war dann für mich irgendwie, ja, also fördernd für dieses Bier. Ja, aber so ändert man auch seine Wahrnehmung über die Jahre.

Und das führt auch dazu. Das ist vielleicht auch ein kleiner Fun-Fact, wenn man so ein bisschen mal die Bierliteratur wälzt oder auch mal im Netz ein bisschen nach Lichtgeschmack googelt und sich damit beschäftigt, da liest man da an der einen oder anderen Stelle, wie gesagt auch in der Literatur, dass in manchen Bieren diese Aroma-Eigenschaft so prominent vertreten ist, dass echt viele denken, auch sogenannte Bier-Experten, dass das Aroma bewusst da reingepackt wird über gewisse Prozessschritte, wo ich eher so in die Richtung düstererLegenden schieben würde.

Und ich habe auch einen Link gefunden, dass das in einem der Hobbybrauer-Bücher, in dem Complete Joy of Homebrewing von Charly Parpazian, dass das da auch quasi so prominent drin stand [2]. Und aus einem Buch lese ich einfach ein Zitat vor, damit alle auch verstehen, was ich damit gemeint habe. Heineken setzt seine Bierwürze während des Brauprozesses absichtlich einer Lichtquelle aus. Damit es vor dem abfüllenden Skunk-Geruch annimmt. Und ja, mich hat es eigentlich nur an alten Deutschrap-Track vom Sammy Deluxe erinnert, der hieß Joints und Heineken, da hat alles dazu gepasst. Aber ja, das war’s dann auch.

Paul Sehr gut. Ja, und wenn wir jetzt, ich hoffe jetzt nicht, aber das ist jetzt natürlich eine Überleitung, wenn wir jetzt so über Fehlgeschmack reden, dann… Und jetzt wollen wir ja noch nicht ganz loslegen, weil es wartet noch eine Rubrik auf uns.

Rubrik: Brau-Doc  

Zu süß, zu schlank, zu bitter, kein Schaum, oxidiert, kontaminiert. Hier kommt der Braudoc.

Paul Vielleicht schickt ihr uns auch mal ein Bierchen mit einem Fehlgeschmack oder wisst nicht genau, was es ist oder das Bier passt nicht so richtig hundertprozentig. Wir haben auf jeden Fall wieder was bekommen. Sehr, sehr spannend. Und ich glaube, Flo, du bist… Der Experte dafür, beziehungsweise du kannst auf jeden Fall bestimmt ein sehr, sehr gutes Feedback geben zu diesem Bier. Aber erzähl uns doch mal, was uns hier erreicht hat.

Flo Also der Thomas und der Michael von Cheshire Cat Brewing [3], die haben uns ein wirklich bombastisches Bierpaket zukommen lassen. Vielleicht zuerst Cheshire Cat, wem das nicht sagt, so wie ich das nachrecherchiert habe. Ihr könnt uns gerne schreiben und mich korrigieren, falls es nicht stimmt. Es sollte nach meinem Verständnis aus dem Roman Alice im Wunderland sein. Ich denke, das kennt der ein oder andere. Im Detail kenne ich es ehrlich gesagt nicht mehr. Auf Deutsch heißt es die Grinsekatze und kann man auch in ihrem Logo wiedererkennen, was auch auf den tollen Etiketten der einzelnen Flaschen zu finden ist.

Und nicht nur die Etiketten sind mega toll, sondern ja, also da war alles dabei. Passte auch irgendwie zum heutigen Tag. Thema mit Gebinde. Da war eine Geuzeflasche dabei mit Naturkorken und einer Agraffe. Die nächste Flasche war versiegelt mit einem Siegel-Logo obendrauf. Also ganz großes Kino. Also wirklich, wenn der Inhalt auch in die Richtung geht, dann, Paul, können wir uns, glaube ich, auf die nächsten Minütchen sehr freuen.

Und was wir verkosten werden aus dem Bierpaket, kann der ein oder andere schon erahnen nach dem, was der Paul gesagt hat. Also es ist ein Sauerbier. Bierstil-technisch ist es eine Berliner Weise [4]. Mixed Fermentation. Und jetzt würde ich sagen, Paul, reißen wir das gute Stück auf. Schenken es ein. Und ich erzähle ein bisschen, was uns nach Guidelines im Glas erwarten dürfte.

Und als kleines Schmankerl und auch Dankeschön für die eingeschickten Biere werden wir das Ganze mit unserem Equipment nebenbei auch noch messen. Das heißt pH und auch mit der Kombi EasyDens und SmartRef nochmal Stammwürze. Wir werden das ganze Alkoholgehalt überprüfen und das Gegenüber oder neben das Rezept halten, was die Jungs uns mitgeschickt haben. Dass sie da einfach auch nochmal ein Feedback haben, ob das alles so zueinander passt. Ja, dann schenken wir uns mal ein.

Paul Genau, schenken wir uns ein.

Flo Und wie versprochen, sollte uns erwarten ein sehr helles, erfrischendes, alkoholarmes Weizenbier mit leichtem Körper, blasser strohgelber Farbe, sowie einer deutlich spürbaren Milchsäurenote. Und sehr hoher Kohlensäure. Die Gestalt kann reichen von klar bis mit leichten Trübungen.

Und in der Regel wird die große, weiße oder die voluminöse Schaumkrone nach kurzer Zeit sich abbauen. Und das Ganze sollte keine alkoholischen oder Essigsäurenoten enthalten. Auf der Aromenseite leicht brotige, auch an Sauerteig erinnernde Malzaromen. Ein kerniges Weizenaroma ist ganz typisch bei der einen oder anderen Variante. So wie eine, ja, spürbare Säure. Auf der fruchtigen Seite dezente Zitrusnoten. Und oder gepaart mit einem grünen Apfel.

Und natürlich, wie man das kennt, wenn Mixed Fermentation, also Brettanomyces im Spiel sind, ist das Ganze in der Regel sehr trocken, hochvergoren. Und wie wir Männer wird das Ganze mit zunehmendem Alter nur noch interessanter. Und Paul, was ich da so beschrieben habe, passt das zu dem, was du jetzt vor dir hast im Glas?

Paul Ja. Ich war jetzt ganz begeistert, weil ich habe das jetzt so quasi durchlebt. So was du jetzt so erzählt hast. Ich habe es mir angeguckt. Ich habe es eingeschenkt. Der Schaum war da. Der ist richtig hochgestiegen. Also ich musste sogar ein bisschen aufstehen. beim Einschenken, der ist dann auch wieder relativ schnell zerfallen, aber er war da, er war feinporig, voluminös und wenn man es dann sich anguckt, ist es wirklich super hell, ich habe hier so eine, ja, ich würde sagen, so eine mittlere Trübung und ich habe in der Nase auf jeden Fall das Apfelige, das Weinartige, so ein bisschen, ja, ich würde sagen, so helle Trauben, ganz, ganz toll vom Geruch und so, wie man es auch erwartet und wenn man es trinkt, man sieht es schon, wie die, wie die Kohlensäurebläschen aufsteigen, also es ist sehr spritzig, genauso soll es sein, es trifft sehr spritzig auf die Zunge, ist schlank, aber ohne irgendwie leer zu sein, finde ich, es hat eine, noch eine schöne, dezente Restsüße, ist natürlich sauer, aber nicht, nicht so extrem sauer, lässt sich richtig gut trinken, ich bin wirklich zufrieden, ja, eine getreidige Note nach dem, nach dem Runterschlucken noch dabei, so eine grainy Note, also ich bin, ja, ich mag es.

Flo Ja, also ist, würde ich sagen, auch eine einsteigerfreundliche Weise, auf der einen Seite, weil sie noch relativ jung ist, also die ist jetzt neun Monate alt, das heißt auch, ja, die ganze Brett Bouquet Charakteristik, die ja bei einer Weise in der Regel, ich meine, das kann jeder individuell handhaben, wie er möchte, aber klassisch sollte das ja eher weniger Funk haben, aber durchaus eben diese fruchtigen Brettnoten, wo ja auch nicht jeder mit klar kommt und die sind hier noch relativ dezent, weil sie eben jung ist, aber wie es der Paul gesagt hat, also das ist ne, ist ne runde Kiste, da tut sich ja unser Brau Doc schwer, da noch Empfehlungen zu geben, das ist ein gutes Niveau und ich glaube, wenn die nochmal zwölf Monate in der Flasche ist, dass da auch nochmal dann, ja, die Brett, in langsamen Schritten mehr in den Vordergrund tritt und dass dann, ja, der Aroma-Eindruck mehr in die fruchtige Ecke geht, zugegebenermaßen, dann geht es immer, immer mehr in die Ecke, die ich liebe und ich glaube, die ist auf einem sehr guten Weg, also schönes Ding, aber bevor wir vielleicht doch zu irgendwelchen Empfehlungen kommen, wenn uns was einfällt, haben wir das jetzt, wie versprochen, in der Zwischenzeit gemessen, pH-technisch, das habe ich übernommen, da liegen wir bei 3.45, also deckt sich auch von dem sensorischen Eindruck, das ist ja, sag ich mal, nicht extrem sauer, nicht ein sehr, also ne Weiße kann auch durchaus im 3.2er, 3.1er Range sein und wie wir alle wissen, pH, logarithmische Skala, da, das kann schon einen Unterschied machen, ob die jetzt bei 3.2 oder fast 3.5 ist, also ich würde sagen, dass da die Messwerte sehr gut den Eindruck im Glas widerspiegeln. Wie sieht es mit den restlichen Daten aus?

Paul Ja, ich habe es durch meinen EasyDens und SmartRef gejagt und komme auf einen, oder erstmal die Stammwürze, ich komme auf eine Stammwürze von 8.2, die Jungs haben angegeben eine 8, glaube ich, eine glatte 8, also da sind wir auf jeden Fall genau drin und der Alkoholgehalt liegt bei 3.7, die Jungs haben angegeben 3.7, also passt perfekt und ja, da passt alles, also ich finde geschmacklich für mich wirklich eine tolle, du sagst es einfach. Einsteigerfreundlich, aber, also auf jeden Fall runde, leckere, weiße und den Prozess haben sie anscheinend auch im Begriff, denn die Daten passen und du hast ja auch mit dem pH-Wert gerade gesagt, die liegen da genau drin.

Flo Ja, also daher haben sie da was Gutes in die Flasche gebracht, aber weil sie so nett waren, haben sie uns noch ein paar mehr Infos gegeben, die über so ein klassisches Rezept hinausgehen, weil was wir hier im Glas haben, ist ein Blend. Ja, genau. Was sie gebraut haben mit dem Bootleg Biology Berliner Blend, den haben sie verwendet, also das ist ein kommerziell verfügbarer Blend mit Sacch, Brett und Lactos, also schon eine fix und fertige Mischkultur, die man auf die Würze loslassen kann und dann am Ende eine schöne Weiße produzieren kann und mit ihrem ersten Versuch mit ihrer Weiße Nummer 1 sind sie beim pH laut ihren Angaben bei knapp unter 3 rausgekommen, was ja richtig krass ist. Ja, und die IBUs waren sie, ja, war eben auch kaum Hopfen drin, also ein IBU, also könnte man fast als ungehopft bezeichnen, ja, erklärt dann ein Stückweise, warum man pH-technisch dann wirklich so niedrig war, deswegen haben sie dann kurzerhand noch eine zweite Weiße gebraut, wobei keine Weiße, eher ein Edel mit der US 05 vergoren, mit 20 IBU und haben das dann eben als Blending-Hilfe genommen, um dann, ja, eine Weiße-Blend zu erzeugen, die dann, ja, geschmacklich passt, ja, wie wir auch schon ausgewählt haben, ich denke, das ist ganz gut gelungen, bin gespannt, was sie berichten, wenn sie dann hoffentlich noch was haben, wo die ganze Weiße dann so in einem Jahr steht, sie haben uns noch mit auf den Weg gegeben, dass ihnen das noch nicht ganz fruchtig genug, äh, nur nicht fruchtig genug ist, also aus der Ester-Ecke, aus der Brett-Ester-Ecke.

Paul Einfach Zeit geben, oder?

Flo Ja, genau. Genau. Das Schwierigste für jeden Hobbybrauer. Ich glaube auch, die braucht einfach noch ein bisschen Zeit, aber ja, insgesamt schönes Ding, nochmal vielen Dank.

Paul Mehr können wir nicht sagen, oder Flo? Also ich könnte da jetzt nicht sagen, was die anders machen sollen, was die besser machen sollen, bin echt begeistert von dem Ding.

Flo Also kann ich so mitgeben, klar, man kann überlegen, ob man seine Mischkultur halt in die Richtung trimmen kann, dass die vielleicht schon bei jüngeren Weißen prominentere Frucht-Ester liefert, ich meine, der ein oder andere macht ja deswegen auch diese geteilte Gärung.

Paul Genau. Ja, das meine ich. Lassen wir so stehen, machen den Punkt und kommen jetzt zu unserem Thema zurück, zu unserem Fehlgeschmack, zum Lichtgeschmack.

Zahlen, Daten, Fakten

Paul …und wir starten, wie sich das gehört fast schon, mit Zahlen, Daten, Fakten und da vor allen Dingen natürlich auf die Gebindearten eingehend und ich fange einfach mal an, denn bei meinen Recherchen war das gar nicht so einfach, da zu sagen, wie ist der aktuelle deutsche oder weltweite Biermarkt aufgeteilt, was die Dosen angeht, was Flaschen angeht, was verschiedene farbige Flaschen angeht. Aber das liegt natürlich auch daran, dass das in verschiedene Segmente unterteilt wird, dass es in unterschiedliche Regionen unterteilt wird.

Und wenn man aber versucht, alles zusammenzufassen und jetzt mal den weltweiten Vergleich zieht, ist die Glasflasche mit der Dose aktuell fast gleich auf und wir haben einen leichten Vorteil bei der Flasche. In einem Leitfaden für Investoren erscheint die Prognose, wenn man jetzt einfach mal guckt, wie wird sich das eventuell in den nächsten Jahren verändern, dann wird dort angegeben bis 2029, dass die Glasflasche, anders als man es vielleicht erwartet, die Nase deutlicher vorn haben wird und zwar soll sie dann ungefähr zwei Drittel des Verkaufsverkaufsverkaufsverkaufsverkaufs des Marktanteils ausmachen [5], [6], [7]. Das begründet man in dieser Prognose damit, mit der sich ausweitenden Dominanz der Region Asien, Asien-Pazifik, auf dem weltweiten Biermarkt und den entsprechenden Marken, die eben vor allem Glasflaschen anbieten.

Das ist, finde ich, eine ganz gute Herleitung, aber es ist natürlich auch nur eine Prognose. Wenn man jetzt mal nach Deutschland schaut, gibt es hier unterschiedliche Zahlen. Ganz verlässliche habe ich gefunden aus 2020 bezüglich der Absatzverteilung bei Bier und da eben bezüglich des Gebindes. Da liegen wir ungefähr bei 83% bei der Glasmehrwegflasche und bei ungefähr zwischen 8 und 9% bei der Dose und um sie nicht zu vergessen 7% bei der PET-Einwegflasche auch noch.

Man sieht, dass auch 2022, also im letzten Jahr, der Marktwachstum der Dose in Deutschland sich fortsetzt und deswegen auch, man sieht, dass auch 2022, also im letzten Jahr, man liest es nicht nur, sondern man spürt es auch so ein bisschen im Getränkemarkt. Viele große Player sind da bereits auf den Zug aufgesprungen.

Der größte Dosenabfüller unter den großen Marken ist Krombacher. Die Siegerländer dürften so ungefähr in diesem Jahr rund 100 Millionen Dosen absetzen und das entspricht einem Marktanteil von knappen 11%. Das ist schon eine Ansage.

Historischer Funfact, es war die Brauerei Gottfried Krüger aus Newark, New Jersey, die 1933, unmittelbar nach dem Ende der Prohibition, als Erste mit Dosen experimentierte und 1935 die ersten Biere in Dose verkaufte. Flo, du gehst ja in der Geschichte wahrscheinlich noch mal drauf ein oder reißt das auf jeden Fall an. Aber was war nun drin? Unter anderem natürlich auch ein Cream Ale und deswegen habe ich das hier mal noch mit eingebaut. Genau.

Nochmal kurz zurück zur Flasche. Ganz interessant ist auch, wie die Herausforderungen des Mehrwegsystems mittlerweile zur Gründung von zwei Mehrwegflaschenpools geführt haben. Denn es gibt mittlerweile den Mehrwegpool der Brauwirtschaft, den MBP und die Gesellschaft für Mehrwegmanagement, die GMEMA. Der Hauptunterschied darin besteht, dass der MBP ein Flaschenpool ist, der der Genossenschaft gehört und nur Mitglieder dürfen auch diese Flaschen füllen, haben aber auch noch keine Flaschen im Umlauf. Die GMEMA, die sind schon ein bisschen weiter und ein bisschen offener, denn jeder kann diese Flaschen befüllen und die haben bereits mehrere Millionen im Umlauf. Da hat zum Beispiel Radeberger als einer der ersten Player umgestellt auf standardisierte braune Longneck-Flaschen und man kann diese Flaschen übrigens erkennen, wenn man das sich mal angucken will, da ist so eine Art Flaschenkasten als Branding ganz unten an der Kante zum Flaschenboden aufgebracht. Also man hat jetzt mit 0,33er angefangen und geht weiter mit 0,5er Longneck, mit 0,5er Longneck-Flaschen, braun standardisiert.

Und damit gebe ich ab an Flo, der jetzt wieder die Geschichte für euch parat hat.

Geschichte

Flo Ja, vielen Dank. Klar, mal schauen, wie sich das heute gestalten wird bei diesem spannenden Thema. Aber bevor wir da einsteigen, egal wo ihr zuhört, schnappt euch ein Bier. Ich habe mir jetzt auch gerade eins eingeschenkt.

Paul Du denkst da immer wieder dran. Ich bin dann immer so im Flow, dass ich da gar nicht mehr dran denke. Aber du hast recht. Machen wir.

Flo Um vielleicht den einen oder anderen neidisch zu machen. Ich habe da was ganz Nettes im Glas wieder vor mir gefunden. Und zwar ein Weinlager. Ein Rotweinfass-Meets-Lager steht auf der Flasche drauf. Ist ein Kollab von einer Fassschmiede und von einer Mikrobrauerei aus Nordrhein-Westfalen. Clucking Hen heißt die. [8], [9]

Paul Ah ja.

Flo Also eine richtig coole Kombi. Eigentlich ein relativ easy-peacy-schlankes Lager, was eben durch diesen Rotweinfass-Kasten Charakter, diese fruchtigen Rotwein-Noten und auch so ein bisschen Holzcharakteristik, ein absolut gigantisch spannendes Bier ist. Was jetzt nicht allzu stark ist. Fünf Prozent rum. 5,5. Perfekt, um jetzt für euch den Geschichtsteil zu präsentieren. Aber ich nehme nochmal kurz einen Schluck und dann geht es schon los.

Paul Jawohl. Öl nochmal die Stimme. Genau.

Flo Und wenn wir eins bisher in diesem Podcast gemacht haben und alle gelernt haben, ist, dass Bier schon sehr lange gebraut wird und auch schon sehr lange konsumiert wird. Wenn man dem einen oder anderen Archäologen oder Wissenschaftler Glauben schenkt, dann wurde die Menschheit nur sesshaft durch Bier.

Oder in anderen Worten, ohne Bier wären wir heute nicht hier. Dann wäre der Paolo nicht heute nicht hier, würde nicht hier sitzen und den Podcast für euch aufnehmen. Von daher auch an der Stelle nochmal Danke, liebes Bier.

Man könnte auch sagen, ab dem Zeitpunkt, wo die Menschheit das Bierbrauen praktizierte und dann über die Zeit auch perfektionierte, hat letztendlich ihr Nomadenleben an den Nagel gehängt. Und das kann man sich auch vorstellen, um die Bevölkerung dann auch vernünftig mit Bier versorgen zu können. Es war damals so, das ist heute so, braucht man einfach vernünftige Gebinde.

Und in den Anfangszeiten war das ganz sicher kein Holzfass, das war kein Keg, das waren keine Flaschen und auch keine Dosen, weil die sind alle, die sind noch gar nicht so alt. Ganz am Anfang letztes Mal oder vorletztes Mal in der Folge haben wir das Thema Göbekli Tepe angesprochen. Damals, da hatten sie einfach Steingefäße aus dem Felsen gehauen und haben das letztendlich als stationäre Bierbehältnisse verwendet. Da drin wurde gebraut und letztendlich wurde auch das Bier am Ende daraus konsumiert.

Das heißt, das war dann sicherlich noch nicht so transportabel. Die ältesten Transportgefäße, als die dann aufkamen, das waren die sogenannten Amphoren [10], [11], [12], das hat der ein oder andere mit sicherlich auch schon mal gesehen, ist auch aus der georgischen Weinherstellung bekannt und hat sich über Jahrhunderte verbreitet um die Christi-Zeiten, sage ich mal, im Mittelmeerraum als auch im asiatischen Raum und war das Transportgefäß erster Wahl.

Für die, die nicht wissen, was das ist, das ist ein Gefäß aus gehärtetem Ton, der auch bezüglich Gewicht eben in einem Range ist, leer 70 Kilo gefüllt, 100 Kilo, dass das auch gut transportiert werden kann. Und geschichtlich kam dann irgendwann das Holzfass auf. Das war vermutlich so ca. 1000 bis 500 vor Christus in den keltischen Regionen Nordeuropas. Da wurden die ersten Holzfässer hergestellt.

Die haben am Anfang noch nicht so ausgesehen wie heute. Das hat dann noch ein paar hundert Jahre gedauert, bis man gelernt hat, Hartholz in der Form zu biegen, wie man das heute macht. Aber das war dann eben das Transportgefäß der ersten Wahl für Waren, aller Art, also nicht nur Bier und Wein, sondern auch Fisch, Fleisch und Co. Und wenn wir dann ins Mittelalter schon springen, dann wurde vermehrt aus Holzfässern gezapft und für den Hausgebrauch in Keramik, Holz, Leder oder Metallbehältern das Bier transportiert, damit die Leute das nach Hause nehmen konnten.

Und das Glas, das gab es da schon, die Herstellung von Gefäßen aus Glas, die ist ja auch alt bekannt und war auch schon in der Antike, sehr altbekannt. Nur gab es da noch ein paar Schwierigkeiten, die dazu geführt haben, dass die Behältnisse aus Glas eher dünnwandig waren. Das heißt, sie waren noch nicht wirklich druckresistent [13]. Und auch von der Herstellungsform waren das eben Luxusgüter und wurden daher eher für irgendwelche rituellen Öle und Co. verwendet und noch nicht für Bier.

Das Thema Bierflasche hat vermutlich seinen Ursprung in England. Da gibt es auch eine nette Geschichte, ob die stimmt oder nicht stimmt, das kann jeder für sich entscheiden. Vermutlich ist es eher eine Legende. Aber es soll so gewesen sein, dass 1568 [14] die karbonisierten Flaschenbiere geboren wurden.

Und wenn die Geschichte stimmt, eben durch einen glücklichen Zufall, da hat ein Mann namens Alexander Novell, das war ein Dekan von der St. Paul Kathedrale in Hertfordshire in England. Der war nicht nur Dekan und hat anscheinend nicht nur gerne Bier getrunken, sondern er war auch ein Dekan. Er war auch ein leidenschaftlicher Angler. Und für einen Angelausflug hat er sich eben Bier in Flaschen gefüllt, hat es mit Korken, hat er die Flaschen verschlossen und hat anscheinend am Abend ein paar Flaschen vergessen. Und als er ein paar Tage wieder an die gleiche Stelle kam zum Angeln, hat er statt den Bierflaschen eine Kanone vorgefunden. Haha. Ja, also damit ist gemeint, dass das Bier dann in der Flasche nachgegoren hat und die Korken dann geploppt sind. Das war dann quasi die Kanone und das soll quasi der Ursprung sein, dass Bier in der Flasche gelandet ist, in der Flasche eine Nachgärung erlebt hat und dann, ja, karbonisiertes Bier, dass es das dann gab.

Vorher waren eben alle Biere flach, weil man nicht die Möglichkeit hatte, ja, eine Druckgärung sozusagen zu machen und ein karbonisiertes Getränk zu haben. Wahrscheinlicher ist aber das, was in dem Buch the Englisch Housewife steht von 1615. Da gibt es schon Tipps, Tipps für Hausfrauen, wie man eben die Nachgärung in der Flasche durchführen soll. Da steht drin, ihr solltet es in runde Flaschen mit engen Mündungen füllen, sie mit Korken verschließen und sie in einem kalten Keller bis zur Taille in Sand stellen. Der Sand vermutlich ähnlich, wie es der ein oder andere vielleicht auch schon aus der Ecke Berliner Weise gehört hat. Da gibt es ja auch die Sand- und Steinweise. Da hat man ja auch die Weise zur Nachgärung im Sand vergraben. Vermutlich auch nicht nur, um perfekte Bedingungen zu machen, sondern auch, um vielleicht das ein oder andere Mal sich

vor Flaschenbomben zu schützen. Und ja, wahrscheinlich hatte hier der Sand einen ähnlichen Effekt. Und aus Fundstücken, aus Ausgrabungen von Glashütten in England weiß man, dass Anfang des 17. Jahrhunderts im Königreich schon auf kommerziellem Maßstab Flaschen hergestellt wurden, die auch für Bier, für Abfüllung verwendet wurden. In Deutschland war das alles ein bisschen anders.

Das haben wir ja schon in der Staffel kennengelernt. Wir waren zu der Zeit ein bisschen hinten dran, wenn man so möchte. Da gibt es die erste Belege für kommerzielle Glasflaschen, die für Bier bestimmt waren. Erst Ende 18 des Jahrhunderts 1780 habe ich da als Quelle gefunden. Und in England, wie schon gesagt, da kam das alles viel früher in Dritt. Interessanterweise haben sich hier die Flaschen verbreitet, obwohl auf Glas eine relativ hohe Steuer war.

Es war aber auch wieder so ein Wechselbad der Gefühle. 1645 wurde die Steuer auf Glas eingeführt, 1699 wieder aufgehoben, 1746 wieder eingeführt und 1840 wurde sie dann ganz abgeschafft. Und trotzdem hat sich aber in den ganzen Zeiträumen das Ale in Flaschen, obwohl es ein Luxusgut war, im Adel in England schon sehr verbreitet und war schon ein sehr erfolgreiches Exportgut oder ein Exportschlager.

Aber das Thema, ja, Befüllung und Verschließungsprozess war halt nach wie vor teuer und problematisch. Und Flaschenbier, wir hatten nicht nur Freunde zu der Zeit, weil das war eben das Neue. Und da gab es einen Autor, Thomas Tryon, der hat in seinem Buch, das ist eines der ersten Bierbücher in England, A New Art of Brewing von 1691. Da hat er geschrieben Denn obgleich das Ale im Fass nie so gut gearbeitet oder gegärt wird, so setzt es doch durch das Abfüllen in Flaschen eine neue Bewegung, oder Gärung in Gang, die den reinen Geist und Körper verletzt. Außerdem sind alle solche Flaschengentränke mit einer hefigen, wütenden, schäumenden Materie infiziert, die kein Fassbier hat, weshalb Flaschenbier nicht so gut und gesund ist, wie das aus dem Fass oder dem Holzfass gezogene.

Also hat nicht unbedingt Werbung für Flaschenbier mit den Aussagen gemacht. Genau, wir sind am Anfang schon auf das Thema grüne und braune Flaschen eingegangen, da kann man sagen, am Anfang waren alle Bierflaschen aus grünem Glas, die braunen Flaschen, die kamen erst später auf. Für die Glasherstellung der Glasbildner, das war Quarzsand, den hat man beispielsweise in Bachbetten abgebaut. Der Quarzsand, der war da verunreinigt mit Eisenoxiden und die heimischen Eisenoxide in Mitteleuropa, die sorgen dann eben im Herstellungsprozess für eine Grünfärbung des Glases und dementsprechend waren auch die ersten Flaschen grün.

Als man dann, sag ich mal, in Anführungszeichen etwas globaler wurde, gab es dann auch immer mehr Rohstoffimporte, beispielsweise Mangandioxid aus Russland. Und mit dem konnte man durch den Prozess dann eben eine Braunfärbung erzielen. Also das ist da quasi der Grund, warum der Ursprung sozusagen die grünen Flaschen sind und die braunen Flaschen erst etwas später aufkamen und dann auch kommerziell für Bier eingesetzt wurden. Und bereits 1875 hat der deutsche Chemiker, Achtung, ein alter Bekannter, Dr. Karl Lintner [15] zum ersten Mal über die Bildung eines üblen Geschmacks und eines unangenehmen Geruchs im Bier, das dem Licht ausgesetzt war, berichtet.

Das hat man zwar zu der Zeit noch nicht verstanden, aber man hat festgestellt und es war bekannt, dass eben Licht das im Bier verursachen kann. Die ganzen chemischen zusammenhänge, die wurden erst im 20. Jahrhundert, in den 1960er Jahren, so richtig verstanden. Beim Wein und Champagner gibt es übrigens auch einen Lichtgeschmack, da nennt sich das Ganze Käseln. Und 1930, also zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, gab es im Markt ungefähr gleich viele braune und grüne Bierflaschen. Aber der Zweite Weltkrieg hat dann dazu geführt, dass eben die Importe schwieriger wurden, allgemein Rohstoffknappheiten und überall Knappheiten geherrscht haben. Und das hat dazu geführt, dass die grünen Flaschen wieder an Dominanz gewonnen haben und die europäischen Brauereien oder zumindest einige davon haben das dann auch ein Stück weit genutzt, um die grünen Flaschen, trotz des bekannten Lichtfehlgeschmacks, ja, als Premium und hochwertige Biere zu verkaufen.

Und das ist vermutlich auch ein Grund, warum gerade im europäischen Markt heute auch noch das Grünglas auch für wirklich eigentlich gute Biere so verbreitet ist. Das heißt, es ist einfach auch ein kulturelles Thema. Und was noch wichtig zu nennen ist, das hat der ein oder andere bestimmt auch schon gesehen, oder kennt man einfach, dass eben es nicht nur Bierflaschen aus Glas, sondern z.B. in England der Porter als auch die Berliner Weiße in Deutschland, die wurde auch ganz gerne in Steingutflaschen [16] abgefüllt, was gerade für das Thema Lichtgeschmack natürlich das optimale Gefäß ist. Aber man sieht halt nicht unbedingt, was drin ist.

Also ist halt dann auch die Geschmackssache und marketingtechnisch die Frage, wie gut es mit dem Glas konkurrieren kann. Vielleicht noch kurz zu den Verschlüssen. Die sind ja heute auch nach wie vor relativ vielseitig. Die älteste, bekannte oder herrlichste, Griechenland. Die alte Bierflasche, die wurde 1953 an der englischen Küste gefunden. Die ist über 300 Jahre alt. Gesichert ist, dass sie älter ist wie 1720. Das genaue Datum kennt man nicht. Und die war mit einem Korken verschlossen, der mit einer Schnur nochmal gesichert war. Also im Prinzip ähnlich, wie man es heute noch z.B. vom Champagner kennt, mit der Agraffe, mit diesem Drahtkäfig. Das wurde halt damals mit einer Schnur realisiert.

Ende vom 19. Jahrhundert kamen dann die ganzen bekannten Verschlüsse auf. Relativ zeitnah beieinander. 1875 der Bügelverschluss [17]. 1879 der Schraubverschluss. Und 1892 der Kronkorken [19] . Bügelverschluss war von einem Deutschen. Der Schraubverschluss von einem Engländer. Der Kronkorken wurde in den USA entwickelt. Und in den unterschiedlichen Märkten haben sie sich auch dann aufgrund der unterschiedlichen lokalen Patenten mehr oder weniger durchgesetzt. Wie wir alle wissen, in Deutschland war und ist auch heute noch relativ stark der Bügelverschluss vertreten, was man in anderen Biermärkten relativ wenig sieht. Es gab auch nur einen Exot, den sogenannten Kugelverschluss [18].

Der war in der Flasche wie so eine Art Murmel, die dann quasi aufgrund des Innendrucks des Bieres das Ganze verschlossen hat. Wurde auch im gleichen Zeitraum, in dem Fall 1872 erfunden, wiederum von einem Engländer. Vereinzelt gibt es das teilweise heute noch, aber eher für Mineralwasser. Auf jeden Fall spannender Verschluss, der jetzt aber beim Bier nicht wirklich eine Rolle gespielt hat. Was noch spannend ist an der ganzen Gebindegeschichte, was ich nicht wusste, ist, dass am Ende des 19. Jahrhunderts und auch noch Anfang vom 20. Jahrhundert das Bier hauptsächlich gar nicht von den Brauereien in Flaschen gefüllt wurde, sondern dass es da eben eigenständige Flaschenbierhändler gab [20].

Das war ein eigenes Gewerbe. Ein eigener Gewerbezweig. Wurde an vielen Orten in Deutschland hauptsächlich von Frauen im Nebenwerb betrieben. Die Kinder sollen da auch gerne geholfen haben und haben das Bier dann an die Kunden ausgeliefert. Ja, aber irgendwann haben eben die Brauereien gemerkt, dass das ein ganz gutes Business ist, was ihnen da durch die Lappen geht. Und das hat dann auch am Ende dazu geführt, durch die ganze mehr und mehr Automatisierung, die eingeführt wurde und dass man das immer auf größerer Skala machen konnte, dass das dann dazu übergegangen ist, dass die Brauereien das selber machen.

Und im Prinzip ist dann dieser klassische Flaschenbierhandel dann relativ schnell Anfang des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Was auch ganz spannend ist, wenn man heute ab und zu mal die Medien verfolgt, liest man immer mal wieder, dass den Brauereien die Flaschen ausgehen. Da fühle ich mich als Hobbybrauer manchmal ganz schlecht. Oder früher. Heute habe ich, ja eher weniger so kommerzielle Flaschen im Einsatz.

Aber sowas ähnliches gab es eben Anfang vom 20. Jahrhundert auch schon, dass eben da eine Flaschenknappheit vorherrschte. Und das hat auch da unter anderem dazu geführt, dass das Pfandrecht da eingeführt wurde. Ja, mit dem Ziel, dass einfach wieder die Flaschen über den ganzen Mehrwegansatz wieder den Weg zurück in die Brauerei findet. Ist ja eigentlich auch logisch, wenn man so drüber nachdenkt. Und durch welche Themen wurde der Siegeszug der Flasche auch noch vorangetrieben? Da sind noch zwei zum Abschluss diesbezüglich zu nennen. Ich habe vorhin schon gesagt, dass die Glassteuer in England 1845 dann komplett abgeschafft wurde [21].

Nach dem ganzen Hin und Her. Und das hat einfach dazu geführt, dass die immer erschwinglicher wurde. Und zusätzlich durch die ganzen Migrationsströme, die in dem Zeitraum in Richtung neue Welt vorgeherrscht haben, wurde halt auch dieses ganze Thema Flasche Mitte des 19. Jahrhunderts mit in die USA genommen [22]. Und hat sich da auch relativ schnell verbreitet und hat unter anderem eben, wie wir schon darauf eingegangen sind, dazu geführt, dass sich auch das Pilsner so gut verbreiten konnte. Und Ende vom 19. Jahrhundert hatten wir auch schon mal in einer der Folgen erwähnt, kam eben das Thema Pasteurisierung, vom Louis Pasteur, Filterung etc. Dass man eben keine Ablagerungen, keine Sedimente, sozusagen Brillanz bis zum letzten Tropfen in die Flasche zaubern konnte.

Und da war man dann eben 1897, in den USA als erstes so weit, dass man eben diesen gesamten Abfüllpasteurisierungs- und Filterprozess so weit hatte, dass man das eben bereitstellen konnte. Deswegen sagt man vermutlich auch, dass die Amis ihr Bier mit den Augen trinken. Das war da einfach vom Stellenwert vielleicht wichtiger wie bei uns. Ein Thema noch, das hatte der Paul vorhin auch schon angeteasert, die Frage, wann kam die Dose ins Spiel? Haben wir schon gehört, die kam nach der Prohibition ins Spiel. Man muss sich das so vorstellen, während 1919, 1933, wo eben die landesweite Prohibition in den USA war, da war die ganze Glasindustrie logischerweise auch ein Stück weit an der einen oder anderen Stelle eben arbeitslos, oder nicht arbeitslos, aber hatten da halt große Probleme. Und die haben da quasi mit den Hufen gescharrt, wann es dann endlich wieder losgehen kann. Und da kamen eben die schlauen Leute, die dann die Bierdose entwickelt haben 1933. Und dann 1935 über Krüger mit dem Cream Ale auf den Markt geschmissen haben.

Das hat halt die Glasindustrie für neue Probleme gestellt. Und die haben halt dann den Ansatz verfolgt. Da kommen auch vom Namen alte Bekannte ins Spiel, für den einen oder anderen. Sie haben eine Glasflasche entwickelt, die dosenähnlich ist. Und die Antwort war eben die Stubi-Flasche 1935 [23], [24], [25], die Steini-Flasche 1936. Und die Paki-Flasche 1939. Die Paki-Flasche hat sich nie durchgesetzt, aber zumindest Stubi und Steini, denke ich, ist jedem in der Bierwelt ein Begriff. Dass die ihren Ursprung in den USA haben und dass die ins Leben gerufen wurden, um, sage ich mal, gegen die Bierdose konkurrieren zu können. Das war mir nicht so bewusst. Ist aber recht spannend.

Die haben da auch ziemlich aggressives Marketing. Damals verfolgt. Und haben eben den Stubi und den Steini beworben mit einmalig, kein Pfand, Einweg. Wenn die Flasche ihren Job gemacht, werft sie weg. Das heißt, das war auch gleichzeitig die Einführung von diesem ganzen Einweg-Gedanke. Vor der Prohibition und auch vor dem Ersten Weltkrieg, da waren die Flaschen noch nicht die Massenware.

Das heißt, natürlich hat man das Interesse gehabt, die möglichst oft zu verwenden. Also das waren überall auf der Welt eigentlich Mehrwegflaschen, weil man die konnte. Man konnte die einfach noch nicht so billig produzieren. An diesen ganzen Recycling-Wahnsinn mit dem Einweg von heute war da noch nicht zu denken. Und das kam eben dann mit diesem als Gegenmaßnahme zu den Dosen eigentlich so richtig in Gang und war da so der Renner. Und da gibt es echt spannende Werbung aus der damaligen Zeit, wie das eben promotet wurde. Also diese Wegwerfgesellschaft, wenn man so möchte. Und der Stubi und der Steini sind dann auch irgendwann nach Deutschland gekommen. A

us der Stubi wurde dann die Stupsflasche, wurde von der Berliner Wilner Brauerei 1937 eingesetzt. Der Steini kam ein bisschen später, 1952, hat sich aber dann in der deutschen Brauindustrie ziemlich stark verbreitet und war unter anderem bei der Berliner Weiße bis in die Gegenwart, bis sie dann mehr oder weniger kurzfristig ausgestorben war. War die Flasche der Wahl.

Und zu guter Letzt habe ich noch ein Fun Fact aus der geschichtlichen Ecke, um einfach darzustellen, was man mit Flaschen alles so machen kann. Und das hat sich vermutlich auch der Alfred Heineken 1963 gedacht, als er mit einem Architekten zusammen eine Bierflasche entwickelt hat, die sogenannte WOBO [26], The World Bottle, die gleichzeitig auch als Ziegelstein für den Bau von Häusern fungieren konnte. Das heißt, 1963, da war das eben mit dem ganzen Einweg schon verbreiteter und er war eben dann weltweit unterwegs, unter anderem auf der Karibikinsel Curaçao und hat dann eben überall am Strand diese Einwegflaschen liegen sehen und hat sich dann einfach überlegt, das ist doch schade, das ist doch irgendwie nicht so sinnig und hat dann eben diese Flasche entwickelt, mit der man ja theoretisch ein Haus bauen kann. Gerade ja für ärmere Länder. Und leider hat sich das nie so wirklich durchgesetzt. Es gibt zwei dieser Wobo-Bauwerke, die stehen aber beide auf dem Heineken-Gelände.

Paul Ein Haus aus Bierflaschen, das ist ja ein Traum für manche.

Flo Ja, ich glaube, man könnte da echt noch lange drüber reden. Da gibt es echt spannende Geschichten bei dem ganzen Gebinde-Thema und auch, finde ich, historisch den ein oder anderen Ansatz. Wenn man das mal hinterfragt, ist es echt witzig, wie sich dann sowas irgendwie einschleicht, gerade die Stubi-Flasche. Also ich hätte da gewettet, dass das eine deutsche Erfindung ist.

Paul Haben wir ja schon, ne? Irgendwie hat das was Norddeutsches oder so, hätte ich jetzt fast gesagt. Und wenn man die Form so vor Augen hat, dann weiß man auch ungefähr, wie die Dosen, die ersten Dosen damals aussahen. Nicht wie unsere heute, sondern ein bisschen anders, ein bisschen schwerer.

Flo Einfacher Zylinder, nicht so schön geformt wie die Alu-Dosen von heute, genau. Aber genug dazu. Ich glaube, alle fragen sich schon, das haben wir viel über den Lichtgeschmack gehört, aber wie funktioniert das Ganze so physikalisch, chemisch, biochemisch oder wie auch immer? Ich habe da ja keine Ahnung von. Das ist der Paul, der Experte.

Entstehung Lichtgeschmack

Paul Ja, Paul, der alte Chemiker, übernimmt an dieser Stelle.

Fangen wir einfach mal an, wenn wir so einen gewissen Geruch oder wenn ein Bier so diesen gewissen Geruch mitbringt, dann sagen wir immer so salopp oder so einfach, das ist Lichtgeschmack.

Das riecht so ein bisschen muffig. Der Flo hat es als moschusartig beschrieben. Gibt es unterschiedliche Interpretationen. Die Amis machen es sich halt einfacher, weil die auch eben manchmal auch in den Geschmack kommen eines Stinktiers. Die nennen das eben Skunky, Skunkiness. Also die vergleichen das eben mit diesem Sekret, was das Stinktier aussondern kann.

Und wie, das sagt man vielleicht auch so witzig daher, das Bier hat so ein gewisses Stinktier. Aber wie sehr das quasi der Wahrheit entspricht, das ist schon auch abgefahren. Aber hören wir gleich, denn wie entsteht jetzt dieser Fehlgeschmack eigentlich genau? Es gibt, um das erstmal allgemein anzureißen, bestimmte Verbindungen im Hopfen. Die sind lichtempfindlich. Und wenn die starkem Licht ausgesetzt werden, dann kommt es zu einer Fotooxidationsreaktion. Und bei der ist es halt so, dass sehr aromaintensive, oder bei der ist es so, dass die sehr aromaintensive Verbindung 3-Methyl-2-Buten-1-Thiol entsteht [28], [29], [30].

Lasst uns das im Folgenden bitte MBT nennen, sonst wird es kompliziert. Und MBT ist tatsächlich eine der stärksten bekannten Aromastoffe mit einem sehr niedrigen Schwellenwert. Von 4 bis, da schwanken die Zahlen, aber ich sag mal so ab 4 Nanogramm pro Liter zum Teil wahrnehmbar. Ist eine stechend riechende Verbindung, ähnelt tatsächlich auch, weil es von der chemischen Zusammensetzung verwandt ist, dem berühmten übel riechenden Abwehrspray von Stinktieren.

Flo hat es angerissen. 1875 hat Dr. Carl Lintner das zum ersten Mal erwähnt, diesen üblen Geruch im Zusammenhang mit Bier und Licht. Und man hat dann eben festgestellt, es tritt in ungehopften Bieren nicht aus. Also war schon sehr früh klar, es muss irgendwas mit dem Hopfen zu tun haben.

Dies wurde dann in den 1960ern von Yoshiro Kuro Iwa erstmals genauer untersucht. Er stellte heraus mit seinem Team, dass die Isohomolonen, also die Isoalphasäuren, eigentlich für die Bittere im Bier zuständig, die sich eben beim Würzekochen bilden, dass die verantwortlich sind für die Bildung von MBT. Aber nur wenn eben auch bestimmte andere Sachen vorliegen.

Man hat ebenfalls dann eben festgestellt, dass im Malz und in Hefe enthaltene Riboflavin, das kennen wir eher als Vitamin B2, eine große Rolle spielt und die Anwesenheit von schwefelhaltigen Verbindungen zusätzlich noch notwendig ist. Und darüber hinaus stellte die Kuro Iwa-Truppe fest, dass der Stinktiergeschmack, so nenne ich ihn jetzt einfach mal, bei Licht im blauen Bereich des sichtbaren Spektrums, also bei 350 bis 500 Nanometer Stärke ausgeprägt ist.

Das war also so die Voraussetzung dafür, dass man sich dem Thema näher oder mehr nähern konnte. Um nun gleich im Folgenden noch genauer zu erklären, wie Lichtgeschmack entsteht, schauen wir uns erstmal die sogenannten Thiole [27] an.

Sie machen weniger als 1% der ätherischen Öle in einer Hopfendolde aus, sind aber aktuell in aller Munde, aber eher aufgrund ihrer Aromaintensivität in Bezug auf tropische Aromen, Biotransformation und so weiter. Aber eben auch in Bezug auf Lichtgeschmack sind sie extrem von Bedeutung. Sie sind auch bekannt als Mercaptene und sind eben schwefelhaltige organische Verbindungen, bei denen ein Schwefelatom an ein Wasseratom gebunden ist, für die, die sich da ein bisschen mehr auskennen. Die kommen natürlicherweise zum Beispiel der Hopfen vor. Ich will da gar nicht so weiter drauf eingehen, aber weil wir eben den Hopfen jetzt gerade benötigen. Und dort eben entweder als freie aromaaktive Stoffe oder als nicht aromaaktive Vorstufen.

Das Spannende daran ist eben die niedrige sensorische Wahrnehmungsschwelle. Und die wurden so ungefähr um die Anfang 2000 das erste Mal im Hopfen entdeckt und man konzentrierte sich dann eigentlich eher auf drei Verbindungen, die eben schöne fruchtige tropische Aromen bringen oder andere fruchtige Aromen. Kommen wir aber bestimmt in einer anderen Folge dann genauer nochmal dazu. Das erstmal zu den Thiolen, damit man die so ein bisschen auf dem Schirm hat.

Und als nächstes müssen wir noch definieren, was Licht ist. Das klingt zwar erstmal banal, aber die Frage sollte man sich in diesem Zusammenhang eben stellen. Also Licht ist salopp einfach runtergebrochen. Licht ist eine Form der elektromagnetischen Strahlung. Und im engeren Sinne ist es nur der sichtbare Teil der elektromagnetischen oder des elektromagnetischen Spektrums. Man kann es in unterschiedliche Wellenlängen aufteilen und jede Wellenlänge hat eine andere Farbe. Das hat man sicherlich schon mal gehört oder hat schon mal diese Übersicht gesehen von den einzelnen Farben. Für den Lichtgeschmack ist vor allem das Licht zwischen 350 und 500 Nanometer verantwortlich. Das wurde in den 1960ern das erste Mal entdeckt.

Wie passt das jetzt alles zusammen? Wie entsteht jetzt dieser Lichtgeschmack?
Vorweg muss man vielleicht noch sagen, grundsätzlich gibt es nicht den einen Lichtgeschmack. Licht kann viele Aromen erzeugen. Aber wenn man über diesen Fehler Lichtgeschmack spricht, dann spricht man meistens über 3-Methyl, 2-Buten, 1-Thiol, also 3-MBT. Und das wird auch als Leitaromakomponente des Lichtgeschmacks bezeichnet.

Eine vereinfachte Erklärung, wie dieses 3-MBT entsteht, ist, dass die Isohomolone unter Einfluss von Licht, UV-Strahlung und unter Unterstützung des angeregten Riboflavins, wir erinnern uns, Vitamin B2, was hier als Katalysator dient, zu MBT umgewandelt wird. Heißt, Isohomolone werden umgewandelt zu MBT, um das mal ganz einfach runterzubrechen. Aber was bedeutet das? Wie funktioniert das?

Ich hatte bereits ja die Wellenlänge angesprochen, gerade eben beim Licht. Wir brauchen 350 bis 500 Nanometer. Und in diesem Bereich wird das Riboflavin oder Vitamin B2 in den für den Prozess ausschlaggebenden Zustand überführt. Man sagt, es wird angeregt. Man sagt auch dazu, bzw. das ist auch der Triplet-Zustand, geht jetzt aber vielleicht ein bisschen zu tief. Aber in dem Zusammenhang liest man das immer mal wieder. Und man kann das einfacher erklären, indem man sagt, dass das Vitamin B2, das entwickelt quasi ein eigenes Licht und wirkt dann eben als Katalysator. Es beschleunigt sozusagen dann dadurch nochmal die Umwandlung der Iso-Alphasäuren. Also Licht trifft auf Vitamin B2. Das fängt quasi, um es salopp zu sagen, nochmal selber an zu leuchten und beschleunigt dadurch nochmal die Umwandlung der Iso-Alphasäuren.

Es beginnt dann eben eine Reaktion, in der unter anderem eine Seitenkette von diesen Iso-Alphasäuren abgespalten wird. Da geht es dann ganz, ganz wild umher. Und versuchen sich dann neue Verbindungen zu suchen. Und in dem Fall benötigt man dann eben eine Schwefelhaltige Verbindung.

Wir erinnern uns, unsere Thiole kommen jetzt ins Spiel. Die verbinden sich damit und zack entsteht eben 3-MBT. Eine sehr mächtige Aromakomponente. Ich habe dazu einen coolen Vergleich gefunden, um sich das mal so ein bisschen bildlich vorzustellen, wie mächtig diese Verbindung ist. Oder wie geruchsintensiv diese Verbindung ist.

Stellt euch ein Bier vor in der Größe des Empire State Buildings. Oder anders gesagt ein Bierglas, was eine Milliarde Liter fasst. Und da reichen ein Achtel Teelöffel MBT aus, damit man diesen Lichtgeschmack wahrnehmen würde. Also so heftig ist es. Und deswegen ist das eben auch der Fehler, Bierfehler, der weltweit irgendwie bekannt ist. Und sogar bei denen, die jetzt nicht so vielleicht im Thema Bier drinstecken. Also jeder hat das vielleicht schon mal so irgendwie gehört. Oder irgendwie in Bezug auf grüne Flaschen und so weiter.

Und da kommen wir auch gleich zu den Einfluss der Gebindearten. Denn grünes und klares Glas bieten eben nur wenig Schutz gegen diese Reaktion. Das ist irgendwie ja schon landläufig bekannt. Braunes Glas ist dagegen eher wirksam. Und zumindest bei kurzzeitiger oder bei geringer Lichtaussetzung. Braunglasflaschen blockieren Licht unterhalb von etwa 500 Nanometer. Also wir haben ja vorhin gehört 350 bis 500 Nanometer. Das ist so der Bereich, der kritisch ist. Also sind wir mit Braunglasflaschen da schon ganz gut dabei.

Grünglasflaschen, die blockieren Licht unterhalb von 400 Nanometern. Und Klarglasflaschen, die lassen im Prinzip fast alles durch. Um das nochmal in Zahlen zu fassen. Farblose Flaschen transmitieren, also lassen durch quasi, sind durchlässig. Für 90 Prozent des Lichtes. Grüne Flaschen 50 Prozent. Braune Flaschen lassen immerhin noch 5 Prozent ungefähr durch. Findet man auch ein bisschen unterschiedliche Zahlen. Aber das war das, wo ich so eine große Übereinstimmung gefunden habe.

Heißt, wenn man sein Bier vor diesem Fehler schützen will. Und vor allen Dingen seine hopfigen Biere. Dose oder Keg. Also das ist einfach. Das ist einfach. Ja. Was man machen sollte. Oder wenn man kann, das so machen sollte. Man kann natürlich auch sagen, braune Flaschen. Und dann einfach lichtgeschützt lagern und so weiter. Je nachdem, was man vorhat. Ist vielleicht auch eine andere Flasche okay.

Vielleicht will man auch mal ein Experiment starten. Dann kann man das natürlich auch mal machen. Ich würde sagen, ich habe solche Biere, die das betreffen. Wir kommen gleich auch noch mal zu einem kleinen Test-Flow. Habe ich bis jetzt immer nur in braune Flaschen abgefiltert. Man hat übrigens auch festgestellt, dass diese Reaktion bei starkem Sonnenlicht innerhalb von 20 Sekunden oder schneller eintreten kann. Das heißt, wenn du jetzt dein Bierchen oder ihr jetzt euer Bier an einem sonnigen Plätzchen genießt, kann es passieren, dass ihr dieses Phänomen schon feststellt, wenn man mal extrem darauf achtet, bevor man überhaupt den Glasboden von dem Glas, was man gerade trinkt, erreicht hat. Das ist echt abgefahren.

Flo Und. Das liegt gar nicht daran, dass ich da alles bekomme. Das liegt gar nicht daran, dass ich da alles betrunken bin, dass der erste Schluck und der letzte anders schmeckt.

Paul Ja, das ist da nicht nur, Flo. Sagen wir es mal so, nicht nur. Da kann auch ein kleines Stinktier dann irgendwann vorbeikommen.

Flo Okay, da habe ich wieder was gelernt. Funktioniert übrigens auch, und das finde ich auch spannend und ist ganz wissenswert.

Paul Das funktioniert übrigens auch mit Leuchtstoffröhren und LEDs. Die haben ein ähnliches Lichtspektrum, aber es läuft viel, viel allmählicher ab. Also gerade für Kühlschränke, Kellerbeleuchtung ist das ganz interessant zu wissen.

Die Industrie hat auch zum Teil andere Maßnahmen, als jetzt, ich sage mal, das richtige Gebinde zu wählen. Denn wir wissen es, es gibt genug Pilsbiere oder auch andere Lagerbiere, die in durchsichtigen, also Klarglasflaschen zu Hause sind, die in grünen Flaschen zu Hause sind. Es gibt mittlerweile lichtstabile Hopfenprodukte, wie zum Beispiel Tetra oder Hex. Hexahopfen gibt es zum Beispiel von Bart Haas, habe ich das gefunden, heißt dann Hexahop Gold. Und die basieren zumeist auf flüssigen Kohlendioxidextrakten des Hopfens, die bereits isomerisiert sind. Also damit lässt sich dann natürlich zudem auch die Bittere ziemlich leicht einstellen und sehr genau und sehr reproduzierbar. Gleichzeitig können diese nicht mehr zu 3 MBT umgewandelt werden. Man hat die nämlich so modifiziert, dass sich die Seitenketten der Isoalphasäuren nicht abspalten lassen. Das heißt, sie kommen gar nicht erst in diese Verlegenheit, sich irgendwie das entsprechende Thiol zu suchen, um MBT zu bilden. Und gerade das Hexahopfen, Hexahop Gold [31], steht jedenfalls so auf der Website, darf auch bei der Bierherstellung verwendet werden. Ich erinnere da an unsere letzte Folge zum Reinheitsgebot. Ist ja schon witzig, was alles mittlerweile so erlaubt ist. Genau.

Und um es noch abzuschließen, was es auch gibt, ist das sogenannte UV-Coating. Also das heißt dann, wenn man zum Beispiel an Klarglasflaschen denkt, dann gibt es mittlerweile moderne Technologien, die eine Art UV-Schutzmittel auftragen können oder die Flasche damit beschichten können, das zum Teil ins Glas einbringen können, damit eben das Bier genauso frisch bleibt wie aus einer anderen Flasche.

Ich weiß, aber um es wenigstens erwähnt zu haben, die Kunststoffflasche, die wird natürlich verteufelt, vor allem in Deutschland, die hat aber auch Vorteile, gerade im Hinblick zum Beispiel auf dieses UV-Coating und den Lichtgeschmack. Durch Zusatz von UV-Blockern kann die Lichtdurchlässigkeit von diesen Kunststoffflaschen fast beliebig eingeschränkt werden. Also die Lichtdurchlässigkeit von Kunststoffflaschen, die kann ja auf ein Minimum reduziert werden. Und diese Einfärbung der Flaschen, die soll eben einfach nur daran erinnern, wie die vielleicht größeren Vertreter auf dem Markt aussehen. Also eine grüne Kunststoffflasche kann eben mit solchen UV-Blockern versetzt sein und wirkt dann nicht genauso wie eine grüne Glasflasche. Super spannend.

Welche Biermarken / Welche Stile gibt es in grünen Flaschen? 

Flo Bevor wir zu einem schon angekündigten Test oder Verkostung kommen, seid gespannt. Bleibt dran. Möchte ich noch ein kleines bisschen was, oder möchten wir noch ein kleines bisschen was zu allgemein der Flaschenwahl sagen, was da alles sonst noch so eine Rolle spielt.

Einiges haben wir schon erwähnt im Laufe der Folge. Aber letztendlich hängt die Farbwahl für die Bierflaschen auch heute noch von verschiedenen Faktoren ab. Und neben dem ganzen Lichtgeschmack, also neben dem technischen Thema, kommen auch hier ganz stark kulturelle Präferenzen, Wünsche der Verbraucher in unterschiedlichen Bierregionen mit rein, welchen Bierstil ich in die Flasche bringen möchte. Und ja, auch der Qualitätsanspruch am Ende des Tages. Alles das spielt irgendwie mit rein. Wir haben es aus dem Zitat am Anfang gehört, ja, oder haben wir es gehört, dass es durchaus üblich ist, belgische Saisonbiere oder Mixed Fermentation Saurbiere in grünen Flaschen abzufüllen. Mag ich auch aus den Gebinden sehr. Aber ja, es begegnet uns ja nicht nur bei den Bieren.

Es begegnet uns, wir haben das Becks gesagt, aber es gibt noch eine Vielzahl an weiteren Biermarken, die, glaube ich, jeder kennt. Von Heineken, Carlsberg, also Carlsberg mit C in dem Fall, Grolsch aus den Niederlanden, Efes aus der Türkei, San Miguel aus Spanien, Stella Artois aus Belgien, Moosehead aus Kanada [32], [33]. Und die Liste kann noch oder geht noch lange, lange weiter. Ich habe auch hier in der Heidelberger Region einen Pilsner, was ich früher auch gerne getrunken habe, von Welde. Das war ja eine lokale Brauerei, auch aus Grünen. Auch aus Grünen Flaschen.

Ja, beim indischen Restaurant seines Vertrauens, beim Japaner seines Vertrauens. In der Regel bekommt man da International Pay Lagers auch aus Grünen Flaschen. Also so verkehrt kann das Ganze ja letztendlich nicht sein. Und insgesamt kommt noch eben ein weiterer Aspekt dazu, der mir so auch noch nicht bewusst war, um ehrlich zu sein, weil ich mir da noch nie Gedanken drüber gemacht habe.

Aber wenn wir uns das Beispiel Pilsner Urquell rauspicken. Und wenn man da ein bisschen recherchiert, dann ist es eigentlich so, klar, das gibt es mittlerweile aus der Dose. Man kann es irgendwo vom Tap genießen oder eben aus der Grünen Flasche. Und in Europa ist die Grüne Flasche, egal ob in Deutschland oder in Tschechien, nach wie vor sehr verbreitet. In UK oder in der USA gibt es das Ding aus der braunen Flasche. Das heißt, da kommt eben das Thema kulturelle Präferenz der Beer-Region in irgendeiner Art und Weise mit rein. Pilsner Urquell hat 2014 für die USA und 2015 für UK von grün auf braun umgestellt [34]. Spannenderweise war bis Anfang der 80er waren alle Biere für alle Märkte in braunen Flaschen. Und dann wurde es für den europäischen Markt oder global auf grün umgestellt. Und eben 2014, 2015 haben sie für USA und UK wieder den Schritt zurück gemacht und haben die sogenannte Heritage Bottle eingeführt. Und das ist eine Art Bottle, weil scheinbar die Konsumenten da sensibler sind vermutlich auf das Thema Lichtgeschmack, also Aroma, aber auch Wahrnehmung.

Ist ein Bier aus einer grünen Flasche hochwertig oder nicht? Und da scheinen die Meinungen eben auseinander zu gehen. Und das darf man eben nicht unterschätzen. Man sagt ja häufig böse, ein Bier wird am Etikettierer gemacht. Der breiten Masse spielt eine sehr große Rolle. Und auch wenn man nochmal in die Saison-Ecke schaut, da gibt es ein ähnliches Phänomen. Da gibt es auch je nach Biermarkt ein anderes Gebinde. Und auch hier ist es wiederum so, in Europa ist es die grüne Flasche. Für den US-amerikanischen Markt hier in dem Fall konkret, wird eine braune Flasche verschippt. Ich glaube, das ist eine wunderbare Überleitung, Paul, oder? Zu unserem nächsten Punkt.

Verkostung Pils und Saison (grüne vs. braune Flasche)

Paul Jetzt wollen wir mal wieder ein Bierchen trinken. Und dabei gleichzeitig auch einfach mal einen kleinen Test wagen, den ich zum Teil schon gemacht habe, aber der schon ein bisschen her ist. Also ich bin gespannt. Wir haben uns zwei Biere geschnappt. Und zwar wollen wir den klassischen Vergleich mal wagen. Wir haben uns das Becks jeweils aus der Flasche und einmal aus der Dose gekauft. Und Flo, was haben wir uns noch geholt? Da bin ich ja super gespannt drauf.

Flo Genau, wir haben uns noch ein Saison Dupont aus der 75cl-Flasche, wie sie eben für den europäischen Markt gemacht wird, besorgt. Also 75cl, große Flasche, Grünglas. Und eben die 33cl-Variante in Braunglas. Und die werden wir auch gegeneinander verkosten, um ein bisschen versuchen, das nachzufüllen, was wir schon in unserem Anfangszitat hatten. [35], [36]

Paul Megaspannend. Wir fangen mit dem Becks an, oder Flo?

Flo Ja, das ist ein guter Einstieg.

Paul Ich glaube, das wäre Frevel, das andersrum zu machen.

Flo Und ich mache die Flasche auf und was kommt in Erinnerung? So, dann fangen wir einfach mal an. Optisch sehen die bei mir zumindest, eigentlich wie erwartet, ähnlich aus. Blank filtriert, sehr hell, also ein feinporiger Schaum, der sich nur relativ kurz hält. Und wenn ich reinrieche, kommt es einem vor, wenn man zwei komplett unterschiedliche Biere hat.

Paul Ja, es gibt keine zwei Meinungen. Das eine ist das perfekte Beispiel dafür. Und das andere ist eigentlich ein schönes, ich sage mal, ein schönes, klassisches Pils, jedenfalls was den Geruch angeht.

Flo Also da kann auch jeder Hobbybrauer mal so ein ganz vereinfachtes Fehlaromen-Seminar für sich machen. Für einen Fehlaroma. Ich habe die heute Mittag aus der Tanke, heute Mittag aus der Tanke geholt, gekühlt schon. Und also wir haben da jetzt nicht irgendwie die eine Zeit lang bei uns gelagert, um das irgendwie mehr rauszukitzeln. Und der Unterschied ist krass. Also da weiß man dann ganz genau, wie das riecht und wahrscheinlich auch schmeckt, wenn wir jetzt gleich probieren.

Paul Ja, also ich muss ja immer wieder sagen, geht mir einfach immer wieder so. Das Becks aus der Dose, das ist halt so flach, finde ich. Also das ist so, ja, es ist so nichtssagend, dass ich fast schon das andere besser finde, weil da wenigstens noch irgendwie, ja, da ist halt noch was dabei. Aber, also wie, ganz schwierig, ne?

Flo Aber ich stimme dir 100 Prozent zu. Ich wollte, du bist mir zuvor gekommen, ich wollte das auch gerade in die Richtung sagen, dass mir ehrlich gesagt die Flasche besser schmeckt. In dem Fall. Ja, also. Das Bier hat mehr. Ja, das Bier hat, es hat Geschmack. Und er ist jetzt nicht so aufdringlich. Also der Lichtgeschmack ist jetzt bei meiner Variante, die ich hier habe, nicht so ausgeprägt, dass mich das stören würde [40].

Paul Na, bei mir ist es schon ziemlich heftig. Aber, also im direkten Vergleich, ja, der Fehler ist nicht da für, ich sage mal, vielleicht Wettbewerbsebene. Der Fehler ist nicht da bei der Dose. Aber ich finde die Flasche dann doch irgendwie, ja, die hat mehr Charakter. Um es mal schön zu formulieren. Also das schmeckt, das schmeckt besser. Ja, definitiv. Vielleicht ist ein Blend aus beiden das Beste.

Flo Ja. Auch die Bittere finde ich ganz spannend.

Paul Ja, die ist viel krasser aus der Flasche.

Flo Ja, die ist viel prägnanter, viel schöner, viel pilzähnlicher bei dem Linken. Also ich will jetzt nicht sagen, dass es Wasser sein könnte. Aber ja, geht doch stärker in die Richtung eines Hellen als von einem Pilsner, wie man es erwarten würde, aus der Dose.

Paul Absolut, ja. Sehr spannend. Also wer das noch nicht gemacht hat, unbedingt mal nachmachen. Also nicht kostenlos, aber ein sehr kostengünstiges Fehlaromen-Seminar für einen sehr, sehr weit verbreiteten, weltweit verbreiteten Geschmack, den man einfach übererkennt. Und wenn man es einmal für sich detektiert hat, so ist das ja ganz oft auch bei den Fehlaromen, dann fällt es einem auch viel leichter, das wiederzufinden in vielleicht seinen Bieren, in anderen Bieren, in Hobbybrauerbieren. Das macht es einfach leichter.

Flo Wobei, da muss man eigentlich eine Warnung aussprechen. Weil das ist ja genauso, wie du es gesagt hast. Das ist ja wirklich der erste Trainingseffekt bei den Fehlaromen. Wenn du das einmal wirklich bewusst verstanden hast im Kleinhirn, das ist das Fehlaroma, das riecht und schmeckt genauso, dann bist du da unglaublich sensitiv im Vergleich zu vorher da drauf.

Paul Ja, ja.

Flo Und kann halt dir echt passieren, dass dann das eine oder andere Bier, was dir vielleicht zuvor geschmeckt hat, nicht mehr ganz so zusagt. Das muss man sich einfach bewusst sein.

Paul So Flo, machen wir uns jetzt aber die anderen auf, oder?

Flo Ich würde auch sagen, reißen wir uns diese schöne Flasche mit Agraffe und Naturkorken auf. Da bin ich jetzt sehr gespannt drauf. Ich habe beide schon oft getrunken, noch nie gegeneinander.

Paul Ich auch nicht.

Flo Da vielleicht auch noch, das verlinken wir euch in den Shownotes, da gibt es von Gourmet Brewing, das ist ein amerikanischer Podcast, auch Videopodcast auf YouTube [37], [38]. Und die waren bei DuPont. Das ist eine zweiteilige Serie. Und da berichtet der jetzige Inhaber, in der vierten Generation geführt, so ein bisschen, der erzählt da auch, das was ich vorhin schon gesagt habe, dass eben die große Flasche, Grünglas, europäischer Markt, und für den US-amerikanischen Markt bewusst, braune Flasche, kleine Flasche mit Kronkorken, weil der Markt das verlangt hat. So wurde das beschrieben. Und hinzu kommt noch ein Aspekt. Die große Flasche, die wird bewusst bei der Nachgärung bei 23 Grad für sechs Wochen horizontal gelagert. Die haben da extra Roboter dafür, die dann die Kisten so packen.

Paul Wegen der größeren Oberfläche dann?

Flo Da geht es wirklich um die Bieroberfläche. Er hat es als Iris bezeichnet. Also wenn man die Flasche dann horizontal nimmt, ist eben deine Bieroberfläche ja größer, die mit dem Sauerstoff in Kontakt ist, als wenn du es vertikal lagern würdest. Und nach seiner Erklärung führt es dazu, dass dann die Nachgärung effizienter ist oder aktiver. Und das dann auch zu einem komplexeren Geschmack beiträgt. Das heißt, wenn man das im Hinterkopf hat und das alles so stimmt, und dann verkosten wir jetzt eben nicht nur den Unterschied Glasfarbe, äh, Flaschenfarbe, Entschuldigung, sondern auch der Aspekt, dass die Nachgärung nicht hundertprozentig gleich ist, weil eben die kleinen Flaschen vertikale Nachgärung haben.

Paul Das ist ja auch schon wieder so heftig.

Flo Ja. Wobei das ja auch wieder ein belgisches Thema ist. In Deutschland sagt ja jeder, Biere müssen vertikal gelagert werden, um Oxidationsrisiko zu reduzieren.

Paul Genau, das ist es ja. Da willst du ja eben keine große Oberfläche haben.

Flo Genau. Und die Belgier, ich meine jeder, der mal zum Beispiel bei Cantillon oder so war, also auch in der Sauerbier-Ecke, nicht nur in der Saison-Ecke, die reifen ja über längere Zeiträume, über Wochen, Monate und teilweise Jahre, auch in der horizontalen Position. Da gibt es bei Milk the Funk einen Eintrag, können wir auch in die Shownotes packen, da wird es so erklärt, dass eben auch wegen dem Oberflächenkontakt zu Sauerstoffverhältnis in der Flasche, wenn du das horizontal lagerst, das Risiko für eine Pelliclebildung in der Flasche bei den Mixed Fermentations reduziert wird [39]. So, jetzt bin ich abgedriftet. Zurück zum Bier, sorry.

Paul Alles gut. Dann fange ich mal an, ich versuche das mal. Ich finde es superschwer zu beschreiben, wo genau der Unterschied ist, obwohl er extrem vorhanden ist. Es sind wirklich, wenn man beim Becks gesagt hat, es sind zwei unterschiedliche Biere, dann würde ich das hier nochmal hoch, keine Ahnung, sagen. Für mich sind es zwei absolut verschiedene Biere. Wenn ich die blind, wenn ich die nicht trinken würde und mir würden die so eingeschränkt werden, ich würde die nicht zu einer Brauerei oder zu einem Sud quasi packen. Ich habe aus der braunen Flasche, finde ich, eine größere Restsüße. Es hat einen süßlicheren Geruch, Richtung rote Beeren, Bubblegum eher so in die Richtung. Und das Grüne ist das, was ich mit einem Saison eigentlich mehr verbinde. Also dieses klassische Hefeprofil, dieses eher würzigere. Wie geht es dir? Ich finde es schwer in Worte zu fassen, tatsächlich.

Flo Es ist schwer in Worte zu fassen, gebe ich dir recht. Ohne jetzt auf die Details einzugehen, Geruch, Geschmack, Gesamtpaket, blind, eindeutig die große Flasche.

Paul Also ja, definitiv. Genau.

Flo Also das ist die Bessere. Also das ist so, wie man es kennt. Und erklärt vielleicht auch meinem Kopf ein Stück weit, dass ich schon Momente hatte vor ein paar Jahren, wo mir überraschenderweise ein Saison Dupont manchmal nicht geschmeckt hat. Und das war vielleicht hier und da mal, weil es aus der kleinen Flasche war. Weil es ist ein ganz anderes Bier. Also so wie du sagst, wenn man es kennt, nur wie du das gerade erklärt hast, also ich finde, das aus der kleinen braunen Flasche, ich hätte da, das klingt ja böse, ich hätte das fast wie so eine Art ein bisschen muffig, ein bisschen alt umschrieben. Vielleicht, also wie man es sieht bei gealterten Hopfen [41], [42], [43], [44], [45], [46].

Paul Hättest du, ganz kurz, ich hau mal rein, hättest du vielleicht sogar das Wort Umami Das war mein allererster Eindruck, als ich es aufgemacht habe. Ist ein bisschen verschwunden, aber das war so mein allererster Eindruck.

Flo Ja, genau das meine ich, ja. Ich hätte es jetzt in dem Fall nicht als Umami beschrieben, aber ich weiß, was du meinst. Und das andere, ich glaube, du hast es andersrum gesagt, aber ich finde, das aus der großen Flasche, das ist für mich eher dieses süßliche Bubblegum-mäßige.

Paul Ja, ich finde, ich habe mehr, ja, also der Bubblegum ist absolut auch da. Also das ist dieses Hefeprofil. Ich finde, es ist vom Mundgefühl oder vom Körper her, dass aus der braunen Flasche ein bisschen süßer. Vielleicht spricht es auch für die Nachgärungstheorie. Ich habe da eben so ein bisschen mehr Süße noch, Restsüße. Da habe ich das eben auf so eine beerige Note geschoben. Und das andere ist, das andere ist für mich eben, ja, ich habe diese Bubblegum-Noten mit dabei, definitiv, aber ich finde es halt auch so, ja, was ich so mag an diesem Stil, dieses würzige, kräuterige auch zum Teil, das ist da eben viel, viel ausgeprägter und es ist halt einfach ein bisschen höher vergoren, es ist ein bisschen schlanker vom Geschmack, so wie man es eigentlich erwartet, ne?

Flo Ja, und was ich auch ganz krass finde, wo ich jetzt nochmal einen Schluck genommen habe, ich finde das Mundgefühl krass unterschiedlich bei den beiden. Bei der grauen Flasche, also alles, was du gesagt hast, ist richtig, aber ich finde das so ein bisschen, es hat mehr Ecken und Kanten, wenn ich das trinke. Also wie der Hopfen mit dem Malz interagiert, mit der Restsüße, das ist alles, das klingt, das ist irgendwie nicht so stimmig. Und bei der großen Flasche, da wirkt alles wie so aus einem Guss. Das ist auch wirklich wie so butterweich auf der Zunge, so samtig, einfach viel schöner.

Paul Also ich habe jetzt auch nochmal, weil du Alterung angesprochen hast, ich habe hier so, jetzt, wenn das ein bisschen wärmer wird, Honignoten, so in die Richtung bei der kleinen, braunen Flasche. Habe gerade nochmal geguckt, wann die oder wie alt die sind. Die sind beide bei mir zufällig tatsächlich relativ gleich alt. Also drei Monate Unterschied, so wie ich das hier ablesen kann. Ja, also abgefahren. Kann man einfach nur so sagen, wer Lust hat und die Biere sowieso mag oder den Stil mag, Belgier mag, einfach mal machen. Finde ich genial, die Idee.

Flo Aber ich muss sagen, der Vergleich den wir da gerade jetzt gemacht haben, also ich meine jetzt konkret von den beiden Saisons DuPonts, da unterstreiche ich zu 100 Prozent das Zitat. Und ich kann da auch wirklich die Brauer verstehen aus der Zeit. Die haben wahrscheinlich wie die Wilden gebraut, waren in Belgien in Urlaub, die Amis, haben diese tollen klassischen Exemplare getrunken, haben wahrscheinlich mit den Brauern diskutiert, wussten im Prinzip auf gut Deutsch das Rezept und haben es einfach nicht hinbekommen. Also wenn man sich jetzt diesen Unterschied vor Augen führt und es ist wirklich nur in Anführungszeichen das Gebinde an das, wenn man jetzt mal diesen Nachgärungsaspekt mal beiseitelässt, dann ist das der Wahnsinn. Das ist der absolute Wahnsinn.

Paul Und für mich steht fest, wenn sowas wieder gebraut wird, also anders als ich es vielleicht am Anfang der Folge erwähnt habe, das kommt in grüne Flaschen. Definitiv.

Flo Und es ist auch vielleicht mal ein schönes Hobbybrauerexperiment, was jetzt nicht unbedingt viel ausmacht, aber was auch immer davon kostet. Probiert es aus und gebt Bescheid und lasst uns auch gerne eine Sprachnachricht da, wenn es der eine oder andere mal ausprobiert hat, egal ob jetzt mit dem Becks oder ihr könnt euch euren Pils in der Urquelle holen, gibt es genauso aus der Flasche und aus der Dose oder eben mit so einem Saison und teilt uns mit, ob ihr das genauso wahrgenommen habt wie wir.

Zukunft Biergebinde

Paul Ja, genug über grüne und braune Flaschen gesprochen oder über die Jetztzeit. Es gibt natürlich auch Überlegungen, was man vielleicht in Zukunft machen kann, vor allen Dingen, wenn man so ein bisschen auch auf Nachhaltigkeit guckt und die Umwelt. Da gibt es ein paar coole Ideen, aber natürlich gibt es auch ein paar Sachen, die vielleicht gar nicht so nachhaltig sind, aber einfach in der Industrie mittlerweile als Lösung dienen, die demnächst kommen können. Also Flo, was haben wir denn da so?

Flo Ja, da gibt es mehrere Sachen. Bei dem einen oder anderen frage ich mich aber ehrlich gesagt, was soll das? Dazu gehören zum Beispiel die Aluminiumflaschen. Ich meine, klar, die sind gut recycelbar, sie haben einen Gewichtsvorteil, aber warum ich Aluminiumflaschen brauche, erschließt sich mir nicht so ganz. Ich hatte auch schon von der einen oder anderen Brauerei so ein Ding, aber ganz ehrlich, brauche ich jetzt nicht unbedingt und ist glaube ich auch nicht so der große Meilenstein an der Front.

Dann gibt es Bag in a Box [47], kenne ich bisher nur vom Wein, aber Brewdog, Firestone Walker, also relativ große Namen, haben das teilweise schon auf dem Markt, auf dem deutschen Markt wäre es mir jetzt nicht bekannt, aber vielleicht ähnlich, wie man es vom Tetra Pak Wein kennt, ist das ja vielleicht ein Thema, gerade für größere Mengen, größere Partys, dass man so ein Back in the Box Tetra Pak sich gönnt.

Genau, dann gibt es an der ganzen Front vollständig oder sehr gut recycelbare, Alternativen, da experimentiert Carlsberg ziemlich viel. Da ist einmal zu nennen, Kartonverpackung in Flaschengestalt, die halt dann eben sehr gut recycelbar sind, Gewichtsverteile haben, auch für das Thema Licht natürlich gut sind. Könnte ich mir technisch vorstellen, ob es die Verbraucher akzeptieren für Bier, steht auf einem anderen Blatt und die gleiche Kerbe schlägt ihre Green Fiber Bottle [48], wo eben aus Holzfasern auch eine, ja, licht undurchlässige Flasche mit Gewichtsverteil und sehr guter Recycelfähigkeit auf den Markt kommen soll.

Ob sie das alles durchsetzt, ich glaube, da müssen noch ein paar Tage, ein paar Jahre vorüber gehen, aber ja, der Bierbranche geht es wie jeder anderen Branche. Den ganzen Energie- und Ökobilanz- Themen, CO2-Fußabdruck in der heutigen Zeit, den muss man sich stellen, von daher bin ich mir relativ sicher, dass an der Front noch einiges passieren wird. Persönlich, als Bierliebhaber überzeugt mich nicht zu 100% irgendwas von den Themen, aber ich glaube, das wird noch kommen.

Aber weißt, welcher Gebindetrend aus meiner Sicht mal zu uns hätte rüberschwappen können?

Paul Jetzt sag nicht die Twist-Off-Caps.

Flo Doch, doch, die wollte ich sagen. Also, egal ob ich früher, wenn ich früher den Charly bei Two and a Half Men genüsslich auf der Couch so eine Flasche aufmachen habe sehen oder den Doug bei King of Queens, da war ich immer neidisch. Das hätte ich auch irgendwie gerne gehabt für die Schüttbiere, für den Apfelschorle-Ersatz am Abend. Finde ich das eigentlich ganz cool, muss ich sagen.

Paul Ist ja auch wirklich ein Marketing-Streich. Du hast jetzt hier die perfekten Vorbilder angesprochen, die man sicherlich auch der ein oder andere vor Augen hat, also Brauereien wie Butt oder so, die wollen es den Konsumenten natürlich dann auch so bequem wie möglich machen. Sich so eine kalte Flasche aus dem Kühlschrank holen und aufmachen und ansetzen und trinken. Am besten, bevor man noch die Kühlschranktür wieder zumacht. Das ist ja so der Plan dahinter und ja, hat was, aber wie du sagst, ist halt was für so diese Trink-und-weg-Biere. Aber Flo, ich habe gehört, bei dir hat es doch irgendwie gezischt. Das war doch eine Dose und das leitet doch eigentlich unsere letzte Rubrik und das Ende der Folge auch ein.

Bier des Monats 

Paul Was hast du dir denn schönes aufgemacht? Was ist dein Bier des Monats?

Flo Diesmal nicht sauer, diesmal nicht belgisch. Gibt es doch gar nicht. Es sei schon mal verraten, ich habe mir diesen Monat von Equilibrium [49] aus den USA so ein Brauerei-Package gegönnt. Bei Beer Republic [50] sind hauptsächlich NEIPAs gewesen. Jetzt habe ich im Glas ein Triple IPA mit 10,5 Prozent. Also perfekt für so ein Ende von so einer Folge.

Paul Du lässt den Abend gekonnt ausgehen.

Flo Und ich habe mir das aufgemacht, weil im Prinzip jedes Bier, was ich da hatte, es waren sechs Stück, das ist jetzt das letzte. Die haben mich alle überzeugt. Also egal ob es eher ein normales IPA, also klassisch angehaucht, zwar hazy, aber sage ich mal eher von der Aromatik Westküste. NEIPAs mit der Fruchtbombe, Mundgefühl. Dann war auch noch ein Saison dabei in einer schönen Geuzeflasche. Das können die auch. Die waren alle wirklich richtig gut. Und auch das Triple IPA habe ich auch schon einen Schluck genommen und dann habe ich auch noch ein Schluck genommen. Das ist so richtig kräftig orange das Ganze. Ein Schaum, da kannst du wahrscheinlich ein Haus draufbauen. Also das sieht echt richtig stabil aus. Schön feinporig. Also die wissen, was sie tun. Und deswegen ist das meine Brauerei des Monats oder eins der Biere mein Bier des Monats, weil ich so ein bisschen gucken wollte, ob der Hype Train, der da durch die Staaten fährt bezüglich der Brauerei, ob der berechtigt ist. Und die sagen, mach einen geilen Scheiß.

Paul Sehr schön, sehr cool.

Flo Und was hast du? Bist du diesmal sauer und belgisch unterwegs vielleicht?

Paul Nein, nein, nein. Das war heute belgisch genug für mich. Ich habe mir den Bayuwarus [51] von Maisel ausgesucht.

Flo Ein herrliches Bier.

Paul Ist ein herrliches Bier und war bis jetzt ja auch immer so, da musste man erstmal rankommen, weil das ist ja so eine, so eine Art Dankeschön an an treue Kunden zu einem Kasten als gratis Zugabe war. Mittlerweile ist der richtig im Handel erhältlich. Man kann sich kaufen. Ist also nicht mehr ganz so schwer dran zu kommen und ist einfach ein richtig genialer Weizenbock. Jedes Mal so leitet der auch so ein bisschen die Vorweihnachtszeit ein. Das passt einfach perfekt und ja, kriegt man immer wieder so ein bisschen Erinnerungen auch vielleicht ans letzte Jahr und ist einfach, ja, ein tolles Bier. Extrem vollmundig und so richtig reife Banane, ein bisschen vanillig, ja, vielleicht ein Hauch Nelke, Honig, Karamellnoten, also alles, was man so richtig erwartet von so einem vollmundigen fetten Weizenbock. Perfekt und ja, das ist mein Bier des Monats. Vielleicht für die, die es nicht wissen, Bajuwarus angelehnt an die Bajuwaren, also den ursprünglichen Namen der Einwohner Bayerns und das ist natürlich dann eben, um zu zeigen, dass wir hier Bock im Glas haben, also richtig, richtig schönes, leckeres Bierchen.

Flo Jetzt hast du es doch wirklich geschafft, trotz dass ich ein echt gutes Triple IPA im Glas habe, mir in irgendeiner Form die Nase lang zu ziehen, weil ich würde jetzt gerne so ein Bajuwarus trinken.

Paul Und ja, damit haben wir es gepackt, Flo. Wieder eine pickepacke volle Folge, voll mit Infos, voll mit Fehlgeschmack. Definitiv. Wir hoffen, ihr hattet viel Spaß und probiert vielleicht das eine oder andere, was wir hier vorgeschlagen haben, auch mal aus. Der Flo hat es ja schon mal angerissen. Lasst uns gerne Feedback da, als Sprachnachricht, als E-Mail. Wir packen euch die Links natürlich alles in die Shownotes. Guckt mal auf der Website vorbei oder in unserem Shop vorbei. Bleibt uns treu und bleibt uns nur zu sagen, wir trinken jetzt in Ruhe aus, genießen noch den Abend und lasst es euch gut gehen.

Flo So machen wir es. Prost, bis zum nächsten Mal.

Quellen

[1] https://allaboutbeer.com/when-off-flavors-are-spot-on/

[2] Einführung Skunky / Charly Parpazian / Heineken Lichtquelle

[3] Instagram Cheshirecatbrewing

[4] BJCP Berliner Weisse

[5] Absatzverteilung von Bier nach Gebindeart

[6] Absatzverteilung von Bier nach Gebindeart in Deutschland

[7] Dose im Trend

[8] Clucking Hen & Fassschmiede – Weinlager

[9] Fassschnmiede

[10] Amphoren Wein

[11] Amphoren De Garde Brewing

[12] Amphoren Stiegl Urbier

[13] Benediktiner Dom Pierre Pérignon

[14] Das erste Flaschenbier

[15] Entdeckung Lichtgeschmack – Carl Lintner

[16] Steingutflaschen bei Porter

[17] Flaschenbierverschlüsse

[18] Kugelverschlussflasche

[19] Kronkorken

[20] Buch: Hopfen & Malz: Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe S. 54 Flaschenbierhändler im 19 Jahrhundert

[21] Zythophile – A short history of bottled beer

[22] Beer Bottle: A short History

[23] The Stubby Beer Bottle Part I

[24] The Stubby Beer Bottle Part II

[25] The Stubby Beer Bottle Part III

[26] Heineken WOBO

[27] Thiole

[28] Lichtgeschmack im Bier I

[29] Lichtgeschmack im Bier II

[30] Lichtgeschmack im Bier III

[31] Hexa Hop Gold

[32] Welche Biere werden in grüne Flaschen?

[33] Stella Artois wechselt auf grüne Flaschen

[34] Pilsner Urquell wechselt auf braune Flaschen für UK

[35] Saison Dupont 33cl

[36] Saison Dupont 75cl

[37] Gourment Brewing: Saison Dupont Beer Farm Brewery – History, Malting, Mashing & Boiling

[38] Brewery Tour: A Closer Look at Brasserie Dupont’s Saison Dupont Yeast and Fermentation

[39] Pellicle Formation In Bottles

[40] Konsumenten Test Frisches Bier vs. Lichtgeschmack

[41] Craft Beer Podcast – Farmhouse Beers with Green Bottles

[42] Brü Lab Green Bottles

[43] The Craftbeer Cast Why Saison ist in Green bottles

[44] Allagash Green Bottles

[45] Jester King Sour Hour

[46] Barrel Heart Brewing

[47] Bag in a Box

[48] Green Fiber Bottle

[49] Equilibrium Brewing

[50] Beerrepublic Biershop

[51] Maisel Bajuwarus Weizenbock

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