Folge 1.04 – RHG

   

Written by:

Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten und Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen.

Das war der berüchtigte Auszug aus dem Originaltext der Bayerischen Landesordnung in Hochdeutsch, aus der Feder des bayerischen Politikers Leonhard von Eck, die am Georgietag, dem 23. April 1516, auf dem Landständetag von dem gemeinsam regierenden bayerischen Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt unterzeichnet wurde.[1] 
  1. Begrüßung und Vorstellung heutiger Gast 
  2. Rubrik: Brau-Doc  
  3. Geschichtliches
  4. Was haben wir im Glas?
  5. Einordnung warum das Reinheitsgebot entstanden ist
  6. Reinheitsgebot und die Zutatenbeschränkung 
  7. Reinheitsgebot – das älteste Lebensmittelgesetz das unverändert seit 1516 gültig ist? 
  8. Etikettenschwindel 
  9. American (German) Adjunct Lager 
  10. Reinheitsgebots und das Pilsner? 
  11. Welche Nachwirkungen hat das RHG bis heute? 
  12. Bier des Monats 
  13. Quellen

Begrüßung und Vorstellung heutiger Gast 

Flo Und damit, servus, grüßt euch zur Folge Nummer 4 unseres Podcasts Brautag, eurem Podcast über Bier und Braukunst. Ich glaube, ich verspreche euch heute nicht zu viel, wenn ich sage, dass es heute eine super spannende Folge wird. Wir haben ultra viel für euch vorbereitet und wie man durch das Zitat zu Beginn bereits erahnen kann, geht es heute um vielleicht das oder eins der kontroversesten Themen in der Bierwelt. Es geht nämlich um das sogenannte Reinheitsgebot. Wir werden zusammen mit euch die Geschichte dieses Gebotes beleuchten und wie durch diese Verordnung die Biergeschichte, Bierstile in Deutschland sowie der restlichen Welt beeinflusst wurden und noch bis heute beeinflusst werden. Eins kann ich euch schon mal verraten, für so ein komplexes und überaus wichtiges Thema haben selbst wir uns Verstärkung heute eingekauft und organisiert. Aber bevor wir zu unserem Gast kommen, zu unserem heutigen, begrüße ich erstmal meinen Lieblings-Podcast-Buddy, den einzigartigen Paul Schüßler aka Friedies Brauhaus. Paul, wie geht’s dir? Wie sieht’s aus? 

Paul Hi Flo, mir geht’s richtig gut. Ich bin auch mega gespannt auf die Folge. In der Vorbereitung schon habe ich auch noch mal viel gelesen und mich so ein bisschen reingearbeitet und freue mich natürlich, dass wir, du hast es ja gesagt, heute sehr, sehr kompetente Unterstützung haben und ich glaube, da können wir auch noch ein bisschen was lernen. Der Flo hat es gesagt, wir haben hier einen besonderen Gast sitzen und bevor ich den jetzt aber ankündige, wie du wahrscheinlich schon öfter begrüßt würdest, habe ich mir mal ein paar Fakten rausgesucht, die man vielleicht nicht direkt mit dir in Verbindung bringt. Drei Stück sind es an der Zahl. Zum Ersten, du bist Pilot, du hast eine Ausbildung zum Schreiner gemacht und du hast 2017 den Goldenen World Beer Award gewonnen. Wer könnte das jetzt sein? Also das ist vielleicht jetzt mal eine andere Herangehensweise. Ich hoffe, dass die Fakten natürlich auch stimmen. Bei uns sitzt der Jan Brücklmeier [2], den dürfen wir herzlich begrüßen. Jan, schön, dass du da bist und mit uns dieses emotional aufgeladene Thema besprichst.  

Jan Ja, freut mich auch, dass ich da bin. Die Fakten waren alle richtig. Die Jahreszahlen kann ich jetzt nicht genau sagen, aber die Fakten waren richtig. Aber es freut mich auch, dabei zu sein. 

Paul Sehr schön. Ja, ich glaube, es gibt kaum jemanden, der oder wer mit Bier zu tun hat, sagen wir es andersherum oder mit Brauen zu tun hat. Es gibt, glaube ich, niemanden, der dich nicht kennt. Aber trotzdem wollen wir natürlich unseren Zuhörern eine ganz kurze Vorstellung von dir geben. Stell dich doch mal ganz kurz vor, Jan.  

Jan Ja, also mein Name ist Jan Brücklmeier. Ich bin in München geboren. Luftlinie ungefähr einen halben Kilometer vom Oktoberfest und einen halben Kilometer in die andere Richtung von der Augustiner Brauerei. Meine eine Oma war Gastwirtin. Allerdings habe ich nie aktiv erlebt. Und die andere war, glaube ich, gibt es heute gar nicht mehr, selbstständige Bierverlegerin. Also die hat von zu Hause aus Bier verkauft. Und da hat es sich dann irgendwie so ergeben, dass ich natürlich irgendwie bieraffin aufgewachsen bin. Du hast schon gesagt, ich habe ursprünglich Schreiner gelernt, habe damals aber schon zu Hause gebraut. Und eines denkwürdigen Abends bin ich heimgekommen, habe mein Abitur gerade nachgemacht und mir vorher irgendwie Tag der offenen Tür Innenarchitektur angeschaut. Und da hat der Prof gesagt, wenn Sie Innenarchitekt werden, vergessen Sie den Taxi-Schein nicht, weil den Job werden Sie nachher eh nicht finden. Ich bin heimgekommen, meine Mutter und mein Bruder saßen zu Hause. Der war gerade erst besucht da. Die hatten beide schon ein oder zwei Bier und haben gesagt, wir wissen es jetzt, du studierst Brauwesen. Brauwesen? Das klingt spannend, ne? Habe mir das angeschaut. Da war die Tag der offenen Tür auch wesentlich interessanter und habe dann 1998 in den Heiligen Hallen in Weihenstephan angefangen, Brauwesen und Getränketechnologie zu studieren. Bin seit ungefähr knapp 20 Jahren fertig mit dem Studium. Ich habe es dann in die Zulieferindustrie verschlagen, habe vor allem Abfüllanlagen, einen großen  Hersteller in der Nähe von Regensburg gebaut und installiert. Von da aus ging es dann auf die Anwenderseite. Ich bin seit 15 Jahren bei dem größten Lebensmittelkonzern der Welt, die Bösen, die immer alles falsch machen. Aber ich braue eben nebenbei nach wie vor zu Hause und auch halb professionell. Professionell, das hast du schon gesagt. Wir hatten in Deutschland die Headless Brewing-Company [3], mit der wir relativ erfolgreich waren. Ich lebe in den USA seit jetzt, wo ich jetzt hier lebe, seit ungefähr sieben Jahren. Insgesamt sind es seit zehn Jahren. Da ist viel mit Hobbybrauen. Ich habe zwei Bücher für Hobbybrauen geschrieben. Ich mache die Heimbrau-Convention, die HBCON [4]. Ich bin im Forum aktiv. Ich schreibe in verschiedenen Medien. Das ist aber alles so mein Hobby. Ab und zu bin ich im Podcast, wie heute zum Beispiel. Ja, das bin ich. 

Flo Okay, vielen Dank für die Vorstellung, Jan.  

Rubrik: Brau-Doc  

Flo Da würde ich vorschlagen, Paul, wir starten direkt durch und zwar mit unserer ersten Rubrik. 

Zu süß, zu schlank, zu bitter, kein Schaum, oxidiert, kontaminiert. Hier kommt der Brau-Doc. 

Flo Vielleicht noch mal ganz kurz für die Community zur Erklärung. Wir haben in einer der letzten Folgen das schon angeteasert, dass wir diese Rubrik Brau-Doc in Zukunft integrieren möchten. Hier kurz und knapp erklärt, werden wir oder wollen wir Hörerbiere verkosten und zwar Hörerbiere, die aus Sicht des Brauers vielleicht noch nicht ganz perfekt sind. Genau da kommt eben unser Brau-Doc ins Spiel. Dann könnt ihr uns diese Biere schicken und wir nehmen uns diesen Bieren an. Das ist jetzt quasi für diese Folge zum ersten Mal geschehen. Da geht Dank raus an den Martin Becker aus der Pfalz. Der hat uns zwei Biere geschickt, einen dunklen Doppelbock und einen American Pale Ale, um genau zu seinen Sierra Nevada Pale Ale Clon. Das gute Stück nennt sich Sierra Palantinado. Palantinado ist zu deutsch Rheinland-Pfalz. Das heißt so die Hommage an eben dieses Sierra Nevada Pale Ale. 5,5 Prozent Alkohol. Das Ganze ist eine 0,5 Liter Flasche. Martins Brauwerk [5], schönes Etikett. Gebraut wurde das Ganze am 4.7. Hat 39 IBUs, 16 EBC, 12,6 Grad Stammwürze und 5,5 Prozent Alkohol sind rausgekommen. Das heißt, wir reden über einen scheinbaren Endvergärungsgrad von 82 Prozent. Nur als Ergänzung, weil es ja ein Klon ist, das Original Sierra Pale Ale hat 5,6 Prozent Alkohol und 35 IBU. Das heißt, für den IBU sind wir hier ein bisschen höher und alkoholtechnisch nahezu identisch unterwegs. Wenn man das Ganze mit den BJCP Guidelines für American Pale Ale vergleicht, ist das, was der Martin hier gebraut hat bezüglich aller relevanten Parameter in den Ranges. Er hat uns auch netterweise sein Rezept mitgeschickt. Da schaue ich auch noch kurz rein und gebe ein paar Infos durch, bevor wir es dann verkosten. Hopfen, wenn man mal Dr. Google bemüht und ein bisschen das Internet durchforstet für Sierra Nevada Klon Rezepte, dann ist die Hopfung, die er hier gewählt hat, sehr ähnlich. Also mit Magnum und Perle gebittert und mit Cascade dann eben auf der Aromaseite 30 Minuten vor Kochende und beim Flame Out. Vergoren hat er das Ganze mit der Mangrove Jack Hop Head M66 [6]. Ist das vielleicht nicht unbedingt die klassische Wahl, klassisch wäre eher WLP 001, also klassisch US 05. Die Hefe, die er hier angesetzt hat, da ist vielleicht noch dazu zu erwähnen, das ist eine Trockenhefe und in dieser Trockenhefe sind auch Enzyme drin, die gut sein sollen für das Thema Biotransformation. Um genau zu sein, ist das in dem Fall das Beta-Glucosidase-Enzym, was zum Beispiel von Lallemand [7] auch als Einzelprodukt zu kaufen gibt. Vergoren wurde das Ganze bei 20 Grad. Schüttung hauptsächlich Pale Ale Malz. Ich denke, das ist nicht überraschend. Um genau zu sein, bis auf 1,7 Prozent ist alles Pale Ale Malz in diesem Rezept und da eben aufgeteilt auf klassisches Pale Ale Malz und 11 Prozent Maris Otter und dann noch mit 1,7 Prozent ein relativ dunkles Karamellmalz von IREKS, in dem Fall Crystal Ebony. Maischprogramm auch mit 65 Grad bei 30 Minuten und 74 Grad bei 30 Minuten angegeben. Wasser wurde das verwendet, was einfach aus der Leitung kommt. In seinem Fall bezüglich  Sulfat-Chlorid-Verhältnis eher auf der malzigen Seite unterwegs. Aber ich würde sagen, Paul, ich glaube, ich habe lang genug geredet, genug über das Rezept erzählt. Ich habe auch gehört, du hast dir das schon eingeschenkt. Das mache ich jetzt auch mal.  

Paul Ja, das konnte ich nicht ganz verheimlichen. Also ich habe tatsächlich auch schon dran gerochen und ich habe auch schon einen Schluck genommen, während du schön erzählt hast, Flo. Ich bin gespannt, was deine Eindrücke sind. Möchtest du dann anfangen?  

Flo Ich kann gerne anfangen. Also ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Schaum, sehr voluminös, feinporig.  

Paul Super klar ist es bei mir. Also so eine ganz leichte Trübung hat es vielleicht, aber es ist so richtig golden bei mir im Glas. Mit so ganz leichten Orangstönen. Sieht super aus auf jeden Fall.  

Flo Bei mir ähnlich. Riechen wir mal daran. Also im Prinzip das, was man erwartet. So leichte Kräuternoten, würzig allgemein mit so einem dezenten Zitruscharakter, vielleicht auch Zitrus-Zesten-Charakteristik. Nehmen wir noch einen Schluck.  

Paul Hat der Martin erwähnt, was ihn stört?  

Flo Ich weiß es und ich sage es auch, genau. Das haben wir ja auch gesagt, das ist das Ziel. Das soll keine Blindverkostung sein. Deswegen auch die ganzen Infos am Anfang. Ihn stört, dass die Bittere, die soll zwar prominent sein, ja, aber für ihn ein bisschen zu dominierend bei der ganzen Geschichte. Also einfach nur nicht so ausbalanciert, wie er es gerne hätte.  

Paul Also ist auch ein bisschen mein Eindruck. Ich finde das Bier ziemlich gelungen und muss aber sagen, wenn es jetzt auch ein Klon sein soll und wenn es in die Richtung geht, fehlt mir auch ein bisschen die ganz leichte Karamelligkeit. Wenn ich mir das Rezept angucke, dann kann ich mir auch schon vorstellen, warum. Also mir ist da ein Ticken zu wenig Karamellmalz reingewandert und man hat es schon gemerkt, wie man riecht. Also das Sierra Nevada, ich meine, Jan, du kennst es sicherlich ja auch in- und auswendig. Man hat zwischen den ganzen hopfigen Noten, finde ich, immer so eine ganz leichte Karamellsüße, auch schon in der Nase. Und die, ja, die macht auch im Mund was her. Also ich habe die auch immer noch dann im Geschmack mit dabei. Und ich glaube, da würde er eben diese zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einmal die 39 IBU ein bisschen mehr ausgleichen und zweitens, oder der zweite Punkt ist, dann hast du auch ein Bier, was noch näher an das Original rankommt.  Aber ansonsten finde ich es persönlich schon ziemlich gelungen. 

Flo Ich finde es insgesamt auch gelungen. Genau das, was du erklärt hattest mit dem Karamellmalz, wäre genau auch mein Ansatzpunkt gewesen. Ich muss aber sagen, ich finde es von der Bittere, im Gegensatz zu dem, was du gesagt hast und was den Martin anscheinend auch stört, würde mich jetzt das Bitterlevel gar nicht so stören. Mir fehlt eher auf der Körperseite und diese wahrnehmbare Restsüße, was ein Karamellmalz eben als Counterpart da reinbringt oder reinbringen kann. Das ist das, was ich eher da als Optimierungspotenzial sehe. Die Bittere an sich stört mich jetzt weniger, also finde ich eigentlich noch okay. Wobei ein bisschen niedriger kann ich mir das natürlich auch sehr gut vorstellen. Aber ja, im Endeffekt geht es ja dann schon Richtung die Empfehlung des Karamellmalz, was eben verwendet wurde mit 400 EBC. Erlaubt halt eben keine großen Zugaben. Das heißt, man muss auch sagen, aufgrund 1,7 Prozent sind wir dann eben mit der Gesamtfarbe schon in dem Range, wo man eigentlich nicht mehr von dem Malz zugeben kann. Das heißt, das fungiert ja im Prinzip mit dem Rezept mehr oder weniger nur ein bisschen, um die Farbe einzustellen. Aber aufgrund der Menge, glaube ich, kann es einfach nicht den Einfluss entfalten, was ein helleres Karamellmalz, dann vielleicht in Richtung 5 bis 7 Prozent, wie ich es klassischerweise bei so einem Bierstil mache, dann mit ins Bier für Mundgefühl und für den Gesamteindruck liefern kann.  

Jan Ich habe jetzt zwar das Bier nicht probiert, aber weil du es gerade angesprochen hast, ist es, glaube ich, auch so eine allgemeine, wie soll man sagen, Missinterpretation. Es spucken ja diese Zahlen rum, man sollte nicht mehr als 10 Prozent Karamellmalze verwenden. Ich glaube, die Leute denken da immer an dunkle Karamellmalze und das stimmt schon. Du hast es ja vorher angesprochen, ich will es jetzt natürlich nicht hier angeben, aber der Indian Clipper, mit dem wir unter anderem weltweit ja auch Preise und Auszeichnungen gekriegt haben, der hat zwischen 15 und 20 Prozent Karamellmalze, aber halt nur helle Karamellmalze, fast nur helle Karamellmalze und das geht absolut. Also es gibt eben halt mehr Körper und damit, wie du schon gesagt hast, unterstützt es halt auch die Bittere. Da würde ich keine Angst haben vor zu viel Karamellmalz, eher Angst haben vor zu dunklem Karamellmalz.  

Paul Also mir geht es auch so, gerade in den IPAs, vor allen Dingen dann auch in den New England Style IPAs, da geizt sich halt auch wirklich nicht mit Karamellmalzen, vor allen Dingen hellen Karamellmalzen. Und Flo, wenn wir da so drüber quatschen und wir hatten glaube ich schon ein, zwei Folgen, wo wir es jetzt auch mal angesprochen hatten, du gibst da auch ordentlich was rein. Und ich kann mir das halt auch gut vorstellen, das ist ja auch ein Pale Ale, was schon knackig gehopft ist und ich kann mir halt gut vorstellen, dass da ein bisschen mehr ruhig ausprobiert werden kann und ohne, dass es zu süß wird. Vor allen Dingen, wenn ich so einen hohen Endvergärgrad gerade habe, so 82 Prozent, glaube ich,  hast du gesagt, Flo. Das ist ja auch, glaube ich, die obere Range, was du mit der Hilfe überhaupt schaffen kannst. Also da hat er, ich sag mal, was die Maischarbeit angeht und Wasser und Co. Und pH-Wert, da hat er sehr, sehr viel richtig gemacht, weil die Hilfe ist ja wirklich, die hat’s ja bis zum Ende gepackt. Also das ist schon ordentlich.  

Flo Das ist vielleicht noch eine andere Stellenschraube, gut, dass du das nochmal angesprochen hast. Maischprofil war ja 65 Grad bei 30 Minuten und dann bei 74 Grad nochmal 30 Minuten. Hat mich im ersten Moment, als ich das gelesen hatte, etwas gewundert. Für mich muss ich sagen, gerade, dass es für jede Anlage passend ist, hätte ich so ein Bier oder braue ich gewöhnlicherweise so ein Bier aus Faulheitsgründen, ganz ehrlich, mit einer Kombirast 67 Grad. Ich glaube, da kannst du wenig falsch machen und vielleicht sorgt das auch dafür, dass du mit dem Verkehr gerade nochmal ein bisschen niedriger kommst und ich glaube, dann wird es auch nochmal eher in die Richtung geschubst, was wir jetzt schon die ganze Zeit beschrieben haben, was eben in die gleiche Richtung geht, wie wenn ich ein helleres Karamellmalz in größeren Schüttungsanteilmengen verwende. Ich glaube, wenn man die beiden Parameter angeht, dann wird es eine richtig runde Geschichte, ist es sowieso schon, aber ich glaube, dann kann man nochmal die letzten Prozent aus dem Ding rausholen.  

Paul Ja, sehr schön. Also das hat sich ja, oder das war jetzt mal eine echt erste coole Folge Brau-Doc. Also das hat richtig Spaß gemacht. Ich glaube, das ist eine coole Idee, Flo, die wir da hatten. Vor allen Dingen, wenn es solche Biere sind, also da habe ich ja nichts dagegen. Das ist ja ein richtig gutes Pale Ale, was man hier schön trinken kann. Und wo man dann wirklich, das kann man ruhig dazu sagen, wo man dann hier über, ja, das ist ja schon Meckern auf hohem Niveau. Ja, definitiv. Ich bin gespannt, was uns da vielleicht noch erreicht, aber das war jetzt schon, ja, sehr gut.  

Flo An dieser Stelle dann vielleicht auch nochmal einen kurzen Aufruf in Richtung der Hörerschaft. Macht’s wieder, Martin! Traut euch! Schickt uns die Bierchen, wo ihr denkt, wo gibt’s noch Stellschräubchen? Oder vielleicht eben auch aus der anderen Ecke kommt, ihr habt da ein Aroma drin, wo ihr euch keinen Reim drauf machen könnt. Schickt uns die Biere, gebt uns so viel Infos wie möglich an der Stelle und wir nehmen uns der Geschichte an, wir haben Bock drauf. Mach mit!  

Jan Also ich finde die Rubrik verbesserungswürdig, weil ich muss Tipps geben und hab nix.  

Paul Das hätte Martin ruhig noch machen können. Einmal halb um den Globus geschickt das Bier.  

Geschichtliches

Paul Aber ich würde sagen, genug über Martins Bier geredet, jetzt geht’s los mit dem Thema. Und der Flo und ich haben uns überlegt oder auch mit dem Jan zusammen, wir wollen den Jan natürlich dann auch löchern. Das ist ja auch ein Thema, wo der Jan glaube ich sehr sehr viel drüber weiß, wo er sich einfach selber auch schon, ich glaube in der einen oder anderen Diskussion online oder auch persönlich befunden hat. Und bevor wir damit aber einfach so, ich sag mal, mit der Tür ins Haus fallen, ist unsere Idee, dass wir eine gewisse Basis erstmal aufstellen und da uns die Geschichte rund um das Reinheitsgebot angucken. Und ich würde dann starten mit einfach nur Biergesetzen, Brauordnung usw. rund ums Reinheitsgebot, davor, danach. Was war da los? Und der Flo guckt dann gleich nochmal über den Teich, hätte ich jetzt fast gesagt, aber er guckt auf jeden Fall nochmal übers Festland, ob es da auch was ähnliches gab. Das ist auch das Ziel, also einfach so eine grundsätzliche, geschichtliche Einordnung. Fangen wir einfach mal an, um das Reinheitsgebot einzuordnen. Und da ergibt sich auch schon rein beim Begriff das erste Problem, denn die erste dokumentierte Verwendung des Begriffs Reinheitsgebot stammt erst aus dem Jahr 1918 [8] in einer Abschrift des Bayerischen Landtags und nicht wie Landläufig angenommen 1516 oder um 1516. Aber nehmen wir trotzdem mal jetzt, weil das eben auch so präsent ist, dieses Jahr 1516 als Zeitanker. Ist dies die älteste Verordnung zum Thema, welche Zutaten dürfen ins Bier? Eher nicht, denn es gibt noch viel, viel ältere Brauereigesetze oder Verordnungen oder wie auch immer man das nennen möchte. Als 1516 die Landesordnung, der Flo hat es vorhin vorgelesen, verkündet wurde, war die erste bekannte, also heute bekannte, sicherlich gibt es vielleicht auch noch ältere, wo die Quellen noch fehlen und vielleicht auch noch später auftauchen, aber die erste bekannte Verordnung, die war da schon mehr als 350, bald 360 Jahre in Kraft und hier ist zunächst Augsburg zu nennen. Am 21. Juni 1156 [9] hat Friedrich Barbarossa der Stadt nämlich das Stadtrecht verliehen und da hat man auch gleich erst mal festgehalten, dass die Bierqualität hoch sein soll und nichts, ich sage mal schäbiges ausgeschenkt wird, sondern nur wohlschmeckendes Bier. War jetzt noch nicht genau in die Richtung, aber wenn man uns zum Beispiel auch, was ja auch immer wieder mit dem Reinheitsgebot einhergeht, die Beschränkung der Schüttung auf Gerste ist zum Beispiel auch schon viel älter. Hier stammt eine noch existierende Quelle aus dem Jahr 1302 oder 1303 [10]. Ich habe da unterschiedliche Zahlen gefunden. Auf jeden Fall befinden wir uns da in Nürnberg und hier wird die Herstellung von Bier im Satzbuch des Rates erwähnt und dabei gleich bestimmt, dass zum Bierbrauen eben nur Gerste und kein anderes Getreide verwendet werden darf, da die anderen Getreide dann zum Beispiel zum Backen von Brot verwendet werden sollten. Weiter geht es dann zum Beispiel nach Eichstätt in Oberbayern [11]. 1319 wurde vom damaligen Fürstbischof ein Gesetz erlassen, das auch nur Gerste, Hopfen und Wasser zum Bierbrauen erlaubt. Weiter geht es dann auch schon mit dem, was sicherlich schon ein bisschen bekannter ist mittlerweile, dem Weimarer Braugesetz von 1348. Das schrieb dann zum Beispiel auch explizit Hopfen und Malz vor. Bevor ich da jetzt weitermache, aber gegen Ende des 14. Jahrhunderts enthielten die meisten Brauerei-Regeln oder Braugesetze, Brauverordnungen absolut die gleichen Zutaten wie das sogenannte Reinheitsgebot. Also wir hatten dann Gerste, Wasser und Hopfen auf jeden Fall drinstehen. Und weil es jetzt den Rahmen sprengen würde, wenn man alle einzeln anspricht, aber ich möchte einfach noch mal so ein paar Beispiele nennen, zum Beispiel dann gegen Ende 14. Jahrhundert München, im Rheinland gab es was, Regensburg oder Landshut. Und wo wir uns auch noch auf jeden Fall mal umschauen sollten ist, es wird ja oft gesagt, dass die Hefe nicht Teil der Verordnung ist, da man einfach zu dieser Zeit sie noch nicht kannte und deswegen das nicht niedergeschrieben hat. Das stimmt aber so auch nicht ganz, denn wenn wir nach Bamberg gucken, da gibt es eine viel ältere Verordnung, und zwar die Ungeldverordnung [13] aus dem Jahr 1489 und da wird eben genau Gerste, Hopfen, Wasser und Hefe erwähnt. Also ist auch so nicht ganz belegbar, aber wir nähern uns jetzt langsam dem Jahr 1516 und da muss man jetzt sagen, wir können jetzt einen größeren Sprung machen. Im weiteren Verlauf wurde diese Verordnung immer weiter angepasst, aber im Jahr 1806 [14] wurde das Kurfürstentum Bayern zusammen mit Tirol und dem Vorarlberg, also auch noch Teilen Österreichs damals oder heute zum Königreich Bayern und der Einfluss der Verordnung, der wurde dadurch natürlich auf das ganze Staatsgebiet ausgedehnt. Und im gleichen Jahr änderte man auch den Modus der Besteuerung, also es ging dann eben darum, wie viel Malz verwendet der Brauer für das Brauen oder für das Bier. Also es ging dann auch in eine andere Richtung. Im Jahr 1861 wurde die Regelung dann Teil des Bayerischen Gesetzes oder man kennt es auch als das Surrogatsverbot. Surrogat in dem Sinne oder im Sinne des Gesetzes dann meint Ersatzstoffe für Gerstmalz und für Hopfen vor allen Dingen. Und im Jahr 1870 wurde Bayern dann wiederum Teil des norddeutschen Bundes und im Jahr 1906 übernahm das gesamte deutsche Reich dieses bayerische Gesetz, in dem eben auch das sogenannte Reinheitsgebot verankert war. Für Lagerbiere schrieb das Gesetz da immer noch sehr strikte Vorgaben, denn da war immer noch weiterhin Gerstmalz, Hopfen, Hefe und Wasser als einzige Zutaten erlaubt. Aber man hatte das schon leicht aufgeweicht, nämlich für Ales oder obergärige Biere waren dann andere Malze und Zucker zum Teil erlaubt. Wenn das Bier für den Export gebraut wurde, konnte man sogar von diesem Gesetz abweichen. Aber die Bayern wären nicht die Bayern, sorry Jan, wenn sie nicht ein Vetorecht hätten und davon auch Gebrauch machen würden. Denn für ihr Staatsgebiet haben sie die Verwendung von Zucker innerhalb der Grenzen des Staatsgebiets eben untersagt. 1923, also wir nähern uns langsam der Neuzeit, wurden dieselben Vorschriften in das neue Biersteuergesetz [15] aufgenommen und 1952 als Gesetz in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland erneuert. So und jetzt kommt das Jahr 1993 [16]. Nach der Wiedervereinigung trat dann eine neue Fassung dieses Biersteuergesetzes in Kraft, das sogenannte vorläufige Biergesetz. Und damit ist man manchmal bei den Stammtischgesprächen am Ende, aber das sind wir noch nicht ganz, denn 2005 wurde dieses Gesetz wiederum aufgehoben und zwar durch den Artikel 7 Nummer 1 [17] des Gesetzes zur Neuordnung des Lebensmittel- und Futtermittelrechts. Aber bevor jetzt die Schreie hier laut werden, vielleicht auch in der Gruppe hier, die Durchführungsverordnung zu diesem vorläufigen Biergesetz von 1993 hat bis heute weiterhin Bestand und in dieser ist natürlich die Definition der Bierzutaten weiterhin enthalten. Als letztes bleibt mir dann noch die Bierverordnung aus 2005 zu nennen, die zum Beispiel sich eben auf diese Durchführungsverordnung bezieht und hier wird aber unter anderem auch festgelegt, was als Bier bezeichnet werden darf. Also man kann sagen, wir sind jetzt im Jahr 2005, oder ich kann sagen, was ein Durcheinander. Also es gibt sehr, sehr viele Verordnungen, es wird immer wieder angepasst. Es war zum Teil nicht in dem ganzen deutschen Reich, nicht in ganz Deutschland eben so, wie es überall ist. Es gibt sehr, sehr viele einzelne Sachen. Was ich jetzt da noch ganz weggelassen habe, ist, wie ist das mit Lebensmittelzusatzstoffen, welche Mittel sind zur Schönung des Bieres erlaubt. Also da gibt es ja auch noch ein paar Regelungen. Aber einfach um eine gewisse geschichtliche Einordnung zu haben, wo steckt in dieser ganzen Biergeschichte das Reinheitsgebot von 1516, denke ich, haben wir jetzt einen ganz guten Überblick. Und der Flo, der hat jetzt noch eine andere Geschichte für uns.  

Flo Genau, weil Regeln und Gesetze zu definieren, wie Bier zu brauen ist, ausgeschenkt werden soll und wie das Ganze zu versteuern ist, kann sich, denke ich, jeder vorstellen. Es ist grundsätzlich kein rein deutsches Thema oder Phänomen. Auch in der Schweiz, in England und auch in Amerika gibt es in der Bierhistorie zahlreiche Beispiele, die teilweise sogar bis in die Antike zurückreichen, wo man eben solche Verordnungen für unser geliebtes Getränk eingeführt hat und teilweise auch nach kurzer Zeit wieder beerdigt hat und dann ein paar Jahre später in abgeänderter Variante wieder neu zu starten. Und ich werde euch versuchen, ganz grob die nächsten Minuten einen groben Überblick zu geben, was außerhalb von Deutschlands, aber vielleicht auch erstmal außerhalb von Bayerns so vonstattenging. Da möchte ich mich aber sehr kurz fassen, nur weil der Paul da nicht drauf eingehen konnte, auch außerhalb von Bayern, ich würde jetzt einfach mal Köln anführen, gab es im 14. Jahrhundert oder ab dem 14. Jahrhundert auch ähnliche Gesetze auf Bier und wie Bier zu brauen ist. Und wie wir wissen, sind wir auch in der Folge schon mal ganz kurz drauf eingegangen, war in anderen Orten Deutschlands jetzt nicht unbedingt Hopfenbier die erste Wahl, sondern waren die Grutbiere ziemlich stark. Und das hat zum Beispiel, deswegen habe ich das auch rausgepickt, 1381 [19] dazu geführt, dass der Erzbischof das westfälische Hoppenbier verboten hat. Also gehopftes Bier war in der Stadt Köln da verboten und der Grund war relativ sicher einfach, um das eigene Grutbier, den Absatz da auf hohem Niveau zu halten. Das heißt, da sieht man schon, wenn man über den bayerischen Tellerrand hinaus guckt, mit den ganzen Zahlen, Daten, Fakten, die der Paul aufgeführt hat, da gibt es noch einiges mehr. Das würde aber den Rahmen heute sprengen. Ich befürchte, Paul, wir müssen in der Zukunft mal unter dem Schlagwort Gruit und vielleicht auch die norddeutsche Braugemeinschaft auch nochmal ein bisschen tiefer wälzen, um da unserer Community über die ganzen Jahrhunderte ein bisschen einen Einblick und ein Gefühl dafür zu geben, was sonst noch alles so auf der Welt passiert ist oder in Deutschland passiert ist.  

Paul Sehr gerne, das können wir machen.  

Flo Aber das war es zu Deutschland. In England gab es natürlich auch Gesetze ab dem 15. Jahrhundert. Über die englische Braukultur hatten wir ja auch schon einiges erzählt und dass die in manchen Jahrhunderten der restlichen Brauwelt weit voraus waren. Und ich meine, deswegen liegt es auch irgendwo auf der Hand, dass die genauso für ihre ganze Brauwirtschaft irgendwelche Regeln brauchten. Und der Erste, der in der Richtung was gemacht hat, war König Edward IV. 1464 [20]. Der hat vorgeschrieben, dass Bier aus Malz, Hopfen und anderem Grünzeug herzustellen ist, das gut für den Körper des Mannes ist. Also man sieht nicht hundertprozentig das, was der Paul gesagt hat bezüglich der Beschränkung, aber es geht schon ein bisschen in die Richtung. Im 15. Jahrhundert hat es dann durch niederländische Einwanderer endlich der Hopfen auch auf die Insel geschafft und wurde ab dem Zeitpunkt in der Grafschaft Kent dann angebaut. Und das hat auch zu der, denke ich, relativ bekannten historischen Abgrenzung zwischen Ales, also quasi Bier ohne Hopfen, und Beer, also englisch geschrieben, was dann eben mit Hopfen war. Und das hat 1484 die Stadt London dazu veranlasst, um so ein bisschen die Konkurrenz zwischen der Ale-Brauer und der Bierbrauer abzugrenzen, dass man für die Ale-Brauer vorgeschrieben hat, dass Ales ab 1484 nur noch aus Wasser Malz und Hefe herzustellen sind. Das heißt, man könnte eigentlich auch vereinfacht sagen, es war eine Art Ale-Reinheitsgebot, was es da gab. Was der Paul vorhin gesagt hat über Deutschland, als er die ganze Geschichte Revue hat passieren lassen, das könnte man eigentlich auch genauso über England sagen. Also alleine, was da am 19. Jahrhundert an Biergesetzen erlassen wurde und dann wieder verändert und gecancelt wurde, also da könnte man zwei Stunden darüber erzählen [22]. Ich versuche euch da die Wichtigsten mal näher zu bringen. 1802 gab es den Beer Duty Act und das war dann in England der Startpunkt, dass nur noch Malz Hopfen und Wasser für Bier erlaubt war. Das heißt, Rohfruchtzusätze wurden ausgeklammert und auch andere Bierkräuter neben dem Hopfen. Das heißt, auch hier muss man sagen, auch eine Art Reinheitsgebot für England, was ab 1802 gegolten hat. Bei den Destillern kann man vielleicht noch hinzufügen, da wurden die Rohfruchtzusätze schon fast 200 Jahre vorher ausgeschlossen [21]. Bei den Bierbrauern hat es einfach ein bisschen länger gedauert anscheinend. Dann gab es noch den Beer License Act 1830, mit dem wurde die Biersteuer aufgehoben und stattdessen wurden ab dem Zeitpunkt die Rohstoffe besteuert, hauptsächlich eben der Hopfen und das Malz. Und wie schon gesagt, da war viel los. Zwischen 1802 und 1870 gab es beispielsweise in Größenordnung 10 unterschiedliche Gesetzesänderungen und Steueränderungen, wo es nur um das Thema Zucker ging. Mal war es insbesondere für die Porterbrauer erlaubt, Zucker zu verwenden und dann mal wieder nicht. Der wurde hier auch verstärkt eingesetzt, um die Biere einzufärben. Letztendlich kam dann die Zeit ab 1862, da wurden immer mehr Ausnahmen eingeführt, sage ich jetzt mal. Ab 1862 wurden die Zölle auf den Hopfen aufgehoben und das Verbot auf Hopfenersatzstoffe, also Extrakte und Co. wurden aufgehoben. Und 1880 kam vermutlich der bekannteste Act, der sogenannte Free Mash Tun Act [23]. Und der hat dazu geführt, dass alle Beschränkungen auf Inhaltsstoffe aufgehoben wurden, außer auf Inhaltsstoffe, die in die Richtung Drogen und schädliche Stoffe gehen. Das heißt, ab 1880 war in der englischen Bierwelt hinsichtlich Bierzusätzen sehr vieles plötzlich wieder möglich. Und das kann sich, denke ich, auch jeder vorstellen. Das fanden vielleicht nicht alle so cool. Und das hat 1886 dazu geführt, dass eine Organisation gegründet wurde, die nannte sich The Pure Movement in Kent. Und die haben sich eben zum Ziel gesetzt, einen Gesetzesentwurf an den Start zu bringen, der eben für reines Bier wirbt. Und dass alle Biere, die nicht rein sind, sollten eine Warnung auf dem Etikett bekommen. Das ist nie durchgangen, das Gesetz. Aber ich finde es sehr, sehr spannend. Also wenn man sich jetzt noch mal in Erinnerung ruft, was der Paul vorhin erzählt hat, ab wann es den Begriff Reinheitsgebot in Deutschland gibt, 1918. Die Engländer haben einen ähnlichen Begriff, sage ich jetzt mal, Ende vom 19. Jahrhundert zumindest auch schon versucht an den Start zu bringen oder anders formuliert. Teile der Bierenthusiasten haben das zumindest als Anspruch gehabt, dass es sowas in die Richtung gibt. Aber wie gesagt, wurde nie verabschiedet. Und das Gegenteil ist eigentlich eingetreten, dass ab 1880 bezüglich Zutatenvielfalt in der englischen Bierkultur mehr möglich war als Anfang vom 19. Jahrhundert. Und dann, weil es auch super spannend ist, machen wir noch einen ganz kurzen Blick nach Amerika, weil da gab es auch einen Zeitraum, und zwar, um genau zu sein, circa 40 Jahre zwischen 1887 und 1912. Da kam es fast zu einem sogenannten amerikanischen Reinheitsgebot. Das wurde aber auch nie so genannt. Das ist bekannt in der Literatur unter dem Turner Adulteration Bill [24]. Adulteration heißt Verfälschung zu Deutsch. Wie gesagt, da kam es fast zu einem sogenannten amerikanischen Reinheitsgebot. Und warum, das kann man sich so erklären. In den 1840er bis 1860er Jahren wurde, wie wir schon drauf eingegangen sind, das Lagerbier nach bayerischer Art immer beliebter in der neuen Welt. In dem Zeitraum hauptsächlich die dunklen, und die waren eben All Malt Biere, also nur mit Malzverwendung, keine Rohfrucht. Anfang der 70er Jahre, wie wir in der Pilsfolge drauf eingegangen sind, kam dann die Pilsnerwelle nach Amerika und hat sich in relativ kurzer Zeit zum beliebtesten Getränk der jungen Nation entwickelt und wurde in dieser Entwicklungsphase, wo das Pils immer  größer wurde, aber gleichzeitig durch das sogenannte American Adjunct Lager ergänzt und dann auch abgelöst. Und man kann sich da eins ableiten. Die amerikanische Malzindustrie, die hatte Jahre hinter sich, wo es nur nach oben ging. Und solange es All Malt Biere sind, ist das ja alles cool, weil dann partizipieren sie ja auch von dem Erfolg der Brauindustrie. Wo aber eben diese American Adjunct Lagers, wo eben zu größeren Schüttungsanteilen Reis und Mais im Spiel sind, da haben sie halt nicht mehr so viel vom Kuchen abgekommen. Und das hat, wenn man die Literatur so ein bisschen wälzt, anscheinend dazu geführt, dass die sich nicht anders da helfen mussten und haben Lobbyisten in Washington engagiert, die sich eben für ihre Interessen einsetzen. Und das hat am Ende zu diesem Turner Adulteration Bill geführt. Das waren zwei Gesetzesentwürfe, die im Prinzip auch Bier auf die vier Grundrohstoffe reduzieren wollten. Das heißt Rohfrucht ausschließen. Aber auch hier, ähnlich wie in England mit dem Pure Movement, hat sich das eben nie durchgesetzt. Das heißt, nur knapp hat es ein amerikanisches Reinheitsgebot gegeben. Und einen Strich kann man, denke ich, darunter ziehen. Dass das nicht passiert ist, hat definitiv auf die weitere Bier-Historie global einen sehr großen Einfluss gehabt. Weil wie wir alle wissen, ein sehr hoher Prozentsatz der Biere, die weltweit konsumiert werden, sind letztendlich die Ableger vom American Adjunct Lager, also Reis und Mais. Und wenn damals eben das, sag ich mal, in Amerika ausgeschlossen worden wäre, kann man davon ausgehen, dass es heute eben anders wäre. Aber ich würde sagen, lassen wir es dabei. Man könnte da noch stundenlang weitererzählen, weil auch zum Beispiel, ich hatte es vorhin kurz erwähnt, in der Schweiz gibt es da auch ein paar Besonderheiten, die man unter dem Deckmantel-Reinheitsgebot verkaufen könnte. Aber ja, das können wir vielleicht in der Zukunft an irgendeiner anderen Stelle für euch einbauen.  

Was haben wir im Glas?

Paul Und weil wir ja jetzt schon ein bisschen zeitlich fortgeschritten sind und wir schon ein Bier trinken durften, Flo, würde ich sagen, wir machen uns jetzt einfach mal ein Bierchen auf, oder? Wir haben uns natürlich überlegt, was passt jetzt heute zu diesem Thema? Und wir haben uns nicht abgesprochen. Ich bin gespannt, was ihr euch ausgesucht habt und ich würde sagen, der Gast darf anfangen. Jan, was hast du denn im Glas?  

Jan Ja, also ich habe ja praktisch erst kurz nach Mittag hier in Amerika und deshalb trinke ich ein Sam Adams Just The Haze [25]. Das ist ein New England IPA von Samuel Adams, aber es ist ein Alkoholfreies. Sehr gut. Es ist wirklich extrem frisch und extrem spritzig und trinke ich so ganz gerne. Also ich habe ja, wer mich kennt, ich habe ja ein bisschen ein Abenteuer aufgehalst hier mit Land und Pferden und Zeug und bin meistens relativ geschäftig hier mit Traktor fahren und Pferde auslisten und so weiter. Da ist so ein Alkoholfreies Bier wirklich hervorragend. 

Paul Sehr schön. Und wenn ich jetzt richtig hingehört habe, Flo, da ist doch schon wieder ein Korken rausgeflogen, oder?  

Flo Ich meine, wenn man eine Reinheitsgebotsfolge haben und wenn man mich ein bisschen kennt, liegt es auf der Hand, dass ich nicht unbedingt, auch wenn ich die auch sehr gerne habe, kein Bier trinke, das jetzt unbedingt unter das Thema Reinheitsgebot fällt. Also ich habe ein selbstgebrautes, dem habe ich den Namen gegeben, Everything Tastes Better With Brett, also mit Brettanomyces. Das ist ein mischvergorenes Bier, also kein Sauerbier, ist mit einer Saccharomycess und einer Brett Co-fermentiert. Ansonsten sind die klassischen Zutaten drin, außer, dass eben im Whirlpool auch Thymian, Salbei und Rosmarin aus einem eigenen Kräutergarten von meiner Frau reingekommen ist. Mit den drei Kräutern braue ich sehr, sehr gerne, seit ich vor einigen Jahren den Stone Collab getrunken hatte mit Victory und Dogfish Head, das Saison du BUFF . Also da war es eben eine Saison mit den gleichen Kräutern undich mag die Kombi unglaublich, vor allem wenn es mit Hopfen interagiert. Und hier habe ich das eben, sage ich mal, noch einen Schritt weitergebracht und noch mit der ganzen Brettcharakteristik und mir gefällt es sehr gut. Es ist sehr trocken und sehr, sehr aromatisch. Es ist auch schon ein bisschen älter und wie wir wissen, solche Biere, das ist ja das Schöne, die werden nicht irgendwann nur noch durch Fehlaromen bestimmt, sondern die werden eigentlich mit dem Alter immer interessanter und das ist top.  

Paul Herrlich. Flo, du wirst dich freuen, ich habe mir auch ein saures Bierchen aufgemacht. Und zwar habe ich gedacht, ist doch ein richtig schöner Anlass, mal wieder in den Keller zu gehen und in mein Bierregal zu greifen. Ich habe mir ein Fränk eingegossen und zwar von der Brauerei Flügge [26] aus Frankfurt, die es mittlerweile ja nicht mehr gibt. Leider, leider, leider. Das ist ein Maracujasauer mit Milchsäuregärung und mit Quark vergoren und wenn mich nicht alles täuscht, war es die Fos Quark. Das hat dreieinhalb Prozent und bei einer Stammwürze von 8,5 ist sehr, sehr schlank, sehr, sehr trocken und mittlerweile, ich habe jetzt gerade mal drauf geguckt, das wurde abgefüllt am 23.05.2019. Also das hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und man kann es immer noch wunderbar trinken. Strohgelbe im Glas, Schaum lässt natürlich jetzt langsam zu wünschen übrig, aber super fruchtig, super spannend, nicht mehr ganz so frisch, wie ich es natürlich kenne noch von früher, wenn man das direkt quasi getrunken hat, aber sehr, sehr, sehr, sehr gut. Und damit, jetzt haben wir alle was im Glas, ich würde sagen zum Wohl, Jan, auch mit deinem alkoholfreien sehr, sehr gerne. Absolut, absolut verständlich, du sollst ja auch noch ein bisschen was erzählen.  Genau, zum Wohl, Prost, wir trinken mal einen Schluck.  

Einordnung warum das Reinheitsgebot entstanden ist

Paul Und zum Einstieg fangen wir mal ganz entspannt an und räumen vielleicht, ich habe es ja schon angeteasert in meinem Beitrag gerade, räumen wir vielleicht mal mit dem Titel Deutsches Reinheitsgebot so ein bisschen auf. Wann, wo, warum wurde dieser Begriff eingeführt und wie wurde das dann entsprechend angepasst, sodass man immer noch von dem Deutschen Reinheitsgebot spricht?  

Jan Ganz wichtig, also man muss das Ganze ein bisschen historisch betrachten, warum das Reinheitsgebot 1516 genau eingeführt worden ist oder in dieser Zeit [27]. Das heißt, wenn man sich das Ganze mal ein bisschen überlegt, wir befinden uns praktisch im Ende des Hochmittelalters am Übergang zur Neuzeit. Und was da für Bayern eben extrem wichtig ist, Bayern kommt da gerade aus dem sogenannten Erbfolgekrieg. Das heißt, Bayern war unterteilt, also das Bayern, was wir heute kennen, war unterteilt teilweise bis zu sechs unterschiedliche Gebiete. Und der Bayerische Erbfolgekrieg hat zur Folge praktisch, dass Albrecht IV., also der Vater von Wilhelm und von Ludwig, das Erbrecht eingeführt hat. Das heißt, eigentlich ging die Herrschaft auf den Erstgeborenen übrig. Das ist der Wilhelm. Der Grund, warum beide regiert haben, war, der Ludwig hat gesagt, ich war vor der Einführung des Gesetzes geboren, besser gilt es für mich nicht. Aber wichtig war eben, und das ist so ein bisschen einzigartig am Rheinland-Pfalzgebiet und warum das eben so oft herausgestellt wird oder an der Bayerischen Landesordnung, ist der Punkt, das ist eigentlich der erste Flächenstart. Und zwar sind die Teilherzogtümer Bayern München, also nicht der Fußballverein, sondern das Teilherzogtum Bayern München und Bayern Landshut, sind eben zusammengekommen und ergeben dieses Stammgebiet praktisch, der damals Wittelsbacher, wo eben auch diese Bayerische  Landesordnung proklamiert worden ist. Das heißt, interessant ist hier eben so ein bisschen zu sehen, es war nötig, eine wirkliche Landesordnung einzuführen. Ihr habt es vorher schon gesagt, ihr habt ganz ganz viele Beispiele genannt von Städte-Brau-Ordnungen und das ist eben so ein bisschen dieser historische Unterschied. Das heißt, die Bayerische Landesordnung wird nötig, weil eben nicht mehr Städte, weil es nicht nur noch Städte gibt, sondern es gibt jetzt eben das erste Mal, wenn man so will, einen Flächenstart. Und deshalb muss auch das komplette Recht in diesem Flächenstart neu definiert werden. Das hast du ja auch schon angesprochen. Was wir so schön aus Einheitsgebot bezeichnen, ist ein ganz ganz kleiner Teil einer sehr sehr umfangreichen Landesordnung. Also nennt sich auch Polizeiordnung und genau das ist es auch. Es regelt eigentlich so Sachen wie Mord, Totschlag, Zauberer, Hexen. Das wird alles in der Bayerischen Landesordnung um 1516 geregelt und eigentlich ganze 31 Worte beschäftigen sich mit den Bierzutaten [28]. Und das ist immer lustig, ich sage das immer so leicht herausfordernd natürlich, wenn Leute sagen, bei uns wird nur nach dem Bayerischen Reinheitsgebot gebraut, bei jemanden Hexen auch noch angezündet und so, Jürgen da außen am Galgen, weil das ist letztendlich der restliche Teil. Was man dazu sagen muss auch, dass das Bayerische Reinheitsgebot, wie wir es kennen, ein ganz interessanter Fakt, kleiner Fun-Fact, um ein bisschen auf der nächsten Party angeben zu können. Jeder kennt dieses Poster, wo die bekannten Worte draufstehen. Einmal in so einer altertümlichen Schrift, mittelhochdeutsch und einmal in der Übersetzung. Dann schön mit Unterschrift von Wilhelm dem Vierten und mit Siegel. An dem Papier ist praktisch nichts richtig. Also entstanden ist das Papier 1950. Es gab Umfragen damals vom Brauerbund. Es ging um Bier und es ging letztendlich um Marketing. Und das Ganze ist von einem Herrn Hermann Müller in Augsburg designt worden und ist wirklich eine reine Werbemaßnahme. Also nicht mal das Siegel ist das Siegel von Wilhelm dem Vierten, auch die Unterschrift ist nicht die richtige. Also wirklich an diesem Papier ist gar nichts. Und es ist so schön, weil das wird so ein bisschen als erfundene Tradition gehandelt. Man tut so, als wäre das das traditionelle Papier. Das Original sieht komplett anders aus. Das Original ist eben auch nur Teil eines Buches. Es ist ein komplettes Buch und da gibt es eine Seite, die sich damit beschäftigt. Um das Ganze einzuordnen und warum das Ganze geschehen ist, ich habe es gerade schon gesagt, das ist der Flächenstaat. Das andere ist, dass wenn wir in die Zeit zurückgehen, das ist unter anderem auch die Zeit zum Beispiel Jakob Fuggers. Das ist die Zeit des Fernhandels. Also der Fernhandel nimmt zu und das ist letztendlich auch ein Grund, der in Bayern wichtig war, warum man die Qualität des Biels regeln wollte. Ganz einfach, Bayern war vor allem damals bekannt für Wein und Bayern war damals nicht bekannt für Bier, die ja negativ bekannt wurden. 

Paul Für schlechtes Bier? 

Jan Ja, für schlechtes Bier. Und Wilhelm IV. wollte letztendlich da auch seine Steuereinnahmen sichern, weil, bevor es angesprochen wurde, in England, in vielen Teilen der Welt war es üblich, nicht das Bier zu besteuern, sondern die Rohstoffe zu besteuern. Ähnlich war es in Bayern eben auch. Später hieß es auch Malzaufschlag. Auch die Ungeldordnung ist letztendlich, dieser Begriff Ungeld kommt daher. Das Problem ist natürlich, wenn das Bier scheiße ist und die Leute das Bier importieren, dann kriege ich nichts ab von dem Steuerkuchen, weil ich ja die Rohstoffe besteuere. Das heißt, es hat schon was mit Qualität zu tun. Das muss man ihm lassen, Wilhelm, aber letztendlich hat es damit zu tun, er wollte das Bier aufwerten, um die Steuereinnahmen zu sichern. Das sieht man auch daran, das hat nämlich so eher schlecht als recht funktioniert, sieht man auch daran, dass 1553 eigentlich ein viel, viel interessanteres Gesetz in Kraft getreten ist, nämlich das sogenannte Sommerbrauverbot, das bis in die 1850er gegolten hat. Das heißt, früher haben Brauereien wirklich nur in den Wintermonaten gebraut, in den Sommermonaten haben sie zugehabt. Das ist eigentlich für die Brauwirtschaft viel, viel einschneidender gewesen, interessiert aber heute keinen mehr, weil damit kann man kein Geld machen, ist kein Marketing-Gag mehr. Du hast es vorher gesagt, wo galt das Ganze? Ein relativ kleiner Teil von dem, was wir heute Bayern nennen, ist eben der Teilherzog von Bayern Landshut und Bayern München, in dem das bayerische Reinheitsgebot, wie es so schön heißt, gegolten hat. Du hast es auch angesprochen, Grutbier, Köln, das ist letztendlich genau derselbe Punkt. Warum in Köln damals das Hopfenbier verboten worden ist, ist, weil der Erzbischof das Grutrecht hatte, das heißt, der hat seine Steuern gemacht, indem er die Grut verkauft hat und ähnlich kann man das Reinheitsgebot auch einordnen. Es geht um Steuereinnahmen primär. Sieht man ja auch daran, dass eigentlich der größte Teil vom Reinheitsgebot geht um den Bierpreis oder um das Reinheitsgebot ist die Landesordnung, in dem Teil, wo es um Bier geht, da geht es um den Bierpreis. Was ein weiterer wichtiger Punkt ist, ist vielleicht hier heute wieder aktuell, was man sich auch überlegen muss, in der Zeit, in der wir uns befinden, sind wir in Deutschland in der sogenannten kleinen Eiszeit. Das heißt, Bayern ist eigentlich Weidenland, glaubt man heute gar nicht mehr, sieht man aber noch in alten Städten. Ich bin relativ viel unterwegs gewesen früher im Mühldorfer Raum und da gibt es am Inn noch viele alte Städte, die Straßen waren, wie Weinleite am Weinberg usw. Aber durch die Verschiebung in der kleinen Eiszeit hat sich der Weinanbau nach Süden verschoben und es gab keinen Wein mehr. Es wurde immer mehr Bier importiert und da eben entsprechend die Steuereinnahmen, die wieder weggebrochen sind. Was man auch sagen muss, natürlich durch die kleine Eiszeit hat es mehr Hungersnöte gegeben als Zeit. Wenn man sich mal Hungersnöte anschaut, die sich da in dieser Zeit abspielen, in diesem Bereich. Das heißt, es hat eigentlich kein Gerstengebot, sondern ein Weizenverbot. Man wollte den Weizen aus Brotgetreide sichern. Mit dem Roggen bin ich mir nicht ganz sicher, weil es gibt ja viele, die bringen ein Roggenbier raus und behaupten, das ist ihr altes, traditionelles Rezept. Roggen spielt zwar im Brauwesen früher eine Rolle, also wurde auch verbraut. Es war aber scheinbar so, dass Roggenbier nicht wirklich hoch angesehen war,  lag damit zusammenhängend, dass halt über Roggen und übers Mutterkorn dieser Ergotismus eine große Rolle gespielt hat. Kann man heutzutage auf Bildern sehen, zum Beispiel von Bruegel, diese typischen mittelalterlichen Szenen, wo immer Leute rumrennen, die keine Beine mehr haben oder keine Arme mehr. Das ist durch den Ergotismus, also durch den Mutterkorn hervorgerufen. Es gibt so ein paar Aufzeichnungen zum Beispiel, wenn man will, steuern, den Zehnten bezahlen oder sonst irgendwas. Da ist immer so, dass Roggenbier wesentlich schlechter bewertet wird als Gerste. 

Paul Jan, du hast es ja angesprochen. Man sagt ja auch dazu Anti-Weißbier-Gesetz [30]. Was steckt dir da dahinter? Du hast ja auch die Wittelsbacher angesprochen. Es gibt ja auch dieses Wittelsbacher-Monopol. Wie hat sich das ausgewirkt und war das auch ein Grund oder interpretiert man das jetzt später rein, dass man gesagt hat, da stand ganz explizit nichts von anderem Malz drin, sondern von Gersten?  

Jan Ja, der ganz große Witz, wenn man jetzt den Begriff Reinheitsgebot auch der Zunge zergehen lässt, würde ja heißen, dass alle anderen Biere letztendlich unrein sind. Und dann ist halt schon die große Frage, warum 32 Jahre später, also 1548, eben genau das Weizenbierregal erlassen worden ist. Das Weizenbierregal hat sich auch langsam entwickelt, ist, wie du schon richtig sagst, zum Schluss auf die Wittelsbacher zurückgefallen, aber hat letztendlich dem Adel das Recht gegeben, Weizenbier zu brauen. Das heißt, wenn alle anderen Biere schmutzig wären und eben nicht rein, ist die große Frage, warum der Adel unbedingt dann Weizenbier brauen wollte. Der Grund ist letztendlich mehr im Sommerbrauverbot zu sehen als im Reinheitsgebot, weil nämlich das Sommerbrauverbot natürlich für Weizenbier die nicht gegolten hat. Das heißt, wenn ich frische Biere trinken wollte, mag dann gleichzeitig ein anderes Gesetz erlassen, nämlich dass alle Gastwirte im Reich Weizenbier ausschenken müssen. Das heißt, wenn ich frisches Bier trinken wollte, konnte ich nur Weizenbier trinken, das nur der Adel brauen durfte. Und erwiesenermaßen hat der Bayerische Staat damit bis zu 30 Prozent, in manchen Jahren sogar mehr, seinen Staatshaushalt bestritten mit dem Weizenbierregal. 

Flo Ich würde mich noch auf ein Thema interessieren. Ich meine, so ein Gebot einzuführen, 1516, ich meine, kann man sich ja schwer vorstellen, wie die Leute dort gelebt haben aus heutiger Brille. Ja, so eine Gesetzesordnung, eine Verordnung ist ja die eine Sache. Aber wie konnte da überhaupt sichergestellt werden, oder anders formuliert, wurde da überhaupt sichergestellt, dass das auch eingehalten wird? 

Jan Ja, das ist eine interessante Frage. Und da kommt auch gleich eine weitere Regelung zum Tragen, die wenigsten Leute auf dem Schirm haben. Es wurde nämlich unter anderem auch untersagt, Nachgüsse zu geben. Das heißt, in Bayern war ganz lange eigentlich, ja, wie soll man sagen, Vorderwürzige Biere der Standard. Und man hat letztendlich, wenn man so will, ein Partigyle-Verfahren gebraut. Man hat die Nachgüsse aufgehoben und hat aus den Nachgüssen sogenannte Dünnbiere gebraut, die man an die Bevölkerung, an Arme oder halt an die Arbeiter abgegeben hat. In manchen Städten, wie zum Beispiel Bamberg, war es sogar erlaubt, dass die verkauft werden durften. Aber es gab sehr, sehr viele Regelungen. Es durfte nur der Brauer direkt verkaufen, durfte es nicht an den Gastwirt verkaufen und der dann verkaufen. Und der ganze Hintergrund, warum ich das erzähle, ist letztendlich, die Gesetze des Reinheitsgebots, aber auch des Sommerbrauverbots und auch die Besteuerung sicherzustellen. Weil der Punkt ist, wenn ich sage, du musst so und so viel Malz verwenden und das waren die ganzen Brauorten, die haben genau vorgeschrieben, wie viel Malz in der Schüttung sein musste und wie viel Bier daraus gewonnen werden dürfte, ist das relativ leicht zu handhaben. Weil ich habe unter anderem, es gibt unterschiedliche Modelle, aber zum Beispiel waren die Mühlen unter Verschluss. Das heißt, ich musste meinen Malz zur Mühle bringen, da wurde es gemahlen und da wird praktisch festgestellt, wie viel Malz ich malen habe lassen, so viel Steuern habe ich gezahlt. Wenn ich jetzt nur vor der Würze Bier brauen darf, ist es relativ leicht zu regeln. Wenn ich aber Nachgüsse gebe, verfälscht das das Ganze. Das ist der Grund. Es gibt zum Beispiel in München den sogenannten Greußling, der anteilsmäßig aus Dünnbier einen wesentlich größeren Anteil eine Rolle gespielt hat als das Münchner Bier, praktisch als Vorderwürze Bier. Aber von dem kennt man nicht, was das wirkliche Rezept ist. Man kennt ein paar Teile der Rezepte und kann sich das zusammenschustern. Man weiß zum Beispiel, dass Rosmarin drin war. Sehr lustig, aber ich habe vorhin gesagt, dass Rosmarin drin ist, offenbar wegen des Reinheitsgebots. Aber diese Dünnbiere sind praktisch fast ausgestorben in Deutschland aus dem Grund, weil es wirklich eine eigene Bierart war. Damit konnte man relativ gut sicherstellen, dass der Brauer auch seine Abgaben leistet, weil sonst konnte er zum Beispiel nicht malen. Das war auch verboten. Das war unter Strafverbot und eigene Mühlen.  

Flo Da fällt ja im Prinzip auch das Heinzlein [30] drunter, was von Heller wiederbelebt wurde. Das ist quasi so ein Nachgussbier, historisch neu interpretiert.  

Jan Genau. Ich habe mich mit denen auch ein bisschen ausgetauscht. Es ist wirklich ein ganz traditionelles Nachgussbier. Es ist nicht extra dünn eingebraut, sondern es ist wirklich ein Nachgussbier. Ich habe auch letztens eines gemacht. Nach den Teilen, die man kennt von Greußling, habe ich auf die amerikanische Homebrew Convention einen Vortrag über deutsche Dünnbiere gehalten. Da hatte ich eines dabei und das war eben auch mit Rosmarin. Das passt ganz hervorragend, weil der Rosmarin macht das Ganze eben trocken und wirklich sehr erfrischend. Das war halt wirklich Biere für das arbeitende Volk.  

Flo Das ist auch, denke ich, wichtig für die Community zu wissen. Wenn er das hört und euch fragt, wie sowas schmeckt und ihr habt es noch nicht probiert, dann könnt ihr euch sogar sowas aktuell kaufen. Dann wisst ihr, wie sowas geschmeckt haben kann, weil es durchaus spannend ist.  

Reinheitsgebot und die Zutatenbeschränkung 

Paul Was mich jetzt noch interessieren würde, die Zutatenliste aus 1516. Es wird ja immer wieder gesagt, dass die Hilfe aus dem Grund nicht dabei ist. Ich habe das vorhin auch ganz kurz gesagt, dass man es nicht wusste. Gab es dafür einen Grund, dass es da wirklich nicht drin stand oder hat man es einfach vergessen? Kann man das heute nachvollziehen?  

Jan Also es gibt eine Theorie, die ich auch anhänge, die auch aus relativ erwiesen gilt. Es ist derselbe Grund, warum letztendlich Gerste drinsteht und nicht Gerstenmalz. Dass man sie nicht kannte, kann nicht sein, weil, wie gesagt, die Bamberger Ungeldordnung ist im selben Zeitrahmen, aber 1487, also vor dem Reinheitsgebot, entstanden. Da steht  die Hefe drinnen. Es ist auch erwiesen, es gibt den sogenannten Bäckerstreit in München. Da wollten die Bäcker den Brauern nicht mehr die Hefe abkaufen. Das heißt, man wusste, dass selbst in München die Hefe bekannt war, dass sie mit dem Bierbrauen zu tun hat. Was ich glaube, ist, man muss es anders lesen. Man muss das so lesen, dass das Reinheitsgebot eine Liste ist der Rohstoffe, die in die Brauerei eingebracht wurden. Jetzt wieder, wenn man es sich überlegt, mit dem Hintergrund der Steuern macht das ja auch Sinn. Ich will wissen, was bringt der Brauer praktisch in die Brauerei ein, um daraus Bier zu machen? Und nach dem damaligen Verständnis ist die Hefe praktisch aus dem Nichts ein Stoff entstanden. Die Idee, dass Hefe vorher vorhanden sein muss, und sich dann nur verliert, das sind ja Sachen, die auf Pasteur und auf die kochschen Postulate zurückgreifen. Aber die frühere Auffassung war praktisch, dass die Hefe aus dem Nichts entsteht und praktisch in dem Brauprozess entsteht. Das heißt, die hat er nicht mitgebracht, der Brauer, und deshalb steht sie auch nicht auf der Liste. Deshalb steht aber z.B. Gerste drauf und nicht Gerstenmalz, weil damals eben das Malzenteil des Brauprozesses war. Das heißt, er hat in der Tat Gerste mitgebracht und eben nicht Gerstenmalz. Und wenn man dies so sieht, dann macht das Ganze auch Sinn, warum die Hefe nicht dabei ist.  

Flo Wobei was da natürlich spannend ist, dass das eine oder andere kommunale Reinheitsgebot, was vorher schon da war, die Hefe ja benannt hatte. Aber wie du es gerade beschrieben hast, war halt eine andere Philosophie vermutlich, dass man eben nur das, was von außen in die Brauerei eingebracht werden musste, reingeschrieben hat. Aber das belegt ja auch nochmal oder unterstreicht, dass das alles schon länger bekannt war.  

Jan Auch da gibt es Theorien, warum es in manchen Brauorten mit Vorkommen, in anderen nicht. Ein Grund könnte sein, es gab ja auch damals schon den Beruf des Hefners, also derjenige, der sich um die Hefe gekümmert hat. Und es kann durchaus sein, dass es in dem Bereich der Besteuerung und eben auch des Grundes der Überwachung der Besteuerung so war, dass der Brauer seine Hefe nicht öfter führen durfte, sondern immer neue kaufen musste vom Hefner. Und unter Umständen aus dem Grund die ganze, also die Hefe praktisch an der Zutatenliste mit Vorkommt. 

Flo Ja, vielleicht noch ein weiterer Punkt, den wir schon tangiert haben zumindest. Diese ganze Zutatenbegrenzung und dass man sich bezüglich Biergewürz auf den Hopfen festgelegt hat, sowohl in den meisten kommunalen Reinheitsgeboten, als auch unter dem Bekannten, dem von 1516. Kannst du da Gründe nennen, warum man da eben einzig und allein auf den Hopfen gesetzt hat? 

Jan Ja, also auch da ist der Grund meiner Meinung nach relativ klar. Ich habe es vorher kurz angesprochen. Es ist die Zeit, in der wir uns befinden. Die Zeit ist eben ganz klar eine Zeit, wo viele dieser kleinen Herzogtümer und größere Gebilde werden, wo der Fernhandel ganz extrem zunehmt. Also wie gesagt, die Zeit um 1500 ist die Zeit unter anderem von Jakob Fugger. Das heißt, Bier musste länger haltbar sein, um eben damit auch Fernhandel treiben zu können. Also man sieht es ja zum Beispiel an der Hanse. Also die Hanse war ein ganz extremes Handelsgut, das heißt, Bier ist nicht bloß Nahrungsmittel geworden, sondern Bier ist in der Zeit zum Handelsgut geworden. Und damit muss Bier eben haltbar sein. Und haltbar wird es durch Hopfen. Da hat es eben ganz extreme Vorteile gegenüber der Grut. Grutbiere sind bei weitem nicht so haltbar wie Hopfenbiere. Durch den aufkommenden Fernhandel hat man Vorteile, wenn das Bier länger hält. Was jetzt nicht heißt, dass das Reinheitsgebot, also zum Beispiel auch das, was wir bezeichnen, das Bayerische Reinheitsgebot, nicht andere Sachen auch zugelassen hätte, weil zum Beispiel 1551 wurde Koriander und Lorbeer in der Bayerischen Landesregierung zugelassen. Das Wort zwar Hopfen musste auch verwendet werden, aber aus Biergewürz praktisch gab es durchaus andere Sachen.  

Reinheitsgebot – das älteste Lebensmittelgesetz das unverändert seit 1516 gültig ist? 

Flo Das ist ein sehr gutes Stichwort, was du da gesagt hast, mit diesen Änderungen. Ich lese da vielleicht einfach mal zwei Zeilen vor, wie man sie nach zwei Minuten googeln findet.  

Das Reinheitsgebot ist das älteste, noch unverändert gültige Verbraucherschutzgesetz der Welt. Es steht für Transparenz, Klarheit und Reinheit. Gerade in einer Zeit globalisierender Warenströme und immer vielfältigerer, oft künstlicher Inhaltsstoffe, bildet das Reinheitsgebot eine der seltenen Ausnahmen. [31] 

Jetzt hast du eine schon gesagt, oder aufgezeigt, dass es gar nicht lange gedauert hat, bis die ersten Ausnahmen wieder reingekommen sind. War das die einzige oder ging das so weiter, sage ich mal? 

Jan Nö, man kann eigentlich sagen, dass das Reinheitsgebot von 1516 hat genau vier Jahre gegolten. Bei 1520 wurde der Bierpreis angepasst im Reinheitsgebot. Das heißt, kann man natürlich sagen, naja, war ja nur der Bierpreis, aber eben 1551 wurden das erste Mal die Zutaten angepasst. Es ist in der Tat bei weitem nicht das immer noch gültige Gesetz von 1516. Es ist ja auch so, wenn man sich überlegt, das Gesetz wurde 1516 für die beiden Teilherzogtümer erlassen, die dann geeinigt waren und eben nicht, wie es immer so schön heißt, in ganz Deutschland gültig. Seit 1516, ganz Deutschland, kann es gar nicht sein, weil von Deutschland spricht man letztendlich erst nach der Reichsgründung, die knappe 500 Jahre später erfolgt ist. Und was mich immer total ärgert dran ist, man vergisst einfach 41 Jahre Brauwesen in der DDR. In der DDR war das Reinheitsgebot nicht gültig, sondern da war die TGL 7734, glaube ich, heißt sie. Ich glaube, ich meine auch schon. 

Flo Das ist aber nicht so sexy der Name, weißt du. 

Jan Genau, nicht so sexy, lässt einige Sachen mehr zu als Reinheitsgebot. 

Paul Da sprichst du ja auch was an. Also das ist genauso, oder wie hieß die? TGL? TGL 7764 [32]. Die ist ja genauso unsexy wie gebraut nach dem vorläufigen Biergesetz von 1993. Also das ist ja, man sagt ja auch dazu immer wieder Etikettenschwindel in gewisser Weise auf jeden Fall. Wenn man diese ganzen Infos hat und sich da mal ein bisschen eingelesen hat, man kann es ja auch fast nicht anders bezeichnen. Obwohl es genau für das Andere stehen soll. Also genau wie es der Flo vorgelesen hat. Für Transparenz und Qualität, sage ich mal. Im Endeffekt ist es aber eigentlich genau andersrum. Ich finde es sehr, sehr abgefahren.  

Jan Ja, es ist auch lustig, habe ich in meinem Buch abgedruckt. Ich habe mir auch die Seite etliche Male ausgedruckt, dass man danach niemand an den Karen fahren kann, weil die Internetseite ist jetzt geändert. Aber im März 2020 konnte man noch lesen auf der Internetseite des Deutschen Brauerbundes,  

traditionell steht in Deutschland der 23. April in jedem Jahr ganz im Zeichen des Bieres. Denn am 23. April 1516 wurde das deutsche Reinheitsgebot proklamiert und seitdem gilt per Gesetz in unser Bier gehörten nur Wasser, Hopfen und Gerste. Die Hefe wurde erst später erwähnt, als man in der Lage war Hefe herzustellen. Dieses älteste Lebensmittelgesetz der Welt feiern die deutschen Brauer Jahr für Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen und Festen im ganzen Land.  

Also eine Interessensvereinigung der Brauer, wo man eigentlich schon davon ausgeht, dass sie ihre Geschichte kennen sollten, redet vom deutschen Reinheitsgebot 1516.  

Paul Ja, aber macht man das eben aktiv oder ist das einfach, weil es so ein USP für den Deutschen Brauerbund ist oder für die deutsche Braugemeinschaft, dass man das versucht zu, ich nenne es mal, zu verschleiern? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Unwissen ist, oder?  

Jan Wenn man es so will, es ist ein bisschen ein Programm. Ich habe es vorher kurz erwähnt, es gab eben Umfragen nach dem Krieg, wo man ganz einfach festgestellt hat, dass, ich habe die Umfragen und Ergebnisse nicht im Kopf, aber es ist ein extrem verschwindender kleiner Teil der Konsumenten, konnte mit dem Begriff Reinheitsgebot überhaupt was anfangen.  Das war eben dieser Startpunkt, warum dann eben 1950 dieses neu designte Reinheitsgebot praktisch in jeder Kneipe aufgetaucht ist. Also das, was man heute so denkt, eben, dass es das schon immer so verfolgt hat, ist absoluter Humbug. Es hat weder die Brauer, die haben es so hingenommen, aber es war nie das Reinheitsgeburt. Und eben auch die Konsumenten, das hat es nicht die Bohne interessiert scheinbar, bis man eben das Ganze aus Marketing aufgezogen hat und seitdem interessiert. Deshalb ist es schwer zu beantworten, ob es Unwissenheit ist oder ob es Absicht ist.  

Etikettenschwindel 

Flo Ich würde noch mal gerne auf das Thema Etikettenschwindel aufsetzen, weil ich kann  mich noch gut erinnern, bevor ich mit Hobbybrauen angefangen habe, bevor ich mich, sage ich mal, für Bier durchs Hobbybrauen motiviert, dann einfach noch mal viel mehr im Detail mit auseinandergesetzt habe. Zuvor habe ich leidenschaftlich gerne Weizenbier getrunken und das trinke ich heute noch sehr gerne. Früher war mir das nicht bewusst. Dann wurde mir das irgendwann bewusst, dass da halt eben auch, ich sage mal, gnadenlos bei den meisten Weizenbieren, die ich so kenne und trinke, draufsteht, gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot. Ich glaube, früher, vor 10 – 15 Jahren, stand sogar noch von 1516 drauf. Soweit ich das weiß, die 1516, die ist zumindest in der Zwischenzeit verschwunden. Der Rest blieb aber. Das ist ja auch zu allem, was wir bisher jetzt gesagt haben, ja auch einfach ein totaler Widerspruch. Auch das Zitat, was du gerade vorgelesen hast von 2020, da war ja auch noch mal insbesondere die Gerste hervorgehoben, was ja einfach nicht passt.  

Jan Ja, vor allem, man muss sich jetzt mal den Wahnsinn überlegen. Du kannst praktisch auf einem Weißbier oder du konntest auf ein Weißbier draufschreiben, gebraut nach dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516 auf ein Weizenbier [33], das eher ganz speziell ausgenommen war. Du konntest aber ein Bier, das eigentlich nach dem Reinheitsgebot, wie es damals gelautet hat, gebraut ist, nämlich das mit der Gerstenrohfrucht gebraut ist, das durftest du nicht. Also es ist ja praktisch absolut absurd, was daraus geworden ist. Du hast vollkommen recht, es gab da ja eine Abmahnung. Erdinger hat das Erste getroffen, die eben Werbung gemacht haben mit dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516. Das dürfen sie nicht. Mehr entsteht daraus, glaube ich, nach dem deutschen Reinheitsgebot, weil die Rechtsauffassung, was natürlich auch totaler Humbug ist, die Rechtsauffassung ist, dass das Biersteuergesetz die Rechtsnachfolge des deutschen Reinheitsgebots ist. Aus dem Grund dürfen sie es draufschreiben. Lustigerweise steht es in den USA immer noch.  

Flo Also ich habe mir die Mühe gemacht und habe die Weizenbierflaschen, die ich daheim hatte, angeguckt und habe mir einfach von aktuellen Shops einfach auch mal bekannte Weizen gezogen. Ich habe da auf jeden Fall eine Variation wiedergefunden. Manchmal heißt es einfach nur Reinheitsgebot. Also grundlegend steht es so gut wie immer drauf. Manchmal heißt es nur Reinheitsgebot, mal bayerisch, mal deutsch. 1516 scheint tatsächlich überall verschwunden zu sein. Aber ich finde es halt schade, weil Weizenbier ist so, oder allgemein die deutschen Biere, das muss man an der Stelle auch mal sagen, dass wir hier richtig verstanden werden. Deutsche Biere sind super. Deutsche Biere, die nach dem sogenannten Reinheitsgebot gebraut werden, die sind ja auch alle richtig toll, qualitativ hochwertige Biere. Und deswegen, von der anderen Seite kommend, finde ich es halt an der einen oder anderen Stelle in einer ruhigen Minute einfach schade, dass man das braucht.  

Jan Ja, da gebe ich dir vollkommen recht. Das sage ich auch immer wieder. Ich bin ja absolut hier niemand, der gegen das Reinheitsgebot schießt. Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass diese Biervielfalt, die wir haben und diese vielen Bierstiele, die wir haben, durchaus dem Reinheitsgebot geschuldet ist. Weil man natürlich mit dem, was man hatte, musste man arbeiten. Ich sage es mal ein bisschen salopp, aber ich kann natürlich ein IPA, das nach Maracuja schmeckt, machen, indem ich Maracuja reinschmeiße. Aber spannend ist es natürlich zu sagen, okay, ich mache ein Bier, das einen Röstaromen hat und arbeite mit den Rohstoffen, die ich hier nehmen darf. Das Reinheitsgebot hat schon gewisse Vorteile. Man muss auch sagen, dass natürlich das Reinheitsgebot mit ein Grund ist, auf den der Erfolg der deutschen Brauerei fußt. Nur wie du schon sagst, man hat es halt ausgehöhlt und man hat es eigentlich, denke ich mir, gar nicht nötig, diesen Etikettenschwindel zu betreiben. Weil auch das Weizenbier hat eine super Historie und auch das Weizenbier hat eine Geschichte, die man erzählen kann. Und warum soll man sich hinterm Reinheitsgebot verstecken? Das macht überhaupt keinen Sinn.  

American (German) Adjunct Lager 

Flo Paul, ich würde gerne die Chance ergreifen und ein Thema teasern, weil das, denke ich, icht so viele kennen. Aber die Zeit ist relativ fortgeschritten. Ich denke, der Jan wäre ein guter Gesprächspartner für das Thema. Aber das passt auch gut zu unserem Staffelbier-Stil. Ich würde einfach jetzt hier so vorschlagen, da machen wir vielleicht sogar eine ganze Folge draus. Und ich will dann ein Thema anteasern, was die meisten kennen, nämlich das American Adjunct Lager. Da gibt es eine sehr spannende, interessante Paper-Reihe von der MBAA. Werden wir euch auch in den Shownotes verlinken [24]. Wenn man die so ein bisschen durch gearbeitet hat, frägt man sich hinterher, ob American Adjunct Lager überhaupt der richtige Begriff ist. Ob man das Ganze nicht vielleicht sogar als German Adjunct Lager kennen sollte. Bezeichnen müssen wir ja. Und wie gesagt, ich kann nicht jetzt genau aufs Detail eingehen. Das machen wir an einer anderen Stelle. Aber einfach, es passt gut zu dem Thema Reinheitsgebot, weil das ist, denke ich, vielen nicht bewusst. Wir haben jetzt heute gelernt, Bayern zu Zeiten des Reinheitsgebotes war relativ klein im Vergleich zu heute. Die deutsche Bierwelt hat sich bis zur Reichsgründung 1871 und dann letztendlich auch bis das deutsche Reinheitsgebot in Tüdelchen 1906 ausgerollt wurde, ja ein bisschen eigenständig entwickelt. Wurden andere Biere gebraut wie in Bayern. Und was halt hier eben wichtig ist, es wurden auch Adjuncts verwendet. Es wurde gerne und auch aus gewissen Gründen auch Reis eingesetzt. Und das kann man eben schön, weil es ab 1871 wurde auch Reis besteuert [34] – [35], schön nachlesen, wie viel da eingesetzt wurde. Und das ist einfach nochmal ein weiteres Puzzlestück, was so ein bisschen vielleicht die Sicht auf die Gesamtthematik ein bisschen verschiebt. Aber wie gesagt, das führt zu weit jetzt an der Stelle. Da gibt es sehr viele interessante Infos. Da gehen wir irgendwann im Laufe der Staffel noch drauf ein. 

Jan Ja, absolut. Ich will jetzt nicht drauf eingehen, aber ich will dir nicht den Fun da klauen. Aber es fällt mir immer wieder auf hier in den USA. Man darf ja eines nicht vergessen. Die komplette amerikanische Bauindustrie ist extrem deutsch geprägt. Weil wir halt 1848, die deutsche Revolution, die ja nicht ganz so erfolgreich war. Da gab es halt viele der Revolutionäre, die danach einen neuen Wohnort brauchten. Und da hat sich die USA angeboten mit, ich glaube, knapp fünf Millionen Auswanderern oder Einwanderern. Und jetzt in dem Zeitraum. 

Reinheitsgebots und das Pilsner? 

Paul Flo, du hast es angesprochen, unseren Staffel-Bier-Stil. Und auf den wollen wir natürlich auch noch kurz zu sprechen kommen. Auch wenn jetzt schon die Zeit natürlich fortgeschritten war. Wir konnten es uns fast vorstellen, schon vor der Folge, dass die Zeit rennt. Aber wir wollen natürlich auch mal vielleicht auch dich, Jan, ganz speziell fragen, welchen Einfluss das Reinheitsgebot vielleicht auch auf diesen Bierstil, also unser Staffel-Bierstil ist das Pils, Pilsner Bier, auf welchen oder welchen Einfluss das eben auf die Entstehung eventuell hatte. Und dann auch später marketingtechnisch als bayerisches Bier. Und dann vielleicht auch der Weg von Groll nach Pilsen, dass man eben gerade einen bayerischen Brauer geholt hat, welchen Einfluss das hatte. Kannst du da deine Gedanken vielleicht zu äußern? 

Jan Ja, ja, absolut. Ich meine, ich denke, warum es Pilz so ist, wie es ist oder was das mit dem Reinheitsgebot zu tun hat, ist letztendlich relativ einfach zu verstehen. Lustigerweise wiederholt sich da auch die Geschichte. Pilsen hatte scheinbar zum Steinerweichen schlechtes Bier. Da gibt es Presseberichte, die noch vorhanden sind, dass wirklich fast so revolutionsartige Ausschreitungen kamen, weil einfach dieses bürgerliche Brauhaus in Pilsen halt zum Steinerweichen schlechtes, obergäriges Bier gebraut hat. Und dann hat man sich eben den Josef Groll geholt aus Bayern, also aus Vilsbiburg, nein, Vilshofen, Entschuldigung. Und als bayerischer Brauer hat er vor allem halt untergärig gebraut und hat letztendlich das untergärige Bier nach Pilsen gebracht, die untergärige Brauart. Und hat dann eben mit dem Pilsen der Wasser, also mit dem extrem weichen Wasser und dem sehr aromatischen Saazer Hopfen, hat er halt rumexperimentiert und kam zum Pils, wenn man so will. Also hängt letztendlich damit zusammen, dass er aus Bayern gekommen ist. Wäre er aus Hamburg gekommen oder so, wo ihm das Reinheitsgebot nicht gegolten hat, dann wäre vielleicht unter Umständen das Pilsen obergärig gewesen. Wäre er aus, keine Ahnung, aus Hannover gekommen, hätte es wahrscheinlich weder Broyhan noch etliche andere Zutaten gehabt. Also ich denke einfach, dass er halt das mitgebracht hat, was er halt konnte. Ja, und ich glaube, dass das der Grund ist, warum das Pilsnerbier untergärig ist und letztendlich so ist, wie es ist und eben auf dem Reinheitsgebot beruht, weil eben die Zutaten sind die Erkannte.  

Paul Ich glaube, das fasst das ganz gut zusammen. Also wir hatten ja auch in unserer ersten Folge darüber gesprochen, Flo, aber das war auf jeden Fall, denke ich, ein Riesengrund, dass es dazu gekommen ist.  Aber Flo, du hast mir vor kurzem was geschickt. Es gibt noch eine andere Idee. Ich sage mal Idee dazu, Mythos, ja, vielleicht auch.  

Flo Aber um was handelt sich es da? Wie ist das Pils zu seinem Namen gekommen? Ich bin da in einem Buch darüber gestolpert. Das nennt sich Urbock, Bier jenseits von Hopfen und Malz [39]. Verlinken wir euch natürlich in den Shownotes. Aber man findet das auch in beliebig anderen Quellen tatsächlich, was mich überrascht hat, wo ich da ein bisschen nachgeschaut habe. Und da wird unterschieden in das sogenannte Urpilz und das falsche Pils. Das, was der Jan gerade erzählt hat, das, was wir euch die ganze Zeit erzählt haben bis jetzt, das wird hier als das falsche Pilsner bezeichnet. Und das Urpilsner wird hier so erklärt, ist benannt nach dem sogenannten Pilsenkraut [38]. Das war anscheinend ein halluzinogenes Gewürz, auch Biergewürz, was hier und da eingesetzt wurde. Und das gedeiht eben in der Pilsener Region gut und soll nach dieser Quelle eben auch der Stadt und letztendlich dem Bier den Namen gegeben haben. In der Schweiz spannenderweise hat sich das bis in die Neuzeit gehalten. Da wird eben dieses Bilsenkraut auch als Pilsenkraut bezeichnet. Wie das natürlich alles sprachwissenschaftlich zusammenhängt, da kann man, denke ich, eine abendfüllende Vorlesung darüber halten. Aber ja, ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das ja sehr, sehr fragwürdig ist. In anderen Quellen, aktuellere Quellen, da gibt es beispielsweise von einem tschechischen Experten, Antonin Profus, ein Buch namens Die Ortsnamen in Böhmen [36] – [37]. Und er sagt ganz klar, es gibt drei mögliche Interpretationsmöglichkeiten für den Wortursprung Pilzen. Und die gehen eigentlich alle in eine ähnliche Richtung. Es gibt ein Adjektiv im Tschechischen, kann ich jetzt leider nicht aussprechen, erspare ich euch. Zu deutsch übersetzt glitschig, schlüpfrig. Ein anderer Wortursprung, da geht es eher in Richtung Schnecke. Und aus dem Alttschechischen bedeutet das einfach nützlich und fruchtbar. Ich glaube, das ist naheliegender, dass daher der Stadtname kommt. Und dass aufgrund des Stadtnamens und dass eben das Grollsche Bier 1842 in dieser Stadt gebraut wurde, hat das in Anführungszeichen falsche Pils seinen Namen erhalten. Und das andere ist vermutlich eher in der Mythos-Fiktionsecke anzusiedeln. Aber wie gesagt, spannend, könnt ihr auch gern selbst mal googeln. Da gibt es relativ viele Bücher, wo diese Story so drin steht.  

Paul Sehr, sehr interessant. Ich musste auch ein bisschen schmunzeln, als du mir die Seite geschickt hast.  

Jan Ich mache relativ viel über historische Bierthemen. Solche Sachen kommen mir auch immer wieder unter. Es gibt, lustigerweise merkt man ja auch, dass Plagiate und Abschreiben voneinander ja auch früher schon durchaus ein Thema waren. Also das beste Beispiel finde ich immer, ist diese Bierprobe, wo man die Holzbrand mit Bier eingeschmiert hat, sich mit der Lederhose hingesetzt hat. Das ist relativ gut einzugrenzen, seit wann dieser Mythos entstanden ist. Lustigerweise findet sich der in keinem der entsprechenden Gesetze von damals. Bierbeschauung und Bierkieser kommt es nicht zu. Aber lustigerweise kommt es angeblich aus Städten, wo die Bierkieser-Gesetze erhalten sind, soll das so passiert sein. Dann merkt man halt wirklich, wenn einmal davon die Rede war, tauchte es in Hunderten von Büchern auf. Man hat sich da früher auch scheinbar relativ gerne voneinander abgeschaut.  

Paul Ja, das kenne ich auch, den Mythos oder wie auch immer. Das bringt die Leute auch immer wieder zum Schmunzeln, wenn man das in Tastings oder so mal erzählt. Aber vielleicht dann auch mit dem Zusatz, dass das vielleicht nicht hundertprozentig immer alles der Wahrheit entspricht.  

Jan Ich glaube, das ist damals der Test, warum das IPA, das dann in den Kolonien runter verdünnt werden sollte, zu testen, ob es genug  Stammwürze hat. Das mag sein, ja. Ob das wirklich stark genug eingebraut wurde.  

Welche Nachwirkungen hat das RHG bis heute? 

Paul Ja, bevor wir langsam gehen Ende der Folge kommen. Du hast es, oder wir haben es vorhin schon mal zusammen so ein bisschen angerissen. Aber das RHG, ich glaube, wenn die früher gewusst hätten, was das so alles nach sich zieht, vielleicht hätten sie es auch anders geschrieben oder vielleicht auch nicht. Aber was hat es so für Nachwirkungen? Und die müssen ja nicht unbedingt negativ sein. Also wir haben jetzt so negativ darüber gesprochen zum Teil, aber welche positiven Auswirkungen und natürlich dann auch negativen Auswirkungen hat es bis jetzt? Also zum Beispiel muss man ja ganz klar sagen, dass das deutsche Bier eine sehr gute Reputation weltweit, kann man eigentlich sagen, hat. Dafür hat es ja zum Beispiel schon gesorgt, dass man sagt, das ist was Besonderes, das was gut ist, das was qualitativ hochwertig ist. Also ich denke, dass das eventuell oder sehr wahrscheinlich in den USA auch so aufgefasst wird. Wo es natürlich dann wieder ganz anders aussieht, ist in der US-Craft Beer-Szene, so würde ich es mal bezeichnen. Gerade wenn man da so an Stone Brewing, Greg Koch denkt, die sind da ja eher nicht so begeistert von.  

Jan Ja, wobei ich mir da auch eher denke, dass es wahrscheinlich Greg Koch im Speziellen dann Probleme hat, weil letztendlich gibt es auch hier Craft Beer Brauereien, die sich das auf die Fahne einschreiben, nach dem Reinheitsgebot zu brauen. Und letztendlich, es gibt ganz ganz wenige Bierstile, sage ich mal, die ich nicht nach dem Reinheitsgebot brauen kann. Klar, ich meine bei einer Große, wenn ich kein Salz rein geben darf, ist natürlich schwierig. Aber ich kann natürlich viel mit den Zutaten, die mir das Reinheitsgebot übrig lässt, unheimlich viel machen. Und man merkt schon, wie du schon sagst, es wird aus Qualitätsmerkmalen aufgefasst. Und ich muss auch sagen, natürlich, ich habe Brauwesen studiert, ich weiß, was möglich ist. Und ich glaube schon, dass uns da das Reinheitsgebot auch vor, ich will jetzt nicht sagen Schlimmerem, beschützt hat oder bewahrt hat. Weil es gibt durchaus, wenn ich mir jetzt umschaue, kann man sich anschauen auf den Hopfenseiten von Hopfenhandelshäusern. Ich kann mir heutzutage ISO Alpha Extrakt kaufen, also der ist schon isomerisiert. Ich kann Fabebier dazunehmen, ich kann mir Aromen, also es gibt fürs Bier auch Aromen, besorgen. Und das führt letztendlich dazu, dass der Brauer halt, der muss nur noch ein Standardbier einbauen. Das kann er danach so hinfärben, wie er es braucht. Und dann kann er sein ISO Alpha dazu dosieren. Und dann kann ich das ein Standardbier, kann ich meine ganze Bandbreite abdecken. Und ob man das nun will oder ob das gut ist oder schlecht ist, das sei eben dahingestellt. Aber in meinen Augen hat das Reinheitsgebot schon bewirkt, dass solche Sachen in Deutschland nicht der Stand der Technik ist. Und muss man natürlich auch sagen, wenn ich mir anschaue, wo Entwicklungen herkommen im Bereich des Brauwesens, auch da ist Deutschland natürlich immer relativ weit vorne mit dabei. Weil ich natürlich, wenn ich jetzt nicht Enzyme einsetzen kann, wenn ich nicht mit Zucker brauen kann und so weiter, muss ich natürlich aus meinem Prozess das Ideale rausholen. Und da kann mir die Technik natürlich ist da viel in die Entwicklung gesteckt, was halt unter Umständen nicht so wäre, wenn ich eben, ja, wenn das Maischen vollkommen egal ist, weil ich meine Enzyme dazuschmeißen kann. Und  praktisch der Prozess als solches keine Rolle mehr spielt. 

Flo Alles, was du sagst, stimme ich zu. Aber im Prinzip stellt sich ja die Frage und die Frage haben sich ja offensichtlich schon einige gestellt, ob man trotzdem darüber nachdenken sollte, sag ich mal, das ganze Thema ins 21. Jahrhundert zu transformieren. Da gab es ja mal insbesondere, ja, vor dem 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot, vor der Feier, war das ja groß in den Medien, das Thema  Natürlichkeitsgebot [40]. Dieses ganze Thema, dass es überarbeitet gehört, um weiterhin diese Sachen, die du gesagt hast, technische Enzyme und so weiter, auszuschließen, aber vielleicht die Tür zu eröffnen für andere natürliche Zutaten. Wie stehst du da dazu?  

Jan Absolut, absolut. Da bin ich das Reinheitsgebot gehört schon seit langem überarbeitet. Letztendlich ist es ja nicht bloß so, dass das ich sag, sondern das ist ja auch durchaus die EU, die da sagt, ihr müsst da mal was machen. Das ist ja vorher angesprochen worden. Wir haben letztendlich eine große Reform im Lebensmittelrecht gehabt. Und auch da hat man es wieder mal verschlafen, das Reinheitsgebot anzupassen. Weil ich denke, es ist ja, wenn man es heutzutage als Gütesiegel sieht, wird ja keiner daran geändert, dieses Gütesiegel weiter zu verwenden. Und ich bin eigentlich eher ein Freund dessen, dass man vielleicht dem mündigen Konsumenten die Möglichkeit gibt, zu entscheiden, was er gerne hätte und was er nicht gerne hätte. Dazu gehören unter anderem zum Beispiel auch physikalische Verfahren. Also warum muss ich bei einer Milch angeben, dass sie pasteurisiert ist? Beim Bier muss ich es nicht. Warum muss ich bei Milch oder bei anderen Produkten angeben, dass sie gefiltert sind? Bei Bier muss ich es nicht. Also da, glaube ich, könnte man viel mit dem Lebensmittelgesetz machen, wo letztendlich der Konsument alle Informationen klar auf der Flasche hat und man selber entscheiden kann, ob er das will oder ob er es nicht will.  

Paul So, da in die Kerbe haue ich auch. Das muss ich ganz ehrlich sagen. Wie du es gesagt hast, Jan, ich hab’s ja vorhin mal angerissen. Das ist ja noch lange nicht abschließend gewesen. Aber wie oft quasi seit 1516 es immer wieder neu irgendwie vertextet wurde, aber man dann bis in die Neuzeit quasi verschlafen hat, da vielleicht doch noch mal ein bisschen andere Türen noch zu öffnen und einfach darauf zu gehen, qualitativ hochwertige Zutaten einfach zu benutzen.  

Jan Ja, und vor allem auch, man muss es ja auch so sehen, es ist ja dieser Wildwuchs im Bereich Lebensmittelrecht, was das Bier angeht, das ist ja schon fast nicht mehr auszuhalten. Es gibt Gesetze, das ist auf der einen Seite, die kann jeder nachlesen. Aber es gibt ja auch Sachen wie die sogenannte Verkehrsauffassung. Ich hab’s ja auch schon urteilt, dass ich ein Getränk, das ausschaut wie Bier in einer braunen Flasche mit einer Aufmachung wie Bier, auch wenn ich es nicht Bier nenne, Probleme kriegen kann, weil die Verkehrsauffassung eben so ist, dass es Bier sein könnte. Nur ist diese Verkehrsauffassung halt vollkommen schwammig. Das sagt dir letztendlich nichts anderes aus wie der Konsument könnte es mit Bier verwechseln und deshalb geht das nicht. Letztendlich, wenn ich heutzutage einen professionellen Brauer frage und sage, du, was muss denn in deinem Bier drinnen sein, dann können das die wenigsten beantworten, weil die Gesetzeslage einfach vollkommen undurchsichtig ist. Also wie du schon gesagt hast, wir haben ein vorläufiges Biergesetz, das außer Kraft getreten ist, aber eine Verordnung zum vorläufigen Biergesetz, die sich auf das vorläufige Biergesetz bezieht und deshalb diese Paragraphen doch noch gültig sind, obwohl es eigentlich nicht mehr in Kraft ist. Das sind viele Sachen, wo man sich eigentlich am Kopf fasst. Das ist schwer verständlich, oder? Letztendlich gab es Gerichtsurteils. Im Schwarzen Abt war das damals höchst richterlich, dass das Reinheitsgebot aus solches praktisch nicht zulässig ist, weil es einem Berufsverbot gleichkommt. Schwarze Abt, muss man dazu sagen, die haben Zucker verwendet, allerdings den Zucker nicht als Surrogat, also nicht als Extrakt, der vergoren wurde, sondern das ist praktisch, um das Bier süßer zu machen, weil es gilt ja nach wie vor auch trotzdem den Surrogatsverbot. Die Brauerei hat damals Recht bekommen, höchst richterlich, und es wurde gesagt, in dem Fall ist es kein Surrogat, sondern in dem Fall ist es praktisch ein Biergewürz, und man kann das dem Brauer nicht untersagen, weil es wäre schlechter gestellt, als jeder andere Brauer in der EU. Das heißt, sich darauf berufend ist es ja, wie du gerade gesagt hast, bekomme ich in jedem Bundesland eine Ausnahmegenehmigung und kann bei dir auch außerhalb dieser Gesetze brauen. Da bezieht man sich auf dieses Gerichtsurteil, das funktioniert überall, außer in Bayern und in Baden-Württemberg. Weil Bayern und Baden-Württemberg ihre Rechte haben praktisch aus den, sieht sich geschichtlich irgendwie hin, aber hat letztendlich mit dem Reichsbeitritt zu tun, dass es da immer noch nicht gilt. Und da muss man sagen, wo sind wir, dass eine höchstrichterliche Anordnung oder eine Auffassung von einem Richter praktisch letztendlich trotzdem ausgehebelt wird und sagt, ja, das ist uns egal, wir sind wir, bei uns gilt es nicht. Und das ist für mich so ein untragbarer Zustand, dass man eigentlich da immer ein bisschen Rechtssicherheit auch schaffen muss. 

Flo Ja, kann man bei allem nur zustimmen. Aber ich glaube, das Thema bietet so viel. Wir könnten wahrscheinlich einen 10-Stunden-Podcast machen, aber ich denke, wir haben die letzten eineinhalb Stunden, die es jetzt mittlerweile circa sind, unserer Hörerschaft einen sehr guten Überblick über die Historie gegeben, wie man das Reinheitsgebot über die Jahrhunderte vielleicht durch die Informationen, die wir geliefert haben, aus einer anderen Brille sieht, vielleicht besser interpretieren kann. Und wir haben natürlich auch aufgezeigt, dass wir alle, wie wir hier zusammensitzen, durchaus das Reinheitsgebot gut finden, dass es Vorteile bietet und dazu geführt hat, dass wir heute, ja, eigentlich überall in Deutschland relativ einfach exzellentes Bier bekommen können. Und das ist auf jeden Fall eine gute Sache. Und ich glaube, Paul, mehr habe ich zumindest nicht zum Reinheitsgebot für jetzt zu sagen. Mein Vorschlag wäre, wir kommen so langsam zum Ende und kommen zu unserer Standard-Rubrik.  

Bier des Monats 

Paul Ja, absolut. Und wir haben, ja, ist ja immer so ein bisschen das Feierabend-Bierchen für uns. Also die Folge ist dann im Kasten so ungefähr. Und wir haben diesmal natürlich auch den Jan gefragt, ob er vielleicht ein Bier des Monats hat oder ein besonderes Bier, was er hier einfach vorstellen will. Das darf natürlich auch nochmal alkoholfrei sein. Jan, du musst dich nicht zurückhalten. Aber die Frage an dich als Erstes als Gast. Hast du noch ein Bierchen dastehen oder lässt du jetzt aufgrund der Mittagszeit das erst mal aus? 

Jan Ich habe kein Bierchen dastehen, aber ich bin zur Zeit dabei, mich durch die verschiedensten Oktoberfest-Biere zu trinken, zu verkosten. Entschuldigung, nicht zu trinken, zu verkosten. Aber es gibt ja hier auch wieder einen Bierstil, der auch in den USA gerade wieder ankommt. Zurück zum Thema praktisch. Also auch hier trinkt man viel traditionell und es ist spannend. Es gibt hier wirklich durchaus sehr gute Oktoberfest-Biere. Es gibt viele deutsche Brauereien, die aufgrund vom Namen in Deutschland kein Oktoberfest-Bier verkaufen dürfen. Das aber in den USA natürlich tun. Es ist immer wieder spannend, sich so durchzusetzen. Mein Bierstil des Monats, sagen wir es so, ist der Oktoberfest.  

Paul Sehr schön. Die sehen auch auf den Fotos, die du hast, immer ein bisschen dunkler aus, als das, was auf dem Oktoberfest eigentlich verkauft wird. Ist das richtig oder ist das nur bei manchen so?  

Jan Das ist eigentlich grundsätzlich so, dass die eher Richtung März gehen. Also eher traditionelle Oktoberfest-Biere sind nicht das Festbier.  

Paul Sehr, sehr gut. Flo, du machst dich gerade auf, ich bin doch hinterher. Dann erzähl doch mal, was hast denn du da dir geholt? Ich habe es gehört, du bist losgegangen und hast dir quasi hinter dir quasi auf dem Kühlschrank geholt. 

Flo Nicht auf dem Kühlschrank, auf dem Regal, ja. Ist richtig. Aber mein Bier des Monats ist ein anderes Bier, als das, was ich gleich im Glas habe. Ich muss sagen, vielleicht fange ich so an, ich bin so ein bisschen, oder ich gehöre zu diesen Untappd-Junkies. Früher mal stärker, da habe ich wirklich, glaube ich, jedes Bier, was ich so getrunken habe, bei Untappd eingecheckt. Mittlerweile hat es ein bisschen nachgelassen. Aber ich sage mal, bei den guten Bieren mache ich das nach wie vor. Ich muss lügen, ich habe dreieinhalbtausend, die ich da über die Jahre katalogisiert für mich habe. Das sind so circa 10 – 15, denen ich eben volle Punktzahl gegeben habe. Und die wenigsten haben das eben geschafft zu bestätigen, wenn ich die später noch mal getrunken habe. In dem Fall, deswegen ist es mein Bier des Monats, das habe ich vor einer Woche getrunken mit zwei Kollegen. Warum ich das nicht alleine getrunken habe, wird sich gleich erschließen, weil es eben ein Imperial Oatmeal Stout ist, ein Barrel Aged mit Spices von einer Brauerei aus Seattle, Fremont [41] heißen die. Die sind relativ bekannt, bekommt man auch relativ gut in Europa, sind aber sehr hochpreisig. Also da liegen wir irgendwo pro Flasche so bei, ja, roundabout 30 Euro. Das heißt, das ist sicherlich etwas, was man sich nur in Gesellschaft mit mehreren Leuten und zu besonderen Anlässen gönnt. Und dieses Bier, das nennt sich Spice Wars, das habe ich jetzt zum zweiten Mal getrunken, ziemlich genau ein Jahr später. Das ist ein Blend aus 24-monatigen, 18-, 12- und 8-monatigen Barrel Aged Oatmeal Stouts, die eben 7 bis 12 Jahre alten Kentucky Barrels waren und in dem Fall eben noch auf Zimtrollen, Sternanis und anderen natürlichen Gewürzen gereift wurden. Und ja, 13,4 Prozent, 50 IBU, schwarz wie die Nacht, ölig von der Konsistent und sowas von abgerundet, perfekt aromatisch. Auch jetzt für den Winter bin ich eher dann der Stout Trinker. Und das Bier, das, ja, auch beim zweiten Mal muss ich dem eine volle Punktzahl geben, weil ich fand es einfach, ich weiß nicht, wie man das auf irgendeine Art und Weise besser machen kann. Das hat bei mir echt beim zweiten Mal auch zum gleichen Wow-Effekt geführt wie beim ersten Mal. Und wie ich schon gesagt habe, das haben bisher sehr, sehr wenige Biere geschafft. Und deswegen ganz klar mein Bier des Monats. Und im Glas habe ich aber gleich das Nordic Porter Barrel Aged, französische Eiche in dem Fall, von Störtebecker.  

Paul Oh, da war ich dabei, als du das in die Hand gedrückt gekriegt hast.  

Flo Genau, und du hast es gleich auch in die Hand gedrückt bekommen.  

Paul Richtig, genau.  

Flo Und mein Bier des Monats, mein eigentliches, hat mich jetzt eben an das erinnert, hat auch 11 Prozent. Das ist ja, das Nordic Porter von Störtebecker ist ja ein Eisbock, der in dem Fall eben da nochmal ins Fass gewandert ist. Und ich habe gedacht, für einen Sonntageabend für alle Zuhörer ist das genau das richtige Bier. Ja, genau, bei uns ist es nicht Mittag.  

Jan Aber es ist zum Beispiel mit so einem Punkt, ich will jetzt, wir haben ja gesagt, wir reden nicht mehr über das Reinheitsgebot, aber bloß mal so einen Anstoß zum Denken. Es gibt auch in Deutschland ohne Probleme und sogar ohne Ausnahmegenehmigung gibt es Barrel Aged Biere. Ich meine, wir merken ja, wenn ich das Ganze in einem Bourbonfass nagele, dass ich den Bourbon danach ausschmecke. Was ist denn damit? Ich meine, letztendlich gebe ich ja da irgendwie in irgendwelchen Mengen Bourbon zu. 

Flo Ja, das stimmt. Ich habe gelernt, das ist Graubereich in dem Fall, da redet man drüber. Ja, genau. Aber vielleicht noch kurz abschließend, von der Nase her schon mal richtig cool. Also, Grüße hoch in den Norden, sehr gelungen, scheint sehr gelungen zu sein. Das machen die schon gut, das können die auch. Also, ich meine, das normale Nordic Porter ist echt schon richtig gut. Aber das jetzt mit den würzigen, vielleicht leicht Vanillenoten von dem Fassgereiften. Und das ist auch noch mal ein bisschen stärker als das normale. Ich glaube, das normale hat so ungefähr 9 Prozent, das hat 11 Prozent. Das heißt, das schlägt genau in die Kerbe, was der Jan vermutlich gerade gesagt hat, dass da von irgendwoher auch noch was kam. Wobei, steht nur französische Eiche drauf. Von daher kann ich es mir jetzt hier zwar nicht erklären, aber ja, auch sehr spannendes Bierchen. Leider nur limitiert. Das heißt, wenn er das jetzt gerade hört, bekommt er das wahrscheinlich nicht mehr. Aber das normale ist auch gut. Und hast du dir mittlerweile auch eins geholt, Paul? 

Paul Ja, selbstverständlich. Also, ich habe auch ein Limited im Glas und zwar von Maisel & Friends den neuen Hopfenreiter. Ich war ja aus bestimmten Gründen letztens in Bayreuth und habe dort ein Hobby Dunkel gebraut, mein Münchner Dunkel. Und habe natürlich auch Bier mitgenommen und auch schon mehrfach den Hopfenreiter vom Fass probiert, als ich im Liebesbier war. Das ist jetzt mittlerweile die achte Version bzw. das achte Mal, dass der Hopfenreiter eingebraut wurde. Das ist immer ein Double IPA mit so stolzen 8,5 Prozent. Also, das ist auch einiges. Und dazu lädt sich Maisel & Friends dann quasi oder dazu lädt sich Maisel dann ihre Friends auch ein. Also, da kommen dann eben Brauereien, die da auch Bock haben auf dieses Projekt. Und jede Brauerei darf ein Hopfen mitbringen, mit dem dann dieses Double IPA gebraut wird. Und um sie mal kurz zu nennen, das ist dann Mücke aus Essen gewesen. Also, eine relativ kleine Brauerei. Ich kenne sie aber, machen echt tolle, tolle Sachen. Unverhopft aus Berlin. Dann war die Brick House Brewery aus Frankreich dabei. Lervig war dabei. Und Sorry Brewing aus Tallinn, Estland. Und natürlich Maisel & Friends. Und die haben folgende Hopfen alle reingebracht. Sorachi Ace, der Motueka, Elixir, Nelson Sauvin, Cashmere und Tango. Und das ist wirklich eine richtig tolle Kombination geworden. Also, ich finde, es ist so ein richtig geiles Double IPA. Das ist genau so, wie ich es mir vorstelle. Und es grenzt sich so ein bisschen ab zu dem, was man vielleicht so in der Nase hat. Ich habe hier ganz, ganz viel florale Noten, Weißweinnoten. Alles so ein bisschen so hellere Früchte. Oder so Pfirsich, Mirabelle, so in die Richtung Cassis. Also, richtig geiles Ding. Und ganz schlimm ist, und das habe ich auch spüren müssen, ich habe nämlich mehrere 0,5er Gläser davon im Liebesbier getrunken. Man merkt den Alkoholgehalt beim Trinken halt nicht. Und als ich mir dann, ja, ich wusste, das ist ein Double IPA. Aber als ich dann mal nachgefragt habe und die gesagt haben, 8,5 Umdrehungen, habe ich gedacht, ups, okay, alles klar. Das wird ein schöner Morgen. Und so ging es mir dann auch am nächsten Morgen. Ich hatte ein bisschen zu kämpfen, aber es hat sich gelohnt. Es war wirklich toll. Und der Hopfenreiter, wer Bock hat, wie gesagt, ein Limited. Das gibt es nicht ewig und wird nächstes Jahr sicherlich auch wieder eingebraut. Aber eben in dieser Version, jetzt gerade erhältlich, könnt ihr euch noch kaufen.  

Flo Abartig cooles Konzept von Maisel mit dem Hopfenreiter und auch so durchgängig, wie du es schon erwähnt hattest, weil eben auch der Name Maisel & Friends da irgendwie aufgegriffen wird, dass es jetzt schon so viele Jahre durchziehen und jedes Jahr mit ähnlicher Rezeptur immer wieder neues tolles Bier rauskommt. Super cool. Und auch der Artteil mit dem Hopfenreiter, wenn man ins Liebesbier reinläuft und den an der Wand sieht. Mega. Also richtig, richtig cooles Ding. Freue ich mich auch jedes Jahr drauf, wenn das Ding rauskommt.  

Paul Absolut. Ich habe auch, ich gebe es zu, ich habe mir auch das T-Shirt dazu geholt. 

Flo Das habe ich schon lange gebraucht. 

Paul Genauso wie du sagst, ich fand es so gut und ich bin immer wieder drumherum schlawenzelt und habe es mir nicht geholt. Jetzt habe ich es an, auch heute gerade, weil ich es einfach so cool finde. Der große Artteil ist dann auf dem Rücken und vorne ist es relativ dezent. Also, ja, cooles Bier, cooles Konzept. Absolut. Und damit sind wir am Ende unserer Folge 4 über das Reinheitsgebot. Und uns bleibt zu sagen, Jan, vielen, vielen Dank, dass du dabei warst, dass du so viele Infos hier rausgehauen hast. Das war, glaube ich, wieder eine pickepackevolle Folge mit richtig vielen Infos und es hat richtig Spaß gemacht, da auch zuzuhören. Ich hoffe, euch ging es auch so da draußen. Und ja, vielen, vielen Dank, Jan. Und natürlich auch vielen Dank, Flo. War wieder eine coole Folge.  

Jan Nee, mir hat es auch Spaß gemacht. Und ich bin dem Traktorfahren für zwei Stunden entkommen.  

Paul Das wäre schön, wenn wir dazu beitragen konnten. Sehr schön. Also, in diesem Sinne, macht’s gut. Prost. Wir dringen jetzt noch in Ruhe aus und hört beim nächsten Mal wieder rein. 

Quellen

[1] Reinheitsgebot Wikipedia 
https://de.wikipedia.org/wiki/Reinheitsgebot 

[2] Webseite von Jan 
https://www.jan-bruecklmeier.com/ 

[3] Hopfenhelden – Headless Brewing im Interview 
https://www.hopfenhelden.de/headless-brewing-company/ 

[4] HBCON 
https://heimbrauconvention.de/ 

[5] Instagram Seite Martin Becker 
https://www.instagram.com/maddinsbrauwerk/ 

[6] Hefe Mangrove Jack M66 
https://www.hobbybrauerversand.de/Mangrove-Jacks-M66-Hophead-Ale-Yeast-10-g 

[7] Lallemand Aromazyme (Beta-Glucosidase) 
https://brouwland.com/de/enzyme/19601-lallemand-aromazyme-100-g.html 

[8] Erste dokumentierte Verwendung RHG 1918 
https://www.biertour-muenchen.net/faq/ 

[9] Augsburg 1156 
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/trinken/bier/pwiedasreinheitsgebot100.html 

[10] Nürnberg 1303 
https://www.historische-felsengaenge.de/fuehrungen/rotes-bier-in-tiefen-kellern 

[11] Eichstätt 1319 
https://www.donaukurier.de/archiv/eichstaetts-braugebot-aus-dem-jahr-1319-3719455 

[12] Weimar 1348 
https://www.weimar.de/tourismus/weimar-erleben/essen-und-trinken/made-in-weimar/weimarer-bier/ 

[13] Bamberg Ungeldverordnung 1489 
https://www.focus.de/panorama/welt/getraenke-franken-schaeumen-streit-ueber-ursprung-des-bier-reinheitsgebots_id_5249932.html 

[14] 1806 Der Malzaufschlag / 1870 Eintritt in den Norddeutschen  Bund 
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Biersteuer 

[15] 1923 Neue Biersteuergesetz 
https://www.jstor.org/stable/40907492 

[16] 1993 Neufassung des vorläufigen Biergesetzes 
https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?start=%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl193s1399.pdf%27%5D#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl193s1399.pdf%27%5D__1700811097733 

[17] 2005 Art. 7 Nr. 1 G zur Neuordnung d. Lebensmittel- u. FuttermittelR 
https://beck-online.beck.de/Dokument?vpath=bibdata%2Fges%2Fbierg%2Fcont%2Fbierg.htm&versionDate=20020101 

[19] Köln Grutbier – Verbote Hopfenbier 1381 
https://www.koelner-brauerei-verband.de/historie/ausstellung-zeugen-koelner-brau-kultur-1396-1996/3-bier-in-koeln-vor-1800.html 

[20] John R. Krenzke, Chicago, 2014 

Change Is Brewing: The Industrialization of the London Beer-Brewing Trade, 1400-1750 

[21] Martyn Cornell – Zythophile – Verbot von unvermälztem Getreide 
https://zythophile.co.uk/2020/09/16/so-er-when-were-brewers-banned-from-using-unmalted-grain/ 

[22] Britische Biergesetze 19 Jahrhundert 
http://barclayperkins.blogspot.com/2012/03/british-beer-legislation-1802-1899.html 

[23] Free Mash Tun Act 
http://barclayperkins.blogspot.com/2009/11/free-mash-tun-act.html 

[24] Germany’s Extensive History of Brewing with Malt Substitutes: Birthplace of America’s Adjunct Lager Beer Gregory Paul Casey, 2020 

https://www.mbaa.com/publications/tq/tqPastIssues/2020/Pages/TQ-57-1-0126-01.aspx

[25] New England IPA Sam Admas – Just the Haze 
http://barclayperkins.blogspot.com/2009/11/free-mash-tun-act.html 

[26] Brauerei Flügge 
https://www.t-online.de/region/frankfurt-am-main/id_100125000/craft-bier-brauerei-fluegge-in-frankfurt-muss-schliessen-nicht-mehr-zu-bewaeltigen-.html 

[27] Unser Bier. Das Brauwesen in Bayern vom 14. bis 16 Jahrhundert, insbesondere die Entstehung und Entwicklung des Reinheitsgebotes (1516) 

Hackel-Stehr, Karin, Gebundene Ausgabe 1989 

[28] German Reinheitsgebot – 506 Years of Purity? 

[29] Das Reinheitsgebot ist tot – lang lebe das Reinheitsgebot 
https://braumagazin.de/article/reinheitsgebot-ist-tot/ 

[30] Heinzlein – Brauerei Heller 
https://heinzlein.de/ 

[31] Reinheitsgebot – Zitat 
https://brauer-bund.de/reinheitsgebot/fragen-und-antworten/ 

[32] TGL 7764 
https://katalog.ub.uni-weimar.de/tgl/TGL_7764_03-1980.pdf 

[33] Etikettenschwindel – Erdinger 
Quelle: http://www.lebensmittelklarheit.de/produkte/erdinger-weissbier 

[34] Reis in deutschem Bier I 
http://barclayperkins.blogspot.com/2014/04/rice-in-german-beer.html 

[35] Reis in deutschem Bier II 
http://barclayperkins.blogspot.com/2014/05/rice-in-german-beer-again.html 

[36] Pilsner – Wortherkunft I 
https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/orte/pilsen-plzen 

[37] Pilsner – Wortherkunft II 
https://bier.bayern-online.de/bier/bier-abc/p/pils/ 

[38] Düll, R. & Kutzelnigg, H. 2016: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 8. Aufl. – Wiebelsheim. 

[39] Urbock – Bier jenseits von Hopfen und Malz 
Christian Rätsch 

[40] Deutsche Kreativbrauer – Natürlichkeitsgebot 
https://deutschekreativbrauer.de/das-natuerlichkeitsgebot/ 

[41] Fremont 
https://www.fremontbrewing.com/ 

[42] Maisel & Friends – Hopfenreiter 
https://www.maiselandfriends.com/de/biere/limited-biere/hopfenreiter/ 

Hinterlasse einen Kommentar